RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4) - Indira Jackson


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ging überraschend schnell über die Bühne. Eigentlich hätte es die eine oder andere Wartezeit gegeben; der General machte aber seinen Einfluss geltend.

      Rayan musste lediglich einen mündlichen und schriftlichen Sprachtest ablegen, den er dank Claras und Julies Unterrichtsstunden spielend und fast fehlerfrei bestand.

      So wurde aus Rayan dem Ausgestoßenen Yasin Tanner, Sohn eines Generals der amerikanischen Armee. Er konnte es nicht fassen!

      Bereits zum nächsten Einzugstermin, im Oktober, konnte er in der Spezialeinheit beginnen. Zunächst war er freilich in einem Platoon von Rekruten, die zuerst ihre Fähigkeiten beweisen mussten.

      Da er nun offiziell zum Camp gehörte, musste er dort auch in einer den Rekruten zugewiesenen Baracke schlafen.

      Dies zum großen Bedauern von Julie, doch hatte sie als langjährige Ehefrau eines Soldaten Verständnis, dass er nicht „von Zuhause bei Mama“ zum Training erscheinen konnte.

      Erst als Yasin bereits in die Baracken umgezogen war, bemerkte er einen großen Nachteil, an den er zuvor in seinem Enthusiasmus nicht gedacht hatte: Er hatte nun wesentlich weniger Privatsphäre und kein Badezimmer mehr für sich alleine.

      Nicht, dass er schüchtern gewesen wäre, doch schämte er sich aufgrund seiner Narben am Rücken. Bei den wenigen Gelegenheiten, an denen andere Menschen sie zu sehen bekommen hatten, reagierten sie immer extrem: die einen mit Schock, die anderen mit Mitleid – aber alle mit Fragen.

      Und keines von dem wollte er von seinen neuen Kameraden.

      So gab es für ihn nur eine Lösung: Dann zu duschen, wenn niemand anderer da war.

      Nachdem er in der Wüste schon immer früh auf den Beinen war, machte es ihm nichts aus, eine Stunde vor dem üblichen Weckruf um fünf Uhr, aufzustehen.

      So zogen die ersten Wochen dahin.

      Im Training war er bei den meisten Übungen bei den Besten: sowohl im Vollkontakt-Kämpfen als auch mit verschiedenen Waffen. Ihm lagen vor allem Messer und andere Wurfwaffen, aber auch Armbrust und Bogen kannte er von daheim sehr gut.

      Die automatischen Gewehre waren ihm anfangs natürlich völlig unbekannt, aber er lernte schnell.

      Sein Fehler war, dass er wie üblich die Meinung vertrat, alles alleine machen zu müssen und auch zu können. Er brauchte niemanden! So fand er in den ersten Wochen keine Freunde und musste sich auch immer wieder Spötteleien anhören, dass er der verhätschelte Sohn des Generals war, der „sich zu fein war, mit dem Fußvolk zu sprechen.“

      Es war ihm egal, er wollte die Rekrutenzeit hinter sich bringen und dann eine Spezialausbildung machen – wofür brauchte er andere?

      2014 - Rub’al Khali - Carina

      Nachdem Carina sich unauffällig aus dem Zelt geschlichen hatte, beschloss sie, doch noch eine Runde um die Zelte zu machen, vielleicht half das ihrem Bauch. Nach so vielen Stunden auf dem Pferderücken tat ihr ein kleiner „Verdauungsspaziergang“ sicher gut.

      Es war bereits stockdunkel und sie liebte es, den Sternenhimmel anzuschauen. Nie zuvor hatte sie eine derart große Anzahl an Sternen sehen können. Anfangs hatte sie sogar Probleme gehabt, sich zu orientieren, obwohl sie zuhause die Sternbilder recht gut kannte. Durch die Dunkelheit der Wüste waren einfach so viel mehr Sterne zu erkennen – wunderschön!

      In regelmäßigen Abständen kam sie an den Wachposten vorbei und sie bemühte sich, ihnen nicht zu nahe zu kommen. Im Dunkeln verstanden sie wenig Spaß.

      Sie war schon zur Hälfte wieder bei ihrem Zelt angekommen, als sie ein leises Schnarchen hörte. Sie musste grinsen. Es schien so, als wäre einer der Posten eingeschlafen. Leise schlich sie weiter, um ihn nicht zu wecken oder zu erschrecken.

      Die restliche Distanz bis zu ihrem Zelt war bald überbrückt, denn die Zelte standen in der Senke eng zusammen, um sich im Angriffsfall besser verteidigen zu können.

      Anfangs hatte sie Hatem gefragt, ob es strategisch nicht besser wäre, sich einen erhöhten Punkt zu suchen, den man leichter verteidigen konnte, doch er erklärte ihr, dass man das Lager dann bereits von sehr weit weg sehen konnte. In einer Senke war der Vorteil, dass es sogar passieren konnte, dass eventuelle Feinde in wenigen Hundert Metern vorbeiritten, ohne das Lager überhaupt zu bemerken.

      Es war Aufgabe der Wachposten, regelmäßig bis zum Rand der Senke hinaufzugehen, um eventuell trotzdem heranschleichende Feinde rechtzeitig zu erkennen. Daher waren auch immer mehrere Posten gleichzeitig aufgestellt, je nach Größe ihrer Lagerstätte.

      Sie wollte gerade in ihr Zelt schlüpfen, als sie aus der Richtung, aus der sie gekommen war, ein knurrendes Geräusch hörte. Sie wusste nicht, was dies verursacht haben konnte und schlich ein paar Meter zurück. Dort sah sie, dass der Scheich bei seiner Kontrollrunde offenbar auf den schlafenden Wächter gestoßen war. Er hatte ihn von vorne an der Gurgel gepackt und hob ihn hoch, um ihn dann einige Meter weit wegzuschleudern. Eine unangenehme Art geweckt zu werden.

      Der arme Mann war entsprechend zu Tode erschrocken. Als er jedoch erkannte, wer ihn da so unvermittelt angegriffen hatte, begann er halblaut in unterwürfigem Tonfall zu stammeln.

      Carina verstand nichts, glaubte aber anhand der Situation, dass es Entschuldigungen waren.

      Der Knurrlaut musste offenbar ein Ausdruck von Wut des Scheichs gewesen sein.

      Auf allen vieren kroch der Mann auf seinen Herrn zu.

      Dieser ließ nicht zu, dass der Mann ihn erreichte, sondern zischte ihm einen Befehl zu, drehte sich um und ging in Richtung des nächsten Wachpostens weg.

      Der Mann erhob sich langsam, klopfte sich den Sand aus der Kleidung und stieß einen halblauten Fluch aus.

      Carina konnte sich vorstellen, dass der Mann wenig erfreut wäre, wenn er bemerken würde, dass sie die für ihn peinliche Situation beobachtet hatte und schlich leise in ihr Zelt zurück.

      2014 - Rub’al Khali - Rayan

      Rayan hatte sich wenige Minuten nach Carina aus der Runde verabschiedet, da es Zeit für seinen Kontrollgang war.

      Wenn sie so tief in der Wüste unterwegs waren, fand er kaum Zeit zu schlafen. Beständig war er auf der Hut, um eventuelle Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Dies hatte sowohl ihm selbst, wenn er alleine unterwegs war, aber auch schon seinen Reitern das Leben gerettet.

      Und so drehte er zunächst zu Fuß seine Runde entlang der Wachen, um zu hören, ob sie etwas bemerkt hatten, um im Anschluss dann selber das Terrain außerhalb der Senke zu erkunden. Erst dann ging er schlafen.

      Auch morgens war er stets der Erste, der sich auf den Weg machte, dann meist zu Pferd, um einen größeren Radius zurückzulegen.

      Er hielt Ausschau nach Fußspuren jeglicher Art, Tiere, Menschen und sogar die Bewegungen des Sandes interessierten ihn, kein Detail entging seinen aufmerksamen Augen.

      Viele Mythen rankten sich um seine angebliche Fähigkeit mit der Wüste zu sprechen und die Menschen raunten vor allem auch, dass umgekehrt die Wüste auch zu ihm spräche. Dabei war ein großer Teil dieses Mysteriums reine Erfahrung und die Geduld, die Zeichen richtig zu deuten. Doch war es ihm natürlich nicht unangenehm, wenn die Menschen an übermenschliche Fähigkeiten glaubten. Dies half, dass sie ihn fürchteten und hielt ihm so manchen Feind gleich von vornherein vom Leib.

      Als er an die Stelle kam, wo der dritte Mann für die Überwachung des östlichen Randes des Lagers zuständig war, hörte er schon von einigen Metern Entfernung das leise Schnarchen.

      Und sofort brannte eine Sicherung bei ihm durch. Wenn er eines verabscheute, waren es schlafende Wachen! Wie oft hatte er in seinem eigenen Leben in der Spezialeinheit seine Einsätze auf genau diesen Schludrigkeiten aufgebaut. Niemals würde er die gleiche Nachlässigkeit bei seinen eigenen Leuten dulden!

      Und so stieß er einen unterdrückten Wutschrei


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