Flo... Liebe im Mittsommer. Angela Hünnemeyer
der Mittelpunkt mit ihrem Erlebten eines Romans geworden.
Diese Tatsache war etwas, was sie nun auf Lebzeiten miteinander verband, egal wie sich ihre Geschichte weiterentwickeln würde, sie waren nun in einem Buch miteinander vereint.
Der Oberkellner zeigte mir unseren Tisch, der sich direkt am Fenster befand und gerade schon für sieben Personen vorbereitet wurde. Ich war sehr zufrieden und nun konnte eigentlich nichts mehr schief gehen, bis auf, nun ja, einige auflebende Rivalitätsbekundungen, die es eventuell wieder geben könnte. Aber ich schob schnell diese Gedanken wieder beiseite und verabschiedete mich mit den Worten, dass wir gegen 19.30 Uhr zu Tisch kämen.
Ankunft in Köln
Flughafen, Köln-Bonn - 13. März 2012 – 10.15 Uhr
Britt trat nervös von einem Bein auf das andere, während sie hinter der großen Glasscheibe gedankenverloren auf das Landefeld des Flughafen Köln-Bonn auf die Landung der Maschine aus Stockholm wartete.
Zwei Wochen waren vergangen, nachdem sie Sven zum Flughafen nach Düsseldorf gebracht hatte, damit er seinen Rückflug nach Schweden antreten konnte und nun würden sie sich gleich schon wiedersehen. Darauf freute sie sich so sehr, waren sie doch mittlerweile sehr eng miteinander verbunden, nicht nur beruflich, sondern auch menschlich.
Am Morgen war sie rechtzeitig in Wesel losgefahren, um nicht abgehetzt am Flughafen anzukommen. So konnte sie in Ruhe auf seine Ankunft warten. Sie hatte dann diese Zeit dort genutzt, um über die vergangenen drei Wochen, die nun nach dem Abschied von Flo in Stockholm ins Land gezogen waren, nachzudenken.
Wenn sie ehrlich zu sich war, so hatten diese letzten, nun vergangenen Tage, einen bittersüßen Beigeschmack bekommen.
Kaum war auch Karsten wieder hier in Deutschland, hatte ihn sein Arbeitspensum wieder voll im Griff und das hatte auch zur Folge, dass er sich telefonisch sowie aber auch per SMS oder Mail ziemlich rar gemacht hatte.
Aber das war nicht anders zu erwarten, kannte sie dieses Verhalten bereits aus der kurzen Zeit vor dem letzten Treffen im Februar in Schweden.
Eigentlich wusste sie kaum etwas über seinen alltäglichen Ablauf oder wo er sich gerade befand. Trotz der Hoffnung, dass er sich nach solch einer intensiven Zeit mit ihr in Schweden nun anders gebären würde, hatte es sich wieder genauso eingespielt wie zuvor.
Morgens einen kurzen Gruß, abends einen Nachtgruß, hin und wieder, das aber auch selten, morgens früh einmal ein Telefonat, wobei sich das Gespräch meist auf den Arbeitsalltag bezog.
Aus irgendeinem Grunde hatte sie ihm auch nicht mitgeteilt, dass sie nun mit Sven nach Bonn-Königswinter fahren würde, um dort über einen eventuellen ersten Auftrag zu verhandeln.
Es schien fast so, als wäre die Luft heraus zwischen ihnen und sie hörte ihm einfach nur noch zu, wenn er etwas berichtete. Auch aus seinem Erzählen konnte sie nicht klar heraushören, wie seine Pläne für die nächsten Tage waren. Somit wusste sie auch zum jetzigen Zeitpunkt nichts über sein Vorhaben der Hausbesichtigung mit Björn und seiner dazugehörigen Rechtsberatung in Bonn.
Ihre Information war nur, dass er dienstlich wieder mit ihm unterwegs sei und als sie mich darauf ansprach, ob ich wüsste, wo sich die beiden aufhielten, musste ich auch verständlicherweise so tun, als wäre ich auch nicht informiert.
"Aber Hanna, Björn kommt nach Deutschland und du weißt nicht, wo er sich aufhalten wird? Und das ist dir egal?“, fragte sie mich vor wenigen Tagen.
„Ich selber habe in Köln einen wichtigen Termin Britt, ich habe keine Zeit für Björn, doch er wird mich auf seinem Rückweg einige Tage nach seinen Hausbesichtigungen in Deutschland besuchen und bei mir bleiben.“ Ja, so hatte ich ihr daraufhin geantwortet und damit gab sie sich auch zufrieden.
Mir hatte es in der Seele wehgetan, dass sie von Flo nicht so viel wusste, zum Beispiel wo er unterwegs war, obwohl es in diesem Falle ein Fiasko geworden wäre.
Daran hatten Björn und ich nämlich nicht gedacht, dass Britt, sollte sie von dem Termin der beiden in Bonn erfahren, ihn sicherlich gefragt hätte, ob sie sich nicht treffen könnten, da sie auch zeitgleich in Bonn sei.
Aber irgendwie redeten die beiden aneinander vorbei und meine anfänglichen Befürchtungen, dass es so nicht lange gut gehen kann mit den beiden, bestärkten sich noch mehr. Das war nicht mehr der Karsten, den wir kennengelernt hatten und der dann später in Schweden Sven gegenüber den wilden eifersüchtigen Mann markiert hatte und völlig ausgeflippt war.
So kam es also, dass eine Art Gleichgültigkeit in Britt aufgekommen war und sie sich immer wieder neue Arbeit suchte, nur um nicht mehr an all das Erlebte zu denken.
Er sprach kein einziges Wort mehr über seine Gefühle oder ihre Beziehung, denn solch eine hatten sie ja wohl, nach den Erlebnissen seit Anfang Dezember des letzten Jahres.
Die Landung des Flugzeuges wurde auf der elektronischen Tafel angezeigt und nun würde es noch wenige Minuten dauern, ehe sie Sven wieder in die Arme nehmen konnte. Irgendwie driftete sie gedanklich immer wieder in die Zeit ihrer gemeinsamen Jugend und ihrer damaligen tiefen Liebe zueinander ab.
Sie sah ihn wieder vor sich - unter dem Apfelbaum, mit den Gänseblümchen in seiner Hand, sie spürte wieder dieses Herzklopfen, als er sie später ganz zart küsste, sich ihre Lippen innig berührten und damit ihre Liebe besiegelt hatten.
Sie schüttelte mit dem Kopf, denn sie hörte ihre Worte, die sie beide gesprochen hatten, als sie sich die ewige Liebe und Treue schwuren.
Was war nur daraus geworden? Sie hatten es verpatzt, damals in Schweden, ein Jahr nach seinem Umzug, und dann mussten sie über dreißig Jahre warten, ehe sie sich durch einen Zufall im Februar in diesem Jahr wiedersahen.
Schnell trocknete sie ihre Tränen, die ihr wieder in die Augen gestiegen waren, ganz langsam und verstohlen und ihre Augen ungewollt wässerten.
Menschen verließen über die angerollte Treppe das Flugzeug und der leichte Nebel sorgte dafür, dass sie nur schemenhaft das Geschehen da draußen verfolgen konnte. Ein Bus stand auf dem Rollfeld bereit und beförderte nun die angekommenen Gäste in das Flughafengebäude.
So drehte Britt sich nun herum und ging langsam zum Ausgang der Passagiere, um ihn hier gleich zu empfangen. Dabei rempelte sie einen Mann an, unbewusst und ganz in Gedanken und dieser blieb erstaunt stehen und schaute hinter ihr her.
„Entschuldigung!“, rief er. „Ich habe sie nicht gesehen.“
Erstaunt stockte Britt und drehte sich herum. Sie legte ihren Kopf etwas schräg und schaute ihn verwundert an, ging ganz langsam zurück und starrte ihn an.
„Sie entschuldigen sich bei mir, obwohl ich es eigentlich hätte tun müssen?“ Britt schwieg einen Moment und schaute ihn verschämt durch einen erneut aufsteigenden Tränenschleier an. Ihr war gerade bewusst geworden, dass sie es nicht für nötig gehalten hatte, sich bei ihm zu entschuldigen.
„Ich war ganz in Gedanken, bitte verzeihen sie mir!“, stotterte sie. „Es ist nicht meine Art, mich nicht zu entschuldigen.“
Der Angesprochene lächelte freundlich und setzte seinen Koffer ab und meinte: „Jöran, ich bin Jöran aus Baden-Württemberg. Sorry, dass ich nicht erkannt habe, dass sie so in Gedanken waren, ich wäre ihnen dann ausgewichen, doch andererseits hätte ich dann nie mit ihnen diese Worte gewechselt."
„Baden-Württemberg!“, flüsterte Britt und schluckte.
„Verzeihung, weckt dieses Bundesland in ihnen unangenehme Gedanken? Sie sehen etwas verwirrt aus. Bitte auch um Entschuldigung, dass ich so neugierig bin.“
„Was sagten sie? Nein, es ist alles in Ordnung. Ich dachte nur gerade an jemanden, der auch in diesem Bundesland lebt. Alles ist gut. Was machen sie in Köln? Oh, jetzt muss ich aber entschuldigen, denn das geht mich ja nun wirklich nichts an.“
Jöran