50 Jahre Speech-Acts. Группа авторов

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The analysis of speech acts as presented by John R. Searle is criticised for its ignorance towards the speaker-hearer-relation and its consequences for the investigation of speech behaviour in conversation. The fact that illocutionary effects often are the result of bargaining or co-construction between S and H has to be investigated within a complete theory of linguistic communication. A proposal is made as to how such an analysis can be elaborated without foregoing such notions as illocutionary effect and speaker-intention. This is undertaken by means of the notions of we-intentions and collective actions, which are applied to conversational encounters.

      1 Einleitung

      Ein Sprechakt ist gelungen, wenn die kommunikative Intention erkannt ist, mit der er vollzogen wurde. Diese Grundannahme steht im Zentrum der Sprechakttradition seit Erscheinen von J.R. Searles Speech Acts. In der Definition des ‚illocutionary effect‘ kondensiert sich diese Auffassung in deutlicher Form:

      S utters sentence T and means it = S utters T and

      (a) intends (i-1) the utterance U of T to produce in H the knowledge (recognition, awareness) that the states of affairs specified by (certain of) the rules of T obtain. (Call this effect the illocutionary effect, IE) […] (Searle 1969, S. 49f.)

      Eine weitere Bedingung (b) bezieht sich auf den reflexiven Charakter der Sprecherintention, wonach der illokutionäre Effekt aufgrund der Erkenntnis von i-1 eintritt, und die dritte Bedingung (c) fordert, dass dies auf der Basis der Regelkenntnis für den produzierten Satz geschieht (vgl. Searle 1969, S. 49f.).

      Diese Grundannahme ist in vielfältiger Weise kritisiert worden, vor allem mit dem Argument, sie sei zu eng und würde viele Fälle des Sprechaktvollzugs ignorieren. Eine verbreitete Kritikfigur benennt vor allem das Defizit, dass der interaktive Charakter außer Acht gelassen werde.1 Die Rolle von A (bei Searle H) besteht lediglich darin, den Sachverhalt zu erkennen, dass der illokutionäre Effekt realisiert ist. Die zitierte Definition baut somit auf der solitären Sprecherintention auf ohne Rücksicht darauf, dass ihre Realisierung grundsätzlich das Resultat eines kooperativen Prozesses ist, der zwischen A und S stattfindet. Die letztlich gültige Illokution ist eine Frage der Aushandlung der A- und der S-Perspektive, der illokutionäre Effekt das Resultat einer Ko-Konstruktion des illokutionären Effekts von S und A. Die Äußerungsbedeutung des vollzogenen Sprechakts ist somit emergent, sie entsteht erst im Gespräch, und dieser Prozess kann nicht von S restlos vorherbestimmt werden. Programmatisch liest sich diese Auffassung wie folgt:

      Die interaktiv gültige Bedeutung von Äußerungen ist nicht durch Interpretationskonventionen verbürgt und wird auch nicht durch Sprecherintentionen abschließend festgelegt. Interaktive Bedeutung wird in wechselseitigen Interpretationsprozessen ausgehandelt und elaboriert. […] Adressaten können nicht nur signalisieren, daß sie Äußerungen hören und verstehen, sondern auch, ob bzw. inwieweit sie sie akzeptieren. (Deppermann 2005, S. 19; Hervorhebung vom Verf.)

      Genau genommen findet sich in dieser Passage jedoch keine Aussage zu Äußerungsbedeutungen schlechthin, sondern lediglich zu einem Untertyp, nämlich den interaktiven Bedeutungen. Andere Bedeutungstypen, etwa denotative, expressive oder evaluative Bedeutungen, aber auch Illokutionen wie ‚unilaterale‘ Direktiva und Deklarationen werden nicht berücksichtigt. Da diese bei Sprechaktvollzügen aber durchaus eine Rolle spielen, führt die alleinige Sicht auf interaktive Bedeutungen dazu, dass nur ein Teilaspekt der gesamten Äußerungsbedeutung erfasst wird.

      Hinzu kommt ein definitorisches Problem: Bezieht man sich allein auf den interaktiven Bedeutungstyp, dann ist die Feststellung, dass diese Bedeutung wechselseitig ausgehandelt und elaboriert wird, ein Truismus; es handelt sich um ein Definitionsmerkmal interaktiver Bedeutung, nicht um eine Feststellung über diese. Der Anspruch der zitierten Bestimmung sowie des ganzen Buches, aus dem sie zitiert ist, geht freilich weit über eine Definition eines bestimmten Bedeutungstyps hinaus, denn der Rolle von Konventionen und Intentionen wird grundsätzlich nur ein geringer Stellenwert zugebilligt.

      Auch wenn die zitierte Kritikposition an der Sprecherzentriertheit der Sprechakttheorie auf schwachen Füßen steht, so ist die dahinterstehende Intuition, dass S nicht solitär die Verfügungsgewalt über den illokutionären Effekt seiner Sprechakte hat, durchaus zutreffend. Weiterhin muss man feststellen, dass dies in der Searle’schen Definition des IE zwar nicht explizit ausgeschlossen ist, aber weder theoretisch expliziert noch deskriptiv berücksichtigt wird.

      Ist man also gezwungen, die Sprechakttheorie aufzugeben, da sie die falschen Vorhersagen macht? Ich möchte in einem ersten Zugriff dafür argumentieren, dass diese Konsequenz überzogen ist und letztlich zu einem sehr einseitigen Bild sprachlicher Interaktion führt. An zweiter Stelle soll der grundsätzlich berechtigten Kritik an der Sprecherzentriertheit dadurch begegnet werden, dass der illokutionäre Effekt eines Sprechakts in manchen Fällen als Ergebnis der Kooperation zwischen S und A aufgefasst wird, ohne auf den erklärungsstarken Begriff der Sprecherintention zu verzichten. Hier kommen die Begriffe der Wir-Intention und der kollektiven Intention resp. kollektiven Handlung ins Spiel, wie sie von Winfried Sellars (1974), Raimo Tuomela und Kaarlo Miller (1985, 1988; Tuomela 2005, 2013), John R. Searle (1990) sowie Susan Miller (2001) eingeführt worden sind. In den letzten Jahren erfährt dieses Thema wieder vermehrte Aufmerksamkeit, wie sich an verschiedenen Handbüchern, Sammelbänden und Monografien zeigt (vgl. Schmid 2005, 2008; Chant/Hindriks/Preyer 2014; Jankovič/Ludwig 2018; Ludwig/Jankovič 2019).

      Im Ergebnis soll gezeigt werden, dass diese Ansätze in der Tat einen guten Weg aufzeigen, illokutionäre Effekte als potenziell gemeinsam von S und A hergestellte Lesarten von Gesagtem zu konzipieren, wobei allerdings gewisse Einschränkungen an dem Konzept der Wir-Intention vorgenommen werden müssen, wenn man es auf Sprechaktperformanzen anwenden möchte. Zuvor jedoch soll eine ausführlichere Auseinandersetzung mit der interaktionstheoretischen Sprechaktkritik unternommen werden.

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