Mörderische Spiele. Michael Bardon

Mörderische Spiele - Michael Bardon


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Schulklasse nebst Lehrer und Hausmeister!«

      »Eine Schulklasse?«, fragte die Kommissarin verwundert und blickte sich suchend um.

      Ihr uniformierter Kollege zeigte auf einen langgezogenen Abhang und sagte: »Ja, die haben da unten Geocaching gespielt und die Hilferufe der beiden Frauen gehört.« »Sag mir bitte, dass sie nicht alle am Tatort waren und dabei sämtliche Spuren zerstört haben.«

      »Da kann ich dich leider nicht beruhigen, mein lieber Reinhold. In der unmittelbaren Nähe des Tatortes waren zwar nur der Lehrer und dieser Hausmeister. Aber die Schüler sind natürlich durch den Wald gelaufen und haben alle Spuren erfolgreich vernichtet. Ach ja, dieser Lehrer und der Hausmeister sind den beiden Frauen zu Hilfe geeilt, haben sie in Sicherheit gebracht und uns verständigt.«

      »Haben sie den Täter gesehen?«

      »Nein, eigentlich nicht. Dieser Lehrer, ihr kennt ihn übrigens gut, hat nur für einen kurzen Moment einen Schatten wahrgenommen. Das ist leider alles, was er gesehen hat.«

      »Du sagtest, dass wir ihn gut kennen. Wer ist es denn?«, warf die Kommissarin ein.

      »Na, drei Mal darfst du raten, wer das sein könnte!«, meinte ihr Kollege und der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht.

      »Scheiße, Klaus, spann uns hier nicht auf die Folter, sondern gib uns die Informationen, die wir brauchen«, polterte der Kommissar ungeduldig.

      Klaus Petermann zog geräuschvoll die kühle Herbstluft durch seine Zähne, dann schaute er seine beiden Kollegen an und sagte: »Thomas Bender! Wer sonst könnte am Schauplatz eines solchen Verbrechens auftauchen als Thomas Bender!«

      »Das gibt’s doch nicht. Jetzt verarschst du uns aber, oder?«, fragte der Kommissar ungläubig.

      »Nein, meine Lieben, keine Verarsche, sondern die bittere Realität.«

      »Wo ist er?«

      »Da unten bei seinen Schülern. Wenn ihr diesem Trampelpfad folgt«, er zeigte in Richtung des sanften Abhangs, »dann kommt ihr direkt zu ihm. Peter und Leo sind gerade bei ihnen und nehmen ihre Aussagen zu Protokoll.«

      »Dank dir, Klaus, wir sehen uns bestimmt später noch einmal«, sagte Reinhold Bach, klopfte seinem Kollegen freundschaftlich auf die Schulter und stapfte los.

      Doch nach ein paar Metern blieb er plötzlich stehen, drehte sich noch einmal herum und sah verwundert seine Kollegin an. »Brauchst du eine extra Einladung oder soll ich die ganze Arbeit wieder einmal alleine erledigen?«, fragte er mit gereiztem Unterton.

      »Nein, nein, ich komm ja schon. Musste diesen Brocken nur schnell verdauen. Auf Tom war ich jetzt wirklich nicht gefasst. Das hat mich für einen kleinen Moment vollkommen aus der Bahn geworfen«, antwortete Britta Jungmann und setzte sich zögernd in Bewegung.

      Bei ihrem letzten Fall hatte Tom Bender auch eine tragende Rolle gespielt. Bei dem Versuch, ihn und seine Familie zu beschützen, wäre sie beinahe gestorben.

      Eine Woge von Gefühlen schwappte über ihr zusammen und versetzte sie für einen kleinen Moment zurück in eine klare Vollmondnacht.

      Plötzlich spürte sie wieder das Messer in ihrem Unterleib. Sie spürte wieder die gleiche Angst und das schreckliche Gefühl der Hilflosigkeit. Und sie spürte, wie eine unbändige Wut in ihr aufstieg. Damals hatte sie versagt und die Gefahr einfach unterschätzt.

      Das hatte fast zu einer Katastrophe geführt und sie um ein Haar ihr Leben gekostet.

      Doch ein zweites Mal würde ihr so ein Fehler bestimmt nicht mehr unterlaufen, darauf würde sie schon achten.

      7

      Lässig lehnte der Fuchs an einem Baum und genoss die Früchte seiner perfekten Planung. Langsam hob er den Feldstecher an die Augen und verfolgte das bunte Treiben in seinem Wald. Sein Plan hatte in allen Einzelheiten funktioniert, sein Spiel war hiermit offiziell eröffnet.

      Das Spiel hieß Geocaching, und wer es mit ihm spielen wollte, riskierte sein Leben. Bei ihm gab es keine blöden Figuren oder Souvenirs, die man finden konnte. Nein, in seinen Verstecken lauerte der Tod.

      Vor Aufregung fuhr er sich mit der Zunge über seine ausgetrockneten Lippen. Sein Atem ging stoßweise, sein Puls raste in einem wilden, gefährlichen Rhythmus. Erneut spähte er durch seinen Feldstecher und nahm – effizient wie ein Computer – alle Einzelheiten in sich auf.

      Die kleine Waldlichtung glich einem Ameisenhaufen. Etwa zwei Dutzend Polizisten liefen scheinbar planlos umher. Sie suchten in Büschen, an Bäumen und drehten jedes Blatt oder jeden Stock auf dem Boden herum.

      Sucht nur! Sucht nur! Aber ihr werdet nichts finden, dachte er sich und lächelte gemein.

      Gefährlicher waren da schon die Leute von der Spurensicherung. Die konnten in den kleinsten Hinweisen brauchbare Spuren finden. Ein Haar oder ein paar Hautschuppen konnten ihnen die erforderlichen Beweise liefern, um ihn als Täter zu überführen.

      Aber glaubten die wirklich, dass sie schlauer wären als der Fuchs? Glaubten die allen Ernstes, sie könnten den Fuchs entlarven?

      »Ihr Einfaltspinsel würdet mich noch nicht einmal sehen, wenn ich direkt neben euch stehen würde. Ihr könnt zwar gegen mich spielen, aber gewinnen könnt ihr nicht! Ich bin der Fuchs, ich bin perfekt und mache keine Fehler. Über mich werden sich noch eure Enkel den Kopf zerbrechen«, rief er mit verächtlicher Stimme.

      Dann blickte er erneut durch den Feldstecher und nahm jede Kleinigkeit in sich auf.

       *

      Ich hörte das knackende Geräusch eines brechenden Astes und drehte mich auf dem Absatz herum. Kommissar Bach lief gerade den langgezogenen Abhang herunter und schaute sich neugierig um. Eine zweite Person erschien am Rücken der Anhöhe. Leichtfüßig wie eine Katze lief sie über den schmalen Trampelpfad zu uns herunter. Eine Woge der Erleichterung flutete durch meinen Körper, als ich Britta Jungmann erkannte.

      Mia und ich hatten sie mehrmals im Krankenhaus besucht und mit der Zeit war so etwas wie Vertrautheit zwischen uns entstanden. Aus der unnahbaren Kommissarin war eine Freundin geworden. Die kühle, schöne Polizistin war außerhalb ihres Dienstes eine warmherzige und lebenslustige junge Frau.

      Mein Blick fokussierte den Kommissar, der mit hochrotem Kopf auf mich zugelaufen kam. Er war ein wahrer Hüne von Mann und überragte seine Kollegin um Haupteslänge. Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht, dann streckte er mir seine riesige Pranke zur Begrüßung entgegen.

      »Guten Tag, Herr Bender. So sieht man sich also wieder.«

      »Ja, scheinbar braucht es immer ein Verbrechen, damit wir uns über den Weg laufen«, sagte ich und schüttelte seine fleischige Hand.

      Britta Jungmann trat aus dem Schatten ihres Kollegen, umarmte mich kurz, gab mir einen flüchtigen Kuss und fragte:

      »Was war hier los, Tom?«

      »Hab ich was verpasst mit euch beiden?«, donnerte die verwunderte Stimme des Kommissars durch den Wald.

      »Ja, mein lieber Reinhold, das hast du«, antwortete die Kommissarin trocken und drehte sich wieder zu mir herum. Auffordernd sah sie mich an, zeigte auf die kleine Anhöhe und sagte: »Also schieß los, Tom! Was ist hier passiert?«

      Bedauernd hob ich die Schultern und begann das wenige, das ich wusste, auszubreiten: »Wir haben hier nach einem Geocaching-Versteck gesucht, als plötzlich ein Schrei durch den Wald schallte. Ali, das ist unser Hausmeister, ist sofort den Hügel hinaufgerannt. Ich habe noch kurz nach meinen Schülern geschaut, bevor ich ihm gefolgt bin.«

      »Wie lange hat es deiner Meinung nach gedauert, bis ihr dort oben angekommen seid?«

      Ich überlegte kurz und antwortete dann: »Drei bis vier Minuten vielleicht. So genau


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