Tarris. Peter Padberg

Tarris - Peter Padberg


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befinden sich noch einige starke Magae, die Euch unnötige Verluste beibringen würden. Der Plan ist, die hinteren Schiffe zuerst zu vernichten und dann die übrigen zwischen Stadt und Eurer Flotte zu zerquetschen. Alles Weitere werdet Ihr vom Prinzen erfahren, sobald die Gefahr beseitigt ist. Ich wünsche Euch viel Glück, Admiral!“ Und mit diesen Worten erhob sich Gandaros mit seiner Fledermaus in die Luft und raste in Richtung Zola.

      Die beiden Magae flogen in großer Höhe nebeneinander her und hatten eine gute Übersicht über das Geschehen. Von den Mauern Napodas schoss Brandladung um Brandladung auf die Schiffe in der Nähe der Stadt zu und einige der Piratenschiffe brannten lichterloh. Der rosarote Abendhimmel wurde zunehmend durch die Rauchschwaden verdeckt. Überall in den Verteidigungsanlagen und auf der Stadtmauer wurde das Licht der tiefstehenden Sonne von Rüstungen der Krieger reflektiert, die in ihre Stellungen zogen. Die Abwehrkräfte der Stadt formierten sich und würden bald einsatzbereit sein. Die napodianische Flotte hatte sich bereits aus den küstennahen Gefechten gelöst und ging massiv gegen die weiter von der Küste entfernten Schiffe der Piraten vor. Durch diese Konzentration des Angriffes auf die küstenfernen Regionen waren die schwarzen Segel dort in bemitleidenswerter Unterzahl. Allerdings begannen die ersten Piratenschiffe, die nun nicht mehr in Kämpfe verwickelt waren, auf die Hafenanlagen Kurs zu nehmen. Wenn die Piraten an Land gingen, würde die Falle zuschnappen.

      „Lass sie uns immer zu zweit angreifen. Dadurch, dass sie auf den Schiffen sind, sind sie nicht so beweglich wie wir. Wir sollten mit dem rechten Schiff beginnen. Von dort kamen mit Sicherheit magische Blitze und das Schiff ist weiter von den anderen entfernt! Ich schlage vor, dass Du den Wrokork aus sicherer Entfernung mit Deinen magischen Kräften beschäftigst. Ich versuche dann, mich ihm zu nähern und mit meinem Schwert an ihn heranzukommen.“ Während Zola nickte und ihre Fledermaus auf das offenen Meer in den Rücken des Piratenschiffes lenkte, spürte Gandaros einen Gedanken in seinem Kopf: „Der Jäger bin ICH und mein Name ist Zosch.“ Gandaros war mehr als verblüfft. Er hatte nicht gewusst, dass die Fledermaus - dass Zosch - so klare Gedanken und Sprache beherrschte. Aber dies hatte Zeit bis später. „Hallo Zosch, ich bin Gandaros – lass uns zusammen jagen – wir müssen dieses schwarze Ungeheuer erledigen! Wir warten, bis Zola und Dein Gefährte es ablenken, dann greifen wir an. Sei vorsichtig – es kann Blitze schleudern!“ „Es ist nicht mein Gefährte, es ist meine Gefährtin und sie heißt Zascha.

      Zola flog in einem hohen Tempo auf das Schiff zu. Über ihr befand sich ein kopfgroßer, gleißender Feuerball, der hell wie Sol leuchtete. Der Feuerball folgte jeder Bewegung und jeder auch noch so abrupten Richtungsänderung von Zascha und hinterließ einen feurigen Schweif in der Luft hinter ihnen. Als Zola sich dem Schiff auf ungefähr 300 Schritte genähert hatte, begann der Feuerball zu pulsieren und kurz darauf zuckten aus ihm gleißende Feuerstrahlen gegen Schiff und Wrokork. Die ersten Strahlen trafen das Heck des Schiffes und setzten es in Brand. Die Flammen züngelten bereits nach Sekunden hoch in den Himmel. Die Strahlen, die gegen das Ungeheuer gerichtet waren, verpufften jedoch in einem Funkenregen, kurz bevor sie es erreicht hatten. Der Wrokork hatte gedankenschnell einen magischen Schutzwall geschaffen. Zola setzte den Angriff fort. Die Farbe der Lichtstrahlen änderte sich und kurz darauf zerstoben sie nicht mehr, schienen sich dafür in der magischen Barriere zu verbeißen, die in einem dunklen grün stärker und stärker schimmerte. Unabhängig von dem Anlass war es ein fantastisches Farbenspiel, das die entfesselten magischen Energien erschufen.

      Dann plötzlich schien sich die grün schimmernde Sphäre des Wrokork auszudehnen und mit einer lauten Explosion löste sich ein Blitz aus ihr und zuckte in Richtung Zola. Auch Zola nutzte ein Schutzfeld. Jedoch war die Gewalt des grünen Blitzes auf den Schild so stark, dass Zascha und Zola in den Abendhimmel geschleudert wurden.

      Genau in diesem Moment griffen auch Zosch und Gandaros an. Sie hatten bereits den Bug des Schiffes erreicht und näherten sich mit hoher Geschwindigkeit dem Wrokork, der immer noch in Richtung Zola blickte. Gandaros wollte gerade sein bereits gezogenes Schwert in Angriffsposition bringen, als Zosch eine kleine Richtungsänderung nach oben vornahm. Gandaros würde das Monster nicht mehr treffen können. Der Jäger war der Jäger. Zosch packte den Kopf des Wrokorks mit seinen Krallen und riss ihn allein durch die Fluggeschwindigkeit mit einem knackenden Geräusch von dessen Rumpf. Das Blut spritze hinter ihnen aus der Halsschlagader des Wrokorks fontänenartig hoch in die Luft und platschte dann auf die Deckplanken des brennenden Schiffes.

      Zola und Zascha waren ein Knäuel, dass sich um sich selbst drehend weit in den Abendhimmel geschleudert wurde, bis Zola sich nicht mehr an der Fledermaus festkrallen konnte und in Richtung Meer stürzte. Verzweifelt versuchte Zascha, Kontrolle über ihre Flugbahn zu gewinnen, aber es dauerte noch einige Momente, bis ihr dies gelang. Dann aber folgte sie wie ein Pfeil der stürzenden Zola in Richtung Meer. Zascha erwischte Zola noch rechtzeitig vor der – bei einem Sturz aus solcher Höhe – steinharten Wasseroberfläche und ergriff ihr Bein. Zola war gerettet, aber die scharfen Klauen der Fledermaus drangen tief in ihren Oberschenkel ein. Zola schrie.

      „Kannst Du Deine Gefährtin bitten, Zola zum Schiff des Admirals zu fliegen? Wir müssen die Wunde versorgen. Eure Krallen sind scharf!“, dacht Gandaros und sah kurz darauf, wie Zascha die Richtung änderte.

      Die Riesenfledermaus ließ Zola vorsichtig auf die Planken der Seeschwalbe, des Schiffes des Admirals gleiten und kurz darauf landeten auch Gandaros und Zosch auf dem Hinterdeck. Zola blutete fürchterlich, aber es war nur eine Fleischwunde, die keinen bleibenden Schaden verursachen würde. Gandaros ging schnell zu Zola, die das Bewusstsein verloren hatte und schaute sich die Wunde an. Sie hatten das Hinterdeck für sich, da sich fast die gesamte Schiffsbesatzung aus Respekt vor den Fledermäusen ans andere Ende der Seeschwalbe begeben hatte. Gandaros hatte keine Pflanzen dabei, mit denen Zola den Selbstheilungszauber hätte wirken können. Er durchsuchte sie, konnte aber auch bei ihr keine entsprechenden Kräuter finden. Admiral Osarobo näherte sich ihnen in Begleitung eines älteren Mannes mit einem langen weißen Bart. „Dies ist unser Schiffsarzt Ser Aro. Er ist ein fähiger Mediziner und wahrscheinlich der beste Heiler der Flotte. Ich schlage vor, er flickt Zola wieder zusammen.“ Gandaros zuckte in Ermangelung anderer Möglichkeiten die Schultern und sah dem Heiler zu, wie er direkt an Ort und Stelle eine gelbbraune Paste tief in die Wunde schmierte und dann unverzüglich begann, sie zuzunähen. Der Admiral und Gandaros hielten das Bein fest, falls Zola aufwachen sollte. Abschließend wickelt der Arzt einen dicken, verblüffend weißen Verband um den Oberschenkel. Gandaros bedankte sich bei Aro und wandte sich dann an den Admiral. „Zwei der Wrokorks sind noch übrig. Denkt Ihr, es ist möglich, wenn wir bis morgen früh an Bord bleiben? Es hat keinen Sinn, die beiden Magae im Dunkeln anzugreifen; die Chancen, sie entscheidend zu treffen, sind zu schlecht. Und ich denke auch, ein paar Stunden Erholung dürften Zola gut tun.“ „Es ist mir ein Ehre, Ser Gandaros. Allerdings haben wir wenig Platz hier auf dem Schiff. Wenn Ihr beide mit mir meine Kabine teilen wollt, seid Ihr herzlich eingeladen. Und seid Euch bewusst, dass die Kampfhandlungen weitergehen werden. Ich möchte Euch nicht zu nahe treten, aber ich denke, es wäre besser, wenn Zola die Nacht in Napoda verbringt.“ Gandaros dachte einen kurzen Moment nach. „Ihr habt wahrscheinlich Recht, General. Lasst Sie uns wecken und schauen, ob sie an Land fliegen kann.“ Vorsichtig rüttelte Gandaros an Zolas Schulter, bis sie mit einem Stöhnen die Augen aufschlug. Zola blickt auf ihr Bein und den dicken Verband. „Zascha hat Euch gerettet, alte Freundin, allerdings hat Sie Euch dabei ein wenig zerkratzt.“ Zola schaute Gandaros mit Unverständnis im Blick an. „Zascha? Wer oder was ist Zascha?“ „Dies ist der Name Eurer Fledermaus. Ihr Gefährte Zosch hat es mir erzählt.“ Zola starrte ihn nach wie vor an, als wenn er ihr ein kompliziertes Rätsel gestellt hätte. „Unsere Fledermäuse. Sie haben Namen – und sie können mit uns auf eine telepathische Art und Weise sprechen. Sie sind recht klug.“ Zolas Gesichtsausdruck änderte sich in Erstaunen, das schon an Fassungslosigkeit grenzte. Sie wandte den Blick konzentriert zu ihrer Fledermaus. Dann wandelte sich ihr Gesichtsausdruck erneut und zeigte Erkennen und Verständnis. Offensichtlich tauschte sie Gedanken mit Zascha aus. Auch der Admiral blickte überaus verblüfft zu den beiden Fledermäusen. „Zola, Ihr seid verletzt. Ser Aro hat Euer Bein versorgt, er ist der Schiffsarzt hier an Bord. Er hat es sehr ordentlich gemacht, aber wir sollten morgen früh in der Lage sein, weiter gegen die Wrokorks vorzugehen. Wisst Ihr, wo wir in Napoda Pflanzen


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