Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper

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er sich anmutig in die Brust warf. »Er hatte das Schaf auf dem Rücken und den Kopf auf die andere Seite gedreht, sonst würde ich ihn sicher getötet haben; so aber – –«

      »Hast du das Schaf erschossen – ich weiß das alles, lieber Vetter. Aber würde es sich auch für den Obersheriff von – – schicken, an solchen Belustigungen teilzunehmen?«

      »Sicher traust du mir nicht zu, daß ich die Absicht habe, eigenhändig zu schießen«, sagte Herr Jones. – »Doch laß uns nachfolgen und das Schießen mitansehen. Ein Frauenzimmer hat in diesem neuen Lande nichts zu befürchten, zumal die Tochter deines Vaters, wenn ich ihr zur Seite stehe.«

      »Meines Vaters Tochter fürchtet nichts, zumal wenn sie von dem Vorstand der vollziehenden Gewalt in der Grafschaft begleitet wird.«

      Sie nahm sofort seinen Arm, und er führte sie durch das Labyrinth von Büschen zu der Stelle, wo sich die meisten jungen Männer des Dorfes zu einem Weihnachtswettschießen versammelt hatten, und wohin Natty mit seinen Gefährten bereits vor ihnen gegangen war.

      XVII

       Inhaltsverzeichnis

      Wie? Alles da in schmuckem Kleide?

       Ich wette, ‘s gibt ein Volksfest heute.

      Scott

      Die alte Belustigung am Christfest, nach einem Truthahn zu schießen, gehört zu den wenigen, die von den Ansiedlern eines neuen Landes selten oder nie vergessen werden. Sie stand in Verbindung mit den täglichen Beschäftigungen eines Volkes, welches oft die Axt oder Sichel beiseite legte, wenn ein Hirsch durch den Wald jagte, in dem sie Bäume fällten; oder wenn ein Bär in ihre wenig kultivierten Wiesengründe eindrang, um die Luft einer Lichtung zu schnuppern und sich auf Kundschaft zu legen, wie es mit dem Umsichgreifen der Eindringlinge stehe.

      Bei dem gegenwärtigen Anlaß war der herkömmliche Brauch etwas beschleunigt worden, um sich auch Herrn Grants Predigt zunutze machen zu können, welche für die jungen Schützen nicht weniger Reiz hatte als ihre gegenwärtige Beschäftigung. Der Eigentümer der Vögel war ein freier Neger, der sich für diesen Anlaß mit einer Menge Geflügel versehen hatte, das wunderbar geeignet war, den Appetit eines Epikureers zu reizen und die Geschicklichkeit der verschiedenen, allen Altersklassen angehörigen Preisbewerber zu erproben. Für die jüngeren und bescheideneren Schützen hatte er verschiedene Vögel untergeordneten Ranges ausgestellt, und bereits waren mehrere Schüsse sehr zu dem pekuniären Vorteil des schwarzen Eigentümers gefallen. Die Einrichtung des Festes war außerordentlich einfach und leicht verständlich. Der Vogel wurde mit einer Schnur an dem Stumpf einer großen Fichte angebunden, welcher an der dem Schützen zugekehrten Seite mit einer Axt flach gehauen war, um als Scheibe zu dienen, an der sich die Geschicklichkeit jedes einzelnen Individuums beurteilen ließ. Die Entfernung zwischen dem Stumpf und dem Schießstand betrug hundert abgemessene Ellen, und ein Fußbreit mehr oder weniger wäre als ein Eingriff in die Rechte des einen oder des anderen angesehen worden. Der Neger bestimmte für jeden Vogel den Preis und setzte die Bedingungen fest; war dies aber einmal geschehen, so blieb er durch die strengen Grundsätze einer öffentlichen Gerechtigkeit, welche in der Gegend galten, genötigt, jeden Lust Bezeugenden zuzulassen.

      Das Gewimmel auf dem Platz bestand aus etwa zwanzig oder dreißig jungen Männern, die alle mit Büchsen bewaffnet waren, und der ganzen männlichen Schuljugend des Dorfes. Die kleinen, in rauhe, aber warme Kleider gehüllten Knirpse scharten sich, die Hände in die Hosentaschen gesteckt, um die berufensten Schützen und horchten begierig auf das prahlerische Anpreisen der eigenen Geschicklichkeit, die man bei früheren Gelegenheiten an den Tag gelegt hatte, in ihren kleinen Herzen die Großtaten dieser Helden bereits im voraus nachahmend.

      Der Hauptsprecher war der von Natty schon erwähnte Billy Kirby. Dieser Bursche, der, wenn er arbeiten mochte, Bäume fällte und Strünke ausrodete, war von großer Statur, und man konnte den Charakter des Mannes schon in seinem Gesicht lesen. Er war ein lärmender, gedankenloser junger Mensch, dessen gutmütige Augen zu seiner plumpen und polternden Sprache einen starken Kontrast bildeten. Er konnte wochenlang in völligem Nichtstun von Schenke zu Schenke schlendern oder für ein Mittagessen und Branntwein kleine Geschäfte verrichten, während er mit seinen Kunden um den Preis jeder Arbeit feilschte und lieber faulenzte, wenn er glaubte, man trete seiner Unabhängigkeit zu nahe oder wolle ihn um einen Heller seines Lohnes verkürzen. War man aber einmal mit ihm eins geworden, so griff er nach seiner Axt und seiner Büchse, schlüpfte in die Riemen seines Tragkorbs und marschierte mit herkulischen Schritten dem Walde zu. Hier war es sein erstes, seinen Bezirk kennenzulernen, den er, sich bisweilen mit einem Schluck aus der Flasche stärkend, umschritt, um die Grenzbäume durch einen Hieb seiner Axt zu zeichnen; dann pflegte er sich mit gar bedächtigen Mienen in den Mittelpunkt des ihm angewiesenen Platzes zu begeben, wo er seine überflüssigen Kleider beiseite legte und mit kundigem Auge einen oder zwei der nächsten Bäume maß, die, wenn er in die Höhe sah, beinahe in die Wolken zu ragen schienen. Gewöhnlich wählte er einen der edelsten für seinen ersten Kräfteversuch und näherte sich ihm, ein Liedchen pfeifend, mit gleichgültiger Miene; dann schwang er mit sicherer Faust die Axt, nicht unähnlich den Begrüßungen eines Fechtmeisters, worauf er einen leichten Hieb in die Rinde tat und seine Entfernung abmaß. Die Pause, die dann folgte, war für den Wald, der seit Jahrhunderten dort geblüht hatte, verhängnisvoll. Den schweren und raschen Hieben folgte bald das donnernde Krachen des Baumes, wenn er sich von seinen letzten Verbindungsflächen loslöste, dann das Rauschen und Knirschen der Zweige in den Wipfeln seiner benachbarten Brüder und endlich der Sturz auf den Boden mit einer Erschütterung, die fast einem Erdbeben glich. Von diesem Augenblick an schallten die Töne der Axt ohne Unterlaß fort, während der Sturz der Bäume sich wie ferner Kanonendonner anhörte, und das Licht des Tages drang in die Tiefe der Wälder mit der Schnelle eines Wintermorgens.

      Tage-, wochen-, ja monatelang konnte Billy Kirby mit dem Feuereifer seiner angeborenen Tatkraft und einem Erfolg, der ans Unglaubliche zu grenzen schien, fortarbeiten, bis er nach beendigter Arbeit mit den Lungen eines Stentors seinen geduldigen Ochsen rief, so daß die Töne wie ein Feuerlärm durch die Berge schallten. Oft hatte man ihn an schönen Sommerabenden meilenweit durch das Tal von Templeton gehört, wenn das Echo der Berge seinen Ruf auffing, bis dieser in mattem Nachhall an den fernen Felsen, die über den See hingen, erstarb. War er sodann mit dem Aufschichten des Holzes fertig, was gleichfalls mit einer Schnelligkeit geschah, die nur seiner Gewandtheit und seiner herkulischen Kraft möglich war, so raffte der Holzfäller sein Arbeitsgerät zusammen und zog im Licht des geschlagenen Waldes ab wie der Eroberer einer Stadt, der, wenn er die Gegnerin bewältigt hat, seinem Siege mit der Brandfackel die Krone aufsetzt. Lange nachher konnte man sodann Billy Kirby um die Schenken lungern sehen, wie er die Bauernpferde ritt, bei Hahnenkämpfen den Schreier spielte und nicht selten bei Volksbelustigungen wie der gegenwärtigen der Held des Tages war.

      Zwischen ihm und Lederstrumpf hatte hinsichtlich der Kunstfertigkeit mit der Büchse schon lange eine eifersüchtige Nebenbuhlerschaft bestanden. Natty konnte sich zwar einer langen Übung rühmen, doch wurde allgemein angenommen, daß der Holzfäller, was Stärke des Armes und Schärfe des Blickes anbelangte, nicht hinter ihm zurückbleibe. Der Wettbewerb ihrer beiderseitigen Fähigkeiten hatte sich bisher auf das selbstgespendete Lob und auf Vergleiche beschränkt, die aus dem Erfolg ihrer Jagdausflüge gezogen wurden; aber jetzt sollten sie das erstemal öffentlich miteinander wetteifern. Billy Kirby war eben mit seinem Feilschen um den Preis eines auserlesenen Vogels einig geworden, als Natty und seine Gefährten anlangten. Der Schuß war bereits im voraus zu einem Schilling, der höchsten landesüblichen Einlage, angesetzt worden, und so suchte denn der Schwarze sich durch die Bedingungen des Schießens womöglich vor Verlust zu schützen. Der Truthahn war bereits an der Scheibe angebunden, sein Körper aber ganz von Schnee bedeckt, so daß man nichts als seinen roten schwellenden Kopf und den langen Hals sehen konnte. Wurde der Vogel unterhalb der Schneeoberfläche verletzt, so blieb er das Eigentum seines gegenwärtigen Besitzers; war aber nur eine Feder an einem sichtbaren Teile berührt, so fiel das Tier als Preis dem glücklichen Schützen anheim.

      Der Neger, der


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