Götterfunken. Sabine Claudia

Götterfunken - Sabine Claudia


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      Götterfunken-Schatten der Ewigkeit

       Roman

      Sabine Claudia

      © 2018 Sabine Claudia

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      Buchcover: Pixabay, CCO Creative Commons, User Kai Kalhh

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      1768, Dorian

      Die Schen­ke war gut be­sucht und vol­ler Rauch. Es roch nach ran­zi­gem Fett, un­ge­wasch­enen Körpern und säu­er­li­chem Wein. Als Do­ri­an ein­trat, wur­de er von den An­we­sen­den ver­stoh­len ge­mus­tert, denn er trug fei­ne Klei­der, die ihn als Ed­len kenn­zeich­ne­ten, wäh­rend die üb­ri­gen Be­su­cher eher ein­fa­che Leu­te waren. Es war kein Ort, an dem Do­ri­an sich sonst auf­hielt, er be­vor­zug­te die fei­nen Salons sei­ner Freun­de. Doch er war aus ei­nem be­stimm­ten Grund in die­se Spe­lun­ke ge­kom­men.

      Die 24 Jah­re sei­nes Da­seins, waren von Lang­ewei­le und Lebens­über­druss ge­kenn­zeich­net, wo­zu es ab­so­lut kei­nen Grund gab. Do­ri­an sah blen­dend aus mit sei­nen dunk­len Haaren und den hel­len grü­nen Augen, war hoch­ge­wach­sen, von schlan­ker Sta­tur, ge­sund und stark. Er war pri­vi­le­giert ge­bo­ren, der ein­zi­ge über­le­ben­de Sohn ei­nes rei­chen Guts­be­sitz­ers und so­mit sein Er­be. Doch sein Vater, der kalt und dis­tan­ziert war, wei­ger­te sich stand­haft, ihn in die Ge­schäf­te ein­zu­be­zie­hen, oder zu ster­ben, so­mit hat­te Do­ri­an nichts zu tun, als ta­gaus ta­gein sein Le­ben mit Sinn­lo­sig­keit zu fül­len.

      Der ein­zi­ge Mensch, an dem ihm et­was lag, sei­ne Schwes­ter Cor­de­lia, hat­te vor sechs Mo­na­ten ih­re gro­ße Lie­be ge­hei­ra­tet. Sieg­bert Swann, ei­nen be­nach­bar­ten Guts­be­sit­zer. So oft wie mög­lich, be­such­te er die bei­den, um der trost­lo­sen Öde des gro­ßen Hau­ses und der Ge­sell­schaft sei­nes Vaters zu ent­ge­hen. Sein Schwa­ger Sieg­bert, der ei­ne Schwäche hat­te für Zau­be­rei und Über­na­tür­li­ches, nahm ihn bei sei­nem letz­ten Be­such auf des­sen Land­gut, zur Sei­te und er­zähl­te ihm von der He­xe, die in der Schen­ke Quar­tier be­zo­gen hat­te und den Leu­ten die Zu­kunft vor­aus­sag­te.

      Un­gläu­big lä­chelnd hat­te er ihm zu­ge­hört und alles mit ei­nem Kopf­schüt­teln ab­ge­tan. Doch sei­ne Frus­tra­tion hat­te ihn wie­der ein­ge­holt, als er allei­ne auf sei­nem Land­sitz war und so ent­schied er sich doch da­zu, die He­xe auf­zu­su­chen.

      Der Wirt kam katz­bu­ckelnd auf ihn zu, pries ihm sei­ne ver­schie­de­nen Ge­rich­te an und ver­such­te ihn zu ei­nem der Ti­sche zu bugs­ie­ren.

      Zwei Dir­nen waren auf ihn auf­merk­sam ge­wor­den. Sie ka­men mit tän­zeln­den Hüf­ten und ver­füh­re­ri­schem Lä­cheln nä­her.

      Do­ri­an stopp­te den eif­ri­gen Gast­wirt mit ei­ner ab­weh­ren­den Hand­be­we­gung und frag­te nach der weis­sa­gen­den He­xe. Die­ser ver­barg sei­ne Ent­täu­schung nur man­gel­haft, doch er ver­beug­te sich eh­rer­bie­tig und ge­lei­te­te ihn in ein stil­les Hin­ter­zim­mer, in dem es stark nach Kräu­tern duf­te­te.

      Der schma­le Raum war nur schwach von ei­ni­gen Ker­zen er­leuch­tet und Do­ri­an sah vor sich ei­nen klei­nen run­den Tisch mit zwei Stüh­len.

      Der Wirt be­deu­te­te ihm, Platz zu neh­men. Als sich die Tür hin­ter ihm schloss, waren die Ge­räu­sche aus der Schen­ke nur noch ge­dämpft zu ver­neh­men.

      Do­ri­an setz­te sich und maß mit ge­lang­weil­tem Blick, den spär­lich ein­ge­rich­te­ten Raum, wäh­rend er war­te­te.

      »Ihr seid gar nicht neu­gie­rig, mein Freund«, ver­nahm er ei­ne dunk­le Stim­me, die aus dem hin­te­ren Teil des Zim­mers nä­her kam. Ei­ne Frau mit schwar­zen Haaren und schwar­zen Augen, trat zu dem er­leuch­te­ten Tisch. Sie nahm ihm ge­gen­über Platz und mus­ter­te ihn.

       »Kommt da­rauf an, was ihr mir zu sa­gen habt«, ant­wort­ete er ihr ru­hig und er­wi­der­te ih­ren Blick.

      »Den Hauch des Schick­sals wer­det ihr spü­ren bei mei­nen Wor­ten und wenn ihr die­sen Raum wie­der ver­lasst, wird nichts mehr so sein, wie es war. Wollt ihr das?«

      Do­ri­an mus­ter­te sie ver­wun­dert, doch er muss­te sich ein­ge­ste­hen, dass sie nun sei­ne Neu­gier ge­weckt hat­te. Er nick­te.

      »Zu­erst das Ge­schäft­li­che. Ihr habt das Geld doch da­bei?«, sag­te sie kühl. Wort­los griff er in sei­ne Ta­sche und hol­te ei­nen Beu­tel mit Mün­zen her­vor, den er ihr gab.

      Sie wog ihn kurz in der Hand, warf ei­nen Blick hin­ein und nick­te lä­chelnd. »Ihr wisst nicht, wa­rum ihr hier seid und da­mit mei­ne ich nicht die­se Schen­ke, son­dern eu­er ge­sam­tes Le­ben. Nichts macht euch wirk­lich Freu­de oder er­scheint euch von Wert, so­dass es sich zu le­ben lohnt«, be­gann sie und ih­re Augen hiel­ten sei­nen Blick fest.

      Es er­staun­te ihn, dass sie sei­nen Ge­müts­zu­stand so deut­lich er­kann­te, doch er ließ es sich nicht an­mer­ken und be­hielt sei­ne un­durch­dring­li­che Mie­ne bei.

      Sie schenk­te ihm ein spar­sa­mes Lä­cheln, denn sie konn­te sei­ne An­span­nung füh­len. »Der Grund eu­res Des­in­ter­es­ses liegt da­rin, dass ihr nicht wisst, wo­nach ihr sucht.«

      »Wisst ihr es denn?«, frag­te er knapp.

      »Viel­leicht ja. Doch fin­det ihr es nicht selt­sam, die­se Fra­ge ei­ner Frem­den zu stel­len?«

      »Nicht, wenn sie ei­ne He­xe ist, oder vor­gibt ei­ne zu sein.« Ein An­flug von Spott schwang in sei­ner Stim­me.

      Ihr Lä­cheln war ver­schwun­den. Stolz hob sie das Kinn an und sprach weiter, wäh­rend ih­re schwar­zen Augen sich in sei­nen Kopf bohr­ten. »Du suchst die, die du vor un­denk­li­chen Zeiten ver­lo­ren hast, dei­ne ein­zig wah­re Lie­be. Dies ist der ein­zi­ge Grund, wa­rum du hier bist, und weil es den Göt­tern ge­fällt, Schi­cksal zu spie­len.«

      Do­ri­an woll­te la­chen, auf­ste­hen und das Ge­re­de der He­xe spöt­tisch ab­tun. Doch er blieb wie an­ge­wur­zelt auf sei­nem Stuhl sit­zen, wäh­rend sich ein pri­ckeln­des Ge­fühl in ihm aus­brei­te­te. Er fühl­te in sei­nem tief­sten In­ne­ren ei­nen selt­sa­men Wi­de­rhall ih­rer Wor­te, so als hät­ten sie den Grund sei­ner See­le be­rührt. Er muss­te sich räu­spern, be­vor er spre­chen konn­te. »Wenn dem so ist, dann er­zähl mir mehr da­von.«

      Vol­ler Ge­nug­tu­ung lach­te sie auf. »Du hast die­ses Wis­sen in dei­ner See­le. Die Er­in­ne­rung an die Lie­be zu der ei­nen Frau, die du nie­mals hät­test lie­ben dür­fen und wo­für du mit dei­nem Le­ben be­zahlt hast. Nie­mals soll­test du sie wie­der­se­hen, doch die Göt­ter ha­ben ei­ne Schwäche für aus­sichts­lo­se Fäl­le. Wenn du dir klar ge­wor­den bist, ob du sie wie­der­fin­den willst, dann komm er­neut zu mir und ich wer­de dir den Weg da­zu zei­gen. Doch sei ge­warnt! Es wird ein bit­te­rer Weg sein, von dem es kein zurück gibt.«

      Sie war auf­ge­stan­den und an ihn her­an­ge­tre­ten. Sanft nahm sie sei­ne Hän­de, zog ihn von sei­nem Stuhl und schob ihn zur Tür hin­aus.

       Be­vor er sich ver­sah, stand er wie­der in der lau­ten muf­fi­gen Schän­ke. Die Tür zu dem Hin­ter­zim­mer war ge­schlos­sen. Kurz über­leg­te


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