DAS ALIEN TANZT WALZER. Группа авторов

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Monitor meldete eine Abweichung weit außerhalb der üblichen Parameter. Nachdem Hoffbauer die Messeinstellungen angepasst hatte, vergrößerte er den betreffenden Ausschnitt und betrachtete die hierfür verantwortliche Anomalie. Ihm stockte der Atem.

      Mit zitternden Händen griff er zum Telefon und wählte die Nummer seines Assistenten.

      »Gas… Gastropoda galactica«, stotterte er in den Hörer.

      »Was meinen Sie?«, fragte Clemens besorgt. »Ist Podi zurückgekehrt?«

      »Ja – doch … doch nicht allein: Es sind mindestens zehn Exemplare, die allesamt zielstrebig auf die Erde zugleiten.«

      »Glauben Sie, dass die Schnecken sich rächen wollen, weil wir damals ihren Artgenossen unsanft aus dem Sonnensystem befördert haben?«

      »Nein«, widersprach der Professor. »Ich habe soeben die Vergrößerung maximiert und kann ihre Gesichtszüge sowie deren heraushängende Zungen erkennen. Sie scheinen keineswegs verärgert oder aggressiv zu sein – vielmehr durstig.« Der Professor schluckte. »Ich werde beim Präsidenten der globalen Brauereivereinigung anrufen. Wir werden Bier brauchen … sehr viel Bier

      

      Gard Spirlin: Alles Walzer

      Gulp langweilte sich. Er lümmelte in seinem TriDi-Stuhl und zappte träge durch die Unterhaltungskanäle seines All-Galactic-Accounts. Sein drittes Bein hatte er über eines der anderen gelegt, sein Kammschopf hing ihm wirr über die Augen. Wenn der geneigte Leser jetzt vielleicht messerscharf mutmaßt, dass Gulp kein Erdenbürger war, dann liegt er damit natürlich sehr richtig: Der kleine Außerirdische befand sich zig Lichtjahre entfernt auf seinem Heimatplaneten Huuryak und hatte bis dato gar keine Kenntnis von unserem Blauen Planeten in einem unbedeutenden Randbezirk der Milchstraße.

      Das sollte sich allerdings bald ändern. Denn wie schon erwähnt, Gulp war gerade extrem fad. Und so schaltete er, wie er es manchmal tat, auf den Discovery-Mode seiner exklusiven Satellitenanlage, der es ihm erlaubte, Sendungen von fernen Sternensystemen zu empfangen und zu decodieren. Manchmal fand er die primitiven Sendungen anderer Kulturen recht unterhaltsam. Doch auch hier: laaangweilig! Eine Seifenoper reihte sich an die andere, nur dass die Darsteller nicht drei Gliedmaßen und eine gesunde rote Gesichtsfarbe wie bei seinen heimischen Sendern, sondern fünf, sieben oder wahlweise auch gar keine Extremitäten aufwiesen, und die Kolorierungen alle Farben des sichtbaren und auch unsichtbaren Spektrums hatten.

      Doch plötzlich erweckte eine Sendung seine Aufmerksamkeit: Das primitive 2-D-Bild zeigte eine rotierende Raumstation. Das war jetzt an sich nicht so ungewöhnlich, denn fast alle halbwegs intelligenten Spezies der Galaxie (und auch die weniger intelligenten) betrieben Raumfahrt. Nein, was Gulp tatsächlich ganz und gar fesselte, war die Musik, die dazu aus seinen Sphärenboxen drang: ein himmlischer Wohlklang, rund und harmonisch, und das in einem Rhythmus, der ihn in seinen Bann zog. Eins-zwei-drei, eins-zwei-drei, begann er unwillkürlich mitzuzählen. Die Raumstation drehte sich dazu wie ein riesiges Rad. Welche Spezies machte eine so herrliche Musik? Er musste unbedingt mehr darüber erfahren!

      Gulp speicherte schnell die Koordinaten, woher diese Sendung kam, in seinen Assistenten und sprang voll Tatendrang auf. Dort musste er hin! Zum Glück war sein Ziel nur etwa hundert Lichtjahre entfernt, quasi ein Katzensprung, wenn es auf seinem Planeten Katzen gegeben hätte. Er eilte in seinen Quantenraumer, der stets startbereit vor seiner Behausung parkte, und übertrug die Koordinaten seines Zieles in das Navigationssystem. Man muss jetzt dazu anmerken, dass Gulp erstens dank einer Erbschaft von seinen drei Eltern recht wohlhabend war und zweitens selbst noch keine Partner gefunden hatte, also über seine Zeit und Ressourcen vollkommen frei verfügen konnte. Das machte solche Spontanausflüge erst möglich.

      Nur wenige Stunden Subjektivzeit später tauchte seine Sternenjacht in unmittelbarer Nähe des Zielplaneten (die Bewohner nannten ihn »Erde«, hatte er in der Galaktopedia herausgefunden) aus dem Hyperraum. Gleich nebenan in Sichtweite befand sich ein kleines Raumfahrzeug der Einheimischen in synchronem Orbit. Er scannte zwei Lebensformen darin. Kurz entschlossen beamte er sich auf das andere Raumschiff. Irgendwo musste er ja schließlich mit seiner Suche nach dieser wunderbaren Musik beginnen.

      Er materialisierte in einem unglaublich unordentlichen Raum, dessen Boden von leeren Getränkebehältern geradezu übersät war. Der Geruch von Ethanol und abgestandener Buttersäure war geradezu überwältigend. Zum Glück konnte Gulp alle drei seiner Riechöffnungen mit einem Hautlappen verschließen, was er auch sofort tat. Auf einer Sitzgelegenheit lehnte ein Erdling und stierte ihn aus nur zwei Sehorganen mit trübem Blick an.

      Gulp vollzog die intergalaktische Friedensgeste, die für solche Erstbegegnungen vorgeschrieben war, und aktivierte den Universaltranslator.

      »Seid mir gegrüßt, werter Bewohner dieses Planeten! Ich möchte Euch höflichst bitten, mir mit einer kleinen Auskunft weiterzuhelfen, wenn Ihr so freundlich wärt?«

      Der Erdling glotzte. Gulp wartete geduldig. Nach einer angemessenen Wartezeit versuchte er es erneut: »Mein Freund, ich würde nur eine ganz kleine Information von Euch benötigen, dann könnte ich weiter meiner Wege ziehen.«

      Keine Reaktion. Gulp trat vorsichtig ein wenig näher und wedelte mit einer seiner oberen Extremitäten vor dem Kopf des Fremden herum. Die Reaktion war beachtlich: Der Erdling heulte plötzlich laut auf und Flüssigkeit begann aus seinen Sehorganen zu fließen.

      »Schie… schie… schie ‘at mich verla-ha-ha-assen…«, schluchzte es steinerweichend aus dem Translator.

      »Wie bitte? Entschuldigen Sie, ich habe leider nicht ganz verstanden!«, zeigte sich Gulp irritiert.

      »Wahahahaaaa… Sie hat mich verlaaaaaaassen!«

      »Das tut mir sehr leid für Sie, wenn ich auch nicht genau weiß, was Sie damit meinen. Aber könnten Sie vielleicht trotzdem…?«

      »Buhuhuhuaaaa!«

      Gulp begann zu ahnen, dass er hier nicht wirklich weiterkommen würde. Der Erdling schniefte und schluchzte weiter vor sich hin, schüttelte immer wieder verzweifelt den Kopf und raufte sich die darauf wirr abstehenden dichten braunen Borsten. Gerade als Gulp überlegte, sich wieder auf seinen Quantenraumer zurückzubeamen, hörte er eine andere Stimme: »Vergessen Sie's! Das geht schon so, seit wir von Ceres aufgebrochen sind.« Gulp machte eine elegante Dritteldrehung zu dem Neuankömmling, der soeben in den Raum getreten war. Er erblickte die kleinere Version eines Erdlings, der sich gelassen an die Wand lehnte. Mit einer Art Tentakel, der aus seiner Nahrungsaufnahmeöffnung kam, leckte er an einem Kegel, der im oberen Bereich aus gefrorenem Wasser mit diversen Lipiden und Aromastoffen bestand, wie Gulps Analysator sogleich in sein Sichtfeld einblendete.

      »Seien Sie mir ebenfalls gegrüßt, kleinerer Erdling!«, grüßte er höflich. »Sind Sie ein Nachkomme dieses Individuums auf jener Sitzgelegenheit dort drüben? Wo sind die anderen beiden Eltern?«

      Sein Gegenüber verzog seinen Mundschlitz nach oben und entblößte dabei gruselig aussehende Kauwerkzeuge.

      »Nein, eigentlich ist der dort mein Sohn. Ich heiße Lennard Ryder, Professor Lennard Ryder, um genau zu sein. Sehr erfreut.« Der Kleine hielt Gulp eine seiner oberen Extremitäten entgegen und mangels Wissen, was er damit machen sollte, ließ Gulp einen Tropfen aus seinem Begattungsorgan darauf träufeln, was auf seiner Welt eine höfliche Aufforderung zum Test auf genetische Kompatibilität war. Da der andere nicht angemessen darauf reagierte, setzte Gulp einfach die Konversation fort: »Aha, Sie pflanzen sich retrograd fort, werden im Lauf Ihres Lebens immer kleiner?«

      »Aber nein, mein Aussehen ist die Folge einer unabsichtlichen Verjüngungskur auf dem Mars, aber das ist eine andere Geschichte. Was kann ich für Sie tun? Mein Sohn ist, seitdem ihn seine Tussi verlassen hat – steiler Zahn übrigens – vollkommen unansprechbar.«

      »Ich begreife zwar kein Wort, was Sie mir da sagen, aber ja, Sie würden mir sehr weiterhelfen, wenn Sie mir zeigen könnten, wo ich zu mehr von dieser wunderbaren Musik kommen


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