Auf dem hohen Berg. Stefan König

Auf dem hohen Berg - Stefan König


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erreichen würde.

      Dass sie beim Münchner Haus verschlossene Türen vorfinden würde, das war ihr wohl bewusst. Doch sie rechnete fest mit dem jungen Meteorologen. Der würde sie schon unterbringen können, irgendwo für eine Nacht.

      Was gäbe das ein Mäulerzerreißen bei den Menschen daheim, dachte sie. Wenn die wüssten. »Stellen Sie sich vor, die Frau von Berneis. Haben Sie’s gehört. Hat die Nacht bei einem Wetterwart auf dem Berg verbracht. Nur sie und er …«

      Dabei, so dachte sie weiter, ist das ja noch ein junger Bub. Und ich für ihn, na ja, jedenfalls gewiss nicht im richtigen Alter.

      Dass es sie all die Jahre, seit sie Witwe geworden war, nicht bekümmerte, was andere über ihre Art zu leben dachten oder sprachen, war ihr sehr hilfreich.

      Zäh, abenteuerlustig und naiv ging sie Schritt für Schritt der Zugspitze entgegen.

      Wenn sich Straub im Spiegel betrachtete – das Waschbecken war nur einen Schritt vom Herd entfernt, was den Vorteil hatte, dass er sich zur Körperpflege unschwierig des heißen Wassers aus dem Ofengrandel bedienen konnte – so konnte er sich neu entdecken. Er konnte sehen, wie sein rötlichblonder Bart zaghaft wuchs, konnte seinen Augen ablesen, ob er müde oder munter, niedergeschlagen oder euphorisch war, er konnte, wenn er sein Spiegelbild lange genug fixierte, sogar eine Ahnung bekommen, wie er als Alter aussehen würde, worin er mehr seinem Vater und worin mehr seiner Mutter ähnelte.

      Wie lange hatte er sich selbst nicht mehr so gesehen, sich selbst nicht mehr wahrgenommen. Da hatte es dieses Alleinsein gebraucht dazu. Jetzt, da selbst die Dohlen fort waren und sich seine sozialen Kontakte auf die zweimaligen Telefonate am Tag beschränkten, da wurde ihm sein Spiegelbild zum ersten Ansprechpartner in allen Lebenslagen. Mit den Finken konnte er nicht viel anfangen. Die hüpften auf ihren Stangen im Käfig herum und zwitscherten vor sich hin.

      Das Haupthaar wuchs natürlich auch. In einer Schublade im Arbeitszimmer hatte er einen Haarschneider gefunden. Erst hatte er gedacht, es sei ein Instrument zur Schafschur. Aber es war tatsächlich eine Apparatur zum Kahlscheren des Schädels. Ein Gedanke, mit dem er sich nicht recht anfreunden konnte. Lieber würde er sich die Haare wachsen lassen, so wie Robinson Crusoe auf seiner einsamen Insel.

      Wie Robinson, dachte er. Ich werde aussehen wie Robinson.

      Am frühen Nachmittag begann es zu nieseln. Nur ein Hauch von Nässe zunächst, so sanft und so leicht wie Löwenzahnsamen in der Frühlingsluft. Doch aus dem Nieselregen wurde Regen, der immer mehr an Stärke zunahm und schließlich in Schnee überging. Da war es kurz nach drei. Als er um fünf die Wettermeldung durchgab, lagen auf der Terrasse vor Wetterstation und Münchner Haus ziemlich exakt achtunddreißig Zentimeter frisch gefallener Schnee.

      Der Winter war jetzt da.

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