Tausche Ehegatten gegen Mann im Kilt. Pia Guttenson

Tausche Ehegatten gegen Mann im Kilt - Pia Guttenson


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der ihr ein unverschämtes »Als ob du so furchtbar viel zu tun hättest, Ma!« hinterher brüllte.

      Mit energischen Schritten flüchtete sie in ihr Schlafzimmer. Sie hatte einfach keine Kraft, um schon wieder zu diskutieren. Tief in ihrem Inneren wusste Lou, wenn sie es heute nicht schaffen würde zu gehen, dann würde sie unweigerlich mit Depressionen in der Psychiatrie landen. Doc blickte sie aus wissenden Hundeaugen an und beobachtete all ihr Tun. Zutiefst traurig sank sie auf ihr Bett. Die Koffer hatte sie bereits gestern mit Tobis Hilfe am Flughafen aufgegeben. Der Wecker zeigte ihr, dass sie noch eine Stunde bis zu ihrem Geburtstagsbrunch mit ihren Freundinnen hatte. Neue Tränen sammelten sich in ihren Augen.

      Vorsichtig nahm sie Alexs Porträt vom Nachtisch, fuhr liebevoll die Konturen seines Gesichtes hinter Glas nach. Wie gerne hätte sie das am lebenden Objekt getan. Ihn berührt. Doch so nah wie diesem Porträt war sie Alex bereits seit Jahren nicht mehr gekommen. Alles hatte sie versucht, um die Gefühle zwischen ihnen beiden zu retten. Natürlich war ihr klar, dass die Zeit der Schmetterlinge im Bauch vorbei war. Aber war das Verlangen nach körperlicher Nähe und Verbundenheit denn so falsch? Sie hatte sogar eine von Konstanzes fürchterlichen Dessouspartys besucht, Unmengen an Geld für einen Hauch von Nichts ausgegeben.

      Der Erfolg war ausgeblieben. Sicher, Alex und sie hatten Sex an jenem Abend. Genauer gesagt: langweiligen, drüber – rein – runter – fertig Sex. Ganze zehn Minuten lang. Zwei Monate später hatte sie sich erneut lächerlich gemacht, als sie Alex lediglich in Dessous, High Heels sowie Rosalitas Spitzenschürze empfangen hatte.

      Dummerweise hatte er just an diesem Abend Frau Butt im Schlepptau gehabt, einer Besprechung wegen. Am liebsten wäre sie im Boden versunken vor Scham. Irgendwann hatte sie es aufgegeben, um Zärtlichkeiten zu betteln. Stattdessen hatte sie sich in Liebesromane vergraben. Für einen Bücherblog schrieb sie regelmäßig Rezensionen über sogenannte Nackenbeißer.

      Sie liebte diesen Nebenjob, verschlang Bücher ebenso wie E-Books in rauen Mengen. Am allerliebsten jedoch solche, die mit ihrem Traumziel Schottland zu tun hatten. Lou war noch nie in Schottland gewesen. Spätestens heute Abend würde sich das jedoch ändern. Seufzend griff sie sich das ziemlich mitgenommene Buch von ihrem Nachttisch. Eines der Highland-Saga Bücher von Diana Gabaldon. Ihr Favorit unter den Schottlandromanen. Wie so viele Frauen und Männer, die dem Charme Schottlands verfallen waren, liebte auch sie alle Bücher dieser Schriftstellerin.

      Die Verfilmung als Serie auf einem amerikanischen Privatsender hatte sie kaum abwarten können, bereits alles gesehen, was es zu sehen gab. Letztendlich hatte die Serie sowie die Annonce eines Feriencottage den Ausschlag gegeben. Die Buchung eines Fluges und die Reservierung eines Leihwagens waren schnell erledigt. Alles geheim zu halten, erwies sich da schon als sehr viel schwieriger. Natürlich war ihr klar, dass Romanhelden wie Jamie oder Mr. Darcy im realen Leben nicht zu finden waren.

      Und in einem längst vergangenen Jahrhundert zu leben, konnte sie sich ebenfalls nicht vorstellen. Romantik hin, Romantik her. Was sie jedoch ganz sicher wusste, war: Wenn sie jetzt nichts an ihrem Leben änderte, war sie reif für die Irrenanstalt. Die Zeitungen sowie Illustrierten waren voll von Frauen mit Burn-out-Syndrom und Depressionen. Sie dagegen steckte allem Anschein nach in einer Midlife-Crisis.

      Eine Stunde später waren die rot geweinten Augen über-schminkt. Aus dem Schaufenster, an dem sie vorüberging, blickte ihr Spiegelbild ihr mit einstudiertem Lächeln entgegen. Wie an jedem ihrer Geburtstage hatte sie den großen Tisch im Nebenraum des Coco’s reserviert. Alle ihre Freundinnen sowie ihr schwuler Bruder Tobias, der eigentlich als halbes Mädchen durchging, waren gekommen.

      »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Süße!«

      Konstanze drückte sie fest an sich. Wie so oft kam sich Lou beim Anblick ihrer Freundin wie ein hässliches Entlein vor. Konstanze war die Chefin einer großen Consulting Firma und zählte, seit Louise Alexander geheiratet hatte, zu einer ihrer engeren Freundinnen. Dass die Endvierzigerin bereits dreimal verheiratet gewesen war, war für Lou kein Wunder. Sie hatte etwas Berechnendes an sich. Kein Mann schien der Frau mit dem topmodischen Aussehen das Wasser reichen zu können. Gut, es gab genügend Teile an ihr, die keinen natürlichen Ursprung hatten. Aber das Gleiche konnte man von Evas Brüsten und Desirees Lippen sagen.

      Seit Alexander in ihr Leben getreten war, verkehrte Lou mit den Reichen und Schönen, oder wie ihre beste Freundin Debbie zu sagen pflegte, mit den Botox- und Lifting-Monstern.

      Debbie reichte Lou Augen verdrehend ihr Sektglas. »Ich freue mich so auf die Gesichter dieser Möchtegern Damen, wenn du nach Schottland abhaust. Du willst es doch immer noch durchziehen, Süße, oder?«

      »Natürlich. Wenn ich es jetzt nicht tue, Deb, werde ich mir nie mehr selbst in die Augen sehen können.«

      »Egal was passiert, Lou. Du weißt, dass du immer zu mir und Chris kommen kannst.«

      »Du meinst, seitdem ich dich gegen Jo im Sandkasten mit der Schaufel verteidigt habe.«

      Lou zwinkerte Debbie verschwörerisch zu.

      »Unter anderem«, erwiderte ihre beste Freundin breit grinsend. »Aber Spaß beiseite, Lou. Ich weiß, dass du hoffst, Alex entpuppt sich als Romantiker und holt dich zurück. Ich möchte nur nicht, dass du enttäuscht bist, wenn er das Arschloch bleibt, für das ich ihn halte!«

      »Ich hoffe doch, du bist bei deiner Wortwahl im Kindergarten etwas zurückhaltender«, witzelte sie trocken.

      »Schon gut. Ich weiß, was du mir in deiner unverblümten Art sagen willst, Süße. Ich werde nicht klein beigeben. Versprochen!«

      »Gut. Dann hör auf, wie drei Tage Regenwetter zu schauen. Tobi, Chris und ich stehen hinter dir. Mit Chris hast du einen super Anwalt an der Hand und auf die anderen Weiber hier kannst du locker verzichten!«

      Trotz all der Fröhlichkeit, die um sie herum herrschte, wollte sich keine Feierlaune einstellen. Was nicht zuletzt an einem der vielen Streitereien mit Alexander lag, die in ihrem Kopf umherspukten.

      »Ich verstehe nicht, wie du mir so etwas antun konntest, Louise. Nackte Menschen. Du hast völlig nackte Menschen beim Sex gemalt. Was zum Teufel sollen meine Geschäftspartner von mir denken? Reicht es nicht, dass meine Frau in aller Öffentlichkeit Liebesschnulzen rezensiert?«, hatte Alexander sie am Abend zuvor angebrüllt, während er sich in einer hilflosen Geste die Haare gerauft hatte. Er verhielt sich wie ein Tiger, der im Käfig auf und ab ging.

      »… aber das ist Kunst. Alexander. Ich verstehe nicht … Außerdem habe ich einen Künstlernamen …«, hatte sie händeringend zu erklären versucht. Ganz zu schweigen, dass Sofie und Kai, die Aktmodelle, keinen Sex gehabt, sondern lediglich eng umschlungen dagelegen hatten.

      »Brotlose Kunst. Du verstehst mich sehr wohl, Louise. Deine sogenannten Kritiken dieser fürchterlichen Schmachtfetzen und diese taktlose Malerei kosten Zeit sowie ein Vermögen. Außerdem machte es uns … macht es mich vor der ganzen Geschäftswelt lächerlich!«

      »Das ist doch nicht wahr, Alex … Außerdem ist es meine Zeit. Jetzt tu nicht so, als ob wir uns die paar Pinsel und Leinwände nicht leisten …«, hatte Lou widersprochen, damit aber lediglich erreicht, dass Alexanders Gesichtsfarbe ein ungesundes Rot annahm.

      »Färben deine blondierten Haare jetzt auf dein Hirn ab? Bekommst du nicht alles, was du willst, Louise? Trage ich dich nicht auf Händen? Ich lasse dir und den Kindern alles durchgehen. Andere Frauen würden sich glücklich schätzen, über eine Putzfrau, eine Köchin und einen Sportguru verfügen zu können«, zeterte er ungehalten.

      Doc unterbrach seine Schimpftriade, in dem er knurrend vor ihr Stellung bezog.

      »Nimm gefälligst dein scheußliches Vieh weg, wenn ich mit dir rede!«

      »Doc ist kein Vieh. Er ist ein Hund«, entgegnete sie ent-rüstet, schickte den großen Mischling sicherheitshalber den-noch auf seinen Platz, wo er sich mit leisem Grollen zusammenrollte, sie jedoch beide argwöhnisch beobachtete.

      »Geld alleine macht nicht glücklich, Alex. Mich zumindest nicht«, hielt sie ihm vor. Um ruhig zu bleiben, krallte sie die Fingernägel in das Polster der Couch, bis


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