Handbuch E-Learning. Patricia Arnold

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Darbietung der zu vermittelnden Inhalte (Didaktik); Lernen wird demnach u. a. erreicht durch die Unterstützung des individuellen Lernprozesses, Lebensweltbezug, Zielorientierung, Motivation. Lernplattformen sind dazu so zu gestalten, „dass eine Anpassung an veränderte Anwendungssituationen jederzeit möglich ist. Sie messen sich, kurzum, an ihrer Tauglichkeit als Instrumente der Aneignung nützlichen Wissens“ (ebd.).

       Social connectivity heißt, die Lernprozesse sollen in einem sozialen Raum eingebettet sein, denn „Lernangebote – jeder Art – (stehen) zur sozialen Umwelt der Lernenden in Beziehung, und auch das Gelingen dieser Beziehung ist wesentliches Moment ihrer (guten) Nutzbarkeit“ (ebd., 59).

      Benutzerfreundlichkeit bei Lernplattformen ist für drei Gruppen wichtig:

1. „die Dienstleister, die den technischen Support und das einführende Training leisten,
2. für die Lehrenden, die die Systeme in der Lehre nutzen wollen,
3. und für die Studierenden, die damit lernen sollen“ (Schulmeister 2005a, 13).

      In einer Befragung gaben Entwickler an, dass eine Lernplattform Standards entsprechen sollte, die den Transfer von Lernobjekten, die Einfügung von Metainformationen über Lernobjekte, die Einbindung digitaler Bibliotheken unterstützen bzw. ermöglichen, die Stabilität des Systems gewährleisten und Agententechnologien enthalten, die die Erstellung von Lehrinhalten unterstützen. Lehrende wünschen sich von einer Lernplattform, dass diese flexibel genutzt werden kann, um unterschied­liche Lernszenarien zu realisieren, Multimediaelemente eingebunden sowie Lern­module flexibel zusammengestellt und portiert werden können, der Computer als Mind Tool zur Unterstützung der Herausbildung kognitiver Strukturen nutzbar ist und die Lernplattform leicht handhabbar und offen ist. Lernende gaben an, dass sie sich von einer Lernplattform die Unterstützung der Entwicklung von Lernkompetenz, die lernergerechte Verwaltung, Betreuung, Organisation, eine Individualisierung ihrer Lernprozesse, eine Unterstützung bei der Orientierung, der Navigation und des Informationszugriffes, Transparenz des Online-Kurses und einen flexiblen Zugriff auf relevante Inhalte sowie die Unterstützung von Kommunikation und Kooperation wünschen (Tergan/Zentel 2003, 224 ff.). Die mannigfaltigen Anforderungen an eine Lernplattform im E-Learning machen deutlich, dass es nur schwer möglich ist, ein optimales, alle zufriedenstellendes System zu erstellen.

      3.6.4 Einsatz mehrerer Lernplattformen

      E-Learning gehört für viele Bildungsanbieter mittlerweile zum Angebot, und die dafür notwendige technische Infrastruktur ist bereits vorhanden. Oft wird nicht mehr nur eine, sondern mehrere Lernplattformen werden parallel betrieben.

      Gründe für den Einsatz mehrerer Lernplattformen

      Dies kann unterschiedliche Gründe haben: So ist es möglich, dass ein Lernplattformanbieter seine Produktentwicklung eingestellt oder auch den Support, die Geschäftsbedingungen oder Angebotspreise geändert hat. Die Lernplattform dient dann eventuell noch dazu, laufende Kurse abzuschließen sowie die Arbeitsergebnisse für die Lerner der letzten Jahrgänge zu erhalten, damit diese z. B. für Nachbereitungen genutzt werden können. Denkbar ist auch, dass sich die Anforderungen der Bildungsanbieter und/oder Lerner geändert haben und neue Funktionen notwendig sind, die in der bisherigen Lernplattform nicht enthalten sind.

      Ein weiterer Grund für den Einsatz mehrerer Lernplattformen kann darin bestehen, dass die Nutzer (Lehrende und Lernende, aber auch Administratoren) nach einer Einarbeitungsphase in E-Learning konkretere Vorstellungen von den notwendigen Funktionen einer Lernplattform und ihrer Integration in den virtuellen Bildungsraum haben, die von dem vorhandenen System nicht entsprechend realisiert werden können. Dies könnte eine einfachere Verwaltung der Datenbanken oder die Anbindung an Verwaltungssysteme beim Bildungsanbieter aus technischer Perspektive sein, aber auch eine bessere Unterstützung bei der Einbindung von Lehrmaterial oder ein funktionaleres Angebot bei den Kooperations- und Kommunikationsinstrumenten für die Lernenden bis hin zur Individualisierbarkeit und Schnittstellenoffenheit.

      Sind diese Gründe, die zu einer Implementierung anderer Systeme führen, für eine zentrale Verwaltungseinheit von Belang, z. B. für ein E-Learning-Kompetenzzentrum, so können innerhalb von Bildungseinrichtungen auch mehrere Lernplattformen aufgrund individueller Vorlieben und Bedarfe von Lehrenden nebeneinander existieren. Durch die zunehmend einfachere Administration der technischen Infrastruktur mit geringen technischen Kenntnissen ist es dem Lehrenden so bspw. möglich, schneller auf Lehr- und Lernbedarfe zu reagieren, zusätzliche Applikation zu installieren, Arbeitsbereiche neu zu vergeben oder die Aufteilung von Lerngruppen kurzfristig zu organisieren, ohne dabei ggf. den Umweg über eine IT-Abteilung nehmen zu müssen.

      Herausforderungen beim Einsatz mehrerer Lernplattformen

      Das Anbieten unterschiedlicher Lernplattformen stellt jedoch Lehrende und Lernende vor einige Herausforderungen. So müssen sich diese in mehrere technische Systeme mit ihrer je spezifischen Nutzungslogik einarbeiten. Die Lehrenden müssen die Funktionen kennenlernen, die für die Gestaltung des Lehrprozesses und die Anregung des Lernprozesses dienlich sind. Dies könnten die Editoren zum Erstellen von Aufgaben, Kommunikations- und Kooperationswerkzeuge, Kalender oder Instrumente für die Nutzerverwaltung, Gruppenbildung u. v. m. sein.

      Die Lernenden müssen sich mit den einzelnen Systemen auseinandersetzen. Das beginnt beim Login für die Nutzung über die grundlegende Orientierung im System bzgl. Navigation, Informationssuche oder Nutzung der auf der Lernplattform bereitgestellten Instrumente zur Aufgabenbearbeitung bis hin zu Möglichkeiten des Beitritts zu Lerngruppen, geschützten Arbeitsbereichen oder dem Einsehen des eigenen Lernfortschrittes.

      Die hier aufgezeigten Aspekte stellen nur einen kleinen Ausschnitt dar, welche Besonderheiten für Lehrende und Lernende bei der Nutzung mehrerer Lernplatt­formen zu berücksichtigen sind. Diese variieren u. a. je nach Funktionalitäten, der eingesetzten und einsetzbaren Instrumente sowie der Individualisierbarkeit und Anpassbarkeit an die eigenen Bedürfnisse.

      Weiterhin muss bedacht werden, dass die Anbindung an entsprechende Verwaltungssysteme des Bildungsanbieters durch den Einsatz unterschiedlicher Plattformen erschwert wird. Gerade bei größeren Bildungsanbietern werden oft Verwaltungssysteme installiert, die es ermöglichen, bspw. Lernleistungen aus dem System über entsprechende Schnittstellen zu übertragen und anzuerkennen. Durch den Einsatz verschiedener Lernplattformen ist eine Kompatibilität zu den Verwaltungssystemen nicht mehr gewährleistet, was zu einem Mehraufwand für die Lehrenden führen kann. Darüber hinaus sind auch rechtliche Aspekte zu bedenken. Während bei zentral verwalteten Systemen viele Rechtsfragen durch die Verwaltung geklärt sind (z. B. der Einsatz von rechtlich geschützten Dokumenten), sollten Lehrende, die eine Indivi­dual­lösung anvisieren, neben den technischen und pädagogischen Kenntnissen auch Kenntnisse über die rechtlichen Fragen im E-Learning haben (Kap. 11).

      Nutzung der technischen Infrastruktur für E-Learning im Studentischen Lebenskreis

      In den letzten Jahren zeichnete sich darüber hinaus ein Trend vor allem an Universitäten ab, der unter dem Stichwort Studentischer Lebenskreis (Student Lifecycle) auch den verstärkten Einsatz von Informationstechnik für die Einwerbung und Verwaltung der Studierenden, die Verbesserung des Studiums und der Studierbarkeit bis hin zur Betreuung von Alumni gefasst werden kann. Hierbei werden unter Einsatz einer technischen Infrastruktur Vorinformationen über die Studiermöglich­keiten bspw. in Form von Online-Studienwahl-Assistenten an einer Universität gegeben, über die sich potenzielle Studienbewerber informieren können. Vor- und Brückenkurse können einen Einstieg in das Studium erleichtern und die Wahl des geeigneten Studiengangs unterstützen. Bewerbungen und Einschreibungen für Studienplätze erfolgen online, die bedarfsgerechte Auswahl von Lernangeboten, die Protokollierung von Prüfungsleistungen oder das Herstellen von Lerngruppen sowie der Kontakt zu Dozenten und/oder Tutoren werden mittels der technischen


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