Prinz der Wölfe. Dave Gross

Prinz der Wölfe - Dave  Gross


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ustalavisch. Ich würde meine Mutter fragen, aber wir haben nicht viel geredet, seit sie mich verkauft hat.

      Knoblauch ist, wie der vielzitierte Nebel, eines dieser Dinge, die jeder unten im Süden mit Ustalav in Verbindung bringt. Da die Bevölkerung größtenteils varisisch ist, erwartet man solch eine gewisse Würze zusammen mit den Armreifen und Schleiertänzen, aber langsam begann ich mich zu fragen, was zuerst da war: der Knoblauch oder der Vampir?

      Der Prinzipal ist nicht humorlos, obwohl er bei denen, die ihn nur flüchtig kennen, diesen Eindruck erweckt. Als er mir erzählte, dass die Bewohner von Ustalav zu jeder Mahlzeit Knoblauch essen, um Vampire abzuhalten, war ich mir nicht sicher, ob er mich auf den Arm nahm. Ich meine, klar, eine der Kisten, die Nicola auf seiner Inventarliste stehen hatte, war voller silberner Klingen und Armbrustbolzen, dazu noch Phiolen mit heiligem Wasser, Bündel von Eisenhut, all dieser Kram. Das beunruhigte mich nicht, da ich bereits einige Male mit Werratten aneinandergeraten war, als ich damals bei der Bocksherde war. Ich wusste also, dass es eher Pragmatismus denn Aberglaube war.

      Aber mal im Ernst: Knoblauch? Wenn dieses Zeug wirklich wirken würde, würden die Vampire nur einmal an den Mauern von Caliphas schnuppern und niemals zurückkommen. Andererseits ist das vielleicht der Beweis, dass das Zeug wirkt, denn die meisten Vampirgeschichten, die ich gehört habe, spielen sich in irgendwelchen abgelegenen Dörfern ab. Vielleicht ziehen die Vampire von Ustalav Schäfer und Milchmädchen als Kost vor.

      Was mich betrifft, bin ich mit einem Laib dieses körnigen Schwarzbrots und einer Kelle Pilzeintopf glücklich. Als ich den großen Markt erreichte, auf dem ich zuvor ein halbes Dutzend Wachleute für unsere Reise ins Inland ausgesucht hatte, lenkte mich etwas von meinem knurrenden Magen ab. Ich folgte der Melodie, bevor ich begriff, was mich anzog.

      Zunächst konnte ich das Lied nicht von einem halben Dutzend anderer Weisen unterscheiden, die sich im Marktgetöse vermischten. Es gab einige kleine Gruppen von Straßenmusikanten, darunter auch eine Frau mit Opernstimme, die der Prinzipal sicher genossen hätte, wenn er nicht noch ins Elfenland starren würde – zweifellos berieselten ihn die hiesigen Adligen mit hiesigen Angelegenheiten. Ich ließ eine Münze in einen Korb neben einem jungen Mädchen fallen, das mit einem Ausdruck auf sein Hackbrett einhämmerte, der eher dazu gedacht war, Fliegen zu zerquetschen. Ich hielt einen Moment inne, um einem Gnom mit Backenbart zuzusehen, der auf einer Hirtenflöte spielte und um einen trommelnden Bären herumhüpfte. Abgesehen von mir und meinem Brötchengeber, war er der erste Nichtmensch, den ich in Caliphas gesehen hatte.

      Das Lied wurde lauter als ich mich einem gewundenen Sträßchen näherte, das mit gestreiften Zelten gesäumt war. An jedes war ein Schild angebracht, einige mit varisischen Worten versehen, andere mit Bildern von Kristallkugeln, Zauberstäben, Karten und Kelchen. Ich kapierte. Das hier war die Mystikergasse, und durch die Öffnungen in den Zelten erspähte ich Handleser, Kristallkugelgucker, Knochenwerfer und Teesatzleser. Die meisten von ihnen waren alte Frauen, eine oder zwei auch jünger und schöner. Einer war ein gebrechlicher alter Mann, der einen purpurnen Turban und ein Pfund Schminke in dem vergeblichen Versuch trug, einem Vudrani-Mystiker zu ähneln. Er formte stumm ein Wort und zeigte mit einer knorrigen Klaue auf mich, doch ich ging weiter.

      Das Lied war jetzt nahe genug, dass ich einige Wörter verstehen konnte. Hinter der letzten Biegung der Mystikergasse fand ich eine Gruppe von Städtern, die um ein weiteres, spitz zulaufendes Zelt herumstanden und mit ihren Händen zum Takt des Liedes klatschten. Ich drängte mich nach vorn, um einen besseren Blick zu erhaschen.

      Der Sänger war ein junger Mann mit einem langen, schwarzen Schnurrbart und einem kleinen Bärtchen gleich unterhalb der Lippe. Seine Haut, sichtbar unter einer bestickten Weste, war gebräunt. Sein klarer Tenor verband sich mit der Melodie von einer kreischenden Fidel, die von einem schlanken, alten Mann mit grauem Haar und identischer Gesichtsbehaarung gespielt wurde. Sie und die anderen Musiker spielten auf einem ringförmigen Haufen ausgetretener Teppiche, während die Übrigen aus ihrem Clan sich unter das Publikum mischten und jeden dazu ermutigten, den Refrain mitzusingen. In dem Moment, als ich sah, wie sie sich unter den Zuschauern bewegten, wusste ich, was sie waren: Sczarni.

      Über die ganze Welt verstreut, sind diese besonderen Clans von umherziehenden Varisiern Diebe, Landstreicher, Betrüger, Banditen, Beutelschneider, Mörder, Schmuggler und Halunken aller Couleur, von durchschnittlichem Grau bis zu Blutrot. Genau die Menschen, die ich mag.

      Der Sczarni sang davon, durch Kiefernwälder zu laufen, über grüne Hügel zu wandern, im Nebel seiner Heimat zu baden, so etwas in der Art. Auch wenn ich nur die Hälfte der Worte verstand, konnte ich doch feststellen, dass es sich um ein fröhliches Lied handelte. Auch die Zuschauer mochten es, und sie sangen beim Refrain mit und klatschten zum Takt der drei Kistentrommeln. Als das Lied zu Ende war, überhäuften die Städter den Teppichring mit roten und silbernen Münzen. Ich nahm eine aus Nicolas Börse und warf sie hin, und erst, nachdem sie das Licht eingefangen hatte, erkannte ich, dass es eine aus Gold war. Was solls. Es war ein gutes Lied.

      Die Farbe meines Geldes erweckte die Aufmerksamkeit einer der Sczarni-Frauen, die die Münzen einsammelten. Sie war so hübsch wie ein Frühlingsmorgen: Ein zarter Rotton zierte ihre Wangen, und sie trug gerade genug Farbe auf ihren Lidern, dass man hätte meinen können, eher die Natur denn Absicht hätte sie aufgetragen. Ihre Augen hatten die Farbe von frischem Moos, und als sie sich hinab beugte, um meine Münze aufzuheben, zog das Klingeln ihrer Armbänder meinen Blick auf ihre zarten Handgelenke.

      Sie kniete dort für einen Moment und sah zu mir auf. Die Winkel ihres nicht geschminkten Mundes zuckten, und eine Sekunde lang wusste ich nicht zu sagen, ob es ein Lächeln oder ein spöttisches Grinsen war. Bevor ich mit einer meiner nützlichen varisischen Redewendungen herausplatzen konnte, rief ein Junge nach ihr.

      Es war der Beutelschneider, den ich ins Hafenbecken getaucht hatte. Sein Haar war trocken, doch seine wollene Kleidung triefte noch immer, und ich sah, dass ein Stück graues Seegras an seiner Hose hing. Er spuckte ein paar Worte in Varisisch aus, von denen ich einige gut kannte. Ich zeigte ihm den Zinken, eine fiese Geste mit dem Zeigefinger und dem kleinen Finger an meiner Kehle. Es wirkt übler, wenn man weiß, wie wir in Cheliax Verbrecher hinrichten.

      Der Bursche beschwerte sich lang und breit bei den Sczarni. Der junge Mann, der vorhin gesungen hatte, stellte ihm eine Frage, und wieder schnappte ich ein paar Worte auf: „Geld“ und „Fremder“. Da begriff ich, wie dumm es gewesen war, mein Gold aufblitzen zu lassen. Auch wenn sie nicht vor der Menge über mich herfallen würden, könnte ich einen langen Schwanz von Halsabschneidern hinter mir herziehen, wenn ich hier wegging.

      Der grauhaarige Geiger sagte etwas, woraufhin das gesamte Lager der Sczarni in Gelächter ausbrach, doch das rot anlaufende Gesicht des Jungen sagte mir, dass der Witz auf seine Kosten ging, nicht auf meine.

      „Wir stehlen nicht von denen, die freiwillig geben“, sagte die Schönheit vor mir. Ihr Taldani war ausgezeichnet, wenn auch mit starkem Akzent. „Dragos hat Recht. Du hast Milosch eine gute Lektion erteilt.“

      Ich lächelte ein wenig und kratzte mir die Nase. „Und auch ein gutes Bad, hoffe ich.“

      Einige der Sczarni lachten sofort und ebenso die anderen, nachdem der Geiger es übersetzt hatte. Milosch durchbohrte mich mit einem brennenden Blick.

      „Ich heiße Malena“, sagte die Tänzerin. Ihr Haar war dunkler als eine Nacht bei Neumond, besetzt mit Juwelen, die wie Sterne zwischen den Wolken hervorblitzten.

      „Radovan.“ Ich bot ihr eine vereinfachte Version einer dieser vornehmen Verbeugungen an, die der Prinzipal vor dem Spiegel übt, wenn er glaubt, dass keiner zusieht.

      Malena musterte mich. „Du siehst aus wie ein Varisier“, sagte sie, „aber deine Kleidung ist die eines Ausländers.“ Ich hatte meine neuen roten Stiefel und die Jacke besonders lieb gewonnen. Alles war aus bestem chelischen Leder hergestellt und verbarg den Großteil meiner Arbeitsmittel. Ihr Kompliment machte die ständigen Diskussionen wett, die ich mit meinem Brötchengeber darüber auszufechten hatte, dass ich es vermied, die Jeggare-Livree zu tragen.

      „Mein Name ist varisisch“, sagte ich. „Geboren wurde ich in Cheliax.“

      „Aber deine


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