RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4) - Indira Jackson


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der trotz seiner jungen Jahre nicht um sein Leben bitten würde. Rayan kam sich vor, als entstieg er einer Trance und kehrte ins Leben zurück. Um ihn herum lagen die Überreste seiner Gegner und er selbst bot einen grausigen Anblick, denn er war über und über mit dem Blut der Männer, die er getötet hatte, bespritzt.

      Er hatte zwar seinen schwarzen Kampfanzug an, doch das frische Blut schien überall zu kleben.

      „Nimm deinen Freund und schaut, dass ihr verschwindet!“, schnauzte er den Knaben an. Der ließ sich das nicht zweimal sagen, half seinem Freund auf die Beine und dann fielen sie die Leiter mehr herunter, als dass sie kletterten.

      Rayan wollte sie gerade nach oben ziehen, um weitere Gegner nicht zur gleichen Kletteraktion zu ermutigen, da hörte er von unten ein Stöhnen und das aufgeregte Getuschel der Kinder.

      Er überlegte, ob es eine Falle sein konnte und er es einfach ignorieren sollte, dann siegte seine Neugier und er stieg die Leiter hinunter.

      Unten sah er sofort, was passiert war: Der Junge, den er vom Plateau geworfen hatte, war mehr als unglücklich gelandet. Es war ihm nicht gelungen sich umzudrehen und so war er auf den Rücken sieben Meter nach unten gefallen. Offenbar auf sein linkes Bein, aus dem durch einen unschönen offenen Bruch der Unterschenkelknochen heraustrat.

      Das größere Problem war jedoch der hölzerne Pfahl, der aus seiner Seite ragte. Offensichtlich Überreste vom Bau der Leiter, die im Sand stecken geblieben waren. Die beiden anderen Jungen beugten sich über ihn und überlegten gerade, ob sie das Holz herausziehen sollten.

      „Nicht!“, rief Rayan. „Er würde so schnell verbluten, dass ihr ihn noch nicht einmal mehr zu einem Arzt bekommt - lasst mich mal sehen.“ Die beiden Jungen zuckten zurück – was sollten sie von dem Fremden halten, der aufgrund seiner Kleidung und seiner Waffen offenbar kein Araber zu sein schien.

      „Warum sollten Sie uns helfen wollen, Sie haben gerade alle unsere Freunde getötet“, brachte der eine hervor.

      „Wenn ich Euch hätte töten wollen, hätte ich das da oben auf dem Plateau machen können. Ich töte keine Kinder. So und nun lasst mich sehen, ich kenne mich mit Verletzungen aus.“

      Die beiden Jungen wichen zögernd von der Seite ihres Freundes, was sollten sie auch sonst tun?

      „Klar kennt der sich mit Verletzungen aus – damit er besser weiß, wie er seine Feinde töten kann“, flüsterte der eine seinem Kameraden halblaut zu.

      Rayan musste kurz lächeln, da hatte der Knabe nicht einmal so Unrecht.

      „Euer Freund hat Glück gehabt, es wurden keine inneren Organe verletzt. Trotzdem muss das herausoperiert werden, sonst verblutet er oder stirbt an einer Infektion durch die Holzsplitter. Ich schlage vor, ihr bringt ihn zu eurem Arzt und lasst ihn schnell versorgen.“ Dann fuhr er zu dem einen der Jungen herum: „Und wenn du, mein junger Freund, nicht augenblicklich den Stein wieder fallen lässt, dann hast du so schnell mein Messer in deinem Hals, noch bevor du auch nur den Arm heben kannst.“

      Aus dem Augenwinkel hatte er gesehen, dass sich der Kleinere der beiden, den er mit dem Schwertgriff niedergeschlagen hatte, unauffällig (so glaubte er) bückte, um einen Stein aufzuheben. Ertappt bekam er rote Wangen und lies den Stein fallen, ohne ein Wort zu sagen.

      „Also los jetzt, euer Freund hat nicht viel Zeit zu verlieren.“

      „Wir haben gar keinen Arzt. Zumindest keinen richtigen, der operieren kann oder so“, meinte der Größere der beiden. Und der Kleine ergänzte. „Ja der kann Pferdesalbe aufschmieren und mit der Zange Zähne ziehen …“

      Rayan seufzte. Was sollte er nun machen? Was gingen ihn die Kinder seines Feindes eigentlich an?

      „Also gut, dann nehme ich ihn mit. Wir haben einen ausgezeichneten Arzt.“

      „Einen der richtig operieren kann? Der machen kann, dass er überlebt?“, fragte einer der Knaben mit offenem Mund.

      „Ja mit Narkose und Skalpell und so – einen richtigen Chirurgen, wenn euch das was sagt …“ er dachte nicht, dass es so war, doch schienen die Kinder beeindruckt.

      „Aber warte mal, und wenn er ihn dann doch umbringt?“, sagte der Größere. „Aber du hast ihn doch gehört, dann hätte er uns doch schon alle töten können. Hast du nicht gesehen, wie er sein Schwert geschwungen hat?“, antwortete etwas keck der Kleine.

      Rayan nahm den bewusstlosen Jungen vorsichtig in die Arme, dann fiel ihm noch etwas ein. „Wie heißt er eigentlich?“ „Das ist Sarif. Sarif ibn Said.“ Rayan stutzte: „Er ist verwandt mit Fürst Said?“

      Wieder zögerten die Jungen, dann gab der Kleinere zu. „Ja, er ist sein kleiner Bruder.“

      Rayan konnte sein Glück kaum fassen - das konnte nützlich sein.

      „Also, ich werde jetzt gehen. Ich kann euch nicht versprechen, dass unser Arzt ihn retten kann, aber ich verspreche, dass wir alles versuchen werden. Ok? Und ihr schaut, dass ihr zu euren Leuten kommt, bevor euch jemand trifft, der nicht so kinderfreundlich ist wie ich …“

      „Mister?“ ganz kleinlaut zupfte der Kleine an seinem Ärmel. „Sarif ist mein Freund! Darf ich bei ihm bleiben?“ Er hatte Angst, das war ihm anzusehen, aber sein Mund war trotzig verzogen.

      Rayan war versucht, den Jungen abzuschütteln, aber dann dachte er an die Zeit, als er selbst in diesem Alter gewesen war, die Zeit, die er mit seinem Freund Ibrahim verbracht hatte. „Nun gut, aber nur du. Denn einer muss schließlich zurück und eurem Stamm Bescheid sagen.“ Er sah den dritten Jungen an. „Schaffst du das alleine?“ „Klar“, antwortete dieser, drehte sich um und rannte davon.

      „Wie ist dein Name?“ Der Kleine war schon halb die Leiter oben, als er antwortete. „Ich bin Resul.“

      2014 - Rub’al Khali - Rayan

      Rayan gab leise das Startsignal und schon raste er los.

      Er hielt sein Pferd links am Felsen entlang, genau auf die Stelle zu, an der er die Gegner vermutete.

      Ganz wie er erhofft hatte, waren die Angreifer so überrascht, dass sie sich gerade erst erhoben, als er den ersten schon erreicht hatte.

      Er ritt ihn kurzerhand einfach um und spürte, wie er unter dem Pferd zu Boden ging.

      Dann schwang er sein Schwert und traf den zweiten Mann, der etwas weiter rechts war, am Hals. Die Klinge trennte den Kopf völlig mühelos vom Rumpf ab.

      Den nächsten traf der Scheich am Arm und auch hier schnitt das Schwert durch Knochen und Fleisch wie durch Pergament. Der Mann ging zu Boden.

      Von links legte einer der Männer mit seinem Gewehr auf ihn an und blitzschnell schleuderte Rayan einen seiner beiden Dolche, der sein Ziel in der Brust des Mannes fand. Auch er kippte leblos weg.

      Dann griff Hanif von oben aus ein und erledigte zwei weitere Gegner.

      Der junge Zati feuerte so gut er konnte, traf in seiner Unerfahrenheit aber nur einen einzigen der Gegner, vermutlich mehr aus Zufall, mitten in die Stirn.

      Zusammen hatten sie sieben der neun Männer erledigt, die beiden anderen warfen ihre Waffen weg und ergaben sich. Mit solch einer Wucht im Gegenangriff hatten sie nicht gerechnet.

      Rayan drehte sich um und sah, dass die Männer auf der anderen Seite nun ebenfalls aufgaben.

      Insgesamt waren es 19 Männer gewesen, 18 die sich am Boden verschanzt hatten und einer oben auf dem Hanif gegenüberliegenden Felsen.

      Jassim hatte drei Männer erschossen, Hassan zwei weitere. Dessen Pferd war tatsächlich lediglich in Panik geraten, als eine Kugel es streifte, und gestürzt.

      Hassan hatte einige unschöne Schürfwunden davon getragen, war aber ansonsten unverletzt.

      Auf der rechten Seite hatten sich vier Männer ergeben, die Jassim und Hassan nun zu Rayan und Zati herübertrieben. Hanif sicherte sie von oben.

      Auch


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