Die Wilderer von der Schinderleit'n. Siegmund Klakl
– hinauf
Beil – Biene
Bindbam – Holzstange zum Niederbinden/Befestigen einer Fuhre Heu für den Heimtransport
dapocken – schaffen
deis – das, dieses
Eierschwammerln – Pfifferlinge
einbüd – eingebildet
einwassern – betrunken machen
fests Trumm – großes Stück
geih ma – gehen wir
Göd – Geld
Grastasche – buschiger Ast von einem Nadelbaum
Groamahd – zweiter Schnitt
groußa Hauhn – großer Hahn (Auerhahn)
Habel – Angel
Hauhnen – Hähne
haum – haben
haun – habe
heign – heuen
hest – hättest
hiaz – jetzt
hiefln – Heu wird zum Trocknen um einen in den Boden gesteckten Holzstecken gewunden
Hirschgweich – Hirschgeweih
hoabuachan – stark und kräftig wie eine Hainbuche
hoamlig – heimlich
höfen – helfen
huits eich eichern Hirsch hoit söba – holt euch euren Hirsch eben selbst
kaust – kannst
Kraumer – Krämer, Kaufmann
Lampl – Lämmchen
Leitn, Leite – steiler Berghang
lous – los
mahn – mähen
neammer – nicht mehr
neit – nicht
neixts Joahr – nächstes Jahr
nou – noch
oamoi – einmal
pechern – voller Pech = Harz
Puderl – kleine Karaffe
Schanti – Gendarmen
Schauß – Chance
Schligowitz – Slibowitz
Schmoitier – Schmaltier
Schneeteller – Schneeschuhe
schou – schon
Schwedenreiter – Gestell aus Holzstecken und dazwischen gespanntem Draht, auf dem Heu zum Trocknen aufgehängt wird
Schwoga – Schwager
staubiger Tee – sehr starker Tee mit viel Schnaps
Weidmannshaö – Weidmannsheil
Wöd – Welt
Wüdbrat – Wildbret
Wüdara, Wüdschitz – Wilderer
wuits n liegn lossn – wollt ihr ihn liegen lassen
zach – zäh
zaht – zerrt
Hirschbrunft
Ja, die Hirschbrunft, das ist so eine Sache. Mein erstes Erlebnis damit hatte ich als ziemlich kleiner Bub. Infiziert vom jagdlichen Fieber war ich ja von Anfang an. Mein Großvater war Jäger, mein Vater war Jäger und mein Onkel auch, und alle Männer, so kam es mir damals jedenfalls vor, die in unserem Haus aus und ein gingen, waren ebenfalls Jäger. Sobald ich so halbwegs auf eigenen Beinen stand und „Hirsch“ und „Gams“ sagen konnte, nahm mich mein Vater schon mit auf die Pirsch, da gab es also kein Entrinnen. Und meine Mutter, so sehr sie auch um mein Wohl bemüht war, hatte dem nichts entgegenzusetzen.
Im Alter von sechs oder sieben Jahren war ich jagdlich bereits voll ausgerüstet. Ich besaß ein zünftiges Jagahütl, Knickerbocker und Bergschuhe, einen Rucksack, einen Bergstecken, einen Gucker und ein aus Lärchenholz geschnitztes Gewehr. Damit ging ich auch schon einmal alleine jagern, ich entwickelte großen Ehrgeiz darin, meinen Vater und meinen Onkel nachzuahmen. Die Erwachsenen fanden das damals natürlich zum Lachen komisch, mir war es aber bitterer Ernst. Ich erlegte auch manchmal ein Stück Wild mit meinem Holzgewehr, der Hirsch oder der Rehbock war dann halt eine abgebrochene Grastasche, die ich mit großer Sorgfalt nach Hause brachte und in unsere Fleischkammer hängte. Meist hing sie, bis die Nadeln abfielen. Mein Vater wagte es jedenfalls nicht, sie einfach wegzuwerfen.
Im Sommer verbrachte ich die meiste Zeit auf dem Bauernhof meines Onkels. Das war paradiesisch für mich. Ich liebte alles dort, die Menschen, die Tiere, den Geruch, den rauen Umgangston, den fetten Speck und das grobe Brot, die deftige Suppe zum Mittagessen und vor allem die goldgelbe Butter, die meine Großmutter im hölzernen Butterfassl gerührt hat und von der ich dann immer ein „Butterkugerl“ bekommen habe, welches ich mit großem Genuss und ohne Brot verzehrt habe. Und natürlich faszinierte mich auch die harte Arbeit im Stall und auf dem Feld, wenn ich auch ohne Zweifel mehr im Weg herumgekugelt bin, als dass ich helfen hätte können.
Bei der Feldarbeit im Sommer, also beim „Mahn und Heign“, halfen auch mein Vater und noch ein paar andere kräftige Männer mit, denn damals bedurfte es noch vieler fleißiger Hände, um das Heu trocken in die Scheune zu bringen. Ich erinnere mich noch gut ans „Hiefl mochn“ und ans „Schwedenreitern“, an den Leiterwagen, der von Moni, der alten, gutmütigen Stute gezogen wurde. Mein Großvater turnte darauf herum, musste das Heu, das die starken Männer hinaufreichten, fassen und mit dem „Bindbam“ niederbinden. Turmhoch waren manchmal die Fuhren, und die Männer hatten ihre Gaudi, wenn der Großvater wieder einmal herunterpurzelte.
An einem sonnigen Septembertag waren wieder einmal alle auf dem Feld, um die „Groamahd“ einzubringen. Da ich immer noch keine große Hilfe für die Bauersleute war, meinte Harald, mein Onkel, ich könne doch ein bisschen jagern gehen, oben im Wald. Vielleicht bekäme ich einen Fuchs zu sehen oder einen Rehbock. Ich ließ es mir nicht zweimal sagen, holte meine Jagasachen aus dem Haus und stapfte Richtung Hochwald. „Aber pass auf die Hirschn auf, hiaz faungt die Brunft aun, und do kunnts gfährlich wern!“, riefen mir die Jäger nach.
Natürlich hatte ich großen Respekt vor dem König des Waldes, aber dass mir hier gleich neben dem Feld ein Hirsch begegnen würde, hielt ich doch für sehr unwahrscheinlich. Ich ahmte den Gang meines Vaters nach und strebte mit ernster Miene dem Walde zu. Die Bauersleute mögen hinter mir gelacht haben, das war mir egal. Sehr weit wagte ich mich freilich nicht hinein in die Düsternis, aber immerhin, so fünfzig Meter war ich schon entfernt vom Waldrand, als auf einmal in der dicht stehenden Fichtenkultur ein paar Äste knackten und ein gewaltiger Brunftschrei erschallte, der mir durch Mark und Bein fuhr. Und gleich noch einer, und noch ein drittes Mal dröhnte