Liebe ist.... Evanda Klug

Liebe ist... - Evanda Klug


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      Kapitel 10

      Sonntag, ich sitze am Frühstückstisch und meditiere über meinem Rührei. Mayas Verhalten gestern Abend lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Nachdem wir ´Ein Chef zum Verlieben´ zu Ende geschaut haben, ist sie einfach von der Couch aufgesprungen und hat sich mit einem Kuss auf meine Stirn und den Worten "Ich hab Dich lieb!" verabschiedet. Bevor ich auch nur realisiert habe, was passiert ist und "Ich Dich auch!" sage, war sie schon verschwunden.

      "Das stinkt doch zum Himmel.", sage ich zu meinem Rührei. Wie erwartet bekomme ich keine Antwort und esse daher weiter. Ich beschließe heute nicht weiter über etwas nachzudenken, das ich nicht ändern kann. Das Leben geht weiter und ich muss meinen Fehler einfach wieder gut machen indem ich mich noch mehr in den Fall reinhänge.

      Eine Stunde später packe ich meine Sporttasche und gehe ins Fitness-Studio. Nach der gestrigen Naschorgie muss ich meine Waage wieder gütig stimmen und bisschen trainieren.

      Eine halbe Stunde Laufband zum Aufwärmen, eine Stunde Krafttraining und noch eine halbe Stunde Stepper zum Abschluss und ich bin fix und fertig, als ich wieder zuhause ankomme. „Jetzt noch ein bisschen Maniküre, Pediküre, eine Gesichtsmaske und schon bist Du wie neu, Lisa!“, sage ich zu mir und schreite zur Tat.

      Am Abend bin ich dann so kaputt, dass ich noch nicht mal mehr das Ende vom Tatort mitbekomme. Ich schalte den Fernseher aus und schleppe mich ins Bett. Morgen wird ein langer Tag. Morgen sehe ich Dirk wieder.

      Kapitel 11

      Der Wecker klingelt und reißt mich aus meinem Traum. Es muss ein Traum gewesen sein, denn im wahren Leben würde ich Dirk niemals küssen, geschweige denn mehr.

      Ich versuche, diesen verdammten Schlafräuber zur Ruhe zu bringen und drücke mehrfach irgendwelche Tasten, bis es wieder ganz still ist. Ich weiß, dass ich jetzt aufstehen muss, es ist 6 Uhr aber mein Körper ist noch nicht bereit. Also gut, noch fünf Minuten.

      Als das blöde Teil 9 Minuten später wieder mit dem Lärm anfängt, schrecke ich hoch. Ich bin wohl tatsächlich wieder eingeschlafen. So ein Mist, jetzt aber raus.

      Ich stelle mich unter die Dusche, putze mir die Zähne. Nachdem ich mich eingecremt und geschminkt habe, gehe ich an meinen Kleiderschrank. Was ziehen wir heute an? Das ist unter der Woche morgens immer die große Fangfrage.

      Ich entscheide mich heute für einen schwarzen Bleistiftrock und meine Lieblingsbluse. Sie ist weiß und der Schnitt konservativ. Keine Rüschen, kein Schnick-Schnack. Das einzig extravagante ist der Stoff. Sie ist aus Seide und fühlt sich einfach himmlisch an. Noch ein Blazer und meine schwarzen Heels und schon ist das Outfit fertig.

      Auf dem Weg ins Büro hole ich noch einen Kaffee bei meinem Lieblingsbäcker um die Ecke ab und nehme noch ein belegtes Brötchen mit.

      In der Kanzlei bin ich die erste, was nicht verwundert, da Dirk nicht vor 9 Uhr auftaucht. Die anderen Assistentinnen sind aber auch noch nicht da, was mir nur Recht ist. Ich bin froh, etwas Zeit alleine zu haben. Morgens bin ich einfach noch nicht ganz ich selbst. Ich brauche Anlaufzeit, der erste Kaffee, Frühstück, dann geht es langsam bergauf. So funktioniert mein Biorhythmus.

      Eine Stunde später ist Melli da. Sie ist die Assistentin von Loreley, Dirks kleiner Schwester. Wobei klein etwas missverständlich ist, sie ist schließlich weder kleiner noch altersmäßig jünger als ich.

      "Und wie war Dein Wochenende?", fragt mich Melli als ich in unsere Kaffeeküche komme.

      "Ging so. Habe nicht viel gemacht. Du weißt schon, ein entspanntes Wochenende zu Hause auf der Couch mit einer guten DVD und einem besseren Glas Wein.", sage ich.

      "Oh Man, wann höre ich wieder ´ne heiße Story mit ein bisschen Mann drin?", fragt Melli "Du bist schon so lange Single. Das geht doch nicht. Wenigstens eine Affäre, ein One-Night-Stand. Was ist los mit Dir? Stehst Du nicht mehr auf Männer? Das ist doch nicht gesund."

      Ich werde rot und zwar richtig. "Doch natürlich stehe ich auf Männer, wie kommst Du denn jetzt darauf?", sage ich und merke, wie peinlich mir das Thema ist.

      "Hör mal. Ich will mich ja nicht einmischen aber das ist echt nicht gesund. Du hast Bedürfnisse oder nicht? Doch natürlich! Und die müssen befriedigt werden. Das ist heutzutage doch ganz normal."

      "Ich geh nicht mit irgendjemandem ins Bett, nur um meine Bedürfnisse zu befriedigen. Dafür kann ich schon selbst sorgen." Jetzt werde ich doch etwas sauer. Was gehen sie meine Bedürfnisse an. Und wieso rede ich überhaupt darüber? Gibt es nichts Wichtigeres?

      Sie schaut mich skeptisch an und meint nur: "Also, wenn Du mal so richtig auf den Putz hauen willst, sag Bescheid. Ich kenne da einen Club, der lässt keine Wünsche offen." Melli zwinkert mir zu. Ja, sie zwinkert mir echt zu. Ich kann es nicht fassen, sie ist fünf Jahre jünger als ich und ich will lieber nicht wissen, von was für einem Club sie hier gerade spricht. Ich bin fassungslos oder bin ich prüde?

      „Das ist jetzt nicht dein Ernst Lisa,“, sage ich zu mir selbst. Du denkst jetzt nicht wirklich, dass du prüde bist, nur, weil du nicht mit jedem x-Beliebigen ins Bett hüpfst. Nein, das denkst Du nicht. Ich eile aus der Kaffeeküche an meinen Platz. Für dieses Gespräch ist es noch eindeutig zu früh. Ich bin noch nicht bereit. Und ich bin nicht prüde.

      Kapitel 12

      Eine weitere Stunde später habe ich bereits die Post sortiert und Fristen notiert, den Terminkalender studiert und mir den Fall Schuster nochmal komplett durchgesehen.

      "Guten Morgen, Lisa."

      Ich fahre zusammen und blicke erschrocken auf. "Guten Morgen Chef!", quieke ich und muss mich erst mal räuspern.

      "Na, wo habe ich Sie denn rausgeholt?", fragt er.

      "Äh, ich habe mir nur nochmal den Fall Schuster durchgenommen.", sage ich etwas verwirrt.

      „Machen Sie sich etwa immer noch Vorwürfe wegen der Verhandlung letzte Woche? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es nicht Ihre Schuld ist.“, sagt er und schaut mich vorwurfsvoll an.

      „Ich hätte…“ Zu mehr komme ich nicht, denn mein Chef fällt mir verärgert ins Wort: „Nein hätten Sie nicht! Und jetzt hören Sie auf, sonst werde ich noch richtig sauer.“

      Er geht in sein Büro und ich folge ihm, wie immer, mit der heutigen Post. Das ist unser tägliches Ritual unter der Woche. Wir besprechen erst die Post und klären dann die anstehenden Termine.

      Während er noch ankommt, mache ich es mir an dem Besprechungstisch gemütlich und bereite die Post zur Rücksprache vor. Mit Block und Stift bewaffnet, warte ich, bis er sich dazusetzt.

      „Lisa, Sie hören auf, sich Vorwürfe zu machen und wir besprechen nach Durchsicht der Post das weitere Vorgehen im Fall Schuster. Haben wir einen Deal?“, sagt er und ich kann nur nicken. Diese blauen Augen machen mich nervös, insbesondere, wenn sie direkt auf mich gerichtet sind und mich intensiv anblicken. So stelle ich mir Hypnose vor.

      „Hören Sie mir überhaupt zu?“, fragt mich mein Chef und holt mich aus meiner Trance raus.

      „Äh, natürlich, was haben Sie gesagt?“ Ich komme mir gerade so dumm vor.

      Er lächelt und erwidert: „Ich habe gerade gefragt, ob heute irgendwelche dringenden Fristsachen gekommen sind?“

      Oh Man, das kann ja heiter werden…

      Kapitel 13

      Eine gefühlte Ewigkeit später, in Wirklichkeit wohl eher eine Stunde, sind wir mit der Post fertig. Ich habe es tatsächlich geschafft, mich auf die Arbeit zu konzentrieren und sämtliche Anmerkungen und Weisungen zu notieren. Hängt zwar im Wesentlichen damit zusammen, dass ich


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