Kill den Drill: make love not war. Melanie Weber-Tilse

Kill den Drill: make love not war - Melanie Weber-Tilse


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Gott, letztendlich konnte es mir egal sein, Hauptsache sie ließen mich in Ruhe.

      Nach dem Essen folgten wir ihnen zum nächsten Gebäude und als wir eintraten, blieb mir mein jetzt heftig pochendes Herz, fast stehen. Wir befanden uns beim army-eigenen Frisör. Die Schermaschinen summten und wir konnten dabei zusehen, wie sich einige Soldaten ihre Stoppeln auf dem Kopf wegrasieren ließen. Nicht nur ich wurde blass, sondern auch einige der Mitkadetten.

      »In einer Reihe angestellt, Rekruten. Sobald ein Stuhl frei ist, wird zügig vorangeschritten«, brüllte Miles mit seinem lauten Organ. Einer nach dem anderen bekam den klassischen Schnitt verpasst und als ich vortreten wollte, brüllte mich Miles aus der Reihe raus. »Kadettin Summer. Haben Sie die Statuten nicht gelesen? Frauen haben einen Zopf zu tragen.« Er lachte so laut, wie er mich eben noch angebrüllt hatte. Sicherlich hatten er und Thomas sowie auch die Frisöre meinen nervösen Zustand genossen. Wie ich die ganze Zeit von einem Bein auf das andere gestiegen war, und die Hände nervös geknetet hatte. Arschlöcher. Natürlich hatte ich keine Zeit gehabt, irgendwelche dummen Anweisungen und Vorschriften zu lesen.

      Nachdem Steve mit einem schrägen Grinsen neben mir stand, ging es weiter ins Versorgungszentrum, wo wir mit Rucksack, Klamotten und sonstigen ersten Dingen, die wir für die erste Zeit brauchen würden, ausgestattet wurden.

      Ich nutzte die Gunst der Stunde kurz vor dem Abendessen, um mich bei Thomas nach einem … Einzelzimmer zu erkundigen. Es konnte doch nicht normal sein, dass ich mit den Männern ein Zimmer und sogar eine Dusche teilen sollte. An den morgendlichen Toilettengang wollte ich erst gar nicht denken.

      Doch die Bitte hätte ich mir gleich von Anfang an in den Allerwertesten stecken können. Mr. Oberarschloch hatte seinem Namen alle Ehre gemacht und mich gefaltet, gekaut und wieder ausgespuckt. Und ich hatte gedacht, mein Vater wäre ein Tyrann, der Sergeant übertraf ihn sogar noch. Pah, Duschzeiten. Ich würde wohl die nächsten neun Wochen keine Dusche, außer es regnete draußen, mehr abbekommen.

      Irgendwann setzte ich nur noch mechanisch einen Fuß vor den Anderen und bekam kaum noch mit, wie uns durch Miles die ersten wichtigen Anlaufstellen auf dem Gelände gezeigt wurden und nach dem Abendbrot war ich noch nie so froh gewesen, endlich aufs Zimmer zu dürfen.

      »Herrschaften, Zeit für die kleinen Rekruten ins Bett zu kommen. Punkt Zwanzighundert geht das Licht automatisch aus. Antreten siebenhundert.«, schrie Miles in den Raum, während Thomas uns nur stumm musterte. Mir war alles egal, ich würde auf der Stelle tot ins Bett fallen.

      »Wir gehen duschen, kommst du mit Maddy?« Steve war noch fit, der hatte ja auch keine Nacht wach bleiben müssen. Ich winkte ab. Auch wenn ich nicht todmüde gewesen wäre, wäre ich ganz sicher nicht mit ihnen zusammen duschen gegangen.

      Ich ging schnell aufs Klo, während die Männer im Duschraum beschäftigt waren und putzte die Zähne. Danach schaffte ich es gerade noch, mich bis auf die Unterwäsche auszuziehen. Mein Kopf hatte das Kissen noch nicht berührt, da war ich schon eingeschlafen.

      Was mich geweckt hatte, wusste ich nicht. Es war dunkel im Raum und ich ging davon aus, dass es das Gemeinschaftsabholzen der 20 Männer im Raum war. Da ich nun wach war und durch die Kettensägen nicht wieder einschlafen konnte, schlich ich mich zum Spind, holte mein Duschgel und Handtuch heraus und tapste dann auf leisen Sohlen zur Dusche. Zum Glück war nur das Licht ausgestellt, denn keine fünf Minuten später lief das warme Wasser über meinen Körper.

      Der Schein der Laterne vor dem Gebäude erhellte den Duschraum genug, sodass ich gar kein Licht brauchte. Genüsslich rieb ich mich ein und fühlte mich schon gleich viel wohler, als der Vanilleduft sich im Raum verteilte.

      Ich hatte gerade das Wasser ausgestellt und wollte nach dem Handtuch auf der kleinen Mauer greifen, als ein Geräusch mich herumfahren ließ. Scheiße, am Türrahmen gelehnt stand Thomas und ließ seinen Blick über meinen Körper gleiten.

      »Was soll das hier werden, Summer?«, fragte er zischend.

      Mir war klar, dass ein Mitternachtspicknick, nicht die richtige Antwort sein würde.

      »Sergeant Thomas?« Ein dünnes Stimmchen, das mir direkt in den Schwanz fuhr, riss mich aus meiner Arbeit. Ich war gerade dabei, die Unterlagen der heutigen Untersuchungen zu sichten. Ein harter Job, den ich von nun an öfter machen müsste. Ende der ersten Woche wurde bereits zum ersten Mal ausgesiebt und entschieden, wer die eigentliche Ausbildung antreten durfte und wer nach Hause zu Mama und Papa fahren würde.

      Mürrisch blickte ich auf und direkt in die haselnussbraunen Augen der hinreißenden Kadettin Summer. Natürlich würde ich sie im Leben nicht wissen lassen, wie hinreißend ich sie fand. »Was gibt’s, Summer?«, schnauzte ich sie an und registrierte zufrieden, dass sie einen halben Schritt zurückging.

      »Sir, ich … Ähm … Also …«, stammelte sie. Stammeln brachte mich auf die Palme genauso wie Nuscheln oder Schweigen.

      »Kommen Sie zum Punkt, Summer. Ich hab zu tun.«

      »Also .. . Sir.«

      »Hören Sie gefälligst mit der Sir-Scheiße auf. Ich bin Ihr Drill Sergeant, Herr Gott nochmal.« Wieder zuckte das arme Ding zusammen. In dem behüteten Haus, in dem sie aufgewachsen war, ging es sicher immer gesittet zu.

      »Jawohl, Sergeant. Könnte ich Sie wohl in einer sehr dringenden Angelegenheit sprechen?«

      Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie – die Unsicherheit auf zwei hammermäßig schlanken und langen Beinen – im Türrahmen auf und ab wippte.

      »Etwas Dringendes also«, wiederholte ich ihre Aussage. »Dann kommen Sie rein und schließen Sie die Tür.« Sie hatte scheinbar so viel Schiss, dass sie ohne Widerrede tat, was ich ihr sagte. »Setzen«, legte ich nach und wies auf den Stuhl, der vor meinem Schreibtisch stand. Mit einem süffisanten Grinsen lehnte ich mich nach vorn und sah sie durchdringend an. Ich war neugierig, welchen Grund sie vorbrachte, mich von der Arbeit abzuhalten. »Also, was gibt es so Wichtiges, das nicht bis morgen warten kann?«

      Ihr Blick senkte und die Atmung beschleunigte sich. Fuck, ich war es nicht gewohnt, weibliche Kadetten in der Ausbildung zu betreuen. Ihre Titten sprangen mir halb ins Gesicht, so dass es mir schwer fiel, meinen Blick abzuwenden und mich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Wenn sie mir nicht untergeben wäre, würde ich die Akten vom Tisch fegen und sie darauf festnageln. Aber sowas von. Shit, Thomas, beherrsch dich, riss ich mich zusammen, um ihr zuzuhören.

      »Sergeant Thomas, es ist mir sehr unangenehm, aber könnte ich wohl …«, begann sie flüsternd.

      »Summer, wenn Sie von mir etwas wollen, müssen Sie schon lauter sprechen«, fuhr ich sie an, langsam sichtlich genervt, weil sie nicht auf den Punkt kam. Ich hasste es wie die Pest, wenn jemand um den heißen Brei herumschlich wie eine Katze ums Milchschälchen. By the way, Katzen mochte ich auch nicht sonderlich.

      »Maaaann«, stöhnte sie und verdrehte die Augen, »Ich wollte nur fragen, ob ich ein eigenes Zimmer bekommen kann.«

      Die letzten Worte ihres Satzes gingen in meinem schallenden Gelächter unter. Bei eigenes Zimmer war ich schon ausgestiegen. Ich lachte so laut, dass die Gipskartonwände vibrierten. Diese kleine, verwöhnte Göre spazierte hier rein und fragte mich allen Ernstes, ob sie ein eigenes Zimmer haben könnte? Die hatte wirklich Mumm, das musste ich ihr lassen. Immer noch feixend erhob ich mich langsam und ging um den Schreibtisch herum. Sie saß immer noch kerzengerade in dem Stuhl, ihr Kopf war hochrot und würde sich von einer Tomate nur schlecht unterscheiden lassen. Die Hände, die zusammengefaltet in ihrem Schoss lagen, zitterten.

      Ihre Körperhaltung versteifte sich noch ein wenig mehr, als ich mich direkt vor ihr an den Schreibtisch lehnte. Ich ließ mir bewusst Zeit mit meiner Antwort, wollte sehen wie sie reagierte, wenn man ihr auf die Pelle rückte. Leicht nach vorn gebeugt, fragte ich sie fast flüsternd: »Wie bitte? Könnten Sie das bitte wiederholen, Kadettin Summer?« Ich versuchte, bedrohlich zu klingen, auch wenn ich mir ein weiteres Lachen stark verkneifen musste. Nervös rutschte sie in ihrem


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