Fire&Ice 13 - Alex Altera. Allie Kinsley
Für alle geschäftlichen Abwicklungen mussten sie in das nächstgrößere Dorf fahren.
Dort war von Zivilisation immer noch nichts zu sehen, aber zumindest gab es ein Kommunikationshäuschen, in dem es einen Festnetzapparat und einen Computer mit sehr trägem Internet gab.
Die ersten vier Wochen hatte sein Boss ihn nicht einmal mitgenommen.
Sie hatten sich voll und ganz auf das Projekt konzentriert, das schlussendlich Alex' Durchbruch in der Architektenbranche geworden war.
Das riesige Domizil hatte dafür gesorgt, dass sein Chef ausgesorgt hatte, und Alex die Möglichkeit gegeben, ein eigenes Architekturbüro zu eröffnen, mit dem er sofort in der Luxusklasse starten konnte.
Es war eine gute, aber verdammt stressige Zeit. Sie hatten nur sechs Wochen, um das gesamte Projekt zu planen, da es unbedingt vor dem Eintreten von örtlichen Gesetzesänderungen fertig werden musste.
In der fünften Woche hatte er schließlich Ryans knappe Mail gelesen, in der dieser sich darüber ausließ, dass Bastian, einer von Ryans engen Freunden, seine kleine Schwester geschwängert hätte und dass Ryan dem Mistkerl den Hals umdrehen würde.
***
Selbst in diesem Moment spürte Alex noch den Schmerz in seinem Herzen.
Der Unglaube und das Unverständnis hatten ihn wie benebelt vor dem Monitor zurückgelassen, bis sein Boss ihn dazu drängte, endlich in die Gänge zu kommen, damit sie zurückfahren konnten.
Er hatte Ryan nicht einmal auf seine E-Mail geantwortet. Weder ihm noch Cat irgendwelche Fragen gestellt.
Der Schmerz war allumfassend gewesen. Das Wissen, dass die Frau, die sein Herz besaß, ihn betrogen hatte, hatte sein Herz zerrissen.
Noch heute konnte er nicht verstehen, wie es sein konnte, dass er seine große Liebe in ihr gefunden hatte und sie ihn bereits nach wenigen Tagen gegen einen anderen ausgetauscht hatte.
Sein Herz fand dafür keine Erklärung.
CAT
Ein paar Straßen weiter hatte sie sich in ein kleines Café gesetzt und versuchte nun, ihren inneren Aufruhr unter Kontrolle zu bekommen.
Leichter gesagt als getan, weil ihr Körper ihr eindeutig mitteilte, dass sie lieber hyperventilieren sollte. Ihr Puls raste und ihre Atmung ging viel zu schnell.
Die wenigen Minuten mit Alex hatten ihr alles an Selbstbeherrschung und schauspielerischer Leistung abgerungen, was sie zu bieten hatte.
Mit zitternden Händen griff sie nach dem Wasserglas, das die Bedienung ihr auf ihre Bestellung hin gebracht hatte.
Als sie sich endlich wieder unter Kontrolle hatte, wählte sie Ryans Nummer. Sie lächelte, weil sie sich sicher war, dass er dieses Detail aus ihrer Stimme heraushören konnte.
"Cat?"
"Hey großer Bruder", sagte sie betont fröhlich.
"Na endlich! Ich hab dich nicht erreicht und mir Sorgen um dich gemacht!"
"Ich hatte nur das Handy lautlos, weil ich mich ein wenig entspannen wollte. Alex ist vorbeigekommen und hat mir gesagt, dass du auf einen Rückruf wartest."
Alex' Name schmeckte bitter wie Galle in ihrem Mund. Ihm zu vertrauen war damals schon ein riesiger Fehler gewesen, den sie bestimmt kein zweites Mal begehen würde. Auch wenn er heute viel ruhiger gewesen war als am Abend zuvor.
"Euer Gespräch … ist nicht so gut gelaufen?", hakte Ryan nach und die Vorsicht in seiner Stimme machte Cat misstrauisch.
"Naja, ich befürchte, er wird stur bleiben. Tut mir sehr leid, Ryan."
"Es ist nicht deine Schuld."
Ryan seufzte.
"Ich habe nie verstanden, was auf einmal sein Problem war. Diese ganze Geschichte mit seiner Arbeit kann nicht alles sein. Auch ich arbeite viel, schaffe es aber trotzdem, mal rauszukommen!"
"Seit Sky", sagte Cat. Diesmal war ihr Lächeln echt.
"Ja. Ich hoffe, du findest eines Tages auch so einen Menschen, Kleines."
"Bestimmt", antwortete sie, auch wenn sie eher vom Gegenteil überzeugt war.
Die Narben auf ihrer Seele waren zu groß, um noch Platz für eine große Liebe zu lassen.
Sie beendeten das Gespräch und Cat zog die Kopfhörer ihres Handys aus der Tasche, um ein wenig Musik zu hören.
Motivationsmusik, nur nichts mit Herzschmerz. Sie entschied sich für eine alte Playlist. Destiny's Child, Beyoncé, Pink. Powerfrauen, die alles völlig ohne fremde Hilfe schafften.
Geraume Zeit später spürte sie eine leichte Vibration des Tisches und öffnete die Augen. Ihr gegenüber saß Alex, der sich gerade für den Kaffee bei der Bedienung bedankte.
Cat richtete sich auf und riss sich die Kopfhörer aus den Ohren.
"Was machst du hier?", fragte sie und konnte mit dem Lächeln, das um seine Mundwinkel spielte, absolut nichts anfangen.
Vor allem weil es das erste Lächeln seit sieben Jahren war, das sie von ihm sah.
"Lass dich nur nicht bei deinem wichtigen Termin stören, ich trinke nur einen Kaffee auf dem Nachhauseweg."
"Sarkasmus steht dir nicht", antwortete Cat und hasste sich selbst, weil sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.
Alex zuckte die Schultern. "Weglaufen steht dir nicht, und du machst es trotzdem."
Cat rieb sich emotional erschöpft über die Stirn. "Unser Gespräch gestern hat doch mehr als deutlich gezeigt, dass es keinen Sinn hat."
Er schwieg, was Cat dazu veranlasste aufzusehen. Unbewegt und durchdringend musterte er sie.
"Vielleicht bin ich jetzt geneigt, dir zuzuhören." Er beobachtete sie mit schräg gelegtem Kopf.
Diesmal war es an Cat zu schnauben. "Aus irgendeinem verrückten Grund scheinst du anzunehmen, dass ich hier die Böse bin!"
ALEX
Je länger er Cat um sich hatte, desto verwirrter war er. Ihre Art, ihre Aussagen, ihre Gefühlslagen … nichts passte so wirklich zusammen.
Aber das und die Tatsache, dass er sie seit sieben Jahren nicht aus seinem Kopf bekam, egal was er machte, veranlassten ihn dazu, sich mit ihr und diesem schmerzhaften Thema auseinanderzusetzen.
"Nachdem du es warst, die mich betrogen hat, gehe ich davon aus, dass du die Böse bist, ja."
Sie sah aus, als hätte er sie geschlagen, dabei hatte er einfach nur einmal ausgesprochen, was seit so langer Zeit zwischen ihnen stand.
Ganz langsam schüttelte sie den Kopf und wühlte dann in ihrer Handtasche.
Verwirrt und neugierig zugleich, beobachtete er sie schweigend dabei, wie sie ihren Geldbeutel hervorholte und fünf Euro unter ihr Wasserglas legte.
"Was hast du vor?", fragte er mit zusammengezogenen Augenbrauen.
"Ich gehe."
"Du kannst nicht jedes Mal abhauen, wenn es unangenehm wird, Cathrin!" In ihm brodelte es. Sie konnte ihn nicht einfach so anfüttern und dann im Regen stehen lassen.
"Alexander." Sie sprach seinen Namen aus wie ein Schimpfwort. "So lange du mir wahllos Beleidigungen an den Kopf wirfst, sehe ich keinen Grund, mich mit dir zu unterhalten."
Er lehnte sich nach vorn und stützte die Unterarme auf dem Tisch zwischen ihnen ab. "Was ist daran eine Beleidigung? Ich lege nur Fakten auf den Tisch. Du hast mit Bastian geschlafen, kaum dass ich ins Flugzeug gestiegen bin!"
Sämtliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. "Wie zum Teufel kommst du nur auf diese Idee?"
Ihre Reaktion verwirrte ihn nur noch mehr. "Ryan