Tausche Ehegatten gegen Mann im Kilt. Pia Guttenson

Tausche Ehegatten gegen Mann im Kilt - Pia Guttenson


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hast nur eine kleine … nennen wir es Midlife-Crisis, Liebling«, hauchte er mit gefährlich leiser Stimme, gespielt verständnisvoll. Er war bereits im Begriff zu gehen.

      Lou wusste genau, dass es eigentlich besser gewesen wäre, den Mund zu halten. Sie spürte, dass sie sich auf hauchdünnem Eis bewegte. Schließlich war sie seit über zwanzig Jahren mit Alexander verheiratet. Aber hatte sie das nicht lange genug getan? Hatte sie nicht lange genug ihr angeblich loses Mundwerk im Zaum gehalten?

      »Ich habe keine Midlife-Crisis, Alex«, antwortete sie so ruhig, wie es ihr möglich war. Verbissen ignorierte Lou seine hochgezogenen Augenbrauen ebenso wie die Zornesfalte mitten auf seiner Stirn, als er sich zu ihr zurückdrehte.

      »Ich habe Werbemarketing und Kunst studiert. Ich war die Beste meines Jahrgangs. Ist dir das eigentlich klar? Hast du dir je Gedanken darüber gemacht, was ich aufgegeben habe? Unsere Kinder sind alt genug, aber arbeiten lässt du mich immer noch nicht? Stattdessen habe ich einen Mann, der sein Büro seiner Frau vorzieht. Einen Mann, der mich weder küsst, noch mit mir schläft. Empfindest du überhaupt noch etwas für mich, Alexander? Was bin ich für dich?«

      Der ganze Körper ihres Mannes war angespannt. Mit einer fahrigen Bewegung öffnete er den Krawattenknoten und die obersten zwei Hemdknöpfe, um sich Luft zu machen. »Um was geht es hier eigentlich, Louise? Sieh dich um. Diesen ganzen Luxus haben wir meiner harten Arbeit zu verdanken. Findest du es nicht etwas herablassend, mir gerade das vorzuwerfen? Du bist die Mutter meiner Kinder und by the way: Zu Sex gehören immer zwei. Tu nicht so, als hättest du mehr Lust auf Sex als ich!«

      »Hast du dir mal überlegt, dass ich vielleicht nicht immer darauf hinweisen möchte, wenn mir gerade nach Sex ist? Vielleicht möchte ich umworben oder erobert werden?«

      »Du vergisst dich, Louise. Ich glaube, du steckst deine Nase zu viel in diese schrecklichen Schundromane. Außerdem hast du den da«, er zeigte mit spitzen Fingern auf Doc, »mir doch längst vorgezogen!«

      Tatsächlich schlief Doc mitten in ihrem Bett. Das tat er allerdings erst, seit Alexander auf ein eigenes Schlafzimmer gepocht hatte. Angeblich, um sie nicht zu stören, wenn er wie so oft, nach einem langen, harten Arbeitstag erst mitten in der Nacht nach Hause kam. »Das sieht dir so ähnlich, Louise. Wie immer bin ich das Arschloch und du der Engel!«, warf er ihr an den Kopf und verschwand mit lautem Türenknallen.

      Noch immer konnte sie die genauen Sätze ihres Streits hören, die sie tiefer verletzt hatten, als sie zuzugeben bereit war. Mit Alexander hatte man noch nie streiten können. Alexander brauchte Kontrolle über alles und jeden.

      »Was ist eigentlich los mit dir, Lou?«, holte Tobias sie ins Hier und Jetzt zurück. Er musterte sie besorgt. Augenblicklich verstummte der immense Lärmpegel, den sieben lautstark plaudernde Frauen verursachten. Alle hingen mit gebannten Blicken an ihren Lippen. Lou schluckte trocken.

      »Ich muss euch etwas sagen«, verkündete sie, holte tief Luft.

      »Wusste ich es doch. Mein Gott, das tut mir so leid für dich, meine Liebe. Wie lange geht es denn schon?«, bekundete Konstanze heuchelnd Mitgefühl.

      »Ich verstehe nicht, Konstanze«, antwortete Lou irritiert.

      »Na bei einem Mann wie Alexander ist das doch kein Wunder«, mischte sich Michelle ein.

      »Und was genau willst du damit sagen, Michelle? Louise ist schließlich auch sehr hübsch«, verteidigte Tobias seine Schwester erbost.

      Lou sah sich gezwungen, einzugreifen. »Hört auf, bitte! Alexander hat keine andere …«

      »Du meine Güte. Respekt, Louise. Das hätte ich dir gar nicht zugetraut!«, schnitt Konstanze ihr den Satz ab.

      Lou musste sich schwer zusammenreißen, um ihrer Freundin nicht den Kragen umzudrehen. »Zum Mitschreiben für euch alle. Weder Alexander noch ich haben eine Affäre!«, knurrte sie ungehalten.

      »Du bist doch nicht etwa schwanger?«, hob Katrin vorsichtig an.

      »Um Gotteswillen. Nein. Wenn ihr mich endlich ausreden lassen würdet, bitte«, stieß sie aus, rollte genervt mit den Augen.

      Tobias Blick schien zu sagen: »Darauf bin ich gespannt.«

      »Ich werde mir für zwei Monate eine Auszeit von meiner Familie und ja – auch von Alexander – nehmen.«

      Alle starrten sie bestürzt an. Lediglich Konstanzes gekünsteltes Lachen durchbrach die Stille. »Wieso tust du ihm das an, Louise? Alexander erfüllt dir jeden Wunsch. Herrgott, der Mann sieht aus wie der Zwilling von George Clooney.«

      »Meine Güte, Mädchen. Du musst zu Hause keinen Finger krumm machen«, warf Gabby ihr vor und heimste dafür zustimmendes Nicken ein.

      »Geld ist nicht alles«, flüsterte Lou mit belegter Stimme.

      Tobias griff nach ihrer Hand, drückte diese verständnisvoll.

      »Aber er geht doch noch nicht mal fremd, Louise. Oder? Außerdem hast du Kinder. Du hast Verpflichtungen. Ich finde, das ist völlig falsch, was du da vorhast. Geh doch mal zum Psychologen. Ich kann dir meinen ans Herz legen.«

      »Das werde ich sicherlich nicht tun, Katrin. Mit mir ist nämlich alles in Ordnung!«, zischte Lou empört.

      Das geflüsterte: »Midlife-Crisis!« war für alle gut zu hören.

      »Das habe ich gehört!«, knurrte Lou erbost. Ihren wackeligen Beinen zum Trotz erhob sie sich, drehte sich einmal um die eigene Achse. »Seht mich an. Das bin gar nicht ich. Ich trainiere jeden verfluchten Tag drei Stunden mit einer unbezahlbaren Personaltrainerin. Ich mümmle Salat, wie ein verflixter Hase und versage mir jede unnötige Kalorie.

      Ich weiß nicht einmal mehr, wie Schokolade schmeckt. Meine Haare sind blondiert, obwohl ich mit meiner eigenen, hellbraunen Haarfarbe immer zufrieden war. Aber blond ist ja so hipp. Meine Fingernägel sind manikürt und mit künstlichen Nägeln versehen. Verdammt. Es fehlt nur noch, dass ich mich unters Messer lege«, stöhnte Lou.

      »Aber du siehst doch klasse aus, Liebes. Das alles lohnt sich doch!«, wandte Konstanze ein.

      Lou schüttelte den Kopf. »Aber ich bin längst nicht mehr glücklich, Konstanze. Wo bleibe denn ich dabei? Ihr kennt mein wahres Ich doch überhaupt nicht. Habt mich nie richtig kennengelernt«, warf sie ihren Freundinnen vor.

      »Quatsch, Louise. Du übertreibst völlig. Natürlich kennen wir dich!«, widersprach Katrin überzeugt.

      Ein trauriges Lächeln legte sich auf Lous Gesicht.

      Tobias flüsterte: »Wetten nicht!«

      »In welchen Kleidern fühle ich mich am wohlsten?«, fragte sie in die Runde.

      »Dein rotes Armani Kostüm mit deinen Jimmy Choos«, antwortete Konstanze wie aus der Pistole geschossen.

      »Nein. Nein. Lou trägt am liebsten verwaschene Jeans, Turnschuhe und das karierte Flanellhemd, das an den Ellenbogen schon fast durchgewetzt ist. Zumindest wenn sie nicht im Malerkittel und zerrissenen Latzhosen malt«, widersprach Debbie gelassen.

      Lou nickte dankbar.

      Fassungslos sahen ihre Freundinnen sie an.

      »Ich mag noch nicht einmal George Clooney, auch wenn Alex ihm so ähnlichsieht …«, bekannte sie offen und ein trauriges Lächeln legte sich auf ihre Lippen.

      »Nee. Meine Schwester steht auf Männer mit Ecken und Kanten so wie Gerard Butler oder diesen Romanhelden Jamie so und so«, bestätigte Tobias grinsend, während er ihr seinen nach oben zeigenden Daumen entgegen reckte.

      »Deshalb konnte ich deine Männerwahl auch nie verstehen. Hättest Achim nehmen sollen. Damals«, sagte Tobias mit einem aufmunternden Augenzwinkern.

      In den Gesichtern ihrer Freundinnen konnte sie Überraschung, Unglauben sowie Entsetzen ausmachen.

      »Das kann doch jetzt echt nicht dein Ernst sein, Louise! Und deine Party heute Abend …«, erwiderte Konstanze völlig verwirrt.

      »Wird


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