Auf lange Sicht (E-Book). Marie-José Kolly
USA (G23) statt pro Arbeiter pro Person im erwerbsfähigen Alter umzurechnen, zusätzlich analysiert nach Geschlecht und Alter. Sie kamen zu folgenden Erkenntnissen:
—Die geleisteten (bezahlten) Arbeitsstunden pro Kopf in der Bevölkerung haben seit 1900 tatsächlich abgenommen. Die durchschnittliche Belastung der Bürgerinnen und Bürger ist insgesamt geringer geworden, jedoch nicht in dem Ausmass, wie man es angesichts der üblichen Stundenrechnungen vermuten könnte.
—Die Abnahme gilt ausserdem nicht für jede Bevölkerungsgruppe. Junge Menschen bis zur Volljährigkeit arbeiten durchschnittlich weniger als vor hundert Jahren (wegen der Schule), dasselbe gilt für Menschen ab 65 Jahren sowie Männer in sämtlichen Altersgruppen. Frauen ab 18 Jahren hingegen arbeiten durchschnittlich mehr und ab 25 Jahren sogar deutlich mehr Wochenstunden als noch um 1900.
Die Zahlen gelten für die USA und sind darum nicht zuverlässig auf die Schweiz oder andere europäische Länder übertragbar. Die Erwerbsbeteiligung der Frauen ist jedoch auch auf dem europäischen Kontinent gestiegen. Das Fazit dürfte lauten: Nicht alle der verschwundenen Stunden haben steigender Wohlstand und politischer Kampf in eifriger Zweisamkeit geschluckt – einen Teil davon haben auch einfach die Frauen geschultert. Was wiederum nicht nur auf den Feminismus zurückzuführen ist, sondern auch auf die Art von Jobs, die in den letzten Jahrzehnten entstanden und verschwunden sind.
Bei der (unbezahlten) Haushaltsarbeit übrigens ist es genau umgekehrt: Hier haben die Männer zugelegt. Um zu wissen, wie viel zusätzliche Freizeit wir im letzten Jahrhundert tatsächlich gewonnen haben, muss man diese Arbeit natürlich miteinbeziehen. Hierzu nur so viel: Wo Mühsal wegfiel, fanden wir oft rasch wieder Neues zu tun.
DIE DATEN
Die Langzeitstudie zur Entwicklung der Arbeitsstunden stammt von Michael Huberman (Universität Montreal) und Chris Minns (London School of Economics and Political Science): «The times they are not changin’: Days and hours of work in Old and New Worlds, 1870–2000», erschienen in «Explorations in Economic History» (2007).
Ihre Daten trugen die Wirtschaftshistoriker aus einer Vielzahl von Quellen zusammen, unter anderem von der Internationalen Arbeitsorganisation und dem Groningen Growth and Development Centre der Universität Groningen sowie, insbesondere in jüngerer Zeit, von den offiziellen Ämtern der jeweiligen Staaten, in der Schweiz dem Bundesamt für Statistik.
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