Liebe ist.... Evanda Klug

Liebe ist... - Evanda Klug


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an dem Fall als auch an Schuster selbst. Und das hat weniger damit zu tun, dass er bei jeder Gelegenheit Lisa anmacht, obwohl er verheiratet ist und nebenbei noch Lisas Vater sein könnte. Dieses Verhalten passt einfach nicht zu seinem Saubermannimage. Aber halt, Gedankenstopp. Zurück zum eigentlichen Fall.

      Fahrerflucht und Heribert Schuster ist Hauptverdächtiger. Die Indizien sprechen gegen ihn und er selbst verweigert jegliche konstruktive Zusammenarbeit. Die Aussagen passen auch nicht einwandfrei zusammen. Was soll das? Es geht zwar um einen hohen Sachschaden, schließlich sind mehrere Fahrzeuge betroffen, davon ein Totalschaden. Aber der Unfall ereignete sich nachts, die Fahrzeuge standen geparkt und niemand wurde verletzt. Warum also diese Heimlichtuerei? Was hat er zu verlieren? Gut, der Ruf des Saubermanns Heribert Schuster wäre angekratzt und er müsste mit Führerscheinentzug rechnen. Aber das kann doch nicht alles sein. Es erklärt zumindest das Verhalten von Schuster mir gegenüber nicht. Ich bin schließlich sein Verteidiger. Hat er denn noch nichts von anwaltlicher Schweigepflicht gehört? Seine Frau ist vermögend, er kann also einige Zeit auf seinen Führerschein verzichten. Nein, da muss noch mehr dahinterstecken.

      Hilft nichts. Wir müssen den möglichen Ablauf neu analysieren und sein Alibi checken. Hier hat er offensichtlich gelogen. Der Gutachter ist sich über die Beteiligung von Schusters Mercedes ganz sicher und den Tathergang hat er auch relativ plausibel rekonstruiert. Dennoch bleibt Schuster bei seiner Version, nicht mal in der Nähe des Unfallortes gewesen zu sein. Warum?

      Kapitel 4

      Die Dusche hat gutgetan. Jetzt kann ich meiner Mutter wieder gegenübertreten.

      „Da bist Du ja endlich. Ich dachte schon, Du kommst da nie raus! Geht’s wieder? Hier die warme Suppe, die sollte vorläufig reichen, bis wir eingekauft und Deinen Kühlschrank aufgefüllt haben. Aus Deinen Vorräten lässt sich tatsächlich gar nichts zaubern.“

      Ich liebe meine Mutter, wirklich, aber manchmal ist sie einfach zu viel für mich. Und gerade ist manchmal.

      „Danke!“, seufze ich und nehme ihr die Suppe ab. Ich nippe an der heißen Brühe und, tja, sie ist einfach göttlich. Meine Mutter konnte schon immer gut kochen und diese Hühnersuppe ist definitiv besser als meine Instantbrühe. Ich frage mich trotzdem, was zum Henker sie anders macht als ich, meine Hühnersuppe, die ich durchaus auch mal selber mache, hat noch nie so gut geschmeckt. Na auch egal. Mir geht es tatsächlich wieder etwas besser.

      „Wollen wir zum großen Supermarkt fahren oder willst Du lieber zum Tante Emma Laden um die Ecke?“ Sie lässt mir nicht die Zeit, um zu antworten, sondern redet weiter: „Ich würde ja den Supermarkt bevorzugen. Da haben wir alles, was das Herz begehrt und vieles mehr. Was meinst Du Kind?“

      Achtung Falle. Ich kenne meine Mutter gut genug, um ihren Manipulationsversuch zu durchschauen, daher antworte ich nur diplomatisch „Ach, wie Du willst. Supermarkt hört sich gut an.“

      Sie lächelt. Na also, Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Ich hoffe nur, ich überlebe den Supermarkt. In meinem Zustand wollte ich vorläufig Menschenmassen meiden. An einem Samstagnachmittag in den Supermarkt zu gehen, ist nicht die beste Strategie dafür. Na ja, ist meine gute Tat für heute. Ich habe meine Mutter zum Lächeln gebracht. Dafür komme ich hoffentlich auch in den Himmel.

      Kapitel 5

      Und inzwischen hocke ich in der Hölle. Der Supermarkt ist, wie erwartet, voller Menschen. Haben die denn nichts anderes zu tun? Muss tatsächlich jeder am Samstagnachmittag einkaufen gehen? Mir wird schlecht. Die Suppe. Ich versuche die Übelkeit weg zu atmen und komme mir vor, wie eine Schwangere. Und so schauen mich auch alle an. Wie peinlich. Aber besser Pseudo-schwanger als sich mitten im Supermarkt zu übergeben.

      „Hier Kind, was hältst Du von Obst. Du musst besser auf Dich aufpassen. Wir werden bekanntlich alle nicht jünger!" Sie wedelt mit einer Staude Bananen vor mir herum und redet weiter: "Wir nehmen Bananen, Mango, Kiwi und Äpfel mit. Wie sieht es mit Gemüse aus?“ Meine Mutter will mich umbringen. Ja, das will sie.

      Während ich weiter gegen die Übelkeit ankämpfe, terrorisiert meine Mutter mich mit Zucchini, Auberginen, Gurken und weiteren mir teilweise nicht bekannten Lebensmitteln, die gut für mich sein sollen. Verflucht, ich ernähre mich hauptsächlich von Tiefkühlkost und Fertigprodukten. Zeit zum Kochen habe ich einfach nicht und Lust schon mal gar nicht! Außerdem ist mir schlecht und ich möchte gerade jetzt nicht an Essen denken.

      Ich konzentriere mich auf die Müslipackung in meinem Einkaufswagen, laut meiner Mutter ein Superfood! Mir gerade aber ziemlich egal! Ich versuche nur, die Flocken zu zählen. Hauptsache Ablenkung. Eine halbe Stunde später weiß ich immer noch nicht, wie viele Haferflocken in der Müslimischung vorhanden sind, aber wir stehen an der Kasse und das Zählen hat mir gegen die Übelkeit geholfen. Zumindest vorübergehend.

      Eine weitere Stunde später sitze ich wieder auf meiner Couch und zähle die Flocken gedanklich weiter. Meine Mutter ist immer noch da und kocht. Wenn ich nicht gerade an Flocken denke, überlege ich, wie ich sie am schnellsten wieder loswerden kann. Nicht dass ich meine Mutter nicht lieben würde, aber gerade wäre ich wirklich gerne alleine. Aber gut, wenigstens habe ich, wenn sie mal fertig ist, für das ganze Wochenende selbstgemachtes, frisches Essen und keine Tiefkühlkost. Ist doch auch was!

      Zwei Stunden später ist meine Mutter fertig und ich schöpfe Hoffnung, dass sie jetzt noch etwas Anderes vorhat und mich endlich alleine lässt.

      „So Liebes, ich habe Dir Gulasch gemacht. Das kann man gut aufwärmen. Tu den Rest, wenn er etwas abgekühlt ist, in den Kühlschrank. Ich muss jetzt leider wieder los. Dein Vater ist nämlich auch nicht in der Lage, sich etwas Ordentliches zum Essen zu machen.“ Sie küsst mich auf die Stirn und ich bedanke mich noch kurz für ihre Hilfe. Dann schaue ich ihr bis zur Tür hinterher und winke noch zum Abschied. Ich bin wieder alleine.

      Kapitel 6

      Der weitere Verlauf des Samstags verbleibt ohne Überraschungen. Nachdem ich es mir auf der Couch gemütlich gemacht habe, geht es mir schon wesentlich besser. Ich freue mich sogar auf das Gulasch, das hervorragend schmeckt. Meine Mama kann einfach kochen, da gibt´s mal nix.

      Am Abend beschließe ich eine DVD zu schauen, da im Fernsehen mal wieder nur Mist läuft. Nachdem ich gerademal eine halbe Stunde „Ein Chef zum Verlieben“ geschaut habe, klingelt zum zweiten Mal am heutigen Tag meine Türklingel, ohne dass ich verabredet bin. Das ist neuer Rekord.

      Ich überlege kurz, ob es meine Mutter sein könnte. Verwerfe diesen Gedanken aber wieder. Sie kommt nicht zweimal, nachdem sie sich davon überzeugt hat, dass ich nicht in Lebensgefahr schwebe. Aber wer dann? Also gut, die Neugier siegt.

      „Ja, bitte!“, spreche ich in die Gegensprechanlage und warte auf Antwort.

      „Hey, ich bin´s Maya!“

      „Maya? Was machst Du denn hier?“

      „Lässt Du mich rein oder reden wir neuerdings über die Gegensprechanlage?“

      „Äh, sorry, klar komm hoch!“, sage ich und lasse sie ins Treppenhaus.

      Maya ist meine beste Freundin und gleichzeitig eine super coole Polizistin. Bisweilen neigt sie aber zu Geschmacksverirrungen, da sie in meinen Bruder Niklas verschossen ist. Sie würde es natürlich nie zugeben. Er arbeitet ebenfalls bei der Polizei, allerdings beim SEK. Und, obwohl er ein ziemlicher Schwachkopf in Bezug auf Frauen ist, lässt sich Maya durch nichts von ihrer Schwärmerei abbringen. Glaubt mir, ich habe schon so einiges versucht. Aber na ja, muss sie wissen.

      Ansonsten ist auf Maya jedenfalls Verlass. Sie ist meine Ratgeberin, wenn ich nicht mehr weiterweiß. Und jetzt steht sie tatsächlich vor meiner Tür. Man, warum bin ich eigentlich nicht selbst darauf gekommen, sie einfach anzurufen und herzubitten. Aber egal, das Ergebnis wäre ja das gleiche.

      „Ich bin so froh, dass Du


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