Tashi - Amethyst und Lavendelquarz. Arobed Assiah
geändert. Er ist reifer, sich selbst vertrauter geworden. Neue Selbstanteile haben sich offenbart, entwickeln und entfalten sich.
Klara, das prächtigste weiße Huhn, die meterlangen Federn silberfarbig durchwirkt, wartet ungeduldig, sie will auch! Sie gackert ganz aufgeregt und Tashi setzt sich endlich zu ihr auf den weichen Boden, um sie gebührend zu knuddeln. Das gefällt Klara und so ist auch sie zufrieden und glücklich, ihren besten Freund, ihren Lieblingsmenschen Tashi endlich wiederzuhaben.
Die Sternenmutter bleibt in respektvoller Distanz stehen, bis Sasha auf ihre Gegenwart aufmerksam wird. Sie bestaunt die unglaublich herrlichen, leicht lockigen, kupferglänzende Haare des Mädchens.
Noch weiß sie nicht, wie Sasha auf sie reagieren wird, ob sie sie überhaupt wahrnehmen kann. Aber so wie Tashi seine kleine Freundin einschätzt, wird sie alles ziemlich schnell sehen können. Sie ist sehr sensibel und sensitiv. Wie auch er, leidet sie oft unter der rauen Oberflächlichkeit der Mitmenschen, die alles, was nicht sichtbar ist, als Phantasie und dummes Zeug abtun. Die Menschen bedenken nicht einmal, dass sie weder ihre Gedanken noch ihre Gefühle sehen können! Und dennoch sind sie sekündlich von ihnen beeinflusst oder sogar von ihren eigenen Gedanken und Gefühlen abhängig. Aber über solche Dinge will er jetzt nicht nachdenken. Er will sich total freuen und den Aufenthalt mit seinen geliebten Freunden genießen.
Sasha hat Tashis Trüppchen gesehen und starrt unverwandt auf die Sternenmutter.
»Tashi, wer ist denn das? Oh und das Huhn? Ist das ein Huhn? Das ist ja … das ist … unglaublich schön. So schön … was für ein Huhn!?«
Ein allgemeines fröhliches Lachen macht sich breit über Sashas Staunen. Die Sternenmutter umarmt Tashi wieder und Klara bläht sich fast zur doppelten Größe auf, so geschmeichelt ist sie über das ehrliche Kompliment. Sie stolziert langsam auf Sasha zu und gackert vor sich hin. Sasha muss gleich weiter staunen, denn das Gackern ist nicht nur ein gewöhnliches Gackern, sondern sie versteht tatsächlich, was Klara allen mitteilt.
Sasha versucht ein verlegenes und unsicheres Lachen.
Die Sternenmutter reicht dem Mädchen ihre Hand, ob sie sie entgegennehmen möchte.
Sasha schaut Tashi an, um sich zu versichern, dass das in Ordnung ist. Sie nimmt noch mehr auffindbaren Mut zusammen und legt die kleine Hand in die schlanke elegante Hand der Sternenmutter. Diese berührt sanft Sashas Haare, gleitet mit ihren Händen durch die kupferfarbige Pracht.
Sie begrüßt Sasha mit einem Nicken, führt sie in Richtung versteinerte Holzbank, dem magischen Zauberort.
»Lasst uns alle zur Ahnenbank gehen, dort wirst du, Sasha, dich erst mal ausruhen können und alles Weitere auf dich wirken lassen. Hat dir Tashi schon von seinen jeweiligen geheimnisvollen Reisen, die er von hier aus unternimmt, erzählt?«
Sasha genießt die ruhige schöne Stimme der Sternenmutter, sie ist sehr beruhigend und gepflegt. Gepflegt? Wie kann eine Stimme gepflegt sein? Sie ist erstaunt über diesen Gedanken. Sie war immer sehr empfindlich gegenüber gewissen Stimmlagen oder die Lautstärke der Stimmen der Menschen.
Etwas scheu beantwortet sie die Frage der schönen Sternenmutter.
»Ja, aber ich glaube, er hat mir immer nur ganz winzige Ausschnitte davon erzählt. Wenn ich das hier so sehe … denke ich, hat er mir sehr viel verschwiegen.«
Die Sternenmutter neigt sich ihr freundlich und wohlwollend entgegen.
»Das rationale Denken, die Wahrnehmung der materiellen Wirklichkeit, oder das, was die Menschen als solche wahrnehmen, kommt ziemlich ins Schleudern, wenn sie zum ersten Mal erweiterte Erfahrungen machen! Man kann es annehmen wollen oder verleugnen! Viele berühmte Menschen waren immer in der Gegenwart ihrer Quelle. Sicher sind dir Namen wie Franz von Assisi oder Joan d’Arc bekannt. Lernt ihr über solche Namen in der Menschen-Schule?«
»Ja, von Joan d’Arc haben wir in der Schule gesprochen. Aber sonst eigentlich nicht viel außer im Bibelunterricht, den ich sowieso nie wirklich mochte.«
Sie schaut zur Sternenmutter, als müsste sie sich entschuldigen über ihr Nichtwissen und das kleine Beichtgeheimnis wegen des Bibelunterrichts. Das kam ganz ohne Vorwarnung, es scheint, als würden sich durch die Gegenwart der Sternenmutter ungeahnte Schleusen öffnen.
Aber die Sternenmutter, weise wie immer, enthält sich eines Kommentars.
Schweigend sitzen sie auf der herrlichen Bank, langsam öffnet sich Sashas drittes Auge weiter und sie nimmt die außergewöhnliche, farbenprächtige Landschaft intensiver wahr. Das betrifft auch das Rauschen des nahgelegenen Bachs, das Rauschen der Blätter des Riesenbaumes und das Singen der Amsel.
Ihre Sinne sind beinahe etwas überfordert, weil alles auf einmal auf sie einströmt. Ohne Ablenkung ist hier alles fokussiert und in mächtig, starker Präsenz vorhanden. Sie ist dankbar für das Einfühlungsvermögen der Sternenmutter. Die neu aktivierten Schwingungen oder Frequenzen, wie Tashi es nennt, ermüden sie sehr schnell.
Sasha kommt überhaupt nicht mehr aus dem Staunen heraus. Selbst die Ahnenbank hat sie persönlich begrüßt! Eine sprechende Holzbank? Nee, sowas hat sie bestimmt noch nie erlebt. Alles scheint an diesem Ort, Tashis Kraftort, in Bewegung und lebendig, belebt und beseelt.
Klara ist nicht sicher, zu wem sie sich setzen soll. Tashi unterhält sich mit seinen Wächtern, während Sashas Wächter scheu Aufstellung neben der übergroßen versteinerten Holzbank nehmen. Auch sie bestaunen die traumhafte Sitzbank, auf der bequem eine ganze Familie Platz hat. Sashas Wächter bestaunen die prächtigen eingravierten Schnitzereien, die im Millionen Jahre alten versteinerten Holz teilweise wie Gold glänzen, je nach Lichteinfall.
Der magische Baum macht sich nun auch bemerkbar und beginnt sein Lied zu singen, indem er sich sanft hin und her wiegt. Das Rascheln seiner Blätter schwingt alles in erneute Harmonie, verspricht Freude und Wandel.
Sasha schaut in die endlose Größe dieses Baumes und sofort empfindet sie ein Gefühl des Ankommens. Der Baum hat sie aufgenommen! Der Zauber des Geheimnisses hat nun auch Sasha ergriffen. Sie beginnt leise zu weinen. Man lässt sie. Die Sternenmutter streicht tröstend, ohne Worte über ihre langen, seidig glänzenden Haare. Sasha erlaubt sich, an die Sternenmutter anzulehnen, und betrachtet den gigantischen Riesenbaum, der weit in den Himmel und darüber hinaus reicht.
Die unglaubliche Harmonie, die allgemeine Freude, die Leichtigkeit und üppige Schönheit rundherum ist sie sich nicht gewohnt. Es ist einfach überwältigend. Etwas in ihr erweckt riesiges Sehnen. Immer hier zu bleiben vielleicht? Sie weiß es nicht. Sie wird schon noch drauf kommen.
Ihre Wächter nehmen ihre Gefühle auf und tief im Gedächtnis des unterdrückten Wissens beginnt sich klammheimlich eine leise Melodie zu formen. Der Baum hört das, die Ahnenbank vernimmt das Sehnen, Klara reagiert augenblicklich auf den Stimmungswechsel und setzt sich direkt zu Sasha. Jetzt weint das Mädchen und lässt es hemmungslos fließen. Man lässt sie, weil man weiß, dass ihre feinstofflichen Erinnerungskanäle geöffnet werden und unterdrückte Anteile sich befreien dürfen. Sie darf ganz und gar sie selber sein. Aber ganz und gar sich selber werden wird sie erst lernen müssen, oder dürfen, sonst wäre sie ja nicht durch das Dimensionentor mit Tashi gekommen.
Wie alle Seelen im Menschenkleid, ist auch sie einem Programm unterworfen, das sich sorgfältig aufzulösen beginnt. Man muss erst erfühlen, was es bedeutet, ganz sich selber zu sein und vor allem auch, sich in seiner Einzigartigkeit entfalten zu können! Wenn diese Erkenntnis geschieht, ist das ein ganz spezieller glücklicher Tag. Beinahe wie eine Wiedergeburt.
Wenn Phoenix aus der Asche aufersteht sozusagen.
Während sich Sasha ausweint, spaziert Tashi zum naheliegenden Teich, um seine Füße zu kühlen. Er liebt es, mit den Beinen im Wasser zu paddeln, es erinnert ihn an das blaue Reich der wunderschönen Undine auf der Regenbogenreise. Mit den Elementen verbunden zu sein hilft sich an die Größe des Lebenskreislaufes zu erinnern. Er summt leise vor sich hin, um sich auf sein feinstoffliches, Lichtes Wesen einzustimmen.
Das Wasser beginnt mit ihm zu plaudern. Eine große, sagenhaft schöne, schimmernde Libelle fliegt auf ihn