Unterrichtsmanagement. Группа авторов

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Lehrplanformen lässt sich schnell erkennen, worauf der Fokus liegt: lexikalisch, kulturell, fähigkeits-, aufgaben- und inhaltsbasiert oder multidimensional (eine Kombination mehrerer Typen).

      Die zusätzliche Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse, Strategien und Autonomie der Lerner in den 1970er-Jahren führte zur Entstehung mehrerer Lehrplanformen, einschließlich der prozessorientierten beziehungsweise von Studenten und Studentinnen ausgehandelten Lehrpläne (Breen 1987b), die Lerner vollständig in Bezug auf (1) die Auswahl der Inhalte, (2) den Arbeitsmodus und (3) die Beurteilung mit einbeziehen. Somit bauen sie stark auf dem persönlichen und professionellen Urteilsvermögen der Lehrer und Lehrerinnen auf (White 1988).

      1.3.3 Curricula, Lehrpläne und Planung: Funktionen und Nutzung im Sprachenunterricht

      Curricula und Lehrpläne, die sorgfältig unter der Beteiligung aller Interessengruppen und unter der Berücksichtigung aller notwendigen Stufen entwickelt werden, sind unverzichtbare Voraussetzungen für jedwede Form des effizienten und erfolgreichen Sprachenunterrichts. Mit ihrer Hilfe

       wird die Einheitlichkeit über die verschiedenen Aspekte hinweg verbessert (zum Beispiel Institutionen, Gruppen, erzieherische Phasen, Lehrer); das wiederumführt zu Transparenz,erlaubt die Transition zwischen den Aspekten,reduziert unerwünschte Lehrerunterschiede, beispielsweise aufgrund von Unerfahrenheit,unterstützt Chancengleichheit;

       wird Verantwortung eingeräumt;

       werden Überwachung und Evaluation konsistenter und verlässlicher.

      Die Rolle, die Lehrkräfte bei der Erstellung eines Curriculums oder eines Lehrplans spielen können, hängt von der Form und vom Designprozess ab (zum Beispiel vom Grad der Zentralisierung). Zentralisierte Kerncurricula werden üblicherweise von Curriculum-Experten entwickelt, werden dabei aber mit anderen Interessengruppen verhandelt, unter anderem auch mit Sprachenlehrern und -lehrerinnen. Im Schulunterricht dient das nationale Curriculum normalerweise als eine Blaupause für die Lehrpläne. Da Lehrpläne jedoch auf der kommunalen Ebene entwickelt werden können, spiegeln sie auch die Vorstellungen der Institution oder der Lehrperson zum Sprachenunterricht wider. Effektive Lehrpläne können anhand der nachfolgenden Überlegungen erstellt werden, die über die oben genannten fundamentalen Voraussetzungen hinausgehen:

       Formulieren und folgen Sie Ihrer Lehrphilosophie in dem Maße, wie es die zentralen Regulierungen erlauben.

       Wenn ein Lehrwerk vorgegeben ist, konsultieren Sie das Inhaltsverzeichnis. Beachten Sie jedoch, dass es immer zwingend notwendig ist, dass Sie Ihren eigenen Plan schreiben und die Empfehlungen an Ihren eigenen Lehrkontext anpassen.

       Prüfen Sie den vorherigen Lehrplan Ihrer Abteilung oder von ehemaligen Instruktoren.

       Suchen Sie nach Beispiellehrplänen für denselben oder einen ähnlichen Lehrkontext von Kollegen und Kolleginnen an anderen Einrichtungen.

       Erstellen Sie einen detaillierten Plan. Beziehen Sie die Unterrichtsinhalte mit ein, die Beurteilungsformen und -Zeitpunkte, die Lernaktivitäten und so weiter.

       Befragen Sie wann immer möglich Ihre Studenten und Studentinnen und ziehen Sie deren Anfragen und Vorschläge in Erwägung. Besprechen Sie Ihre Pläne mit ihnen.

       Seien Sie sich über Ihre Verantwortlichkeit und die Ihrer Studenten und Studentinnen im Lehr-Lernprozess im Klaren.

      Abgesehen von der Teilnahme am Designprozess spielen Lehrkräfte eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Pläne. Sie sind die Agenten, die die Anforderungen mit dem tatsächlichen Unterricht verknüpfen und sie füllen den theoretischen Ansatz der Curriculum-Komponenten mit Praxisbeispielen und Inhalten aus dem alltäglichen Leben. Curricula und Lehrpläne sind Skelette, die das Gerüst für den Lehrprozess bilden: Sie setzen die Ziele fest sowie den erforderlichen Input und Output. Die praktische Umsetzung kann mit der Auswahl eines Lehrwerks beginnen, das zu dem vorgegebenen Curriculum-Rahmenplan passt (zum Beispiel der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen, grammatikalische Einheiten, Konzepte, Funktionen), und der Anpassung an die Bedürfnisse und Profile der entsprechenden Studierendengruppe.

      1.3.4 Planungsphasen: die ungarische Lösung

      In diesem Abschnitt soll der bisherige theoretische Überblick durch ein praktisches Beispiel des Curriculum-Designs und der Curriculum-Richtlinien ergänzt werden. Dabei werden die ungarischen Prozesse für das Sprachencurriculum anhand eines kurzen historischen Rückblicks vorgestellt.

      In Ungarn ist der Sprachenunterricht im öffentlichen Schulwesen im Wesentlichen durch den Nationalen Grundlehrplan (NGL) reguliert, der im Jahr 2000 durch ein untergeordnetes Dokument in Form von Rahmencurricula ergänzt wurde. Zusammen bilden sie die oberen zwei Ebenen eines dreistufigen Systems (Medgyes & Miklósy 2000: 117), dessen dritte Ebene die örtlichen Curricula sind, die von den Schulen erstellt werden. Die ungarischen Curricula sind ein gutes Beispiel dafür, dass solche Dokumente "usually have a slim chance of long-term survival" (Medgyes & Nikolov 2000: 266). Das aktuelle Kerncurriculum verfolgt einen streng regulierten Ansatz mit detaillierten Regeln und dem obligatorischen begleitenden Rahmencurriculum-System. Durch den Prozess der Überarbeitung und Aktualisierung der Curricula in Ungarn kamen die vorherrschenden bildungspolitischen Ziele klarer zum Vorschein: Der Nationale Grundlehrplan wurde im Jahre 1995 ausgearbeitet und seitdem mehrmals grundsätzlich revidiert. Die inhaltlichen Veränderungen und der Status des Grundlehrplans (wie weit ist er verpflichtend, welche Freiheit wird den Schulen und den Lehrern und Lehrerinnen bei der Ergänzung erlaubt) spiegeln eindeutig die aktuellen bildungspolitischen Erwartungen wider, hängen also stark mit Parteipolitik zusammen. Alle Regulierungsdokumente waren im Einklang mit den vom Europarat empfohlenen grundlegenden europäischen Leitlinien und setzten ausdrücklich die kommunikative Sprachkompetenz in den Fokus.

      In Bezug auf die Bandbreite und die Anzahl der unterrichteten Sprachen war im ersten Curriculum mindestens eine Fremdsprache für alle Altersgruppen und Schulformen verpflichtend. Im nachfolgenden Curriculum war das Erlernen von zwei Fremdsprachen in weiterführenden Oberschulen verpflichtend und es wurde empfohlen, eine zweite Fremdsprache in der 7. Klasse oder in weiterführenden Berufsschulen einzuführen. Während der erste Nationale Grundlehrplan (1995; 2003; 2007) die freie Wahl der Sprachen in Übereinstimmung mit den örtlichen Bedürfnissen und Potenzialen zusicherte, schränkte die Version aus dem Jahr 2012 zum ersten Mal in der Geschichte des Nationalen Grundlehrplans die Wahl der ersten Fremdsprache auf Englisch, Deutsch, Französisch oder Chinesisch ein.

      Die geforderten Output-Kompetenzniveaus wurden zuerst im Nationalen Grundlehrplan 2003 in Übereinstimmung mit dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen festgesetzt. Das erwartete Mindestergebnis war B1 in der ersten Fremdsprache am Ende von Klasse 12 und A2 in der zweiten Fremdsprache. Dieselben Erwartungen wurden in den Nationalen Grundlehrplänen 2003 und 2007 formuliert. Der Ansatz und die zu erreichenden Niveaustufen wurden im Dokument aus dem Jahr 2012 geändert, in dem das verpflichtende Mindestergebnis von Stufe A1 auf Stufe A2 in der 8. Klasse (in der ersten Fremdsprache) erhöht wurde.

      Viel unterschiedlicher fällt die Anzahl der Unterrichtsstunden in den unterschiedlichen Versionen aus. Am geringsten waren die prozentualen Anteile des Fremdsprachenunterrichts in der Version von 1995 und die folgenden beiden Kerncurricula sicherten einen viel größeren Zeitrahmen zu. Im Vergleich zum Konzept des Dokuments aus dem Jahr 1995, in dem das Lernen der ersten Fremdsprache allerspätestens in der fünften Klasse beginnen sollte, stellt das Dokument aus dem Jahr 2003 einen Fortschritt dar, indem der Beginn verpflichtend auf die vierte Klasse vorverlegt wurde. Der Nationale Grundlehrplan aus dem Jahr 2012 ist in dieser Hinsicht ein Rückschritt, da darin der proportionale Anteil der Stunden für den Fremdsprachenunterricht auf den Stufen 5–8 reduziert wurde.

      Ähnlich wie 2012 definierte das vorherige Kerncurriculum sämtliche Voraussetzungen für alle modernen Fremdsprachen für alle Schulformen und erzieherischen Phasen. Das nicht-sprachenspezifische Kerndokument wurde später um eine Reihe nicht sprachenspezifischer Rahmencurricula ergänzt mit sprachspezifischen Anhängen auf Englisch und Deutsch als erste oder zweite Fremdsprache


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