RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson
in breiter Front und vollem Galopp den Hang hinunter zu reiten begannen.
Es war ein grausiger Anblick, als die Minen auslösten. Pferde stürzten, Männer schrien und das Schlimmste war, dass sie aufgrund des Abhangs noch nicht einmal sofort anhalten konnten, als ihnen klar wurde dass, sie in den sicheren Tod ritten.
Und so verlor der überhebliche Fürst der Banu Shams mehr als die Hälfte seiner Leute, bevor der Rest sich neu sortieren und umdrehen konnte. Auch der Rückzug kostete weitere Leben, weil es noch immer Minen gab, die vorher nicht ausgelöst worden waren.
Es herrschte heilloses Chaos! Und so brachen sie den ersten Angriff erst einmal ab, um sich zu beraten.
Kreidebleich und vor Wut zitternd stürzte sich der Anführer auf Scheich Yuemnue und nur dessen Leibwächtern war es zu verdanken, dass sein Messer nicht sein Ziel – die Brust des Scheichs – erreichte.
Fünf Mann waren notwendig ihn zurückzuhalten und zu beruhigen.
„Du bist ein unehrenhafter Mann, denn deine Versprechungen sind nichts wert!", warf er ihm an den Kopf und spuckte verächtlich vor ihm aus. „Ich habe heute mehr als die Hälfte meiner Männer verloren – ich will sofort mein Geld, dann werde ich meine Opfer einsammeln und nach Hause reiten."
So kam es, dass am folgenden Morgen die gegnerische Armee auf 1500 Mann reduziert war.
Und dies, obwohl aufseiten Zarifa kein einziges Opfer zu beklagen und kein einziger Schuss abgegeben worden war.
Über diesen Tag wurde in allen Stämmen der Wüste noch lange an den abendlichen Feuern berichtet und wie es üblich war, wurde die Geschichte reichlich ausgeschmückt, je öfter sie erzählt wurde. Eines war nun jedem klar: sich mit den Männern aus Zarifa anzulegen, war gefährlich.
2014 - Rub’al Khali - Hanif
Als Hanif Rayans leises Kommando hörte, blickte er sich nicht um, sondern riss sein Pferd herum in Richtung der Seite des linken Felsens, auf den er steigen konnte.
Es wäre ihm lieber gewesen, in Rayans Nähe zu bleiben, doch er wusste, dass er aufgrund seiner Treffsicherheit vom Felsen aus besser ins Geschehen eingreifen konnte.
Der einzige Schwachpunkt des Planes war, dass er, wenn er Pech hatte, zu spät kommen würde.
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er an der richtigen Stelle war und es gelang ihm auch nicht auf den ersten Versuch, nach oben zu kommen. Er fluchte. Sein Pferd war inzwischen den anderen Pferden gefolgt und er hing am Felsen fest. Unter Aufbietung all seiner Kräfte zog er sich hoch.
Oben hielt er den Kopf unten und rollte sich vorsichtig über den Rand.
Keine Sekunde später splitterte der Fels, wo eben noch sein Kopf gewesen war. Also doch ein anderer Heckenschütze – Allah sei Dank kein allzu guter.
Hanif gelang es im Liegen seine eigene Waffe in Anschlag zu bringen und ein kurzer Moment der Orientierung reichte ihm, sein Ziel auszumachen. Der Mann war auf dem anderen Stein, auf der gegenüberliegenden Seite des Weges.
Er wartete, bis er einen Körperteil in seinem Zielfernrohr sah – da! Ein Ellbogen. Er atmete ruhig ein und drückte im gleichen Moment ab.
Ein Aufschrei und auf einmal wurde der Kopf des Schützen sichtbar – ein zweiter Schuss und der Mann sank in sich zusammen.
Jetzt erst konnte sich Hanif dem Geschehen unterhalb der Felsen widmen – hoffentlich kam er nicht zu spät!
2014 - Rub’al Khali - Jassim
Jassim ritt so schnell er konnte aus der Passage heraus. Er achtete nicht auf die anderen oder ob Hassan ihm folgte. Sein Pferd streckte sich im fliegenden Galopp.
Er hasste es, nicht mit Rayan zu reiten, denn er hatte einen Eid geschworen, das Leben seines Scheichs zu schützen. Andererseits konnte eine Kugel von der anderen Seite ihn genauso treffen und so war es sinnvoll die Kräfte aufzuteilen, besser als die beiden unerfahrenen Männer alleine auf eine Seite zu schicken.
In einer flüssigen Bewegung hatte er sein Gewehr nach vorne gerissen und war auch schon feuerbereit.
Er sah, dass sich an acht Stellen Männer aus dem Sand erhoben. Ganz wie Rayan gesagt hatte, hatten sie unter Decken gelauert, bis sie durch die Felsen ritten und hätten sie dann überrascht und zusammengeschossen wie die Hasen.
Nun aber lag der Überraschungseffekt auf ihrer Seite.
Er spürte, wie ihn eine Kugel am Oberarm streifte.
Dann sah er einen Schatten rechts hinter sich stürzen – Hassan. Er hoffte, dass das Pferd nur gestrauchelt war und keiner der beiden, Reiter oder Tier, ernsthaft getroffen war.
Doch hatte er keine Zeit genauer darauf zu achten, er zielte und feuerte so gut er das bei diesem Tempo vom Pferderücken aus konnte.
2001 - Oase von Zarifa - Glück im Unglück
Am zweiten Morgen griffen die Truppen von Scheich Yuemnue und Fürst Harun Said gemeinsam an.
Die Männer hatten aus dem Gemetzel am Vortag gelernt und hielten sich vom Minenfeld fern, indem sie nicht in breiter Front, sondern nur in der Gasse in der Mitte angriffen.
Die Truppen von Harun Said griffen von beiden Flanken an.
Das hatten Rayan und seine Männer vorhergesehen und so feuerten sie nun aus ihren Verstecken hinter den Palmenstämmen und oben aus den Felsen auf die heraneilenden Reiter. Doch dafür mussten sie die Reiter nahe genug herankommen lassen und so gab es auch in ihren Reihen erste Opfer.
Auf einmal rief Ruhi von oben zu Rayan hinunter: „Linke Flanke!“ Und tatsächlich, da war ein Trupp von circa 12-15 Mann auf den Felsen gelangt. Sie hatten eine provisorische Leiter gebastelt und waren damit etwa sieben Meter hoch geklettert und so auf ein kleines Felsplateau gelangt. Von dort wurden sie nun den Männern Zarifas gefährlich, weil sie von halb schräg oben auf sie schießen konnten, während diese sich den immer noch nähernden Reitern von vorne widmeten, um mit aller Gewalt zu verhindern, dass sie durchbrachen. Sie wurden in die Zange genommen. Ein cleverer Plan!
„Cho, Hummer – gebt mir Feuerschutz!“, rief Rayan und schon eilte er davon.
Er brauchte einige lange Minuten, bis er nach hinten auf den Felsen über dem kleinen Plateau gelangte. Die Angreifer bemerkten ihn nicht. Er orientierte sich kurz und sah, dass es sich um 10 Krieger und drei Jungen handelte. Die Jungen konnten nicht älter als zehn oder zwölf Jahre alt sein. Verdammt – er hasste es, wenn Kinder im Spiel waren, das machte alles komplizierter.
Er zückte sein Schwert. Es war eine edle und unbezahlbare Waffe, die ein Schwertmeister in Japan für ihn angefertigt hatte. Leicht und doch war der Stahl so oft gefaltet worden, dass die Klinge sogar standhielt, wenn sie auf Stein treffen sollte. Beide Seiten waren so scharf, dass sie selbst lose fallenden Stoff durchtrennten.
Er atmete tief durch, um sich zu sammeln und sprang dann mitten unter die Männer. Die ersten drei hatte er enthauptet, bevor die anderen überhaupt bemerkt hatten, was passierte. Wie eine Maschine hieb und stach er auf die nun auf ihn zukommenden Männer ein.
Einmal legte ein Mann mit Revolver von hinten auf ihn an, doch auch Cho und Hummer erledigten ihre Aufgabe und hielten ihm den Rücken frei. So brachen zwei weitere Männer von ihren Kugeln getroffen zusammen.
Rayan schaltete jedes Denken aus, das Schwert hatte den Vorteil, dass es eigentlich egal war, wo er den Körper des Gegners traf, hieb es doch mit einer Leichtigkeit Arme und sonstige Gliedmaßen ab, als wären sie aus Butter.
Nur die drei Jungen versuchte er zu schützen und so stieß er mit dem Ellenbogen den einen rücklings vom Felsen, wo er in den Sand fiel, einem Zweiten schlug er den Schwertgriff an den Kopf, sodass er zu Boden ging.
Der Dritte gab schließlich auf, als von den Angreifern