RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson

RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4) - Indira Jackson


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war froh, dass Rayan zu weit weg war, um die Frage gehört zu haben.

      2014 - Tal von Zarifa - Endlich angekommen

      Das Tal erstreckte sich so weit, dass sie im Schritt mit den Pferden fast eine Stunde brauchten, die kleine Stadt zu erreichen.

      Alles war sauber und gut gepflegt, nirgends konnte Carina den üblichen Müll sehen, der sonst so oft andere Städte verunzierte.

      Sie ritten über einen kleinen Platz, auf dem sie schon von einer Menschenmenge erwartet und begrüßt wurden.

      Etwas verschämt drückte sich Carina ganz dicht an Hanifs Pferd, denn sie bemerkte die vielen neugierigen Blicke, die ihr ganz offen zugeworfen wurden.

      Rayan winkte den Leuten zu und die meisten verneigten sich und grüßten ihn mit der typischen Geste des Respekts. Doch trotz ihres Respekts schienen sich die Menschen auch wirklich ehrlich zu freuen, ihn wiederzusehen.

      Auf dem Markt und in den kleinen Gassen, die sie durchritten, sah sie verschiedene Geschäfte, sogar einen Arzt und ein Schild, das auf ein Krankenhaus hinwies.

      Autos gab es keine, aber das überraschte sie wenig, denn nicht nur der Weg durch das Gebirge von Zarifa aus der Wüste heraus war für Autos unpassierbar, sondern auch der Weg von Alessia durch die Wüste zur Oase war für normale Fahrzeuge nicht befahrbar.

      Dann waren sie aus der kleinen Stadt heraus und Carina sah ein großes Steinhaus, das auf dem kleinen Hügel hinter den Häusern in erhobener Lage stand.

      Um zum Eingang zu gelangen, mussten sie den Fluss über eine kleine Brücke überqueren.

      Dann waren sie am Ziel.

      2001 - Oase von Zarifa - Hanif: Verblendung

      Hanif freute sich natürlich wie alle anderen auch über diese Wende. Wieder priesen alle den Heldenmut von Rayan.

      Erneut schien Hanif der Einzige, der die Wahrheit erkannte: Dass Rayan ihrer aller Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Den Feind ins Lager zu bringen! Und das auch noch ohne eine Information an sie. Wer waren sie eigentlich? Seine Hampelmänner?

      Am meisten ärgerte ihn, dass Sedat offenbar von alledem gewusst hatte. Sedat und diese widerlichen Amerikaner. Sonst niemand.

      Sedat hatte Yasin Tanner vertraut und es nicht einmal für nötig gehalten, ihn, Hanif, ins Vertrauen zu ziehen.

      Die Eifersucht blendete den treuen Hanif, wie es schon so vielen anderen Helden im Laufe der Geschichte ergangen war.

      Er wusste, dass er während der Kämpfe des anbrechenden Morgens die wahrscheinlich letzte Gelegenheit finden würde, Yasins Tod wie einen Unfall aussehen zu lassen. Im Laufe des Gefechts konnte so manches passieren!

      Unauffällig nahm er den gleichen Platz in der Felswand ein, den er schon beim letzten Gefecht besetzt hatte. Er war ein guter Schütze und jeder seiner Schüsse hatte einen der Gegner aus dem Sattel geworfen. Sedat war voll des Lobes für ihn gewesen.

      Als die Reiter von Yuemnue heranpreschten, hatte er die ersten Minuten auch alle Hände voll zu tun.

      Dann bot sich ihm die einmalige Chance.

      Rayan schritt die Reihen entlang, um die Männer zu motivieren. Als er genau in der Mitte, wo der kritischste Punkt war, Halt machte, etwa zehn Meter unterhalb der Felsreihe auf der Hanif kauerte, sah der seine Chance gekommen. So einen Schuss würde er als Meisterschütze problemlos ins Ziel bringen.

      Dass es äußerst feige war, einen Gegner von hinten arglistig zu erschießen, kam Hanif nicht in den Sinn. Zu sehr blendete ihn sein Hass. Eigentlich war er ein Mann von Ehre, der seine Schwüre einhielt, koste es, was es wolle. Aber einen Eid hatte er nur dem Sedat gegenüber geleistet und nun wurde der Scheich seiner Meinung nach von Rayan eingelullt und getäuscht.

      Einen kurzen Moment lang zögerte er noch, doch als er sah, wie Sedat, der neben Rayan ging, vertrauensvoll seine Hand auf dessen Schulter legte, riss auch noch der letzte Faden der Vernunft.

      Er richtete sein Visier auf Rayans Rücken, genau auf Höhe der Schulterblätter. Dann senkte er die Waffe weiter. Nein zu weit oben war zu gefährlich, da konnte er durch eine leichte Drehung des Kopfes schon aus dem Ziel rutschen. Die Mitte des Rückens, auf Nierenhöhe, das war besser.

      Dann krümmte sich sein Finger um den Abzug des Gewehrs und er drückte ab.

      2001 - Oase von Zarifa - Sedat

      Scheich Sedat Suekran war zufrieden und voll des Stolzes. Ab und zu hatte er sich selbst einen alten Narren gescholten, dass er basierend auf einem Traum seinen Sohn dazu überredet hatte, ihnen zu helfen. Was sollte ein einzelner Mann schon ausrichten?

      Dann aber hatte sich alles zum Besseren gewendet. Offenbar hatte sein Sohn Beziehungen.

      Alleine die Tatsache, dass er alle diese Waffen herbeigeschafft hatte – was für ein Kunststück!

      Und seine beiden Kameraden, die mitgekommen waren, wie konnten die kämpfen!

      Natürlich - sie machten permanent die typisch lauten und angeberischen Sprüche, was wohl nur Amerikaner in dieser Form konnten, aber jeder Neider musste ihnen lassen, dass sie mehr Feinde erledigten, als mehrere seiner Männer zusammen.

      Und wie Rayan es geschafft hatte, Fürst Said auf ihre Seite zu bringen – ein wahres Husarenstück!

      Zu schade, dass sein Sohn nach wie vor darauf bestand, dass er niemandem von seiner wahren Identität erzählte.

      Er kannte seine Männer und wusste, dass sie ihm inzwischen so weit vertrauten, dass sie seinen Anweisungen bedingungslos folgten.

      Auch würden sie Rayan sicher nicht mehr Verräter schimpfen, denn jeder wusste zu gut, dass er es war, der sie alle gerettet hatte.

      Alle bis auf … Hanif. Er musste mit ihm reden und ihm die Wahrheit sagen. Sollte Rayan doch anschließend wütend auf ihn sein, Hanif war er das schuldig.

      Er hatte vorgestern ebenfalls unglaublich gut gekämpft und konnte sogar fast mit den Amerikanern mit ihren Schnellfeuerwaffen mithalten. Die hatten zwar mehr Patronen, waren jedoch schnell leer und im Zielen ungenau. Bei Hanif dagegen war jeder Schuss ein Treffer gewesen. Auch auf ihn war er sehr stolz, der Junge hatte sich prächtig entwickelt. Sedats größter Traum wäre es, wenn sich Rayan und Hanif gut verstehen würden.

      Er drehte sich halb um, um zu sehen, wie es Hanif heute erging. Er sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Trotzdem noch Feinde angriffen, feuerte er nicht mehr. Verbissen lag er hinter seinem Gewehr und visierte sorgfältig –was? In Sekundenbruchteilen erkannte er Hanifs Absicht und auch, dass es zu spät war, einen Warnruf auszustoßen. Rayan würde Gefahr von vorne, aber niemals von hinten erwarten.

      Und so tat er das Einzige, was ihm in diesem Moment einfiel: Er warf sich von hinten auf seinen Sohn, als dessen lebender Schutzschild.

      Keine Sekunde zu früh, denn unmittelbar darauf spürte er einen scharfen Schmerz, als das Geschoss in seinen Rücken eindrang. Dann wurde alles schwarz.

      2014 - Tal von Zarifa - Luxusunterkunft

      Sie waren noch nicht aus dem Sattel, da kam eine zierliche, ältere Frau auf sie zugelaufen, die auf der Terrasse schon auf sie gewartet zu haben schien.

      Carina fand ihr Alter schwer zu schätzen, da ihre Haare völlig ergraut waren. Ihre wachsamen Augen waren von einem blassen Blau und an ihren trotz ihres Alters noch ebenmäßigen Zügen konnte Carina erkennen, dass sie einst gutaussehend gewesen sein musste.

      Ihre Erscheinung war äußerst gepflegt und sie trug europäische, keine arabische Kleidung. Ein bis zum Boden reichendes, dunkelblaues Kleid mit weißen Knöpfen, das gut zu ihren Augen passte. Dazu passende weiße Sandalen.

      Nur


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