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      Conny und Laura sahen sich an. Sie schwiegen.

      Dennis fügte hinzu: „Ich will mir die Sache noch ein paar Tage durch den Kopf gehen lassen. Wenn Trifter mit dem Ergebnis der Untersuchung kommt, will ich auch „den Dicken“ und euch beide sehen. Dann werde ich mich entscheiden.“

      Conny war von der ganzen Sache ermüdet, obwohl sie innerlich aufgewühlt war. Es wäre jetzt schön, so einen Freund wie Dennis an ihrer Seite zu haben. Sie seufzte. Dann ließ sie die beiden alleine und ging ins Bett.

      Sie hörte an diesem Abend noch lange Musik über Kopfhörer. Dann schlief sie ein. Als sie am Morgen aufwachte, hatte sie die Kopfhörer immer noch auf.

      2.

      Auch Dennis und Laura gingen ins Bett. „Ein ereignisreicher Tag, was“, fragte Laura. Dennis schwieg lange.

      „Die Festung“, sagte Dennis nach einer Weile. „Ist das noch dieselbe?“

      „Nein, wir haben damals das Quartier gewechselt. Wir haben die alte Festung nie mehr betreten. Willst du wissen, wie du dahin kommst?“

      Dennis nickte. „Morgen, vor deiner Schule, kannst du mich dahin bringen?“

      Laura stellte den Wecker. „Morgen ist Schultag der Kids. Da kommst du gerade recht. Vielleicht solltest du auch ein Handy haben. Ich hab’ dir eins besorgt und die wichtigsten Nummern eingespeichert. Es ist lange her. Erinnere dich. Du nennst am Telefon keine Namen.“

      „Die Sache mit der Identität“, meinte Dennis, „das ist mir wirklich wichtig. Wenn ich zum Beispiel in der Stiftung auftauche, dann werden mich alle erkennen. Naja, ich nehme nicht an, dass du alle ausgewechselt hast.“ Als Laura den Kopf schüttelte, fügte er hinzu. „Ich kann das doch nicht alles aufgeben, jetzt wo ich wieder hier bin. Ich will dir nicht ins Handwerk pfuschen. Du leitest jetzt die Stiftung, aber ich kann mir vorstellen, dass ich dort weiter gebraucht werde.“

      Laura gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich hab nichts sagen wollen. Es ist schließlich deine Entscheidung. Aber so denke ich das auch. Das da eben (und sie meinte Conny damit) war genau das, was uns in den letzten beiden Jahren gefehlt hat. Ich nenne es die kreative Inspiration. Das, was du eben in Conny ausgelöst hast. So wie du damals die Geigen gefunden hast, so wie du Hakim oder den Chemiker entdeckt hast. Ich kenne niemanden, der diese Fähigkeiten hat, außer vielleicht Trifter und „den Dicken“. Aber die haben ihre Talente auf ganz anderen Gebieten. Du hast uns wirklich gefehlt. Ohne dich ist die Stiftung nicht mehr das gewesen, was sie einmal war. Wir sind größer geworden, wir haben Einfluss. Aber niemand hat jemals Talente so sicher entdeckt, wie du. Ich sehe, du schüttelst den Kopf. Ich sehe, dass du bescheiden geblieben bist. Auch das ist eine deiner liebenswerten Eigenschaften. Denk’ darüber nach.“

      Weil Dennis nichts mehr dazu sagen wollte, löschte sie das Licht.

      3.

      Am nächsten Morgen waren sie vor Conny wach. Laura brachte Dennis in den neuen Bunker, dann beeilte sie sich, um pünktlich in ihre Schule zu kommen.

      Das Wiedersehen glich einem Tumult. Dennis wurde mit Fragen bombardiert. Sie lachten. Sie waren ausgelassen. Moses fing an zu tanzen und es gab viele neue Mitglieder in der Gruppe der U-Bahnkids. Schließlich rief Bübchen „Alle mal Ruhe. Schluss jetzt. Kann ja keiner ein Wort verstehen. Dennis kommt nicht dazu etwas zu sagen, vor lauter Geplapper. Außerdem gibt’s hier viele Neue, die Dennis nur vom Hörensagen kennen.“ Dann stellte er Dennis alle Kids vor. Er mahnte: “Wenn es jemanden gibt, außer Trifter, Laura und dem Dicken, dem wir alle zu Dank verpflichtet sind, und den wir alle lieben, dann ist das Dennis.“ Er schnitt Dennis Einwand ab. „Halt die Klappe. Wir haben dir alle viel zu verdanken. Ich weiß, dass du das nicht gern hörst. Also, lass mich das einmal sagen. Ich sprech auch nie wieder drüber.“ Zu den Neuen gewandt, sagte Bübchen: „Wenn ihr jemanden braucht, der euch zuhört, dann wendet euch an Dennis.“

      Jonas wollte auch etwas sagen. Er wurde von Dennis unterbrochen. „Das ist zuviel der Ehre“, sagte Dennis. „Ich war immer nur einer von euch und ihr wisst das. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr wart es, die mir den Weg gezeigt habt. Ich habe euch zu danken, nicht umgekehrt.“

      Jonas machte eine Bewegung die ausdrückte, „seht ihr, das ist es, was Bübchen meinte. So ist er…“, aber er kam nicht dazu, das auszusprechen. Trifter kam gerade durch die Tür.

      „Heute ist Schule“ sagte er. Zu Dennis gewandt, fragte er: „Schon einander vorgestellt?“ „Naja meinte Dennis. Ein paar Worte muss ich wohl noch sagen. Ich sehe da lauter Fragezeichen sitzen.“

      Dann begann Dennis in groben Zügen zu erzählen, wo er gewesen war und dass es ihm nicht möglich war, Kontakt mit den Kids aufzunehmen. „Aber“, fügte er hinzu. „Wie ich angedeutet habe, habe ich dort unten einige Schulen gegründet. Alle diese Schulen waren euerm Schulkonzept nachempfunden. Damit sind wir auch schon bei unsrer Schule. Ich selbst habe zwei Jahre lang keine „normale“ Schule gesehn. Ich bin nicht traurig darum. Es gibt wichtigeres.“ Er hörte einiges Gelächter. „Aber…“, Dennis hob den Zeigefinger. „Schule ist nicht Schule. Unsere Schule der Kids habe ich genossen. Sie hat mir geholfen das Leben da unten besser zu verstehen. Ich möchte, wenn es geht, jetzt regelmäßig an eurer Schule teilnehmen und ich glaube, ich kann euch auch einiges erzählen. Die Welt ist viel größer, als dieses kleine Berlin.“

      Trifter lachte und sagte, „gut gebrüllt, Löwe. Aber lasst uns jetzt beginnen. Es gibt noch einiges zum Thema Banken, Zahlungsverkehr, Rechtsgeschäfte zu lernen. Außerdem müssen wir uns dringend dem Thema Computer widmen. Fast alle von euch haben inzwischen ein Handy. Ihr wisst, dass ihr damit sehr vorsichtig sein müsst. Handys kann man orten. Dasselbe gilt für Computer. Sie haben eine IP Nummer. Über die kriegt man heraus, wer der andere ist und wo er sich gerade befindet. Also. Wenn ihr einen Computer benutzt, dann entweder offline oder in einem öffentlichen Raum, wie einer Bibliothek, einer Schule, einem Internetladen oder einer Uni.“

      Er lächelte ein wenig. „In Schulen kann man einsteigen. Kostet nichts. Muss aber immer jemand Schmiere stehen. Denkt immer an gute Fluchtwege. Vergesst nicht: Fast alle von uns sind illegal. Wir dürfen uns nicht erwischen lassen. Im Zeitalter der Elektronik ist das viel schwieriger geworden als früher. Wir haben auf diesem Gebiet lange geschlafen. Wir dürfen uns nur sehr vorsichtig rantasten. Ach und übrigens. Auch Dennis ist inzwischen Illegal. Also bleibt es unter uns, dass er lebt. Klar?“

      Das war der Auftakt für den Unterricht.

      4.

      Nach der Schule nahm Trifter Dennis auf die Seite. „Dir ist klar, dass das gefährlich ist, wenn du da rumgurkst?“

      Dennis nickte. „Eingesperrt sein ist schlimmer als der Tod und vor dem fürchte ich mich nicht mehr.“

      Er fuhr fort, „gibt es eigentlich eine Schulpflicht für mich? Ich bin ja jetzt über sechzehn. Außerdem will ich „den Dicken“ bald sehen. Sobald du etwas über meine Weste weißt.“

      „Ich werd mich erkundigen“, sagte Trifter. „Sei vorsichtig. Die Weste ist in Arbeit. Das dauert ein paar Tage. „Den Dicken“ bring ich dann mit. Erreiche ich dich noch bei Conny?“ Diesmal nickte Dennis. „Willst du noch ein bisschen Wiedersehen feiern“, fragte Trifter. Dennis nickte wieder.

      „Dann schick ich zwei Kids, um Kuchen, Schoko und Milch zu organisieren. Bist du einverstanden?“ Dennis nickte erneut und Trifter fügte hinzu. „Ich muss jetzt weg. Bleib vorsichtig, fahr erst heute abend. Benutz’ alles zu deiner Tarnung. Schlag Haken, mach dich unsichtbar. Ich will dich nicht noch mal verlieren. Ich brauche dich.“

      Dennis hörte das nun schon zum zweiten Mal. Es schien wirklich nicht alles so zu laufen, wie es sollte.

      Er blieb an diesem Nachmittag im Bunker. Die Schule wurde während des Kuchenessens einfach wieder aufgenommen, diesmal ohne Trifter. Dennis erzählte


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