Qualitative Medienforschung. Группа авторов
of Inquiry. In: Denzin, Norman K./Lincoln, Yvonna S. (Hrsg.): Handbook of Qualitative Research, 2. Auflage. London/Thousand Oaks/New Delhi, S. 923–948.
Saukko, Paula (2003): Doing Research in Cultural Studies. London/Thousand Oaks/New Delhi.
Williams, Raymond (1958): Culture and Society 1780–1950. London.
Willis, Paul (1979): Spaß am Widerstand. Gegenkultur in der Arbeiterschule. Frankfurt a. M.
Winter, Rainer (1992): Filmsoziologie. Eine Einführung in das Verhältnis von Film, Kultur und Gesellschaft. München.
Winter, Rainer (2010): Der produktive Zuschauer. Medienaneignung als kultureller und ästhetischer Prozess. Zweite überarbeitete und ergänzte Auflage. Köln.
Winter, Rainer (2001): Die Kunst des Eigensinns. Cultural Studies als Kritik der Macht. Weilerswist.
Winter, Rainer (2014): Ein Plädoyer für kritische Perspektiven in der qualitativen Forschung. In: Mey, Günter/ Mruck, Katja (Hrsg.): Qualitative Forschung. Analysen und Diskussionen – 10 Jahre Berliner Methodentreffen. Wiesbaden: VS Springer, S. 117–132.
Winter, Rainer/Mikos, Lothar (Hrsg.) (2001): Die Fabrikation des Populären. Der John-Fiske-Reader. Bielefeld.
Winter, Rainer/Niederer, Elisabeth (Hrsg.) (2008): Ethnographie, Kino und Interpretation – die performative Wende der Sozialwissenschaften. Der Norman K. Denzin Reader. Bielefeld.
Handlungstheorien
FRIEDRICH KROTZ
Der Beitrag beschäftigt sich mit Handlungstheorien in ihrem Bezug zu qualitativen Forschungsmethoden. Dazu werden zunächst Handlungstheorien von anderen sozialwissenschaftlichen Theorien abgegrenzt und ihre Bedeutung für qualitative Verfahren erläutert. Sodann werden Typen von Handlungstheorien voneinander unterschieden, wobei die je mit einer Handlungstheorie verbundene methodologische Orientierung als Unterscheidungskriterium dient – wir unterscheiden quantitativ und qualitativ konnotierte Handlungstheorien. Sodann werden einige der qualitativ konnotierten Handlungstheorien genauer umrissen. Weiter werden dann beispielhaft einige Begriffe wie Rolle und Situation erläutert, mit deren Hilfe derartige Handlungstheorien Handeln konzeptionell fassen. Schließlich wird kurz berichtet, wie und in welchem Zusammenhang sich diese Ansätze in der Kommunikationswissenschaft finden.
Handlungstheorien und ihre Bedeutung für qualitative Methoden
Sozialwissenschaftliche Theorien lassen sich ganz allgemein als aufeinander bezogene Aussagenzusammenhänge begreifen. Als Handlungstheorien werden derartige Theorien bezeichnet, wenn sie von kulturell und gesellschaftlich geprägtem, individuellem Handeln als einer Grundkategorie der Sozialwissenschaft ausgehen, wobei diese Grundkategorie sich empirisch nicht weiter rechtfertigen muss, sondern gesetzt ist. Erleben, Denken, Kommunizieren gelten dann als besondere Formen eines so verstandenen allgemeinen (sozialen) Handelns. Das bedeutet nicht, dass man Handeln und dessen Bedingungen und Konsequenzen nicht empirisch untersuchen kann. Vielmehr rechtfertigt sich jede sozialwissenschaftliche Theorie über empirische Untersuchungen. Aber jede Theorie beruht implizit oder explizit auf grundlegenden, gesetzten Annahmen, und Handlungstheorien beruhen dementsprechend darauf, dass (soziales) Handeln als Fundamentalkategorie angenommen wird.
Sozialwissenschaftliche Theorien, die keine Handlungstheorien sind, lassen sich demgegenüber etwa in Gesellschaftstheorien und Systemtheorien unterscheiden. Gesellschaftstheorien gehen von einer Eigenständigkeit übergeordneter sozialer Phänomene wie etwa dem Begriff der Gesellschaft aus. Systemtheorien stellen ein abstraktes funktionales Prinzip, nämlich das Konzept des Systems in den Mittelpunkt und versuchen, soziales Geschehen von daher zu beschreiben und zu analysieren. Natürlich gibt es auch im Rahmen von Gesellschafts- und Systemtheorien Aussagen darüber, warum und wie Menschen handeln; dann werden aber aus den jeweiligen Basisannahmen abgeleitete oder von irgendwo anders her übernommene Handlungsbegriffe verwendet, denen nur eine abgeleitete Bedeutung zukommt.
Im Rahmen einer Darstellung von empirischen Methoden und Verfahren sind Handlungstheorien wichtig, weil sich qualitative Verfahren vor allem im Zusammenhang mit handlungstheoretischen Konzeptionen sozialer und kultureller Wirklichkeit entwickelt haben und dort auch vor allem angewandt werden. Demgegenüber sind Gesellschafts- und Systemtheorien meist entweder quantitativ orientiert, oder es hängt von der jeweiligen Forschungsperson (oder der Fragestellung) ab, welche Art von Methoden angewandt wird. Allerdings sind natürlich nicht alle handlungstheoretischen Ansätze qualitativ orientiert, wie zu sehen sein wird; wir unterscheiden deshalb methodisch qualitativ konnotierte und quantitativ konnotierte Handlungstheorien.
Arten von Handlungstheorien und ihre Relevanz für Forschungsverfahren
Das Feld der Handlungstheorien ist nur schwer einheitlich beschreibbar. Nach Lüdtke kann man wahrnehmungs- und motivationspsychologische, lerntheoretische, interaktionistische, entscheidungs- und rollentheoretische Handlungstheorien voneinander unterscheiden (Lüdtke 1978, S. 269). Felsch und Küpper (1998) dagegen unterteilen Handlungstheorien danach, ob sie rational oder normativ sind: Zu den Ersteren lässt sich zum Beispiel das Konzept des Homo oeconomicus rechnen, das auf Austauschtheorien und Nutzenoptimierung und damit auf Theorien beruht, die am Handeln als Wählen zwischen Alternativen ansetzen. Ein Beispiel für normative Handlungstheorien liegt mit dem Ansatz des Homo sociologicus und damit beispielsweise mit dem Werk des Strukturfunktionalisten Talcott Parsons vor, der Gesellschaft primär als durch normenbezogenes Handeln konstituiert versteht.
Es gibt also unterschiedliche Konzeptionen von Handeln. Im Hinblick auf das Verhältnis von Handlungstheorien und Forschungsverfahren lassen sich zwei Grundpositionen unterscheiden: Entweder wird Handeln so definiert, dass es von einem unabhängigen Beobachter von außen gültig beschrieben werden kann. Oder es wird davon ausgegangen, dass Handeln allein durch Beobachtung von außen nicht gültig beschrieben werden kann, weil dabei innere Prozesse des Menschen von zentraler Bedeutung sind, die ohne seine Mithilfe nicht verstanden werden können. Im ersten Fall sprechen wir von einer quantitativ konnotierten Definition, im zweiten von einer qualitativ konnotierten. Diese Unterscheidung hängt eng mit der wissenschaftsgeschichtlich wichtigen Unterscheidung zwischen Verhalten und Handeln zusammen, ist aber damit nicht identisch, sie ist vielmehr methodologisch ausgerichtet.
Zum quantitativ konnotierten Typus von Handeln gehören offensichtlich Ansätze von Handeln, die den Menschen als eine Art schwarze Kiste begreifen, die auf äußere Reize unter Rückgriff auf allenfalls mittelbar erschließbare innere Mechanismen reagiert. Die verhaltenstheoretische Soziologie, die zum Beispiel Kommunikation in Gruppen primär nach objektiv feststellbaren Kontakthäufigkeiten untersucht und daraus auf Gruppenstrukturen schließt, ist hier als Beispiel zu nennen. Dennis McQuail (1994) unterscheidet im Feld der Kommunikationswissenschaft vier paradigmatische Arten, wie Kommunikation verstanden wird. Zwei davon fallen unter diesen ersten Typus:
• Kommunikatives Handeln kann als Zuwendung von Aufmerksamkeit des Rezipienten zu medialen Reizen verstanden werden, eine Vorstellung, wie sie die Werbeforschung meist benutzt, weil sie ja die Erregung von Aufmerksamkeit beabsichtigt.
• Kommunikation kann als Transport von Informationen begriffen werden, der zwischen Menschen oder zwischen Mensch und Medium stattfindet.
In beiden Ansätzen sind weder die antizipierenden Aktivitäten bei der Herstellung eines Kommunikats noch das, was als »Verstehen« von Kommunikation bezeichnet wird, Teil des eigentlichen kommunikativen Handelns – was mindestens im Falle zwischenmenschlicher Kommunikation, also der Urform von jeder Kommunikation, eine ausgesprochen reduktionistische Annahme ist. Wenn man diese Position weiter treibt, so wird dann der Verstehensprozess als unerforschbar ignoriert und nach extern feststellbaren Wirkungen gesucht. Auch Theorien, die Handeln auf Wählen zwischen vorgegebenen Alternativen oder Kommunikation auf Selektionsprozesse beschränken, sind diesem Typus zuzurechnen (z. B. Jäckel 1996).
Derartige handlungstheoretische Ansätze beziehen sich im Allgemeinen auf eine quantitative, als objektiviert verstandene