Prinz der Wölfe. Dave Gross

Prinz der Wölfe - Dave  Gross


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Ustalaver lachten. „Guter Akzent“, sagte ich. „Die Redewendung bedarf allerdings noch des Feinschliffs.“

      „Größer, als ich aussehe“, wiederholte er unter noch mehr Gelächter. Die Männer mochten ihn, dennoch fragte ich mich immer noch, wie fähig sie waren.

      „Solange ihr Männer euer Training fortführt, seid doch so nett und erheitert mich mit einer Demonstration“, bat ich.

      „Was wollt Ihr sehen?“, fragte Radovan. „Bogenschießen? Nahkampf?“

      „Schwertkampf“, erwiderte ich.

      „In Ordnung“, sagte er. „Anton, Luka!“ Der kahle Soldat und der Pferdedieb traten vor. „Zeigt dem Prinzipal, was ihr könnt“, sagte er auf Taldani und fügte auf Varisisch hinzu: „Nicht töten oder den Kopf schneiden. Ist zum Bessern.“ Er hielt eine Goldmünze hoch, wohl wissend, dass ich sie bei seinem nächsten Zahltag ersetzen würde.

      Anton und Luka brauchten keinen weiteren Anreiz. Sie zogen ihre Waffen und traten aufeinander zu. Die Parierstange von Antons Schwert trug das königliche Wappen, die Waffe eines Veteranen. Luka trug einen Säbel, den er vermutlich bei einem Glücksspiel am Hafen gewonnen hatte. Sie gingen in die Hocke und ließen ihre Klingen einige Male aufeinanderprallen. Anton parierte einen Stoß gegen seinen Arm und konterte, wobei er Lukas Oberarm ritzte.

      Radovan schüttelte den Kopf. „Das war erbärmlich“, sagte er zu Luka. Er warf Anton die Münze zu, doch ich fing sie in der Luft auf.

      „Ich habe nicht um ein Schauspiel gebeten“, sagte ich. „Ich möchte sehen, ob ihr kämpfen könnt. Radovan, nimm Lukas Platz ein.“

      „Kommt schon, Prinzipal“, sagte er. „Ihr wisst, dass ich nicht gut mit dem Schwert bin.“

      Es stimmte, dass ich Radovan niemals mit einem Schwert in der Hand gesehen hatte, das er nicht zuvor einem Angreifer abgenommen hatte, und in diesen Fällen hatte er die Waffe entweder beiseite geworfen oder ihren Knauf dazu verwendet, seinen Gegner niederzuschlagen. Er bevorzugte den Kampf auf sehr kurze Distanz.

      „Von mir aus“, sagte ich und legte meinen Mantel ab. „Leih mir deine Klinge, Luka!“

      Der Wachmann zögerte kurz, bevor er mir seine Waffe übergab und sich zurückzog. Ich erspürte ihr Gewicht und durchschnitt einige Male die Luft. Es war keine ideale Waffe für ein Duell.

      Anton hielt eine Hand hoch. „Bitte, Herr“, sagte er. „Ich möchte Euch keinen Schaden zufügen.“

      „Zehn Goldstücke“, sagte ich, „wenn du mir einen Kratzer beibringst.“

      „Zehn!“, sagte er begeistert. Er hob seine Waffe.

      Plötzlich fühlte ich mich wie ein Narr. Es war viele Jahre, vielleicht sogar mehr als ein Jahrzehnt her, seit ich regelmäßig geübt hatte. Ich hatte eine exzellente Lehre genossen, doch dies war auch Jahrzehnte her, und einer der vielen Gründe, weswegen ich Radovan in meinen Diensten habe, ist, dass ich eine Abneigung dagegen habe, mich zu schlagen.

      Doch jetzt, was tat ich hier? War es so wichtig, Kasomir zu zeigen, dass mich die fehlende Lepidstadtnarbe nicht zum Eunuchen machte? Mir von diesem Mietling einen Kratzer beibringen zu lassen, wäre mehr als ein ausreichender Beweis dafür, dass ich nicht länger ein Schwertkämpfer war.

      Anton schlug nach meinem Knie, doch ich parierte und zog mich zurück. Er folgte, warf Radovan jedoch einen fragenden Blick zu. Ich antwortete, indem ich seine Klinge aus dem Weg schlug und die Schulter seines Führungsarmes angriff.

      Anton wehrte meine Klinge mit der Parierstange ab, während er sich zurückzog. Ich griff weiter an, band seine Klinge mit einem kleinen Kreis, bevor ich einen Streich in die entgegengesetzte Richtung führte, um seinen Arm zu treffen. Die Spitze meiner Klinge schnitt in den ledernen Armschutz an seinem Handgelenk, doch ich hatte ihn nicht verletzt.

      „Vielleicht ist das keine gute Idee“, sagte Anton. Mit einem Schulterzucken ließ er seine Verteidigung fallen. Ich ließ die Spitze meiner Klinge sinken. Er sagte: „Ich fürchte, ich werde Euch verletzen ...“

      Er machte einen Ausfallschritt und attackierte die Spitze meines Stiefels. Ich hob den Fuß, trat auf seine Klinge und berührte sein Kinn mit der Spitze des Säbels.

      Anton, der in eine kniende Position gestolpert war, sah zu mir auf. Eine Sekunde lang überschattete Furcht seine Augen, doch dann schenkte er mir ein versöhnliches Lächeln. „Ich glaube, Ihr habt diesen Trick vielleicht schon einmal gesehen.“

      Ich warf Anton die Münze zu und gab Luka den geborgten Säbel zurück. Bereits nach wenigen Sekunden des Schwertkampfes hatte meine Schulter geschmerzt. Als ich mich umwandte, um die Männer in Frieden zu lassen, trat Radovan neben mich.

      „Woran denkt Ihr?“, fragte er. So sehr ich seinen Scharfsinn auch schätzte, zog ich es doch vor, wenn dieser sich nicht auf mich konzentrierte.

      „Einer unserer Gäste hat mich daran erinnert, dass es viel zu lange her ist, seit ich mich im Schwertkampf geübt habe“, antwortete ich. „Glaubst du, Anton hat absichtlich verloren, um sich bei mir einzuschmeicheln?“

      Radovan zuckte mit den Schultern. Es mangelte ihm nicht gänzlich an diplomatischem Geschick. „Jetzt, da Ihr es erwähnt“, sagte er. „Wie lange noch, bevor wir den Männern ihre Präsente überreichen können? Ein paar von ihnen sind es nicht gewohnt, ein richtiges Schwert zu führen.“

      Ich hatte gezögert, die versilberten Waffen früher auszuteilen, aus Sorge, dass sich einer oder mehrere der Männer absetzen könnten, um die wertvollen Waffen zu verkaufen, anstatt sich für eine recht geringe Bezahlung auf diese gefährliche Reise einzulassen. Nicht der finanzielle Verlust war meine Hauptsorge, sondern, dass die Anzahl an Waffen nur für ein kleines Kontingent an Wachen ausreichte, und alle von ihnen in der Lage sein sollten, übernatürliche Gefahren auf der Reise genauso abwehren zu können wie solche natürlichen Ursprungs.

      „Es sei denn, Ihr seid bereit, das alte Zauberbuch auszugraben und ...“ Radovan wedelte in Andeutung einer magischen Geste mit der Hand. Er musterte mich und wartete auf eine Antwort, und ich kannte den Grund.

      Während der vielen Jahre unserer Zusammenarbeit hatte Radovan mir dabei zugesehen, wie ich die Identität eines Diebes durch die materiellen Komponenten erkannt hatte, die er dazu verwendet hatte, einen verschlossenen Tresor aufzubrechen. Er hatte mich dabei beobachtet, wie ich die Runen eines uralten Zauberrätsels übersetzt und verändert hatte, um ihre versteckte Botschaft zu offenbaren. Er war sogar Zeuge gewesen, wie ich die Zaubertricks eines Amateurzauberers in einem ansonsten finsteren Fall von Erpressung abgewehrt hatte. Was Radovan hingegen niemals beobachtet hatte, war, wie ich tatsächlich einen Zauber wirkte. Es war ein Wunder, dass er dieses Thema niemals stärker verfolgt hatte. Die Antwort auf diese Frage war peinlich, doch wenn man die möglichen Gefahren einer Reise auf den Straßen Ustalavs bedachte, war es vermutlich an der Zeit, dass er es erfuhr. Auf der anderen Seite gab es da das Problem der Angemessenheit. Er war mein Diener, nicht mein Gleichgestellter.

      „Du kannst die Waffen jetzt ausgeben“, befahl ich ihm.

      Radovan war unnachgiebiger als die widerwärtigen Terrier meiner Großnichte. „Doch Ihr seid bereit, sie mit Zauberei zu unterstützen, richtig?“

      „Du hast ihnen das nicht gesagt, nehme ich an.“

      „Natürlich nicht, nein, aber ich dachte, ...“

      „Du solltest dich nicht darauf verlassen, dass ich irgendwelche bedeutenden Zauber wirke“, sagte ich.

      „Was ist mit all diesen arkanen Büchern und Sachen aus Eurer Biblio­thek?“

      Ich seufzte. „Das Studium des Arkanen war eine meiner frühesten Leidenschaften. Während ich in der Theorie recht geübt war, bereitete mir die Praxis unglücklicherweise einige Schwierigkeiten.“

      „Ach ja?“, fragte Radovan. „Welche Art von Schwierigkeiten?“

      Was die meisten Beobachter, die mit dem Arkanen nicht vertraut sind, nicht


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