Im Schatten des Waldes. Barbara Kuhn

Im Schatten des Waldes - Barbara Kuhn


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beängstigend. Nein, sogar fürchterlich gewesen!

      Vorsichtig betrat ich den großen Saal und blieb unverzüglich wie angewurzelt stehen. Nein… Gott bewahre! Meine Augen weiteten sich für einen kurzen Moment, da ich diesen Mann neben meinem Vater erblickte. Nein, lasst dies bitte ein Trugbild sein. - Keinesfalls kann er dortig stehen!

      Allerdings so sehr ich es auch erflehte war es die bittere Realität. Neben meinem Vater stand Sir Gundsrad von Hereford und blickte äußerst grimmig in meine Richtung. Dieser Sir Gundsrad von Hereford, ein arroganter, äußerst rücksichtsloser sowie furchterregender Mann… allerdings unterbrach mein Vater meine inneren Gedankengänge.

      „Lillian! Entspricht das der Wahrheit, dass du Sir Gundsrad von Hereford mit einigen Äpfeln beworfen, sowie ihn dadurch am Kopf verletzt hast? - Worauf dieser wahrhaftig von seinem edlen Ross gestürzt ist?“ Mit mürrischem Gesicht blickte mein Vater mich an. Ich hingegen machte einen unschuldigen Gesichtsausdruck und räusperte mich verlegen.

      „Möglicherweise! Äh… es… es war keinesfalls meine Absicht, Vater. Ich hatte auf einem Apfelbaum gesessen und die Leiter ward mir diesbezüglich umgestürzt. Aus eben diesem Grund haben sich einige Äpfel gelöst und sind somit aus Versehen natürlich… auf Sir Gundsrad von Hereford Kopf gefallen. Wenn ich Ihn dadurch verletzt habe… sodann tut dies mir in der Seele wahrlich leid.“ Äußerst betrübt blickte ich zu meinem Vater sowie zu Sir Gundsrad, jedoch dieser funkelte mich weiterhin böse an.

      „Wohl kaum!“, fauchte er mich mit seiner Arroganz an. „Aus Versehen! Dies entspricht keinesfalls der Wahrheit! - Eurer Tochter, Sir Anthony, mangelt es an jeglichem Respekt gegenüber der Obrigkeit. Ich glaube, Sie vergisst gänzlich wo Ihr Platz sich befindet. Ansonsten würde Sie keineswegs auf Bäume klettern, wie eine gewöhnliche Bauernmagd. - Desgleichen Äpfel auf Angehörige des Adelsstandes werfen, die darüber hinaus dem Königshaus nahestehen.“

       Wütend blickte ich Sir Gundsrad an. Gleichzeitig beabsichtigte ich ihm wilde Vorwürfe an den Kopf zuwerfen, jedoch kam er mir zuvor. Sichtlich äußerst aufgebracht zischte er meinen Vater an: „Ich bestehe darauf, dass Eure Tochter eine angemessene Bestrafung erhält! Anderseits könnte ich wahrhaftig in Erwägung ziehen dieses für Euch auszuführen, Sir Anthony!“ Erzürnt stellte sich mein Vater neben mich.

      „Bei allem Respekt Sir Gundsrad, ich versichere Euch, dass ich wohlweislich in der Lage bin meine Tochter angemessen zu bestrafen.“ Er machte eine unnachgiebige ernste Miene, wandte sich dann zu meiner Wenigkeit und blickte mich äußerst gefasst an. Jedoch ich kannte meinen Vater besser. „Lillian, du begibst dich unverzüglich in deine Gemächer und erwartest dortig mein Urteil.“ Erstaunt schaute ich meinen Vater an. So hatte er mit mir noch niemals gesprochen.

      „Wie Ihr wünscht Vater“, sagte ich zerknirscht. Machte eine Verbeugung zu ihm und wand mich zu Sir Gundsrad um ebenfalls dortig eine Verbeugung zumachen.

      „Vater… Sir Gundsrad.“ Langsam drehte ich mich um und wollte den Saal mit hocherhoben Hauptes hinausschreiten, jedoch Sir Gundsrad stellte sich mir geradewegs in den Weg. Seine schwarzen Augen durchbohrten mich förmlich. Sein Blick war äußerst süffisant und herablassend, dass ich augenblicklich eine Gänsehaut bekam.

      „Mylady, ich bewundere Euren wundervollen Gürtel. Gewiss ein einmaliges Familienstück? - Mit Verlaub könnte ich mir diesen eventuell anschauen? Dieser Gürtel besitzt ein außergewöhnliches sowie eher seltenes Muster.“ Er blickte mich weiterhin mit seinen furchterregenden, durchdringenden Augen an, sodass ich erst einmal den Atem anhielt. Allmählich hatte ich mich wiederum gefangen und atmete tief aus. Was Gundsrad hingegen lächelnd wahrnahm.

      „Euch sprachlos zu erleben, war dieser Frage bereits wert. Nun, erlaubt Ihr mir diesen Gürtel anzuschauen oder habt Ihr darüber hinaus etwas gänzlich dagegen?“ Sein arrogantes Lächeln ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Sofort spürte ich wie sich meine Kehle aufs Neue zuschnürte und ich nach Luft rang. Mit Genugtuung nahm er dies erneut wahr, selbstgefällig grinste mich Gundsrad von Hereford an.

      „Ge… gewiss. Der Gürtel gehörte meiner verstorbenen Mutter, daher bedeutet er mir äußerst viel. Er ward das Einzige, was ich von meiner werten Mutter besitze.“ Verwirrt starrte ich Sir Gundsrad an, öffnete jedoch mit zitternder Hand den Gürtel und reichte ihm diesen.

       Sir Gundsrad strich mit seinen Fingern über den mit Silberfäden verzierten Gürtel und blickte mich mit diesen dunklen, besitzergreifenden Augen an. Verunsichert atmete ich laut aus, gleichzeitig versuchte ich den Blick von ihm zu lösen. Was mir allerdings keinesfalls gänzlich gelang. Sir Gundsrad besaß einen fesselnden Blick, dem ich mich schwer entziehen konnte.

      „Für wahr, ein äußerst edles Stück. Würdig einer hübschen, jungen Adligen, wie Ihr es seid, Mylady.“ Abermals schaute er mich mit seinen tief durchdringenden Augen an, die durch sein schwarzes halblanges Haar noch unheimlicher wirkten.

      Im selbigen Augenblick reichte er mir den Gürtel und strich mit seinem Finger über meinen Handrücken. Ich erstarrte in meiner Bewegung, erblickte sein teuflisches Grinsen und rang hörbar nach Luft. Wie konnte dieser Unmensch mich indessen so aus der Fassung bringen?

      Mit zittrigen Händen legte ich den Gürtel um meine Taille und verschloss ihn. Sofortig atmete ich erleichtert aus. Mit offenem Gewand, in seiner Gegenwart, kam ich mir irgendwie überaus verletzbar vor.

      „Lillian! Ich möchte, dass du dich unverzüglich in deine Gemächer begibst!“ Dies war die energische Stimme meines Vaters. Mit großen Augen blickte ich ihn irritiert an und räusperte mich umgehend.

      „Gewiss. Verzeiht mir mein unbedachtes Handeln.“ Ich verabschiedete mich durch einen Knicks in seine Richtung, blickte abermals zu Sir Gundsrad und verbeugte mich höflich. Jedoch stand dieser weiterhin hochmütig grinsend vor mir und beäugte mich amüsiert.

       „Bis bald, holde Maid. Gehabt Euch wohl.“ Er schaute mich so hochmütig, arrogant, ja eher süffisant mit seinen dunklen Augen an. Mein Puls raste vor Furcht sowie innerlicher Anspannung. Mit bebender Stimme konnte ich Sir Gundsrad lediglich noch einen geruhsamen Tag wünschen, ehe ich eilig den Saal gänzlich verließ.

      2. Das Urteil

      Mit klopfendem Herz erreichte ich, völlig außer Atem, schließlich meine Gemächer. Langsam versuchte ich meine innere Wut zu bändigen, was mir allerdings nur schwerlich gelang. Wie konnte Sir Gundsrad mich gänzlich so aus der Fassung bringen? - Die Finger von diesem Tyrannen, hatten meine Haut berührt. Bei diesem Gedanken erschauderte ich und schüttelte mich vor Ekel.

       Vor meinen Gemächern lehnte Raven abwartend an der Wand. Allerdings konnte ich kein einziges Wort über meine Lippen bringen. Wie unter Zwang musste ich ständig über die Stelle reiben, wo Gundsrad mich berührt hatte. Plötzlich erblickte mich Raven, wobei er unverzüglich auf mich zukam, sogleich musterte er mich ein wenig nachdenklich.

      „Was hat dein Vater von dir gewollt? ... Du siehst ziemlich aufgebracht aus… mitunter ein wenig blass um die Nase. - Lucia geht es dir wahrhaftig gut?“ Raven schaute mich in diesem Moment eher besorgt an, was mich ein wenig tröstete.

      Raven und ich waren bereits als Kinder gute oder besser gesagt, die besten Gefährten. Eben wahre Freunde und so gut wie unzertrennlich. Er hatte mich niemals verraten, wenn wir irgendwelche Streiche ausgeheckt hatten, sowie ich dies ebenfalls in keinster Weise tat. Als wir noch Kinder waren schlichen wir uns unentwegt in die Küche. Ebendort nahmen wir uns die Köstlichkeiten, die vorbehaltlos für meinen Vater bestimmt waren. Wir entwendeten aus dem Stall zwei Pferde um das Reiten zu erlernen. Schlichen uns heimlich ins Dorf zu den einfachen Bauern. - Wie oft hatte Raven für mein Fehlverhalten eine Bestrafung erhalten, jedoch er hat mich niemals verraten. Ja, er war mein bester sowie einziger Freund.

      Bei


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