Positive Psychologie. Eva Lermer

Positive Psychologie - Eva Lermer


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Ferner sah sie die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung in der Entwicklung der individuellen Potenziale. Durch ihre Ansätze gilt Horney als eine wichtige Wegbereiterin der Humanistischen Psychologie und wird als die erste humanistische Psychoanalytikerin beschrieben (Fadiman & Frager, 1976).

      Ein weiterer wichtiger Wegbereiter der Positiven Psychologie ist der Vater der Salutogenese, Aaron Antonovsky (1923-1994). Ende der 1970er Jahre revolutionierte Antonovsky vor allem die Medizinsoziologie durch die Vorstellung seines Modells zur Salutogenese (lateinisch salus: „Gesundheit“, „Wohlbefinden“, und genese: altgriechisch „Entstehung“: „Gesundheitsentstehung“) – als Komplementärbegriff zur Pathogenese (páthos: altgriechisch „Leiden“ und genese: altgriechisch „Entstehung“: „Krankheitsentstehung“).

      Definition

      Das Konzept der Salutogenese beschreibt die Wissenschaft von der Entstehung und Erhaltung von Gesundheit – als Komplementäransatz zur Pathogenese, welche als die Wissenschaft von der Entstehung und Entwicklung von Krankheit verstanden werden kann. Während bei der Pathogenese der Fokus auf Krankheiten, Fragen nach Ursachen und Einflüssen, die es zu vermeiden gilt, gelegt wird, richtet die Salutogenese den Blick auf Gesundheitszustände und die hierzu notwendigen Ressourcen.

      Literatur

      Ein guter Einstieg in das Thema Salutogenese findet sich in

      Lorenz, R.-F. (2016). Salutogenese: Grundwissen für Psychologen, Mediziner, Gesundheits- und Pflegewissenschaftler. München: Ernst Reinhardt.

      Daneben sei natürlich verwiesen auf Antonovskys Hauptwerk

      Antonovsky, A. & Franke, A. (1997) Salutogenese: Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgvt.

      Betrachtet man den aktuellen Kenntnis- und Forschungsstand der Positiven Psychologie, wird schnell offensichtlich, dass allein die westlichen Wurzeln des letzten Jahrhunderts weitaus breiter sind, als vielfach angenommen. Es verwundert daher wenig, dass sich die Liste relevanter Vordenker der Positiven Psychologie leicht verlängern ließe. Um in der Terminologie der Großeltern zu bleiben, soll hier ebenfalls der US-amerikanische Psychologe und Philosoph William James (1842-1910) genannt werden. James gilt nicht nur als Begründer der Psychologie in den USA, sondern wird auch als Pionier der Positiven Psychologie gesehen. Von ihm stammen wesentliche Ansätze, von denen die Psychologie heute mit empirischen Belegen um ihren Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen weiß. Diese Ansätze finden sich überdies in zahlreichen, mittlerweile berühmt gewordenen Zitaten von James, wie etwa „wherever you are it is your friends who make your world” oder „if you believe that feeling bad or worrying long enough will change a past or future event, then you are residing on another planet with a different reality system“.

      James vertrat die Ansicht, dass man das subjektive Erleben berücksichtigen müsse, um zu verstehen, wie Menschen optimalerweise funktionieren. Unter anderem aufgrund dieser Haltung wird James als einer der ersten US-amerikanischen Vertreter der Positiven Psychologie gesehen (Taylor, 2001). In seiner Arbeit „The Varieties of Religious Experience: A Study of Human Nature“ untersuchte William James schon 1902 die Gründe, warum manche Menschen auch angesichts von Widrigkeiten glücklich zu sein scheinen, während andere traurig und melancholisch sind und keinen Sinn in ihrem Leben sehen. In diesem Zusammenhang prägte James den Begriff „healthy mindedness“, die für ihn die menschliche Fähigkeit, Glück und Selbstvertrauen zu empfinden, ermöglicht (Hart, 2008).

      Jeffrey Froh (2004) betont in seinem Artikel „The history of positive psychology: Truth to be told“, dass er in James die Person sieht, die die Positive Psychologie zum Gegenstand der wissenschaftlichen Psychologie gemacht hat, durch seinen Aufruf bei der APA 1906. Bei seiner Ansprache stellte James die Frage, warum es manchen Menschen gelingt, ihre Ressourcen voll auszuschöpfen, und anderen nicht. Um dies in Erfahrung bringen zu können, bedürfe es der Beantwortung zweier weiterer Fragen:

      a) Wo liegen die Grenzen der menschlichen Energie?

      b) Wie könnte diese Energie stimuliert und freigesetzt werden, damit sie optimal genutzt werden kann? (Rathunde, 2001).

      Froh (2004) führt ferner aus, dass prominente, aktuelle Modelle der Positiven Psychologie (wie z.B. die Fünf Säulen des persönlichen Wohlbefindens, Seligman, 2002, 2015) eindeutige Parallelen zur Arbeit von William James und Abraham Maslow haben.

      Literatur

      Für einen Einstieg in die Auseinandersetzung mit James‘ Arbeit zu „healthy mindedness“ sei auf den Artikel von Curtis Hart (2008) „William James’ the varieties of religious experience revisited“ verwiesen, welcher im Journal of Religion and Health erschienen ist.

      Der österreichische Psychiater und Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse Viktor Frankl ist ferner als einer der Großväter der Positiven Psychologie zu nennen. „Je mehr der Mensch nach dem Glück jagt, umso mehr verjagt er es auch schon“ (persönliches Interview mit Dr. Stephan Lermer 1981 (Lermer, 2017)) war einer der Kern-Sätze. Er sah im Sinn des Lebens – das zentrale Thema seines Wirkens – die größte Glücksquelle. Wobei er empfahl, sich vom Suchen nach dem Sinn zu verabschieden und dafür ganzheitlich zu erforschen, wie man selbst seinem Leben einen Sinn geben könne.

      Eltern der Positiven Psychologie

      Zu den Eltern den Positiven Psychologie lassen sich viele einflussreiche WissenschaftlerInnen zählen. Insbesondere zu nennen sind hier jedoch Martin Seligman, Ellen Langer, Philip Stone und Mihály Csíkszentmihályi.

      Aufgrund seiner Tätigkeit in seiner Funktion als damaliger Präsident der American Psychological Association (APA) wird Seligman – wie bereits erwähnt – vielfach die Grundsteinlegung der Positiven Psychologie zugeschreiben. Wie hier aufgezeigt, gehen die Wurzeln allerdings weitaus tiefer. In jedem Fall jedoch hat die Arbeit von Seligman maßgeblich dazu beigetragen, dass die Positive Psychologie ab diesem Zeitpunkt einen enormen Zuwachs erfuhr. Ein relevanter Anstoß mag hierbei die Herausgabe eines Sonderheftes im Journal American Psychologist zum Thema Positive Psychologie im Januar 2000 gewesen sein. Hierbei beklagen die Herausgeber Martin Seligman und Mihály Csíkszentmihályi den zu dieser Zeit aktuellen Wissenstand der Psychologie: „Yet psychologists have scant knowledge of what makes life worth living“ (Seligman & Csíkszentmihályi, 2000, S. 5). Von hier an findet sich zunehmend mehr Forschung zur Positiven Psychologie. Zahlreiche Bücher werden veröffentlicht und immer mehr Konferenzen bringen ForscherInnen zum Thema Positive Psychologie zusammen (Gable & Haidt, 2005). Noch im selben Jahr entsteht das interdisziplinäre Peer-Review Journal of Happiness Studies unter anderem durch Ed Diener. Im Jahr 2006 entsteht die Peer-Review-Zeitschrift The Journal of Positive Psychology, welche bis heute sechs Ausgaben pro Jahr veröffentlicht.

      International Positive Psychology Association

      Für Netzwerk- und Konferenzinteressierte sei beispielsweise auf die Seite der International Positive Psychology Association (ippa) verwiesen. Diese ist zu finden unter www.ippanetwork.org. Zum Board of Directors zählen neben weiteren Seligman sowie deren frühere Präsidentin Barbara Fredrickson. Auf den Seiten des ippa-Netzwerks werden unter anderem regelmäßig stattfindende Veranstaltungen vorgestellt, darunter auch der World Congress on Positive Psychology (www.ippaworldcongress.org) ausgerichtet von der ippa. Ein Netzwerk für den deutschsprachigen Raum ist die Deutsche Gesellschaft für Positiv-Psychologische Forschung (DGPPF). Diese ist online zu finden unter dgppf.de.

      Martin Seligman hat jedoch nicht nur durch seine Aufrufe zur Erforschung der Positiven Psychologie zur Prägung dieser Disziplin beigetragen, sondern auch maßgeblich durch seine inhaltliche Arbeit. Im Jahr 2003 startete das Master of Applied Positive Psychology (MAPP) Programm an der University of Pennsylvania unter der Leitung von Seligman.

      Zusammen mit Christopher Peterson entwickelte Seligman im Jahr 2004 ein von ihnen sogenanntes positives Gegenstück zum DSM-Krankheitskatalog (das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders ist ein Klassifikationssystem der Psychiatrie für psychische Erkrankungen). In ihrem Buch „Character Strengths and Virtues“ fokussieren Peterson und Seligman (2004) den Blick auf menschliche


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