Tanner. Urs Schaub

Tanner - Urs Schaub


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morgen … quak … quak.

      Tanner setzt sich aufs Bett und drückt die Wiederholungstaste. Dann beginnt Tanner nachzurechnen.

      Ungefähr zwei Stunden bis Zürich! Und das nennt sie nicht weit! Denn er kennt Karls Auto nicht, dann noch den ewig verstopften Weg von Zürich zum Flughafen. Also: Um sieben Uhr aufstehen und gleich wegfahren. Und vor allem: Keine himmlisch duftende Röschti um acht Uhr! Vielleicht gibt's am Sonntag keine. Dafür frischen nach Hefe duftenden Zopf …

      Aber da gibt es sowieso kein Abwägen von irgendwas.

      Der Tanner fährt und der Tanner freut sich auch noch. Also ruft er am besten den telefonischen Weckdienst an und bestellt ein freundliches Wecken um sieben Uhr in der Frühe. Brav, Tanner, brav!

      Er zieht sich aus, duscht ausgiebig und geht bewaffnet mit Medaillon, Messer und einer Lupe ins Bett. Da ist es allerdings zu dunkel und er muss sich direkt unter die Zimmerlampe stellen.

      Mithilfe der Lupe erkennt man ganz deutlich die Jahreszahl des Poststempels.

      Der Rest ist praktisch bis zur Unleserlichkeit verblasst. Er glaubt vor der Jahreszahl noch eine Fünf zu erkennen. Es könnte auch eine Sieben sein. Unter den Zahlen sind gewellte Linien. Wie abstrakte Meereswellen. Und der Teil eines Wortes, so etwas wie ace …. ace?

      Welches Wort könnte das sein? Vielleicht Peace? Grace?

      Da ihm im Moment nichts einfällt, legt er alles beiseite, löscht das Licht und versucht zu schlafen! Das heißt, er versucht dieser Glühbirnenfabrik in seinem Schädel den Strom abzudrehen.

      Genau in dem Moment, als es ihm gelingt, die letzte Lichtquelle in der Fabrik zu löschen, geht leise die Tür auf und Honoré la boule macht einmal mehr sein Pst und will ihn wahrscheinlich an seiner kleinen Hand ins Land der Alpträume entführen.

      Bitte, Zwerg, lass mich schlafen, ich muss morgen früh in die weite Welt!

      Tanner seufzt und dreht sich auf die Seite.

      Er hört ein leises Rascheln, wie Seide. Sein Herz macht einen Riesensprung.

      Ein Etwas hebt die Decke. Ein glühend heißer Körper drängt sich ganz eng an ihn.

      Pst! Simon! Ich bin es, Ruth!

      Ihre Hand fährt sanft über sein Gesicht. Sie sind beide stumm.

      Die Heftigkeit der Spannung, die wie aus dem Nichts in das kleine Zimmer eingebrochen ist, lässt ihre Herzen, wie toll geworden, tanzen.

      Finger ertasten seine Lippen. Begehren Einlass. Sein Mund öffnet sich.

      Wer gab ihm den Befehl?

      Er beißt in ihren Finger! Er riecht Vanille und Zitrone. Er spürt, wie ihre Brustwarzen an seinem Rücken hart werden. Ihre Beine umklammern seine Beine.

      Rasieren Bäuerinnen ihre Beine?

      Seine Zähne entlassen ihren Finger und ihre Hand streicht über seinen Hals … über seine Brust … seinen Bauch. Sie greift zielstrebig zwischen seine Beine. Nach dem zu lange nicht mehr Berührten. Sie hält ihn fest, als würde sie ihn nie wieder loslassen.

      Wenn du ihn noch länger hältst, spritze ich!

      Als ob er es laut gesagt hätte, lässt sie ihn los. Er bereut sofort.

      Sie streichelt seine Eier. Noch schlimmer.

      Er spürt ihren Mund an seinem Hals.

      Und was ist mit Karl? Sein letzter klarer Gedanke.

      Dann dreht er sich zu ihr. Tief seufzend.

      Er greift nach ihren Brüsten. Reibt ihre Brustspitzen zwischen seinen Fingern. Zieht sie und drückt sie zwischen seinen Fingerkuppen. Dann nimmt er sie in seinen Mund. Eine nach der anderen. Und dann wieder die andere.

      Er küsst sie, bis sie wieder weich sind und Ruth aus ihrem tiefsten Innen keucht. Ihre Münder finden sich. Dann finden sich auch die Zungen.

      Sie legt seine Hand zwischen ihre Beine. Er überlässt sich ganz ihrer Führung. Doch sie erlaubt seiner zitternden Hand nur kurz, die pochende Hitze zu liebkosen. Ihr Pelz wie nasses Seegras. Dann schiebt sie sich drängend unter ihn. Spreizt ihre Beine. Ihre starken Hände greifen sich fordernd seinen Hintern. Er gleitet langsam in sie hinein. Sie dringt mit ihrem Finger tief in seinen Arsch und etwas lang Verschlossenes holt Anlauf.

      Er spritzt. Spritzt und stößt ganz in sie hinein.

      Sie bäumt sich auf und ihre Nägel pflügen seinen Rücken. Als wär's ein Acker.

      Sie schreien stumm ihre Leben in den anderen Körper hinein und sie kommt wieder und es hört nicht auf.

      Wir haben uns ja gar nicht bewegt!

      Dann explodiert etwas in seinem Kopf. Oder ist es in seiner Brust?

      Er stammelt Sabatschka und wieder Sabatschka, und noch einmal Sabatschka!

      Bis sie ruhig werden und er weint. Oder weint sie?

      Und noch immer sieht er sie nicht!

      Er hält ihre Brüste mit beiden Händen fest, als würden sie ihn ab jetzt vor der Welt retten.

      Er spürt ihr pochendes Herz. Oder ist es seins?

      Sie streichelt seinen wunden Rücken und flüstert ganz leise, ganz schnell in sein Ohr.

      Ich liebe meinen Mann, aber es musste sein! Ich weiß nicht, wieso. Ich konnte mich nicht wehren. Bitte verzeih mir!

      Was soll ich denn um Himmels willen verzeihen?

      Bitte, sei mir nicht böse, du hast mich gezogen, du Böser, du Lieber, du Fremder … wieso bist du gekommen … es wird nie wieder vorkommen.

      Der Rest geht unter in ihrem Keuchen.

      Sie löst sich von ihm und nimmt seinen Schwanz in den Mund. Eigentlich will er sagen, dass sie ein wenig warten soll.

      Sie saugt und saugt …

      Den Samen aus seinen Lenden, aus seinem Bauch, in ihren Mund.

      Er will schreien.

      Noch immer hält er ihre Brüste in seinen Händen. Er wiegt zwei nasse, schwere Vögel jetzt, zitternd.

      Er sucht mit seinen Händen ihr weit geöffnetes Geschlecht.

      Diesmal erlaubt Ruth die Berührung lange.

      Und wieder suchen sich ihre Zungen.

      Und wieder verschließt sieier ihm/ihr den Mund/Mund und es ist nur noch ein Atem. Eine Ewigkeit.

      Nach tausendundeinem Augenblick hört es auf. Ganz langsam. Ganz sanft.

      Sie steht auf und jetzt sieht er im Licht der Nacht ihren weißen, herrlichen Leib. Stumm steht sie so.

      Und lange steht sie so. Dann macht sie ein letztes Mal ein stilles Pst.

      Sie geht langsam in die Knie.

      Sie nimmt ihr Hemd vom Boden.

      Sie steht langsam auf.

      Ihre Brüste wiegen sanft … ab und auf … auf und ab …

      Bleib bei mir!

      Sie geht nackt aus dem Zimmer. Lautlos.

      Draußen auf dem Hof schreit Karl betrunken in die Stille der Nacht.

      Es ist ein Mädchen. Ein Mädchen!

      Tanner schließt seine Augen.

      Kurz bevor er in einen fensterlosen, tiefen Raum fällt, hört er die Falsettstimme von Honoré.

      Müde bin ich, geh zur Ruh. Danke, lieber Gott! Und mach die Türe zu …!

      Fünf

      Tanner trommelt ungeduldig auf das Steuerrad des weißen Opel Kombi, dem Auto von Karl und Ruth. Er steht seit einer Viertelstunde im Stau vor dem Tunnel, kurz vor der großen Stadt. Wahrscheinlich


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