Schöne Pferde durch Training. Lisa Kittler
sogar fensterlosen Boxen und bekommen nur zweimal am Tag kleine Heuportionen, dafür aber große Mengen Kraftfutter. Nur für das Training oder aber den kurzen stundenweisen Auslauf auf einem klein parzellierten Paddock können sie ihre Box verlassen.
Die einzelnen Auswirkungen auf Körper und Geist können in vielen Fachbüchern, Zeitschriften oder Internetbeiträgen nachgelesen werden. Allen Publikationen gemein ist die Erkenntnis, dass eine Haltung entgegen den natürlichen Bedürfnissen nachweisbar psychische und physische Schäden hervorruft. Das oben beschriebene Negativbeispiel muss nachhaltig verändert werden!
Da unsere Flächen zur Haltung der Pferde zumeist beschränkt sind, sollten wir schauen, dass die Gruppen harmonisch sind. Nicht jedes Pferd versteht sich mit dem anderen gut. Auf begrenzten Flächen kann es zu körperlichen Angriffen oder dauerhaftem psychischen „Mobbing“ kommen. Ich befürworte deswegen die Haltung in altersgemischten Kleingruppen, die harmonisch zusammengestellt werden. Die Pferde werden ganzjährig draußen auf genügend großen Flächen gehalten. Schutz vor Witterungseinflüssen sowie Rückzugsorte zum Schlafen bieten dabei Bäume und großzügige Unterstände. Bei empfindlichen Rassen oder älteren Pferden kann es zusätzlich nötig sein, bei ungünstiger Witterung Regendecken aufzulegen. Tägliches Ab- und Ausmisten sowie das Beseitigen von Dauermatschstellen auf dem Paddock sorgen für die notwendige Hygiene und entziehen Krankheitserregern und Würmern den Nährboden.
Pferde sind Herdentiere und brauchen immer Sozialkontakte, um gemeinsam zu dösen, zu fressen, zu spielen und Fellpflege zu betreiben. (Foto: Lisa Kittler)
Um die Pferde ähnlich wie in ihrer ursprünglichen Umgebung zum Bewegen sowie zur Suche nach Nahrung zu animieren, sollten die Paddocks Bewegungsanreize zwischen Futter-, Wasser- und Ruhestellen bieten, wie es zum Beispiel die Konzepte des „Paddocktrails“ oder „Paddock Paradise“ vorsehen. Eine Fütterung aus Heunetzen in natürlicher Fressposition sowie der regulierte Zugang zum Gras und die Reduzierung von Kraft- oder Zusatzfuttergaben helfen, die in letzter Zeit vielfach zu beobachtenden „Wohlstandskrankheiten“ der Pferde zu vermeiden. Denn leider entsprechen die hiesigen Hochleistungsgräser und damit verbundenen Heusorten nicht dem Futterangebot, das die meisten Rassen gewohnt sind.
Pflege und Ausrüstung
Um optimale Voraussetzungen für ein erfolgreiches Training zu schaffen, muss der regelmäßigen Pflege des Pferdes genügend Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zum einen ist damit die Erhaltung der vollen Funktionsfähigkeit des Pferdekörpers gewährleistet und damit die Möglichkeit der körperlichen Entwicklung gegeben. Zum anderen wirken sich Schmerzen und körperliche Einschränkungen immer negativ auf die Pferdepsyche aus. Das verhindert jedes Lernen – also auch jede körperliche und psychische Weiterentwicklung.
Brusthoch im Gras zu verschwinden und nur zu fressen, ist wahrscheinlich der Traum vieler Pferde, doch dauerhaft ist das ungesund. (Foto: Lisa Kittler)
Zur Pflege des Pferdes gehört die regelmäßige und individuelle Hufpflege, da die Hufe aufgrund unserer heutigen Haltung nicht mehr im natürlichen Maß abgenutzt werden. Die Hufe sind das Fundament des ganzen Pferdekörpers, weswegen sie voll funktionsfähig sein müssen. Ich befürworte das Barhufpferd, da nur ohne Hufbeschlag die volle Funktionsfähigkeit als Tast- und Entgiftungsorgan sowie als „Blutpumpe“ gegeben ist.
Ebenso wie die Hufe müssen auch die Zähne regelmäßig – mindestens einmal im Jahr – kontrolliert werden. Aufgrund des nicht mehr natürlichen Nahrungsangebots haben die Zähne zu wenig Abrieb, wachsen zu schnell oder sogar falsch. Bei Jungpferden im Zahnwechsel sowie bei älteren Pferden mit beginnenden Zahnproblemen ist der Zeitabstand der Kontrolle individuell kürzer zu wählen.
Die Zähne spielen nicht nur für die Essensaufnahme und -zerkleinerung eine wichtige Rolle, sondern ebenso für den gesamten Bewegungsapparat. Sind sie zu lang, stehen falsch oder bilden Haken, sind die Kaubewegung und das Platzieren des Unterkiefers im Verhältnis zum Oberkiefer nicht mehr uneingeschränkt möglich. Das Anlegen des Kappzaums oder das Einlegen eines Gebisses kann in der Kieferpartie beträchtliche Schmerzen erzeugen. Muskuläre Verspannungen und eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten können ebenso eine Folge sein wie auftretende „Widersetzlichkeiten“ oder Stressreaktionen des Pferdes.
Natürlich ist es erstrebenswert, dass Pferde allein durch sinnvolles Training körperlich leistungsfähig sind und es bleiben. Doch das Hinzuziehen eines Physiotherapeuten oder Osteopathen ist empfehlenswert, wenn Sie nach einem Unfall, einer Krankheit, aufgrund schlechter Haltung verursachte physische Probleme oder aus nicht bekannten Gründen Auffälligkeiten im Bewegungsapparat Ihres Pferdes bemerken. Bei einem Tier mit manifestiertem Krankheitsbild, wie zum Beispiel Arthrose, ist die regelmäßige Kontrolle anzuraten. Der Therapeut kann in der Behandlung (oder in mehreren Behandlungen) erste Heilungsanreize setzen und Schmerzen lindern, sodass das Training überhaupt erst wieder möglich wird.
Zur Pflege des Pferdes gehört ebenso die durchdachte Auswahl als auch die regelmäßige Kontrolle der Ausrüstung durch eine/n Fachmann/-frau. Nicht nur der Sattel muss Mensch und Pferd optimal passen und regelmäßig entsprechend den jeweiligen Anforderungen sowie körperlichen Entwicklungszuständen des Pferdes verändert werden. Alles andere, was das Pferd angelegt bekommt oder im Training mit ihm verwendet wird (z. B. Bodenhindernisse), muss verantwortungsbewusst ausgewählt werden. Denn nur wenn die Passgenauigkeit gegeben ist, ist die Funktionalität im Training gesichert und Schmerzen sowie Stress beim Pferd werden vermieden.
Regelmäßige und individuell angepasste Hufpflege für das Pferd – denn nur auf einem gesunden Fundament lässt sich im Training etwas aufbauen. (Foto: Lisa Kittler)
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