"Ich schaffs!" in Aktion. Ben Furman
es erlernen möchte, fordern Sie es auf, ihr einen Namen zu geben. Dieser kann eine Beschreibung der Fähigkeit selbst sein; noch besser ist es, wenn der Name lustig oder skurril ist. Das Kind kann dabei jeden beliebigen Namen wählen. Durch das Benennen macht es sich die Fähigkeit zueigen und widmet sich der Aufgabe, sie zu erlernen. Daher ist es wichtig, dass es einen Namen findet, der ihm gefällt und auf den es stolz ist. Die folgende kleine Geschichte, beigesteuert von Hans Klasson aus Härnösand in Schweden, liefert ein schönes Beispiel für eine solche Namensfindung.
»Worin möchtest du denn besser werden?«, fragte Hans Stefan, der zu ihm in die Beratung gekommen war.
»Ich möchte besser darin werden, den ganzen Tag im Klassenzimmer zu bleiben«, sagte Stefan.
»Im Klassenzimmer bleiben?«, fragte Hans.
»Ich werde jeden Tag vor die Tür geschickt, und das macht überhaupt keinen Spaß«, antwortete Stefan.
»Wie könnten wir das also nennen, diese Sache, in der du besser werden willst – den ganzen Tag im Klassenzimmer zu bleiben?«
»Das dreibeinige Pferd«, sagte Stefan prompt.
»Das dreibeinige Pferd – das ist aber ein merkwürdiger Name. Wie bist du denn auf den gekommen?«
»Naja, ein Pferd, das nur drei Beine hat, sitzt still, das kann nicht viel rumrennen. Das ist es, worin ich besser werden muss.«
Wenn es einem Kind in dieser Phase schwerfällt, einen Namen für die Fähigkeit zu finden, machen Sie sich keine Sorgen. Im nächsten Schritt helfen wir ihm dabei, eine Kraft-Figur auszuwählen, die es dabei unterstützt, die Fähigkeit zu erlernen. Wenn das geschehen ist, fällt dem Kind meist spontan ein Name für die Fähigkeit ein.
5. Eine Kraft-Figur aussuchen
Bitten Sie das Kind, eine x-beliebige Kraft-Figur auszuwählen, die ihm beim Erlernen der neuen Fähigkeit helfen kann. Kraft-Figuren können eine beliebige Gestalt annehmen – vom ausgestopften Teddybären bis hin zu guten Geistern –, sie können aus der Tierwelt stammen oder aus der Welt der Medien (Rockstars, Fußball-Idole, eine Pokemon-Figur, Spiderman) oder einfach ein imaginärer Freund sein. Ältere Kinder, vor allem Teenager, finden Kraft-Figuren manchmal etwas kindisch. Für sie sind dann vielleicht »Kraft-Objekte« wie magische Steine, Amulette oder andere Symbole innerer Stärke passender.
Für Kinder ist die Vorstellung ganz natürlich, dass Menschen unsichtbare Wesen um sich haben, die ihnen beim Erlernen von Fähigkeiten und beim Überwinden von Hindernissen helfen. Die meisten Kinder haben in irgendeiner Phase ihrer Entwicklung imaginäre Freunde, mit denen sie sprechen und spielen oder die ihnen in schwierigen Situationen beistehen.
Die Kraft-Figur ist ein Symbol für die innere Stärke des Kindes und kann auf vielfältige Art und Weise während des Lernprozesses benutzt werden. Sie kann z. B. Ideen haben, wie das Kind die Fähigkeit üben kann, sie kann sich von den Fortschritten beeindruckt zeigen oder das Kind an die Fähigkeit erinnern, wenn es sie mal vergisst, usw. Häufig ist es leichter, einen Rat von einer Kraft-Figur anzunehmen als von anderen Leuten, und Bemerkungen zur Ermutigung und Wertschätzung von einem solchen Wesen fallen in der Regel auf fruchtbaren Boden – auch wenn das Kind weiß, dass ein Erwachsener hinter diesen Botschaften steckt.
Kinder brauchen die Unterstützung durch ihre Kraft-Figuren, aber sie brauchen auch die Hilfe von realen Personen. Darum geht es im nächsten Schritt von »Ich schaffs«.
6. Helfer einladen
Damit Kinder neue Fähigkeiten erlernen können – oder solche, die sie schon besitzen, verbessern können –, benötigen sie die Unterstützung und Ermutigung durch andere Leute. Lassen Sie die Kinder selber entscheiden, wen sie als Helfer rekrutieren möchten. Dabei sollten sie nicht nur Erwachsene mit einbeziehen, sondern auch andere Kinder wie Geschwister oder Freunde. Wenn ein Kind seine Helfer ausgesucht hat, gilt es diese Personen zu kontaktieren. Das kann auf verschiedene Arten geschehen. Am besten ist es, wenn ein Kind seine Bitte persönlich überbringt. Es kann einem vorgesehenen Helfer auch sein »Ich schaffs«-Trainingsbuch oder -Poster zeigen und dazu sagen: »Wenn du mein Helfer sein willst, kannst du deinen Namen hierhinein schreiben.«
Helfer sind wichtig für Kinder und können sie in vielfältiger Weise unterstützen. Sie können z. B.
•das Kind dafür loben, dass es sich entschlossen hat, eine bestimmte Fähigkeit zu erlernen,
•Interesse an den Fortschritten zeigen,
•zum Erreichten gratulieren,
•Vorschläge machen, wie man die jeweilige Fähigkeit erlernen kann,
•wenn nötig, an die Fähigkeit erinnern und
•gemeinsam feiern, wenn ein Kind die neue Fähigkeit beherrscht.
Kinder wollen typischerweise möglichst viele Helfer haben. Meistens freuen sich die Leute, die gebeten werden, beim Erlernen einer Fähigkeit zu helfen, über diese Anfrage. Es gibt aber auch Fälle, in denen es sich um sehr intime Probleme wie Einnässen oder Einkoten handelt und Kinder nur engste Familienmitglieder als Helfer mit einbeziehen möchten. Nur selten lehnt es jemand ab, die Rolle eines Helfers zu übernehmen. Wenn das passiert, gilt es einfach weiterzusuchen nach Menschen, die gerne dazu bereit sind.
Es reicht jedoch noch nicht aus, einfach nur eine Reihe von Helfern aufzuzählen. Man muss sie auch ansprechen und mit ihnen einen Plan schmieden, wie sie konkret unterstützen können.
Wenn es sich als schwierig erweisen sollte, Helfer aus dem direkten Umfeld des Kindes zu finden, können Sie auch mit einer Gruppe von Kindern arbeiten – sodass diese sich gegenseitig unterstützen können –, oder laden Sie ein anderes Kind, das das »Ich schaffs«-Programm schon einmal durchlaufen hat, als gleichaltrigen Helfer dazu ein.
7. Vertrauen aufbauen
Damit sie sich an das Erlernen einer bestimmten Fähigkeit heranwagen, müssen Kinder darauf vertrauen können, dass sie ihr Ziel auch tatsächlich erreichen können. Kinder sind von Natur aus optimistisch. Wenn wir sie fragen: »Glaubst du, dass du das lernen kannst?«, antworten sie üblicherweise mit »Ja« – egal, was es ist –, aber manchmal, wenn sie es schon mehrmals erfolglos versucht haben, kann es vorkommen, dass sie diese Zuversicht verloren haben und sich leicht entmutigen lassen. Sie fangen an zu glauben, dass mit ihnen etwas nicht stimmt und dass die angestrebte Fähigkeit zu schwierig für sie ist.
Um sicherzustellen, dass ein Kind zuversichtlich ist, sprechen Sie mit ihm darüber, welche Gründe es für diesen Optimismus gibt. Fragen Sie z. B.: »Glaubst du, dass du diese Fähigkeit lernen kannst?« Und wenn Sie eine positive Antwort erhalten, fragen Sie weiter: »Warum glaubst du, dass du es schaffen kannst?« Man kann die Helfer auch bitten, dem Kind zu sagen, was sie über es wissen bzw. gehört haben, das sie zu der Überzeugung bringt, dass es sein Ziel erreichen kann. Dieses einfache Vorgehen – also dass Leute dem Kind mitteilen, warum sie an seinen Erfolg glauben – kann die Zuversicht von Kindern besonders effektiv verstärken.
8. Die Feier planen
Für Kinder ist die Feier einer der Höhepunkte von »Ich schaffs«. Aber auch schon die Planung und Vorbereitung macht ihnen großen Spaß. Bei »Ich schaffs« binden wir Kinder schon ganz früh in die Überlegung mit ein, wie sie feiern möchten, wenn sie ihre Fähigkeit erlernt haben.
Sie können z. B. fragen: »Was würdest du gerne mit deinen Helfern unternehmen, wenn du die Fähigkeit erlernt hast? Hättest du gerne, dass wir eine Party für dich arrangieren, oder würdest du lieber etwas anderes machen?« Wenn das Kind die Idee einer Feier attraktiv findet,