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spielt, sei­ne Schmacht­lo­cke ist scharf übers rech­te Auge ge­kämmt.

      »Na, du schmug­gelst ja doch im­mer ein Mä­del mit! Und wenn du es un­ter dem Floß vor dem Wehr­meis­ter ver­ste­cken müss­test.« Selbst­ge­fäl­lig streicht der Don Juan von der Was­ser­kan­te sei­ne Stirn­lo­cke mit der Hand­flä­che zu­recht.

      Hät­te der Ne­stor der Steu­er­leu­te hin­zu­ge­fügt, ein sol­ches Auf­fah­ren auf Sand kön­ne heu­te nicht mehr vor­kom­men, so lie­ße sich glau­ben, die­se we­nig sen­sa­tio­nel­le Ge­schich­te vom al­ten Buch­ta sei zur Il­lus­tra­ti­on der Tat­sa­che er­zählt wor­den, dass einst­mals selbst der er­fah­rens­te Steu­er­mann böse Fahrt­un­ter­bre­chun­gen er­lei­den konn­te. Aber der Er­zäh­ler hat dar­auf ver­zich­tet. Of­fen und stolz rühmt er sich des Buchta­schen Zi­tats – Wort­laut und Da­tum hat er sich ge­merkt, jahr­zehn­te­lang, in de­nen er etwa zwölf­hun­dert Floß­fahr­ten un­ter­nom­men. Der Fluch des al­ten Buch­ta ist ihm ein kost­ba­res Ver­mächt­nis.

      Ein An­ge­stell­ter der Schiff­fahrts­ge­sell­schaft tritt in die Gast­stu­be und mel­det, der Re­mor­queur, der an­de­re Flö­ße bis Tro­ja ge­zo­gen, sei eben zu­rück­ge­kehrt. Auf­bruch. Bald schwim­men wir wie­der tal­wärts.

      Im Ka­ro­li­nen­ta­ler Ha­fen wer­den je vier Flö­ße zu ei­nem Schlepp­zug, dem »Trans­port«, ran­giert, die bei­den vor­de­ren mit zwei Sei­len an den Schlepp­damp­fer ge­bun­den, alle vier mit­ein­an­der ver­knüpft. Jetzt ist Zeit zur Rast. Nur ab und zu müs­sen wir an den Vor­der­ru­dern ar­bei­ten, um bei schar­fen Bie­gun­gen des Flus­ses nicht an das Ufer an­zu­ren­nen.

      Steu­er­mann und Flö­ßer set­zen sich auf einen um­ge­stülp­ten Ei­mer, ste­cken die Pfei­fen in Brand. Den Feu­er­herd baut ein Ge­hil­fe, Ra­sen­stücke schlich­tet er auf einen Holz­stoß, be­gießt sie mit Was­ser und klatscht mit ei­ner Schau­fel das Erd­reich glatt, wo­bei Kot­pat­zen auf uns flie­gen; wir quit­tie­ren mit Schimpf­wor­ten. Von ei­nem Rund­bal­ken wird ein Stück ab­ge­sägt, klein ge­hackt und an­ge­zün­det. Herd­feu­er fla­ckert über den Was­sern.

      Den großen ir­de­nen Koch­topf ha­ben wir »ge­kauft« – wir ga­ben ei­nem der über­all her­an­ru­dern­den Mar­ke­ten­der ein an­sehn­li­ches Stück Bu­chen­holz da­für. Jetzt bro­delt Kaf­fee dar­in, dem ein ho­her Pro­zent­satz Rum bei­ge­mengt wird. Rücken an Rücken trin­ken wir den »Schwarz­ge­spritz­ten«. Um die Fahrt braucht man sich nicht zu küm­mern. Un­be­wegt und laut­los fährt das Vier­floß durch ge­stau­tes Was­ser, nur sein Bug wird von den leich­ten Wel­len des voran­damp­fen­den Re­mor­queurs um­spült. Da­durch, dass dem Fluss die Strö­mung ge­nom­men ward, hat auch die Ufer­land­schaft ihr Le­ben ver­lo­ren. Den Bäu­men, de­ren Zwei­ge wie ge­knickt vorn­über­hän­gen, den Sträu­chern, wel­che die Rän­der des zum Teich ge­wor­de­nen Flus­ses gar­nie­ren, fehlt das ei­len­de, plät­schern­de Was­ser. Ein­tö­ni­ge Ge­gend. Die Bal­ken des Flo­ßes schau­keln nicht, man spa­ziert auf ih­nen wie auf Par­kett­bo­den.

      Umso mäch­ti­ger der Kon­trast, wenn’s durch die Schleu­sen geht. Etwa zwei­hun­dert Schrit­te vor dem Wehr wen­det sich der Damp­fer mit ei­nem schril­len Pfiff, die vier Kom­po­nen­ten des Trans­ports knüp­fen sich von­ein­an­der und vom Re­mor­queur los und schnel­len ein­zeln – Di­stan­zen von je vier­hun­dert Me­tern ein­hal­tend – durch die Schleu­sen.

      Auf­jauch­zen möch­te man! Wel­len über­schwem­men die Bal­ken, peit­schen das lo­dern­de Herd­feu­er, in das hel­le Klat­schen der Wo­gen mischt sich dump­fes Kra­chen der Rand­bal­ken, die ge­gen die Stein­wän­de des flüs­si­gen Hohl­we­ges Sturm lau­fen und je­den Au­gen­blick zu zer­schel­len dro­hen. Man­che Ta­feln sind durch das dar­über­schla­gen­de Was­ser ver­deckt – es sieht aus, als sei­en die Bin­den ent­zwei­ge­gan­gen, das Floß in sei­ne Be­stand­tei­le zer­ris­sen.

      Die Platt­form der Prah­me, die ers­te Ta­fel, ist voll­stän­dig un­ter den schäu­men­den Was­ser­mas­sen ver­gra­ben, trotz­dem der am zwei­ten Floß­glied be­fes­tig­te Mast­baum sie krampf­haft hoch­zerrt. In der Mit­te der zwei­ten Floß­ta­fel steht der Steu­er­mann, an ih­rem rech­ten und lin­ken Rand wir Ge­hil­fen.

      Und wenn das Ende der Schleu­se nahe ist, der Bug aus der Flut em­portaucht, ren­nen wir, der Wo­gen nicht ach­tend, die hoch über un­se­re Was­sers­tie­fel schla­gen, zu den Ru­dern. Es gilt nach in­nen zu steu­ern, sonst wür­de das künst­li­che Ge­fäl­le un­se­re schwan­ke Prah­me auf die Ufer­bö­schung schleu­dern.

      Kaum sind wir durch, so glät­ten sich die Wäs­ser, die Höl­zer ord­nen sich par­al­lel, und an den Ex­zeß, des­sen Spiel­ball man eben war, er­in­nert nichts mehr. Wirf einen Blick zu­rück: Ein Floß saust kämp­fend hin­ab …

      Hin­ter je­der Schleu­se sam­melt sich der Trans­port von Neu­em, ein an­de­rer Schlepp­damp­fer wird vor­ge­spannt bis zum nächs­ten Wehr.

      In Je­di­bab, ei­nem von Gott und Men­schen ver­las­se­nen Nest: Nacht­quar­tier. Die Flö­ße kom­men hier in der Dun­kel­heit an, und da sie die Kam­mer­schleu­se nicht mehr pas­sie­ren kön­nen, wan­dert die Be­man­nung in das Dorf, zwan­zig Mi­nu­ten auf jäm­mer­li­chem Weg – bes­ser geht es sich auf run­den, schwim­men­den Stäm­men. In der Schen­ke es­sen wir har­tes Brot und ein wei­ches Ei und trin­ken war­mes Bier. Dann wird Stroh ins Wirts­lo­kal ge­schafft, und man legt sich hin.

      Schar­fer Re­gen peitscht die Fens­ter­schei­ben. Das nimmt man scha­den­froh zur Kennt­nis, denn ei­ner von uns hat er­klärt, es fal­le ihm nicht ein, das teu­re Ho­tel­lo­gis zu be­zah­len (in Je­di­bab be­trägt der Preis für das Nacht­la­ger acht Hel­ler, in ei­ni­gen an­de­ren Sta­tio­nen wird nichts be­rech­net), und ist auf dem Floß ge­blie­ben. Wir an­de­ren ma­len uns aus, wie wir ihn am Mor­gen uzen wol­len. Aber dazu kommt es nicht.

      Als um Vier­tel zwei Uhr nachts auf­ge­stan­den und die Wei­ter­rei­se an­ge­tre­ten wird, gießt der Him­mel noch im­mer Was­ser­mas­sen auf das Floß, das oben eben­so nass ist wie un­ten. Die Bal­ken sind glatt, bei je­dem Schritt rutscht man aus und fällt in das tote Was­ser zwi­schen den Bal­ken. Fins­te­re Ber­ge lie­gen we­ni­ge Schrit­te vor uns und ver­stel­len den gan­zen Strom – Wol­ken sind es.

      Wei­ter geht die Fahrt, un­un­ter­bro­chen, un­un­ter­bro­chen, aber da sich die Di­stanz zwi­schen uns und dem schwar­zen Ge­bir­ge durch Stun­den nicht ver­rin­gert und im Ne­bel die Ufer nicht er­kenn­bar sind, scheint es, als ob die Prah­me, von ei­ner un­sicht­ba­ren Sch­reg­ge fest­ge­hal­ten, sich nicht von der Stel­le rüh­re.

      Uns knurrt der Ma­gen. Im


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