Zeitkapseln - Botschaften in die Welt von morgen. Bertwin Minks
ausgelöscht hat. Im erdgeschichtlichen Werden haben Eis- oder Kaltzeiten sowie wärmere Epochen das Antlitz des dritten Planeten unseres solaren Systems geprägt. Sie sind entstanden, wenn sich klimawirksame Faktoren überlagert haben und verschwanden wieder, wenn diese Kongruenzen verloren gingen. An diesem steten Wandel der Bedingungen auf der Erdoberfläche scheinen allein die geophysikalischen Veränderungen das Beständige zu sein.
Die Menschen sollten in die von der Natur gesteuerten klimatischen Vorgänge nicht oder nur behutsam eingreifen. Klimaneutralität scheint das Zauberwort der klimapolitischen Überzeugungen der Gegenwart zu sein! An dieser Maxime werden sich künftig die globalen Aktivitäten unserer Zivilisation messen lassen müssen. Die vernunftbegabte Spezies auf diesem Planeten muss sich aber auch bewusst sein, dass klimatische Veränderungen keine Einbahnstraßen darstellen. Wir leben gegenwärtig in einer Warmzeit des Pleistozäns. Doch in künftigen Erdzeitaltern sollen die Kontinente durch die Plattentektonik erneut zusammenrücken. Diese geotektonischen Prozesse werden in der Zukunft zu gewaltigen Veränderungen des globalen Klimas führen. Dann können auch Kalt- oder Eiszeiten durchaus wieder eine geophysikalische Option für das Klima auf dem Planeten Erde sein!
Doch wer vermag schon zu sagen, ob die rezenten Vertreter der Gattung homo sapiens dann noch diesen Planeten bevölkern werden und über Klimaneutralität, Klimaziele oder das Für und Wider eines bewusst anthropogen beeinflussten Klimawandels streiten können?
4. Brief vom 7. Oktober 2019
Anlagen
Nachdenkblatt – Energiewende einmal anders betrachtet – Das raumzeitliche Perpetuum mobile
Leipzig, 7. Oktober 2019,
zu öffnen am 1. Mai 2035
Mein lieber Matti,
an dem Tag, an dem du diesen Brief öffnen wirst, könnte ich meinen 85. Geburtstag feiern, natürlich nur, wenn mir das von meinem Lebensschicksal vergönnt sein sollte. Dieses Alter liegt über dem Wert, den die einschlägigen Statistiken für die Lebenserwartung eines Menschen meines Jahrgangs vorsehen. Na schauen wir mal, ob die Zukunft ein derart gnädiges Schicksal für mich bereithalten wird. Aber lassen wir den Familien- und Lebenskram heute einmal beiseite. Ich möchte dir in diesem Brief meine Ansichten zu einem gewichtigen gesellschaftlichen Thema mitteilen, das auch deine Zukunft maßgeblich berühren dürfte.
Das Konzept der sogenannten „Energiewende“ beherrscht ähnlich wie die „Klimawandel-Problematik“ seit einigen Jahren die öffentliche Diskussion in unserem Land. Sie wird es sicherlich auch noch eine ganze Weile tun. Der Begriff Energiewende bezeichnet im Kern den mehr oder weniger vollständigen Verzicht auf fossile Brennstoffe, wie Kohle, Erdgas oder Öl, zur Energieerzeugung. Er umfasst darüber hinaus aber auch die konsequente Ablehnung der friedlichen Nutzung der Kerntechnologie zur Energiegewinnung. Stattdessen sollen Windkraft, Fotovoltaik, Solarthermie, Geothermie und Biogasverstromung den Weg in eine ökologisch unbedenkliche Zukunft der Energieerzeugung eröffnen.
Wenn man die Diskussion in den Medien aufmerksam verfolgt oder im Internet dazu recherchiert, dann führt an diesem Energiekonzept bei energiepolitischen Betrachtungen heutzutage (2019) kaum mehr ein Weg vorbei. Politik und Medien versuchen, den Leuten zu vermitteln, dass dieser energiepolitische Ansatz als ein energiewirtschaftlicher „Königsweg“ alternativlos sei. Es heißt, dass bei dessen konsequenter Umsetzung es sogar gelingen könnte, die Eintracht von Menschen und Natur wiederherzustellen. Doch sind diese Vorstellungen bloße energieromantische Schwärmereien oder wirklich so folgerichtig, zwangsläufig und scheinbar unabwendbar?
Matti, ich gestehe dir unumwunden, dass ich an der angeblich so alternativlosen Energiewende grundlegende Zweifel habe. Das Nachdenkblatt soll dich auf einige Schwachstellen und Ungereimtheiten an dem von der Politik und den Medien propagierten energiepolitischen Konzept aufmerksam machen.
Versteh’ mich bitte nicht falsch, Sonne und Wind können trotz der in der Anlage zu diesem Brief skizzierten technologischen Unzulänglichkeiten und naturgesetzlichen Schranken regional durchaus einen sinnvollen Beitrag zur Versorgung von Haushalten oder auch Gewerbebetrieben mit elektrischer Energie leisten. Was mich an dem Konzept der angeblich alternativlosen Energiewende stört, ist der ideologisch daherkommende und vehement propagierte Ausschließlichkeitsanspruch der sogenannten „erneuerbaren“ Energien. Die Initiatoren und Befürworter der als „Energiewende“ deklarierten energiepolitischen Vorstellungen versuchen, den Leuten weiszumachen, dass man den Energiebedarf eines hoch industrialisierten Landes wie Deutschland mit Windturbinen, fotovoltaischen Anlagen und vielleicht noch Biobrennstoffen problemlos decken kann. Ein so einseitig ausgerichtetes energiepolitisches Konzept, das unser Land vor allem zu einem großflächigen Windpark umgestalten möchte, kann aufgrund naturgesetzlicher Schranken nicht nachhaltig funktionieren.
Für mich hört der erneuerbare Spaß auf, wenn Windturbinen bedrohlich nahe an Siedlungen errichtet, Abstandsregeln aufgrund des enormen Flächenverbrauchs immer mehr aufgeweicht und gesundheitliche Bedenken verharmlost werden. Darüber hinaus sind Windräder, die inmitten von Wäldern entstehen sollen, wegen der Beeinträchtigung, Störung und Beunruhigung örtlicher Biotope ökologisch als bedenklich einzuschätzen und daher abzulehnen. Wo bleibt denn bei solchen energiewirtschaftlichen Praktiken der Aufschrei des vermeintlich grün angestrichenen Zeitgeistes?
Die Schlüsselfrage in der Diskussion um die künftige Energieversorgung ist nach meinem Dafürhalten die friedliche Nutzung der Kernenergie. Aus heutiger und mehr noch künftiger mitteleuropäischer Sicht wird sich der nationale Ausstieg aus der Kerntechnologie als ein Fehler herausstellen. Er ist als eine hektische und unbegründete Reaktion auf das Reaktorunglück im japanischen Fukushima erfolgt. Dort sind durch einen Tsunami Notstromaggregate ausgefallen, wodurch nicht redundant ausgelegte Pumpen versagt haben. Das gegen eine Tsunami-Einwirkung anfällige Konstruktions- und Betriebskonzept des nuklearen Kraftwerkes mag ein sträflicher technologischer Leichtsinn gewesen sein. Die lokale Havarie ist jedoch kein Grund, eine leistungsfähige Kraftwerkssparte zu ächten, die zudem Energie erzeugt, die das globale Klima nicht belastet.
In unserem Land gibt es weder Tsunamis noch nennenswerte Erdbeben. Außerdem schließen die modernen Kraftwerkstechnologien Havarien wie seinerzeit in Japan aus. Die populistische Entscheidung, national aus der friedlichen Nutzung der Kernenergie auszusteigen, war eine unnötige Verbeugung vor dem Druck grüner Ideologiepropaganda. Sie ist nach meinem Dafürhalten eine politische Kurzschlussreaktion gewesen und hatte mit technologischer Vernunft und energiewirtschaftlichem Sachverstand nichts zu tun. Wahrscheinlich sollte sie den Regierenden Wählerstimmen sichern.
Von Kritikern wird oft übersehen, dass die Kernkrafttechnologie in den letzten Jahrzehnten erheblich vorangeschritten ist. Inzwischen gibt es Kernreaktoren der vierten Generation, die sehr effizient arbeiten. Aufgrund des geringen Mengeneinsatzes an nuklearem Brennstoff erweist sich die Lagerung von Spaltprodukten auf dem Betriebsgelände zunehmend als eine realistische Option. Dadurch können Gefahrguttransporte reduziert, ja vielleicht sogar überflüssig gemacht werden. Darüber hinaus lassen sich inzwischen mithilfe von Transmutationsverfahren die Halbwertszeiten der verbleibenden Nukleotide signifikant verringern. Damit ließe sich zukünftig möglicherweise auch die Endlagerproblematik relativieren.
Neben den modernen nuklearen Kraftwerktechnologien stellt das sogenannte small modular reactor (SMR)-Konzept eine technologisch pfiffige Variante der friedlichen Nutzung der Kernkraft dar. Die in den USA erfundene technologische Lösung besteht aus Mini-Atomkraftwerken in modularer Bauweise, die überall anwendergerecht in Wasserbecken aufgestellt werden können. Die Reaktoren benötigen keine Bedienperson, gelten aufgrund ihrer geringen Größe als „durchschmelzungssicher“ und sollen ohne Entsorgungsprobleme abgewrackt werden können. Diese bemerkenswerte kerntechnische Innovation erfreut sich weltweit zunehmender Beliebtheit. Da die SMR-Technologie auch mit „erneuerbaren“ Energiekonzepten effizient kombiniert werden kann, soll sie sogar schon den einen oder anderen engagierten Klimaaktivisten überzeugt haben. Wer weiß, vielleicht wird das SMR-Konzept in 16 Jahren längst zu einer globalen Erfolgsgeschichte geworden sein?
Dagegen stammen die Feindbilder der ideologisch politisch „grün“ aufgestellten Gegner der friedlichen Nutzung der Kernkrafttechnologie überwiegend