Camerarius Polyhistor. Группа авторов

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korrigiert worden ist. In der von Camerarius selbst besorgten lateinischen Übersetzung in der zweisprachigen Ausgabe von 1546 findet sich an dieser Stelle invenietis. Auf dieser Grundlage bietet es sich an, εὑρήσεται in εὑρήσεσθε „ihr werdet für euch finden“ zu korrigieren.10

      Intertextualität in der CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem

      Über die erhobenen sprachlichen Befunde hinaus lassen sich auch einige bemerkenswerte Beobachtungen hinsichtlich der intertextuellen Beziehungen der CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem zu antiken Prätexten anstellen. Im Folgenden sollen nur einige wenige Stellen1Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem etwas näher in den Blick genommen werden, eine systematische Aufarbeitung der intertextuellen Bezüge muss einer zukünftigen Arbeit vorbehalten bleiben.

      Dass ein katechetischer Text biblische Prätexte aufruft, kann schwerlich verwundern und ist im Falle der Zehn Gebote (43–68) und des Vaterunser (202–212) auch offensichtlich. Andere biblische Prätexte sind dagegen dem durchschnittlichen Leser heute vielleicht weniger präsent. Hier seien nur wenige Beispiele genannt: Die Verse 134–137 stehen in Zusammenhang mit dem Neuen Testament (Mt 6,26;2 10,29. 31),3 ebenso Vers 152 (Mt 10,30; Lk 12,7). Auch die Ermunterung, sich nicht zu fürchten (130), findet sich in den genannten biblischen Prätexten oder ihrer unmittelbaren Umgebung.4 Vers 218 dürfte auf 1 Tim 2,5 zurückgreifen.

      In CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem 32 wird über Gott ausgesagt: „Nicht verderblich ist er, mein Kind, sondern barmherzig.“ Das griechische Wort für „verderblich“, δηλήμων, das bei Camerarius eine Eigenschaft bezeichnet, die (dem christlichen) Gott dezidiert nicht zukomme, ordnet dagegen in der Ilias kein geringerer als Apoll den Göttern zu, die nichts gegen die Misshandlung des Leichnams des Hektor durch Achill unternehmen.5HomerHomerIl.

      Schon etwas komplexer ist der Fall in CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem 20–22: Camerarius hebt hervor, dass Gott nach der Schöpfung der Welt die Sorge um und Herrschaft über die Welt in keiner Weise aufgegeben oder delegiert habe „wie einer, der ein Schiff auf dem Meer gedankenlos betrachtet von der himmlischen Schwelle“. Der Schluss des Verses 21 νῆ’ ὡς ἐνὶ πόντῳ findet eine fast genaue Entsprechung in dem Schluss von Hom. OdHomerOd.. 23, 234 νῆ’ ἐνὶ πόντῳ. Dort wird die Freude des glücklich mit seiner Gattin Penelope vereinten Odysseus mit der Freude von Schiffbrüchigen, die an Land gelangen, verglichen. Das Schiff (νῆ’ = νῆα = attisch ναῦν) wird freilich bei HomerHomer nicht wie bei Camerarius betrachtet (und, wie der Kontext deutlich macht, geleitet), sondern (von Poseidon) zerstört. Der fürsorglichen Herrschaft Gottes bei Camerarius steht also die zerstörerische Einwirkung Poseidons bei Homer gegenüber. Der Halbvers ἀπὸ βηλοῦ θεσπεσίοιο (CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem 22) bildet ebenso den Schluss eines Hexameters in Hom. IlHomerIl.. 1, 591. Dort ist der Zusammenhang freilich ein deutlich anderer: Zeus schleudert Hephaistos „von der himmlischen Schwelle“. Auch hier ist von gewalttätigem Verhalten einer heidnischen Gottheit die Rede. Beide homerischenHomer Prätexte ließen sich einem Diskurs zuordnen, der die ‚Despotie‘ heidnischer Gottheiten der fürsorglichen Herrschaft (des christlichen) Gottes gegenüberstellt. Dieser Diskurs wird freilich explizit nirgends in den CPERCCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem thematisiert.

      Camerarius scheint aber auch auf lateinische Prätexte anzuspielen. Diese These lässt sich durch die sich unmittelbar anschließenden Verse 23–25 belegen: Das Bild des politisch Verantwortlichen als Steuermann war bereits in der klassischen Antike etabliert und der Übergang vom Staats- zum Weltenlenker naheliegend. Besonderes Augenmerk verdient nun aber die von Camerarius Gott ausdrücklich zuerkannte Fähigkeit, während seiner Steuerungstätigkeit nicht einzuschlafen. Nun kann schon im Alten Ägypten der schlafende Gott negativ, nämlich im Zusammenhang mit fehlendem Weltregiment und daraus resultierender Ungerechtigkeit, gewertet werden.6 Viel näher liegt es aber, hier einen Rekurs auf die Palinurus-Episode im fünften Buch der Aeneis VergilsVergil zu sehen.7 Dort wird der Steuermann Palinurus nämlich tatsächlich, während er das Schiff steuert, vom Schlaf übermannt und stürzt ins Meer in sein Verderben (5, 833–871). Wiederum wird ein Kontrast markiert zwischen dem ohnmächtigen Menschen, der von dem als Gottheit personifizierten Schlaf überwältigt wird, und dem allmächtigen (christlichen) Gott.

      Aspekte literarischer Gestaltung

      Die Orientierung an der antiken Dichtung zeigt sich nicht nur auf dem Gebiet von Lexik, Morphologie und Intertextualität: So finden wir beispielsweise Gott zeusgleich mit einem Blitz ausgestattet (167: χερσὶ κεραυνὸν ἔχων).1 In den Versen 134–140 wird die Abhängigkeit des menschlichen Lebens von göttlichem Wohlwollen durch einen Hinweis auf die göttliche Fürsorge für Vögel, in den Versen 141–149 durch den Hinweis auf Pracht und Vergänglichkeit von Blumen illustriert.2HomerHomerIl. In beiden Fällen werden sogar Kataloge en miniature geboten (136: vier Vogelarten; 143–144: vier Blumenarten). Die absichtsvoll disponierende Hand des Dichters hat auch in Abschnitt 2 (Schöpfung der Welt) ihre Spuren hinterlassen: So werden in den Versen 14–15 die Bereiche Erde, Himmel und Wasser genannt.3Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem Die Reihenfolge dieser Benennung wird in den Versen 16–17, in denen die Bewohner der jeweiligen Bereiche genannt werden, aufrechterhalten.4Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem Die genannten drei Bereiche werden in den Versen 21–30 wiederum aufgeführt, diesmal jedoch in der genau umgekehrten Reihenfolge und mit der Modifikation, dass der nun an erster Stelle stehende Bereich des Meeres nunmehr auf einer Metaebene im Rahmen eines Gleichnisses (Gott als Steuermann der Welt) thematisiert wird.5Camerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilemCamerarius d.Ä., JoachimCapita pietatis et religionis Christianae versibus Graecis comprehensa ad institutionem puerilem

      Die literarische Gestaltung zeigt sich auch an der Gestaltung des Übergangs von dem Abschnitt über die Ausrichtung des gefährdeten menschlichen Lebens auf Gott (117–155) zu dem Abschnitt über die Eschatologie (156–179). Gliedert man den Text in kleinere Sinneinheiten auf, so ergeben sich nach den Versen 117–131, welche die Ausrichtung des gefährdeten menschlichen Lebens auf Gott allgemein in den Blick nehmen, sechs Klein(st)abschnitte: Diese thematisieren den von Gott gewährten Schutz (132–133), die Schutzbedürftigkeit des irdischen Lebens (134–141), die Vergänglichkeit der irdischen Pracht (142–151), den von Gott gewährten Schutz im Diesseits (152–155), den von Gott gewährten Schutz im Jenseits (156–158) und schließlich die Auferstehung der Toten und das Jüngste Gericht (159–179). Der Übergang zwischen den Versen 155 und 156 markiert freilich nicht nur den Übergang vom Kleinabschnitt über göttlichen Schutz im Diesseits zum Kleinabschnitt über göttlichen Schutz im Jenseits, sondern auch überhaupt den Übergang des Großabschnitts über die Ausrichtung des gefährdeten menschlichen Lebens auf Gott (117–155) zum Großabschnitt über Eschatologie (156–179). Der Übergang ist aber nicht etwa als abrupter Abbruch des einen und Anfang eines anderen Themas gestaltet. Vielmehr gehören die Kleinabschnitte über den göttlichen Schutz im Diesseits (152–155) und im Jenseits (156–158) aus einem anderen Blickwinkel betrachtet thematisch durchaus zusammen und lassen sich gemeinsam einem chiastischen Schema zuordnen:


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