Verwaltungs-Vollstreckungsgesetz / Verwaltungszustellungsgesetz. Eva-Maria Kremer
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Besondere Fälle der öffentlich-rechtlichen Duldungspflicht bilden die öffentlichen Lasten als dingliche Verwertungsrechte, die auf öffentlichem Recht beruhen. Als öffentliche Last werden in bundes- und landesrechtlichen Vorschriften nur solche Abgaben ausdrücklich bezeichnet, die in einem inneren Zusammenhang mit dem Grundstück stehen. Sie werden insbesondere für Leistungen geschuldet, die einer dauernden Werterhaltung oder Wertsteigerung dienen. In der Vollstreckung gilt für die Duldungspflicht § 5 Abs. 1 VwVG i.V.m. § 77 AO (OVG Frankfurt/Oder B 6.5.2004 – 2 A 178/02, juris = NVwZ-RR 2005, 566; VG Kassel B 22.1.2010 – 5 B 3254/09, juris = NJW 2010, 1987). Damit wird die Duldungspflicht des § 2 Abs. 2 VwVG durch § 77 AO klarstellend ergänzt.
Beispiele für öffentliche Lasten:
– | Ausgleichsbetrag des Grundstückseigentümers im Sanierungsgebiet: § 154 Abs. 1 S. 1 des Baugesetzbuchs (dazu BVerwG U 17.12.1992 – 4 C 30/90, juris =NVwZ 1993, 1112; OVG Lüneburg B 7.3.2003 – 1 ME 341/02, juris = NVwZ-RR 2003, 674). |
– | Erschließungsbeiträge: §§ 134, 135 des Baugesetzbuchs (zur Zahlungsverjährung BVerwG U 14.2.2001 – 11 C 9/00, juris = BVerwGE 114, 1). |
– | Ausgleichsleistungen für Mehrwerte im Umlegungsverfahren: § 64 Abs. 3 des Baugesetzbuchs. |
– | Öffentliche Grundstückslasten: § 10 Abs. 1 Nr. 3 des Gesetzes über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung (dazu BGH U 30.6.1988 – IX ZR 141/87, juris = NJW 1989, 107). |
– | Abgabenschulden (OVG Lüneburg B 31.8.2009 – 9 LA 419/07, juris = NVwZ-RR 2009, 906). |
– | Grundstücksbezogene öffentlich-rechtliche Benutzungsgebühren nach Landesrecht (BGH U 11.5.2010 – IX ZR 127/09, juris =WM 2010, 1715). |
– | Kehr- und Überprüfungsgebühren: § 20 Abs. 1 Schornsteinfeger-Handwerksgesetz (zu den Vorgängervorschriften § 24 Abs. 1, § 25 Abs. 4 des Schornsteinfegergesetzes BVerwG B 18.12.1989 – 8 B 141/89, juris = BVerwGE 84, 244; BVerwG U 12.5.1992 – 1 C 3/89, juris = NVwZ-RR 1993, 662). Diese sind gegenüber den Gebühren nach § 52 Abs. 4 BImSchG verschiedenartig (OVG Lüneburg B 24.11.2006 – 8 ME 152/05, juris = NVwZ-RR 2007, 96). Bei Wohnungseigentum ist Gebührenschuldner die Wohnungseigentümergemeinschaft (VG Darmstadt B 7.12.2006 – 9 G 1892/06, juris = NVwZ-RR 2007, 437). |
– | Beiträge der Mitglieder und Nießbraucher der Wasser- und Bodenverbände: § 29 Gesetz über Wasser- und Bodenverbände. |
– | Beitrags- und Vorschusspflicht: § 20 des Flurbereinigungsgesetzes. |
Anhang: Vergleichbares Landesrecht
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(1) Baden-Württemberg: § 3, § 13 LVwVG. Rechtsnachfolger: § 3.
(2) Bayern: Art. 19 Abs. 2 VwZVG.
(3) Berlin: § 8 Abs. 1 VwVfG Berlin verweist auf VwVG.
(4) Brandenburg: § 6 VwVGBbg.
(5) Bremen: § 3 BremGVG.
(6) Hamburg: § 32 HmbVwVG. Öffentliche Lasten: § 32 Abs. 3.
(7) Hessen: § 4, § 20 HessVwVG. Rechtsnachfolger: § 4 Abs. 3.
(8) Mecklenburg-Vorpommern: § 111 Abs. 1 VwVfG M-V = § 2 VwVG.
(9) Niedersachsen: § 2 Abs. 5 NVwVG.
(10) Nordrhein-Westfalen: § 4, § 10 VwVG NRW. Öffentliche Lasten: § 4 Abs. 3.
(11) Rheinland-Pfalz: § 6, § 23 LVwVG. Öffentliche Lasten: § 23 Abs. Abs. 2.
(12) Saarland: § 32 SVwVG. Öffentliche Lasten: § 32 Abs. 3.
(13) Sachsen: § 3 SächsVwVG. Rechtsnachfolger: § 3 Abs. 3.
(14) Sachsen-Anhalt: § 2 Abs. 4 VwVG LSA.
(15) Schleswig-Holstein: § 264 LVwG. Öffentliche Lasten: § 264 Abs. 3.
(16) Thüringen: § 20 ThürVwZVG. Rechtsnachfolger: § 20 Abs. 4.
Kapitel I Kommentar zum Verwaltungs-Vollstreckungsgesetz (VwVG) › Erster Abschnitt Vollstreckung wegen Geldforderungen › § 3 Vollstreckungsanordnung
§ 3 Vollstreckungsanordnung
(1) Die Vollstreckung wird gegen den Vollstreckungsschuldner durch Vollstreckungsanordnung eingeleitet; eines vollstreckbaren Titels bedarf es nicht.
(2) Voraussetzungen für die Einleitung der Vollstreckung sind:
a) | der Leistungsbescheid, durch den der Schuldner zur Leistung aufgefordert worden ist; |
b) | die Fälligkeit der Leistung; |
c) | der Ablauf einer Frist von einer Woche seit Bekanntgabe des Leistungsbescheides oder, wenn die Leistung erst danach fällig wird, der Ablauf einer Frist von einer Woche nach Eintritt der Fälligkeit. |
(3) Vor Anordnung der Vollstreckung soll der Schuldner ferner mit einer Zahlungsfrist von einer weiteren Woche besonders gemahnt werden.
(4) Die Vollstreckungsanordnung wird von der Behörde erlassen, die den Anspruch geltend machen darf.
Erläuterungen
I.Zu Absatz 11 – 7