Tarris. Peter Padberg

Tarris - Peter Padberg


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von oben nach unten gegen die Halsbeuge des Piraten, der durch den Stoß ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten war und es nicht mehr schaffte, den Klemmdolch, den er in der linken Hand führte, gegen das Schwert einzusetzen. Zwei Hände tief drang das Schwert in den Hals ein und zerfetzte Muskeln und Adern. Blut spritze in Gannios Gesicht.

      Keiner dieser ersten Piraten hatte es geschafft, die Phalanx zu durchbrechen und die wenigen, die den Angriff überlebt hatten, rannten zurück zum Hafen. Gannio hob den Arm und die Pfeile der Bogenschützen rasten in die ungeschützten Rücken. Die Angriffsreihe der Napodianer war kaum ins Stocken geraten und setzte den Weg zum Hafen fort. Als sie die Mündung der Straße zu den breiten und weitläufigen Plätzen und Kais vor der ersten Reihe der Hafengebäude erreicht hatten, gab der Prinz den Befehl zu halten. Vor ihnen befand sich kein einziger Gegner. Gannio löste sich aus der Phalanx und verließ vorsichtig den Schutz der Gebäude. An der Küste links von Ihnen befanden sich ebenso keine Gegner wie direkt vor ihnen. Die Hauptleute, die die Straßen links, also nördlich von ihm heruntergezogen waren, kamen im Laufschritt auf ihn zu. Er wandte den Blick nach Süden. Dort tobte die Schlacht. Das siebzig Homuae-Längen breite Kai war angefüllt mit kämpfenden Napodianern und Piraten, die versuchten, in die zu den Toren führenden Straßen zu gelangen. Südlich der Piraten hatten seine Hauptleute über die gesamte Breite eine Phalanx gebildet, die die Piraten von der Seite her angriff.

      Die Hauptleute hatten ihn erreicht. „Wir fallen ihnen auch in die andere Flanke“, befahl Prinz Gannio. „Sendet Boten zur Mauer, damit in den Straßen, die die Piraten zu den Toren nehmen wollen, genug Reserve vorhanden ist. Und befehlt auch, dass die an die Straßen angrenzenden Häuser mit Bogenschützen besetzt sind. Wir haben hier genug Kräfte für unseren Angriff. Bitte lasst alle Piratenschiffe säubern, an denen wir vorbeikommen. Dies wird ein guter Ersatz für unsere Schiffe, die sie versenkt haben. Wenn die Schiffe unser sind, lasst Besatzungen aus der Stadt kommen, so dass wir ihre eigenen Schiffe gegen sie einsetzten können. Ich schätze, dass sie immer noch 45 Schiffe auf See haben. Wenn sie sich vom Admiral lösen können, greifen uns diese sonst noch von hinten an. Und nun los. Phalanx über die ganze Breite und vierfachen Ersatz für jeden, der in der ersten Reihe steht, dann die Bogenschützen und dann die Nachhut, die sich auch um die Piratenschiffe kümmert. Kurz vor dem Auftreffen auf den Feind verändern wir die Phalanx in einen dreieckigen Keil und versuchen, sie weiter aufzuspalten!

      Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Schlachtordnung stand, dann rückte Gannio vor. Von nun an hatten die Piraten keine Möglichkeit zum Rückzug mehr – die Falle hatte zugeschnappt, aber in der Falle saßen mindestens 2.500 wild entschlossene Piraten. Viele von diesen rannten auf die Napodianer zu, als der Abstand sich auf 200 Schritte verringert hatte.

      Zola kaute bereits auf dem Hynaskraut, als sie Zascha bat, Gandaros die ersten Angriffe alleine fliegen zu lassen. Sie erklärte Zascha, dass sie in den nächsten Minuten nicht mit ihr in Kontakt treten könne, Zascha durch die geistige Verbindung aber gerne beobachten könne, was sie tat. Sie ermahnte Zascha, keinesfalls zu nah an die Katapultschiffe heranzufliegen, die dies nur wiederwillig akzeptierte. Zola konzentrierte sich und richtete ihre Gedanken auf die Haie, die sich zu Hunderten zwischen den kämpfenden Schiffen bewegten und sich gierig auf Homuae stürzten, die mit ihren Schiffen versanken oder über Bord gingen. Niemand, der ins Meer fiel, überlebte solch ein Bad. Sie vermittelte den Tieren ein Bild von reicher Beute und von Massen von Blut unter den Katapultschiffen, auf denen sich die Wrokorks befanden. Sie entfachte mit Hilfe des Hynaskrautes und ihrer Magie den Wunsch, dort zu jagen; ein Befehl, dem die Haie sich nicht wiedersetzen konnten. Zola schaute nach unten und konnte unzählige kleine Dreiecke erkennen, die mit hoher Geschwindigkeit durch das Wasser in Richtung Katapultschiffe pflügten. Kleine weiße Wellen bildeten sich im blauen Meer, wo die Rückenflossen das Wasser teilten.

      Gandaros entfesselte den Himmel. Er flog in einem weiten Kreis um die Schiffe, über denen sich nachtschwarze Wolken bildeten. Die Wolken standen in einem krassen Gegensatz zu dem rötlichen, wolkenfreien Morgenhimmel, der im äußersten Süden so typisch war. Gewitter gab es hier sonst nicht. Dann setzte in dem durch seine Flugbahn begrenzten Gebiet heftiger Regen und Wind ein und kurz darauf zuckten massenhaft mächtige Blitze aus dem Himmel, die dankbar in die höchsten Punkte und somit in die Masten der Katapultschiffe fuhren. Der mächtige Donner war bis in die Stadt zu hören und es roch nach Schwefel. Erste Brände wurden entfacht, die aber durch den Regen schnell wieder gelöscht wurden. Die Schäden an Masten und Segeln jedoch waren irreparabel und auch einige Besatzungsmitglieder starben durch die Blitze wie Motten, die in eine Fackel flogen. Zola schloss bereits zu Gandaros auf. Nachdem die Schiffe nun in ihrer Manövrierfähigkeit eingeschränkt worden waren und Unterstützung unter Wasser herbeieilte, begann Teil Zwei ihres Planes.

      Gandaros und Zosch sowie Zola und Zascha griffen die Schiffe direkt an. Die Fledermäuse flogen mit häufigen und abrupten Richtungswechseln auf die Schiffe zu. Sie wollten den Eindruck erwecken, die gleiche Angriffstaktik wie am Vortag zu wählen. Zola hatte wieder der Feuerball über sich manifestiert, der unablässig Feuerstrahlen gegen die Piratenschiffe schoss. Sie zielte dabei knapp über die Wasserlinie und brannte Löcher in den Rumpf der Schiffe. Durch die Wellen, die das Gewitter erzeugte, schwappte mehr und mehr Wasser durch die Löcher. Gandaros nutzte seine Magie, um die immer noch unablässig vom Himmel zuckenden Blitze in bestimmte Richtungen zu lenken und zerstörte so nach und nach die Aufbauten der Schiffe. Die Reaktion der Wrokorks ließ nicht lange auf sich warten. Grün leuchtende Blitze zuckten gegen Gandaros und Zola, die jedoch beide einen Schutzschild geschaffen hatten, an denen die Blitze zerschmetterten und sich funkensprühend auflösten. Auch trafen nur wenige der Blitze auf die magischen Schilde, da die Fledermäuse geschickt auswichen. Der Kreis um die Schiffe hatte sich in ein fantastisches, vielfarbiges Inferno verwandelt, in dem die Schiffe wie Spielzeuge wirkten. Einige hundert Schritte vor den Schiffen brachen Gandaros und Zola die Angriffe jeweils ab, flogen einen weiten Kreis und griffen von einer andern Seite erneut an. Gerade drehte Zola ab, als die beiden Wrokorks gleichzeitig ihre grünen Blitze auf sie schleuderten. Der Schild zerbarst und wieder wurden Zascha und Zola durch die Luft geschleudert. Diesmal stürzten beide ins Meer. Gandaros griff panisch in seine Tasche und stopfte sich das Hynaskraut in den Mund. Zosch hatte den Angriff bereits abgebrochen und flog zur Absturzstelle von Zascha und Zola. „Kreise über den beiden! Ich muss die Haie vertreiben, sonst werden sie gefressen!“ Zosch flog eine Schrittlänge über dem Wasserspiegel und drehte äußerst enge Kreise, während Gandaros sich auf die Haie konzentrierte und sie zu den Katapultschiffen schickte, die mittlerweile ausnahmslos schräg im Wasser lagen. „Zascha kann nicht schwimmen! Ich muss sie aus dem Wasser ziehen. Halte Dich fest!“, dachte Zosch, nahm dann etwas an Höhe auf und ging in einen Sturzflug mit Zascha als Ziel über, die sich bereits knapp unter der Wasseroberfläche befand und wild mit ihren Flügeln zuckte. Zosch tauchte mit Krallen und Körper in das Wasser ein und griff blind nach Zascha; nur Kopf und Flügel, die nach oben abgewinkelt waren, befanden sich über der Wasseroberfläche. Zosch krallte sich in Zascha wie in einer Jagdbeute fest – die Verletzungen mussten schrecklich sein – und zog sie, Gandaros und sich selbst mit einem gewaltigen, kraftvollen Flügelschlag über die Wasseroberfläche. Schnell gewann er an Höhe. Zascha war bei Bewusstsein. Nach einem kurzen telepathischen Kontakt ließ Zosch seine Gefährtin los, die eine elegante Rolle machte, dann schnell in große Höhe aufstieg und in einen Gleitflug überging. Gandaros blickte nach unten. Zola schwamm im Meer und blickte zu ihnen hinauf. Sie schien unverletzt und schwamm mit gleichmäßigen Schwimmbewegungen im Meer. Haie konnte Gandaros keine in der Nähe spüren. „Kannst Du …… ?“, dachte er und Zosch ging erneut in einen Sturzflug in Richtung Zola über, diesmal aber langsamer und kontrollierter. Zola streckte einen Arm aus dem Wasser und Zosch ergriff Zola, ohne ihr auch nur einen Kratzer zuzufügen. Auch er stieg nun in größere Höhe auf und flog auf Zascha zu. Zascha, die die Rettungsaktion aus ihrem erholsamen Gleitflug beobachtet hatte, flog nun genau unter Zosch, der Zola sanft auf ihren Rücken absetzte.

      Alle vier blickten auf die Schiffe, die nun ausnahmslos erhebliche Schlagseite hatten. „Fliegt zum Schiff des Admirals, Zola. Ich bin mir sicher, dass Zascha ein wenig zusammengeflickt werden muss. Der Schiffarzt hat zwar noch nie eine Fledermaus behandelt, aber er wird die Blutungen mit Sicherheit stoppen können. Bist Du einverstanden Zascha?“ Im gleichen Moment war Zascha bereits in eine Kurve geschwenkt, die sie


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