Handbuch E-Learning. Patricia Arnold
bewährt und erhöhen bei den Hilfe anbietenden Lernern die Verbundenheit mit dem Kurs und der Lernplattform. Hier wird auch die Möglichkeit der von Kerres u. a. (2009) formulierten Anforderungen an moderne Lernplattformen bezüglich eines differenzierten Rollenmodells deutlich: Lernende, die in speziellen Gebieten besonders kompetent sind (z. B. technische Unterstützung, sehr gute Sprachkenntnisse), können z. B. die Rolle eines Neben-Administrators für ihre Wissensdomäne erhalten, die auch mit neuen Rechten auf der Lernplattform (z. B. Administration der technischen FAQ oder der Diskussionsforen) verbunden ist.
Information über Ansprechpartner
Bei der Einführung in die Lernplattform müssen die Lerner darüber informiert werden, an welche Ansprechpartner sie sich bei inhaltlichen, organisatorischen und technischen Fragen wenden können. Hierfür sollte es auf der Lernplattform einen Bereich geben, in dem sich Lehrende, Tutoren, Verwalter und Administratoren, in den jeweiligen Kursen auch die Lernenden untereinander, vorstellen und ihren Zuständigkeitsbereich kurz beschreiben. Es ist auch denkbar, auf bereits existierende Seiten im Internet (Blogs, Homepages, Seiten in Online-Gemeinschaften etc.) zu verweisen, was die Pflege und regelmäßige Aktualisierung der persönlichen Daten für die Nutzer vereinfacht. Zu beachten sind dabei unbedingt alle datenschutzrechtlichen Bestimmungen (siehe Kap. 11.1), damit es zu keinem Datenmissbrauch kommt, weder in der Bildungseinrichtung noch darüber hinaus. Es sollte daher vereinbart werden, was die Kurzvorstellung der Lernenden in der geschützten Lernplattform und/oder im virtuellen Bildungsraum enthalten sollte und was nicht. Auch sollten die Lernenden darüber informiert werden, wer Zugriff auf ihre Kurzvorstellungen hat und welchen Zugriff sie auf die anderer Personen haben.
Klärung von Rechten
Wichtig für die Lernenden ist die Information über die Rechte der einzelnen Personen in einer Lernplattform wie Schreib- und Leserechte. Wer kann die Chatprotokolle lesen? Wer kann Test- und Prüfungsergebnisse einsehen? Wer hat Zugriff auf meine Arbeitsergebnisse? Zu den Rechten zählen jedoch auch die Rechte, die die Nutzer der Lernplattform selbst besitzen, wie die Möglichkeiten, andere Lernende anzuschreiben, für Gruppenarbeiten einzuladen, in deren Kalendern Termine zu hinterlegen oder eigene Lernergebnisse anderen freizuschalten. In diesen Bereich fallen ebenfalls Informationen über die Urheber-, Verwertungs- und Nutzungsrechte von Lern- und Arbeitsmaterialien sowie von Software usw., damit die Lernenden keinen Rechtsbruch begehen. Vor allem die Verwertungs- und Nutzungsrechte müssen auch im Internet beachtet werden. Gerade für Inhalte aus dem Internet ist es sowohl für Lehrende wie auch für Lernende oft nicht einfach zu entscheiden, welchen rechtlichen Beschränkungen diese Inhalte unterliegen. Mittlerweile gibt es auch erste Portale und Internetseiten, die versuchen, mit der Auflistung entsprechender Rechtsvorschriften, teilweise mit Suchfunktion oder kategorisiert nach Inhaltstyp oder Benutzergruppe, Klarheit zu schaffen (z. B. die Internetseite zu freien Lizenzen Creative Commons, http://de.creativecommons.org/; siehe Kap. 11.2).
Ausbilden von Arbeitsstrategien
Vor allem wenn Lernende mehrere Kurse besuchen, kann eine Lernplattform und ihre Einbindung in den virtuellen Bildungsraum schnell unübersichtlich werden. Die Suche nach Informationen und Neuigkeiten und die Kommunikation in verschiedenen Kursräumen können dazu führen, dass sie sich weniger auf die eigentlichen Lerninhalte als auf den Umgang mit der technischen Infrastruktur konzentrieren. Es ist daher hilfreich, wenn Lernende von Beginn an dabei unterstützt werden, eigene Strategien im Umgang mit der Lernplattform zu entwickeln, beispielsweise immer zuerst in den kursübergeordneten Kalender sehen, dann überprüfen, ob es neue Mitteilungen in einem Kurs gibt (Ankündigungen der Lehrenden, neue Diskussionsbeiträge in Foren und Gruppenarbeitsräumen), regelmäßig ihren aktuellen Arbeits- bzw. Lernstand abfragen, um den weiteren Lernverlauf und die notwendigen Lernzeiten zu planen. Hilfreich ist es für Lernende, wenn die Lernplattform hierzu entsprechende Anwendungen bereitstellt, auf Neuigkeiten hinweist, die Verwaltung von Aufgabenlisten unterstützt, aber auch die bereits geleisteten Lernergebnisse des Lerners, eventuell sogar mit einem (anonymen) Vergleich zur Lerngruppe, ermöglicht – wodurch die eigene Lernaktivität und der Lernfortschritt vergleichbar werden. Hier kann, falls die Lernplattform nicht die entsprechenden Instrumente zur Verfügung stellt, auf Alternativen im Netz verwiesen werden, wo eine Vielzahl an Instrumenten zum Selbst- und Zeitmanagement zur Verfügung stehen. Hilfreich ist es auch, wenn zentrale Informationen zu einem Modul immer in derselben Abteilung eines Kursraums zu finden sind. Sollte die Lernplattform kursspezifisch anders genutzt werden, sollte explizit darauf hingewiesen werden.
3.7.2 Die Perspektive der Lehrenden
Mit der Lernplattform vertraut machen
Die Aufgabe der Lehrenden bzw. der Tutoren ist es, den Lernprozess der Lernenden mit den zur Verfügung gestellten und anderen abrufbaren digitalen Medien zu unterstützen. Dafür müssen sie die Besonderheiten des virtuellen Lernens kennen, z. B. Lernszenarien, Kommunikationsformen, Gruppenarbeiten (Kap. 6). Dies wiederum erfordert, dass die Lehrenden vor allem mit der Lernplattform und deren Funktionen gut vertraut sein müssen, und zwar aus der Doppelperspektive der Lernenden und Lehrenden, da für sie durchaus unterschiedliche Darstellungen und Funktionsumfänge möglich sind. So beinhalten die meisten Lernplattformen erweiterte Rechte für Lehrende, z. B. die Möglichkeit, Ankündigungen und neue Inhalte einzustellen, Tests zu generieren, Evaluationen durchzuführen. Darüber hinaus müssen Lehrende wissen, an wen sie Lernende bei speziellen Fragen, z. B. einer Prüfungsordnung oder der Anerkennung von Vorleistungen, verweisen können.
Abstimmungen zur Nutzung der Lernplattform treffen
In größeren Projekten und kompletten virtuellen Bildungsangeboten, in denen die Lernenden mehrere Kurse belegen, ist es sinnvoll, wenn die Lehrenden sich bei der Nutzung der Lernplattform abstimmen, d. h. bestimmte Bereiche und Funktionen einheitlich verwenden, damit die Lernenden gewünschte Informationen wie Terminkalender, Arbeitsaufträge etc. in allen Kursen an derselben Stelle finden. Die Erfahrungen zeigen, dass sich dies nicht von selbst ergibt und keineswegs selbstverständlich ist. Neu hinzukommende Lehrende sollten über die Arbeitsweisen informiert und in diese eingearbeitet werden und ihre Nutzung an etablierten Routinen orientieren.
Die Lernplattform beleben
Wenn die Kursteilnehmer feststellen, dass sich auf der Lernplattform dauerhaft nichts tut, d. h. keine neuen Ankündigungen vorhanden sind, keine neuen Beiträge in Forendiskussionen erstellt werden, sinkt auch die Motivation, sich selber zu beteiligen. Die Lernplattform als zentraler Kern und Pforte des E-Learning muss lebendig sein! Dies erfordert eine Arbeitskultur des Sich-sichtbar-Machens. Es ist die Aufgabe von Tutoren bzw. Lehrenden, den Lernenden die Notwendigkeit bewusst zu machen und zugleich durch Ankündigungen und Mitteilungen, aber auch durch Anregungen zur Diskussion die Entwicklung einer solchen Lebendigkeit auf der Plattform zu fördern. Persönliche Nachrichten, wie z. B. Neujahrsgrüße, lockern die Atmosphäre auf, sollten aber die inhaltlichen Informationen nicht überdecken.
Ein Universalrezept für die Belebung gibt es nicht. Sie ist abhängig von vielen Faktoren wie z. B. Gruppengröße, Lerngegenstand, Lehrmethoden. Mit der Zeit werden die Lehrenden ein Gespür dafür bekommen, was in welchem Kurs notwendig ist (Kap. 6).
Tätigkeiten vor Beginn eines Kurses
Vor Beginn eines Lernmoduls können folgende Tätigkeiten sinnvoll sein:
Vertraut machen mit der Lernplattform und ihren Bereichen sowie Funktionen;
Informieren über Nutzungsroutinen;
Planen, wie der konkrete Kurs eingebunden sein muss;
Abgleichen mit allgemeinen Nutzungsregeln und der Frage, ob es im Kurs Besonderheiten gibt, die ein Abweichen davon sinnvoll machen;
Einstellen von Informationen in die Lernplattform, z. B.Informationen zur Durchführung