Mörderische Spiele. Michael Bardon
fiel selbst im Wald oder auf einem Feldweg kaum jemandem auf.
Ein Fahrzeug, das von unzähligen Hobby-Jägern genutzt wurde, erregte im Wald kein Aufsehen. Die Menschen sahen es zwar, doch ein paar Sekunden später war es bereits aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Die Technik des Lada war einfach gehalten, wodurch er robust und zuverlässig war. Der grüne Lack hatte durch jahrelange Sonneneinstrahlung seinen Glanz verloren und konnte daher keine verräterischen Spiegelungen mehr erzeugen.
Doch das Beste an dieser alten Kiste war eindeutig der Kofferraum. Der bot genügend Platz, um ein Reh oder ausgewachsenes Wildschwein zu transportieren. Oder, wie in seinem Fall, eine gefesselte, verängstigte junge Frau.
Genüsslich zog er an seiner Zigarette und inhalierte den Rauch tief in seine Lunge. Er dachte an die hübsche blonde Polizistin und fühlte ein wildes, ungezügeltes Verlangen in sich aufsteigen. Mit sanftem Druck massierte er sein Glied und stellte sie sich dabei nackt und wehrlos vor.
Auch unter den Schülerinnen waren zwei wirklich hübsche Dinger gewesen, die seine Aufmerksamkeit erregt hatten. Wie alt mochten sie sein? Vielleich fünfzehn oder sechzehn Jahre schätzte er.
So ein junges Ding würde sich in meiner Sammlung auch gut machen, überlegte er und streichelte weiter über seine derbe Baumwollhose.
So ein junger, unverbrauchter Körper wäre eine ganz neue Erfahrung für ihn. Diese straffe, zarte Haut. Kleine, feste Brüste und ein Arsch, mit dem man noch Nüsse knacken konnte.
Aufgeregt leckte er sich über seine Lippen und genoss das wilde Pulsieren in seinen Lenden. Seine Lust steigerte sich mit jeder Sekunde, seine Hand rieb wild über seinen Schritt. Ein lautes Stöhnen drang tief aus seiner Kehle und für Sekunden zuckte sein Körper unkontrolliert auf dem Fahrersitz.
Der aggressive Ton einer Hupe riss ihn unsanft aus seinen Träumen. Erschrocken lenkte der Fuchs sein Fahrzeug wieder auf seine Spur und versuchte, sich im dichten Feierabendverkehr auf das Fahren zu konzentrieren. Sein Penis zuckte noch immer in wilder Leidenschaft und auf seiner Hose zeichneten sich feuchte Flecken ab.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen und er stellte verwundert fest, dass er nur noch den Stummel einer Zigarette zwischen den Fingern hielt. Umständlich zündete er sich eine Neue an und warf die abgebrannte Kippe aus dem Fenster.
»Dann fahre ich halt heim«, murmelte er nach einem Blick auf seine feuchte Hose.
Nach seiner Nummer 1 konnte er auch morgen noch schauen. Die war sicher verwahrt und lief ihm bestimmt nicht weg. Jetzt würde er erst einmal duschen gehen und dann ein paar Bierchen in seiner Stammkneipe trinken.
»Mal schauen, was der Abend noch Schönes zu bieten hat. Schließlich kann man nie wissen, wann einem eine Prinzessin über den Weg läuft«, brummte er gut gelaunt, betätigte den Blinker und bog auf die A3 Richtung Frankfurt ab.
10
Kommissar Bach stellte einen dampfenden Kaffeebecher auf den Resopal-beschichteten Konferenztisch, rückte seinen Stuhl zurecht und ließ sich mit einem gut vernehmlichen Ächzen darauf nieder. Die Tür des kleinen Besprechungszimmers öffnete sich beinahe geräuschlos, Micha Lange trat in den Raum. Mit schnellen Schritten eilte er zum Fenster, öffnete es und lehnte seinen Oberkörper hinaus.
Irritiert schaute Bach zu seinem Kollegen, als die Tür erneut aufgestoßen wurde. Britta Jungmann, Dieter Hacker und Steffen Hofer betraten laut schwatzend den Raum. Sie verteilten sich geräuschvoll auf die vorhandenen Stühle und plapperten munter durcheinander. Erneut schaute der Kommissar zu seinem Kollegen von der Spurensicherung. Der stand noch immer am offenen Fenster und schien nach irgendetwas Ausschau zu halten.
»Suchst du etwas Bestimmtes oder mutierst du gerade zum Frischluftfanatiker?«, fragte Bach sichtlich irritiert.
»Hab’s gleich.«
»Was hast du gleich?«
»Moment noch!«
Britta Jungmann unterbrach ihr Gespräch und verfolgte nun neugierig, wie ihr Kollege sich noch etwas weiter aus dem Fenster lehnte.
»Mensch, Micha! Mach endlich das Fenster zu und schwing deinen Arsch herüber. Ich will endlich mit der Besprechung anfangen«, raunzte Bach nach weiteren zwei Minuten des Wartens seinen Kollegen an.
»Bleib locker, Reinhold. Ich wollte nur nachsehen, ob der Typ vom LKA schon eingetroffen ist«, verteidigte sich Lange, lächelte dazu schelmisch und schloss dann das Fenster.
Bachs Blick schweifte fragend zu seiner Partnerin. Doch diese zuckte unwissend mit den Schultern und schürzte ihre Lippen.
»Was soll der Quatsch mit dem LKA-Fuzzi? Woher hast du diesen Mist?«, schnauzte er seinen Kollegen ungehalten an.
Die Tür öffnete sich erneut und Polizeirat Müller betrat das kleine Besprechungszimmer im zweiten Stock des Obernburger Polizeireviers. Eine weitere Person trat durch die Tür, zwängte sich an ihm vorbei und blieb mitten im Raum stehen. Ihr Blick huschte einmal durch den Raum, überflog dann jeden der anwesenden Polizeibeamten und blieb schließlich auf dem Gesicht des Polizeirates haften.
Der räusperte sich kurz, bevor er mit ruhiger Stimme sagte: »Liebe Kollegen, Frau Jungmann, ich möchte Ihnen Frau Eva Brandt vorstellen. Sie ist Hauptkommissarin beim LKA Würzburg und wird uns im Fall der Waldleiche unterstützend zur Seite stehen. Ihr Spezialgebiet sind Serientäter und Ritualmorde; außerdem hat sie vor einem halben Jahr in den USA einen Lehrgang als Profiler absolviert. Ich denke, dass wir in diesem verzwickten Fall wirklich jede Hilfe gebrauchen können und heiße Sie, liebe Frau Brandt, hiermit herzlich willkommen.«
Bei den letzten Worten schaute er sie direkt an und schenkte ihr ein väterliches Lächeln.
»Ich darf Ihnen nun die Mitglieder der Soko Waldleiche vorstellen«, redete er munter weiter und vollführte dazu eine galante Handbewegung.
Der Polizeirat umfasste den Ellenbogen der LKA-Beamtin und schob sie sachte auf den Tisch zu. Mit einer Handbewegung zeigte er auf Bach und sagte: »Hier ist der Leiter unserer kleinen Soko. Unser hoch geschätzter Kollege, Oberkommissar Bach«, seine Hand ruckte ein paar Zentimeter zur Seite, »und seine Stellvertreterin, Frau Jungmann. Dort hinten sehen Sie den Leiter der technischen Abteilung Dr. Michael Lange und auf der anderen Seite des Tisches sitzen Kommissar Hacker und Kommissar Höfer.«
Er holte tief Luft, wischte sich mit einem weißen Stofftaschentuch über das gerötete Gesicht und wandte sich dann wieder direkt an Bach.
»Hier zweifelt niemand deine Fähigkeiten an, Reinhold. Frau Brandt ist hier, um uns bei diesem Fall zu unterstützen. Sie ist nicht hier, um in einen Wettstreit mit euch einzutreten. Ich weiß, dass es eine gewisse, nennen wir es mal, gesunde Rivalität, zwischen der Kripo und den Kollegen vom LKA gibt. Doch ich erwarte von jedem einzelnen in diesem Raum, dass er genügend Professionalität besitzt und die persönlichen Gefühle hinten anstellen kann.«
Bei diesen Worten blickte er die LKA-Beamtin an und fuhr mit ruhiger Stimme fort: »Ihre Kollegen werden Sie nun mit allen Einzelheiten dieses Falles vertraut machen. Sollten Sie Fragen haben oder sich Probleme einstellen, zögern Sie bitte nicht, mich anzusprechen. Ich wünsche euch allen eine erfolgreiche Zusammenarbeit und hoffe, dass ihr den Täter möglichst schnell überführen könnt.« Mit diesen Worten beendete er seine kleine Ansprache, schaute dem Kommissar noch einmal tief in die Augen und rauschte zur offenen Tür hinaus.
Für einen kleinen Moment herrschte absolute Stille im Raum. Wortlos drehte die LKA-Beamtin sich zur Tür und drückte diese mit sanftem Schwung ins Schloss. Dann streifte sie ihren Blazer ab, hängte ihn auf einen Kleiderbügel an der kleinen Garderobe und fragte unvermittelt: »Was sollte denn der Scheiß eben?«
»Keine Ahnung!«, brummte Bach und erhob sich lächelnd von seinem Stuhl.
Mit ausgreifenden Schritten ging er auf Eva Brandt zu und schloss diese zur Verwunderung aller in die Arme.
»Schön, dass du endlich