DAS ALIEN TANZT WALZER. Группа авторов

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aus den Eismeeren gewannen, um sie als Raketentreibstoff zu vertreiben. Aber diese Firmen hatten ihren Sitz nicht in der Nähe der Habitate. Lärmbelästigung war auf dem Mond ja kein Thema, aber schon allein wegen des durch den Abbau umherfliegenden Mondstaubes, der sich über alles legte, war das gar nicht möglich. Und die Optik …

      »Village One steht auf dem Grundstück von Dig Deep«, erklärte mir nun Frau Hassenberg ungeduldig. »Da Dig Deep eine Genehmigung der luxemburgischen Regierung vorweisen kann, der Erbauer und Betreiber von Village One aber nicht, muss Village One –«

      »– abgerissen werden«, ergänzte ihr Mann nickend und schlug die Zeitschrift wieder auf, als ob damit alles gesagt sei.

      Jetzt stand auch mir der Mund offen.

      »Aber der Mond, der gehört doch allen!«, protestierte ich. »Da handelt es sich doch nicht um einen zusätzlichen Kontinent, den man so mir nichts dir nichts okkupieren kann! Der Mond ist eben … der Mond!«

      »Von Eroberung redet ja auch keiner, meine Liebe«, korrigierte mich Frau Hassenberg mit erhobenem Zeigefinger. Inzwischen war ich dermaßen erregt, dass ich ihn ihr am liebsten gebrochen hätte. »Niemand darf den Mond besitzen, aber man darf ihn nutzen

      »Und Sie vertreten Dig Deep, nehme ich an«, stellte Markus erstaunlich realistisch fest. »Sie sitzen also seelenruhig neben uns, haben aber vor, uns die Suite – die wir uns nur leisten konnten, weil wir alles … einfach alles verkauft haben –«, jetzt wurde sein Tonfall schärfer, »unter dem Arsch wegzuziehen und uns auf der dunklen Seite des Mondes auszusetzen, mit nichts weiter am Leib als einem verschissenen Raumanzug!«

      Frau Hassenberg starrte ihn konsterniert an. »Jetzt übertreiben Sie aber ein bisschen, meinen Sie nicht auch? Natürlich werden Sie umgesiedelt.«

      »Und wohin, wenn ich fragen darf?«, zischte Markus leise.

      »In die Bergarbeiterunterkünfte«, teilte uns Herr Hassenberg in schulmeisterlichem Tonfall mit. »Fürs Erste. Es ist also für alles gesorgt.«

      Ich rang nach Luft. »Für alles gesorgt?«, echote ich. »Sind Sie noch ganz dicht? Die leben dort jeweils zu viert in einem Raum, der nicht größer ist, als … als unser ehemaliges Scheißhaus! Unter…ird… mondisch! Die leben unter der Mondoberfläche!« Ich versuchte, nicht zu schreien, was mir außerordentlich schwerfiel. »Ich. Werde. In. Meine. Suite. Einziehen!« Mit jedem Wort deutete ich abwechselnd anklagend auf das Ehepaar. »Ist das in Ihren Oberstübchen angekommen?«

      »Und als Erstes werden wir auspacken, die Duschen nutzen oder einen der Swimmingpools aufsuchen«, bekräftigte Markus und drückte beruhigend meine Hand. »Wir werden in die Bar gehen, uns im Restaurant verköstigen, ein wenig einkaufen und es dann in unserem wohltemperierten, weichen Bett zwischen den Satinlaken so lange aus Leibeskräften und hemmungslos miteinander treiben, bis die Nachbarn mit den Fäusten an unsere Tür hämmern! Ihre Bergarbeiterunterkünfte, mein lieber Herr Hassenberg, können Sie sich in Ihren ausladenden Hintern stecken!«

      Mein Markus. Voll Elan. Voll Tatendrang. Erstaunlich.

      Ich drückte zurück.

      Frau Hassenberg, die schon während meiner Rede die Hand vor den Mund geschlagen hatte, war inzwischen rubinrot angelaufen und starrte uns mit aufgerissenen Augen entgeistert an. »Das ist unerhört«, presste sie schließlich zwischen den Brillanten an ihren Fingern hervor. »Unerhört!« Sichtlich von der Rolle nahm sie einen Schluck des dreifachen Bourbons aus ihrem Kristallglas, verschluckte sich, hustete, wedelte mit der einen Hand und reckte mir mit den anderen das Glas entgegen, als wolle sie so den Erstickungsanfall abwehren. Es gelang ihr nicht. Mit aufgerissenen Augen begann sie zu röcheln wie ein Staubsauger, in dessen Rohr sich etwas Großes verfangen hatte. Panisch nestelte sie an ihrem bunt gemusterten Halstuch.

      »Ogottogottogottogott«, wimmerte ihr Ehemann und half seiner Frau, ihr Tuch aufzuknoten.

      Geistesgegenwärtig drehte ich mich zu Markus. »Die Ad-Astra-Pillen«, flüsterte ich ihm zu. »Wo sind die?«

      Er kapierte sofort, steckte die Hand in die Hosentasche, brachte sechs kleine weiße Pillen zutage und drückte sie aus der Blisterpackung. Ungeduldig schnappte ich mir die Dragees und warf sie in das Glas, das mir Frau Hassenberg fast weggetreten immer noch unter die Nase hielt. Die Tabletten lösten sich fast augenblicklich auf. Die Eheleute waren komplett mit sich selbst beschäftigt und bekamen nichts mit. Die Immobiliendame röchelte immer noch, hatte die Farbe von Roter Bete angenommen, und ihr Gespons riss immer wieder verzweifelt die Arme in die Luft.

      »Bei so einem schlimmen Hustenanfall kann nur genügend Flüssigkeit den Reflex unterdrücken«, ermahnte ich mütterlich, nickte auffordernd und beobachtete dabei besorgt, wie sich die Stewardess anschickte, eilig unsere Sitzreihe aufzusuchen.

      Hassenberg, der sich immer noch unter nutzlosem Hochdruck um seine röchelnde Frau kümmerte, führte seiner besseren Hälfte jetzt unter gutem Zureden das noch gut gefüllte Glas an die Lippen und beobachtete glücklich, wie sie es nahezu leerte. Anschließend entwand er es ihr und trank es mit großen Schlucken aus.

      »Meine Güte«, schnaubte er und registrierte zufrieden, wie sich die Gesichtsfarbe seiner Gattin normalisierte. »Das ist ja noch mal gut gegangen.« Er wedelte die Stewardess beiseite. »Nein, danke, alles in Ordnung. Obwohl …« Hassenberg hielt ihr das Glas hin. »Noch einen, bitte. Nein, zwei.«

      »Wie lange wird es dauern?«, raunte ich Markus ins Ohr. »In drei Stunden checken wir ein.«

      »Das Zeug wirkt schnell«, beruhigte er mich. »Das wird reichen. Die Landung bekommen die nicht einmal mit. Das gibt uns auch genügend Zeit, um das Gepäck zu tauschen.«

      Ich nickte und rechnete im Geist schon durch, wie viel es mich kosten würde, meine Garderobe komplett zu erneuern, schloss, über die Summe entsetzt, kurz die Augen, ermahnte mich, dass alles zum Wohle unserer Zukunft war und wandte mich an meinen Nachbarn, dem der Schweiß der Anstrengung in den Hemdkragen lief.

      »Das mit vorher tut uns außerordentlich leid, Herr Hassenberg. Frau Hassenberg. Die Nerven, Sie verstehen? Es wird sich sicher alles zum Guten wenden. Ich hoffe, es geht Ihnen jetzt besser? Das war ja vielleicht knapp!«

      »Sie sprechen die Wahrheit gelassen aus.« Hassenbergs Mundwinkel hoben sich wohlgesinnt, aber er hatte Mühe, ein Gähnen zu unterdrücken. »Und für Ihr schnelles Eingreifen bin ich Ihnen unendlich dankbar. Diese Geistesgegenwart! Meine Gundula wäre mir fast erstickt! Grundgütiger, das hat mich alles sehr mitgenommen.«

      Ich tätschelte seine saftlose Hand. »Gern geschehen. Machen Sie doch ein Schläfchen.«

      Gundula erhob sich leicht schwankend und strich sich orientierungslos eine Strähne aus dem Gesicht. »Die Hose …«, lallte sie mit einem kindischen Grinsen auf dem Gesicht. »Wakata … wer hat sie? Wer braucht sie nicht mehr? Wer kann sie mir leihen?« Mit der linken Hand begann sie ungelenk, ihren Bundfaltenrock aufzuknöpfen, ihre Rechte drückte ihren Mann, der energielos Anstalten machte, sich zu erheben, zurück in den Sitz. »Schschsch …, Knut. Wirst du wohl?«

      Ich musste zugeben, dass ich nicht damit gerechnet hatte, einem Schauspiel wie diesem schon so früh beiwohnen zu dürfen.

      »Das ging in der Tat schnell«, raunte ich Markus zu. »Meine Güte.«

      Ungläubig verfolgten wir, wie Gundula beim Versuch, sich ihrer Unterhose zu entledigen, den Rock lüpfte und an ihrer Strumpfhose nestelte.

      »Beeindruckende Beine für ihr Alter«, grunzte Markus überrascht. »Kann sich sehen lassen.«

      Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Wollen wir auf ihren Hintern wetten?«

      Wir kamen nicht mehr dazu, denn unvermittelt hielt Frau Hassenberg in ihrer Bewegung inne, sank zurück auf den Sitz und erschlaffte. Ihr Kopf sank an die Schulter ihres Mannes, der dem eindrücklich vorgetragenen Lustspiel seiner Gundula nicht mehr hatte folgen können, weil er schon davor eingenickt war.

      »Herr


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