Handbuch E-Learning. Patricia Arnold
der technischen Administration ist die Bereitstellung und Pflege der technischen Infrastruktur einer Lernplattform, wie Datenbanken, die IT-Sicherheit oder die Sicherung und Archivierung von Daten. In Absprache mit dem Lehrpersonal können durch die technische Administration Zugriffsrechte auf die einzelnen Bereiche der Lernplattform vergeben werden.
Von zentraler Bedeutung für den Lernbetrieb ist die schnelle Beseitigung technischer Fehler, z. B. bei Systemausfällen, Anwendungsfehlern oder Sicherheitslücken. Diese beinhaltet auch das Informieren der Nutzer über technische Probleme sowie eine Nachricht, wenn diese behoben sind und das System wieder einwandfrei arbeitet. Eine weitere wichtige Aufgabe der technischen Administration ist die Optimierung der eingesetzten Lernplattform für den Lernbetrieb, wenn hier Eingriffsmöglichkeiten bestehen. Dazu zählen u. a. die Erweiterung der verfügbaren Funktionen um weitere Instrumente oder Zusatzsoftware. Wichtig ist dabei die Kommunikation und Abstimmung mit allen Beteiligten. Auf jeden Fall müssen jegliche Veränderungen auf der Lernplattform den Nutzern mitgeteilt werden. Außerdem sollte die Projektleitung die Rahmenbedingungen schaffen, um Hinweise und Anregungen zur Optimierung des Systems von den Nutzergruppen zu sammeln, gemeinsam zu diskutieren und abzustimmen.
Für den Einsatz von PLE (Personal Learning Environment, Persönliche Lernumgebung) relativieren sich diese Anforderungen bzw. werden auch auf Akteure übertragen, die den Nutzern nicht bekannt sind. Zwar sind Fragen der IT-Sicherheit, Sicherung und Archivierung immer noch wesentlich, jedoch zeigt sich hier, dass dies nicht mehr die IT-Abteilung beim Bildungsträger gewährleisten kann. Teilweise müssen die Nutzer selbst das Funktionieren von Grundanforderungen verantworten (z. B. Systemsicherheit), in Teilen wird die Verantwortung aber auch an Dritte weitergegeben, wenn bspw. externe Dienste in die PLE eingebunden werden. Vorteil einer solchen Implementation in die persönliche Lernumgebung ist die bereits beschriebene Hilfe durch die Online-Gemeinschaft. Diese kann durchaus die eigene Lerngemeinschaft eines Kurses sein, kann sich aber auch auf die Nutzer des Internets insgesamt erstrecken. Die Lernenden benötigen in diesem Fall jedoch die Fähigkeit, eventuell auftretende Probleme zu analysieren, zu beschreiben und Hilfe zur Selbsthilfe zu finden.
3.7.4 Datensicherheit und Datenschutz
Durch die Verbindung der Lehr- und Lernprozesse über die digitalen Medien auf der Lernplattform der Bildungseinrichtung und im Internet fallen im Vergleich zu den traditionellen Präsenzveranstaltungen umfangreiche Mengen von Daten an. Die Sicherung und der Schutz der mit den digitalen Medien permanent erzeugten institutionellen und persönlichen Daten wird daher zu einer großen und zentralen Herausforderung. Basierend auf dem im Artikel 2 des Grundgesetzes formulierten allgemeinen Persönlichkeitsrecht gibt es ein Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung. Daraus folgt, dass die Lehrenden und Lernenden und alle anderen Beteiligten darüber informiert und aufgeklärt werden müssen, welche Daten von wem in der Bildungseinrichtung durch die Nutzung der digitalen Medien zu welchem Zweck gespeichert und von wem, wann, wie und wofür verwendet und ausgewertet werden. Da alle Beteiligten ein Widerspruchsrecht haben, müssen sie auch um Zustimmung zur Speicherung und Auswertung ihrer persönlichen Daten für die Aufgaben der Bildungseinrichtung gebeten werden.
Der Schutz aller persönlichen Daten (ausführlich Kap. 11.1) muss nicht zur Folge haben, dass die gesammelten und gespeicherten Daten nicht im Sinne eines Frühwarnsystems z. B. auf mögliche Lernprobleme, -bedürfnisse und -vorschläge von der Bildungseinrichtung ausgewertet und analysiert werden dürfen, um rechtzeitig im Interesse der Lernenden und Lehrenden und der Qualitätssicherung und -entwicklung aller Voraussetzungen, Bedingungen und Prozesse eingreifen zu können (vgl. Kap. 7.9 Learning Analytics). Aber alle Daten, die ausgewertet und analysiert werden, dürfen auf keinen Fall persönlich zugeordnet werden können – es sei denn, es gibt eine uneingeschränkte Zustimmung zur Auswertung der persönlichen Daten.
Außerdem ist darüber aufzuklären, dass jede unverschlüsselte Kommunikation im Internet oder Intranet über eine IP-Adresse (Internet Protocol-Adresse), eine vom DNS-Server (Domain Name System Server) vergebene Ziffernfolge erfolgt, über die jeder Computer auf Servern gespeichert wird, mit dem eine Internet-Verbindung hergestellt wurde. Dadurch können z. B. Hacker unerlaubt auf die Verbindungsdaten zugreifen, diese auslesen und auch missbrauchen. Dies kann auch über unvorsichtig geöffnete Anhänge von Spam-Mails erfolgen, die nicht immer alle von den installierten Firewalls abgewiesen werden. Diese Unsicherheit der Internetverbindungen hat in der letzten Zeit zunehmend die Kommunikation beeinflusst und zur Forderung und verbreiteten Einführung einer Verschlüsselung der digitalen Kommunikation und der Internetseiten über HTTPS-Verbindungen sowie auch zu Veränderungen des sozialen bzw. kommunikativen Verhaltens geführt. Wie die möglichen Gefahren umgangen oder eingeschränkt werden können, ist zu thematisieren und es sind entsprechende Leitlinien für die Praktizierung der digitalen Kommunikation im E-Learning aufzustellen. Für die E-Learning-Anbieter empfiehlt sich daher – auch aufgrund der großen Zahl der Teilnehmenden – die Benennung eines Datenschutzbeauftragten, der auch (vertraulicher) Ansprechpartner für alle Nutzer ist.
3.8 Fazit
Lernplattformen als technische und pädagogische Infrastruktur
Lernplattformen bilden nicht nur die technische, sondern auch die pädagogische Infrastruktur des virtuellen Lehrens und Lernens. Für die orts- und zeitunabhängige Gestaltung der Lernaktivitäten stehen Lernenden und Lehrenden eine Vielzahl von Funktionen und Räumen in diesen Systemen zur Verfügung, die den Lernprozess unterstützen und die Lernplattform zu einer Ergänzung bzw. Erweiterung traditioneller Bildungsräume werden lassen. Durch diese Entwicklungen lässt sich mittlerweile das E-Learning vom traditionellen Lernen nicht mehr trennen (Bachmann u. a. 2014, 21). Dies bringt Implikationen für die Gestaltung realer Bildungsräume mit sich, aber auch für die Art und Weise des Lernens. Es kann unabhängig von speziellen Bildungsräumen stattfinden, Lernende werden zu Lernwanderern (ebd.).
Neue Kompetenzen für effizienten Umgang notwendig
Dennoch scheint es trotz der vorhandenen Hilfen und Werkzeuge oft schwierig zu sein, in einer Lernplattform zu arbeiten, sich zu orientieren, zu kommunizieren, zu kooperieren und Lerninhalte zu bearbeiten. Denn Lehrende und Lernende müssen mit der Nutzung der Lernplattform und darüber hinaus der Einbindung des virtuellen Bildungsraums neue Kompetenzen erwerben, damit die Arbeitsaufwände nicht auf die Bedienung der technischen Infrastruktur, sondern auf den Lernprozess konzentriert werden. Durch die Fortentwicklung der Technologien kann dabei nicht davon ausgegangen werden, dass die Lehrenden bereits umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit digitalen Medien haben. Eher verfügen die Lernenden über die erforderlichen Medienkompetenzen (Kap. 6.3). Dennoch bleibt die Verantwortung bei den Lehrenden, mittels pädagogisch begründeter Handlungen den Lernprozess anzuregen und zu unterstützen.
Tutoren und Lehrende haben die Aufgabe, die Lernenden in ihren Lernprozessen zu unterstützen und beim Kompetenzerwerb zu begleiten (Kap. 6.1). Jedoch müssen sie oft selber erst noch eigene Erfahrungen mit virtuellen Bildungsräumen sammeln, die sich zudem fortwährend verändern. Dazu ist auch eine intensive Auseinandersetzung mit den damit verbundenen neuen Informations- und Kommunikationsformen, z. B. eine Teilnahme an virtuellen Gemeinschaften oder das Ausloten des didaktischen Potenzials der neu entstehenden Anwendungen im Internet, notwendig. Schließlich sind, um die Leistungspotenziale virtueller Bildungsräume ausschöpfen zu können und damit die Lernmöglichkeiten zu erweitern, vor allem Kompetenzen im Bereich der Didaktik des E-Learning (Kap. 4), der Aufgaben und Kompetenzen der Lehrenden (Kap. 6.5) und der tutoriellen Betreuung (Kap. 6.6) unabdingbar notwendig.
Kreativität und Engagement sind erforderlich
Die technischen Entwicklungen, die die Gestaltung von E-Learning-Angeboten unterstützen, verlaufen außerordentlich dynamisch. Gerade Trends wie PLE oder das mobile Lernen verdeutlichen dies. Trotzdem wird und kann es die optimale Lernplattform nicht geben. Dies liegt nicht nur an der Vielzahl der technischen Möglichkeiten, sondern vor allem daran, dass verschiedene Lernszenarien, verschiedene Anforderungen der Lernenden und auch unterschiedliche Intentionen von Bildungsanbietern jeweils individuelle Unterstützungsformen erfordern.