Kill den Drill: make love not war. Melanie Weber-Tilse

Kill den Drill: make love not war - Melanie Weber-Tilse


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wie sich schnelle Schritte näherten. Zu beiden Seiten wurden die Vorhänge zugezogen und ein wütender Sergeant Thomas funkelte mich an.

      »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen, Kadett Summer?«, knurrte er mich an. »Die Army stellt auch Frauen Unterwäsche zur Verfügung.«

      Ich räusperte mich, bevor ich ihm antworten konnte. »Es tut mir leid, Sergeant Thomas. Ich … ich war nicht alleine beim Umziehen und …«

      »Schaffen Sie keine zusammenhängenden Sätze mehr?«

      Ich schaute ihm direkt in die Augen. »Sie haben die Reaktion mitbekommen, was meine Sie, wäre passiert, hätte ich mich nackt vor 20 Männern ausgezogen?«

      Er starrte mich einige Sekunden an und ging dann wortlos davon. Keine Minute später warf er mir ein Unterhemd und eine Shorts zu und stellte sich mit dem Rücken zu mir zum Mittelgang, wo es keinen Vorhang gab.

      »Umziehen«, befahl er mir knapp und ich zögerte keine Sekunde.

      »Fertig, Sergeant Thomas.«

      Er drehte sich um, kniff die Augen zusammen, nickte und zog die Vorhänge wieder auf. Bei den anderen hatte der Gesundheitscheck schon begonnen und ich folgte Thomas zu einem Mann im weißen Kittel.

      »Doc Forster.«

      Der Arzt nickte ihm zu und Sergeant Thomas entfernte sich. Doktor Forster dagegen hielt meine Akte in der Hand und blätterte darin herum. Obenauf konnte ich den Fragebogen erkennen, den wir eben noch ausgefüllt hatten.

      »Nun gut. Keine Erkrankungen, keine Allergien, keine Medikamenteneinnahme.« Er sah auf. »Auch keine Antibabypille?«

      Ich schüttelte den Kopf. So viel Kontakt zu Männern hatte ich nun nicht, dass ich mir die Pille hatte verschreiben lassen. Der Arzt kramte in einer Schublade, dann drückte er mir ein paar Kondome in die Hand. Fassungslos starrte ich ihn an. »Was soll ich damit, Doktor?«

      »Kadettin. Schauen Sie sich um.«

      Ich ließ meinen Blick durch den Raum gleiten. Einige der Rekruten saßen, wie ich, bei einem Arzt, andere befanden sich schon auf dem Laufband, oder es wurden Tests durchgeführt.

      »Und?«

      »Was sehen Sie?«

      War das jetzt eine Frage aus einem Idiotentest? Ich hatte keine Ahnung. »Ein Raum, in dem Untersuchungen durchgeführt werden?«, stellte ich vorsichtig eine Gegenfrage.

      Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Männer. Sie sehen ganz viele Männer. Da wird es sicher nicht ausbleiben, dass Sie auch näheren Kontakt pflegen werden.«

      Mir blieb fast der Mund offen stehen, als seine Anspielung in meine Gehirnwindungen durchsickerten. Ich war nicht doof, aber damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Meine Wangen brannten, denn mir war nur allzu deutlich klar, dass er davon ausging, dass ich mit einem, oder sogar mehreren … Sex haben würde.

      »Doktor Forster«, begann ich peinlich berührt. »Ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht vorhabe, mit einem dieser Männer intim zu werden.« Mein Blick war nochmals durch den Raum gewandert und blieb nun an der großen und breiten Statur von Sergeant Thomas hängen. Schon gar nicht, mit dem heißen Mr. Oberarschloch, schoss es mir durch den Kopf. Oh Gott, ich hatte ihn nicht gerade als heiß bezeichnet? Als ob er meinen Blick in seinem Rücken spüren würde, drehte er sich in dem Moment zu mir um und mein Kopf glich sicherlich dem einer Tomate.

      Hastig wandte ich mich wieder dem Arzt zu und drückte ihm die Kondome in die Hand.

      Beine tauchten neben mir auf und die tiefe Stimme von Thomas erklang. »Gibt es ein Problem?«

      »Kadett Summer hat nur die Ration Kondome ausgeschlagen, die ich ihr vorsorglich mitgeben wollte. Somit besteht kein Problem, Sergeant«, klärte Forster ihn auf.

      Wo war das verdammte Loch, wenn man es einmal zum Verschwinden brauchte?

      »Geben Sie her, Doc. Ich werde sie für Kadett Summer aufbewahren.«

      Mein Kopf flog regelrecht nach oben und ich starrte in das zufrieden aussehende Gesicht von meinem Ausbilder.

      »Sie können sich jederzeit an mich wenden, sollten Sie Bedarf haben …«

      Ich verschluckte mich fast an der Spucke, die sich im offenen Mund gesammelt hatte. »Sergeant Thomas, das wird nicht nötig sein.«

      Er lachte nur und ließ mich wie klein Doofi zurück.

      »Nun, dann hätten wir das ja geklärt. Beginnen wir mit den Tests.« Der Arzt lächelte mir neutral zu, aber ganz bestimmt lachte der sich innerlich kaputt. Ich hätte wohl gut daran getan, die scheiß Dinger einfach einzustecken.

      Die nachfolgenden Aufgaben waren dagegen absolut leicht zu lösen. Ich hatte weder Probleme meine Zehenspitzen aus dem Stand zu berühren, noch auf dem Laufband eine Zeit lang zu laufen, ohne dass sich mein Puls signifikant erhöhte. Das erstaunte sogar den Arzt und er schaute immer wieder irritiert die Ergebnisse an.

      »Sie sind wirklich fit, Kadettin.«

      »Ballett bis zum 14. Lebensjahr, danach gewechselt zu lateinamerikanischen Tänzen und jeden Morgen gehen ich meine zehn Kilometer Joggen.«

      Ausdauer hatte ich, allerdings wusste ich nicht, wie ich mit den Dingen zurechtkam, die Kraft erforderten. Denn die besaß ich nicht wirklich, Gewichte stemmen hatte nicht auf dem Tanzplan gestanden.

      Ich war froh, als wir uns endlich wieder anziehen durften und stopfte mir BH und Slip in die Hosentasche. Wenn ich nicht bald einen Kaffee bekam, würde ich im Stehen einschlafen. Ich war jetzt fast 30 Stunden wach und so langsam zeigte sich der Schlafmangel auch in der Konzentration. Beim Marsch in den Speisesaal wäre ich dem Vordermann fast hinten reingerannt. Nur das beherzte Zugreifen von Steve bewahrte mich davor, wieder vor allen von Miles oder Thomas niedergemacht zu werden.

      Nachdem ich mir das Essen und einen doppelten Espresso auf mein Tablett gestellt hatte, winkte mich Steve zu sich an den Tisch. Die Kantine füllte sich langsam mit Soldaten und ich wurde eingehend gemustert. Kannten die hier keine Frauen, oder warum gafften die Männer? Wenn mir jetzt noch einer Erdnüsse, wie den Tieren im Zoo, zuwarf, würde ich dem nächsten mein Essenstablett über den Kopf ziehen und danach gemütlich meinen Kaffee schlürfen.

      Ich ließ mich neben Steve auf den Stuhl fallen und ignorierte die Blicke der anderen.

      »Übrigens, heiße Unterwäsche, Maddy.« Steve klopfte mir auf die Schulter und ich warf ihm einen bösen Blick zu.

      »Wenn du nicht den Espresso, den ich eigentlich ganz dringend selbst benötige, in deinen Schritt geschüttet haben möchtest, lässt du deine Finger bei dir und die anzüglichen Bemerkungen schluckst du am besten runter«, knurrte ich. Heiland, der Schlafentzug brachte meine schlechtesten Seiten zum Vorschein. Unter normalen Umständen hätte ich mich nie getraut, so aufzutreten.

      »Okay, okay. Wobei das Wort Schlucken …«, er zog den Kopf ein und hob beschwichtigend die Hände. »Unverfängliches Thema: Warum hast du dich bei der Army beworben?«

      »Wegen der ganzen Männer hier war es auf jeden Fall nicht«, meinte Oliver, oder war es Gregory?, einwerfen zu müssen.

      Ich ließ nur ein unverständliches Brummeln hören und widmete mich lieber meinem Kaffee, der viel zu bitter schmeckte und mir ganz sicher das Herz aus der Brust springen lassen würde.

      Während des Essens hielt ich mich aus den Gesprächen raus und ließ lieber meinen Blick durch den Raum gleiten. Tatsächlich gab es wenige Frauen, und die meisten von ihnen, hatten am Arm das Zeichen für die Sanis. Entweder war ich die Einzige, die so bescheuert war und meinte, in einer aktiven Einheit mitmischen zu müssen, oder alle anderen hatten sich versteckt. Vielleicht nutzten sie aber auch die Kondomration aus, spie mir meine Stimme im Kopf entgegen. Noch nie in meinem Leben hatte ich so viel an Sex gedacht, wie hier. Das lag eindeutig daran, dass ich dringend ins Bett musste … nicht zum Beine breitmachen, sondern wirklich, um zu schlafen.

      Immer wieder blieb mein Blick an den zwei


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