Die große Liebe für ein gefallenes Mädchen. Julie Bloom
Mann, der gleich zur Sache kommt. Das gefällt mir“, gab er erheitert zurück und musste danach husten.
Marc erkannte auch, weshalb. Neben Mr. Kellington lagen einige Zigarren auf dem Tisch. Offenbar hatte der Gute schon einige zu viel davon gehabt.
„Wollen Sie eine?“, fragte er Marc nun, da er offenbar mitbekommen hatte, wie Marc die Zigarren angestarrte.
„Nein, danke. Ich rauche nicht“, gab Marc knapp, aber höflich zurück.
Der Boss lehnte sich zurück und sprach.
„Nun denn. Dann lasst und mit den Verhandlungen beginnen. Smith, Williams, Sie beide schreiben mit, damit auch nichts übersehen oder vergessen wird. Philip, du hast alle Zahlen im Kopf?“, fragte Mr. Kellington nun den Grünschnabel.
Dieser nickte nur aufgeregt und mit Schweißperlen auf der Stirn.
„Gut. Also, Mr. Skilliard. Ihre Firma hat bei mir sehr großes Interesse geweckt und ich bin bereit, Ihnen nun ein mehr, als faires Angebot zu unterbreiten.“
2. Kapitel
Nach einer guten halben Stunde der intensiven Verhandlungen hatten sich die Herren auf, für beide Seiten zufriedenstellende, Abmachungen geeinigt. Marc war erstaunt, dass es leichter gewesen war, als er erwartet hätte. Normalerweise waren seine Verhandlungspartner viel sturer und unkooperativer, auch wenn sie im Endeffekt ihm gegenüber dann jedes Mal nachgaben. Doch diesmal, hatte es etwas von einem gemütlichen Spaziergang im Park gehabt.
„Dann lasst uns unseren erfolgreichen Abschluss gebührend feiern, meine Herren“, verkündete nun Mr. Kellington, offenbar genauso zufrieden wie Marc selbst. „Philip, bist du bereit für dein erstes Abenteuer? Ich sorge dafür, dass du noch heute Nacht ein richtiger Mann wirst und die wahren Freuden des Lebens kennenlernst.“
Philip schien in seinem Stuhl versinken zu wollen und wurde ganz rot in seinem sonst blassen, sommersprossigen Gesicht.
Dann wandte der Boss sich an Marc.
„Das gilt auch für Sie, Mr. Skilliard. Suchen Sie sich eine aus, die Ihnen gefällt. Geht alles auf mich heute.“
Mr. Kellington leerte seinen Brandy und beorderte ein neues Glas. Dabei flüsterte er der Kellnerin etwas ins Ohr. Er wirkte nun bereits ziemlich angeheitert.
„Und trinken Sie etwas Vernünftiges. Etwas, das einer Feier gebührt“, forderte er Marc auf.
Marc bestellte sich also ein Ale und blickte etwas verunsichert in die Runde. Die anderen Gentlemen saßen alle ebenso wie er, noch etwas verdutzt und schweigend am Tisch. Der Boss lachte.
Plötzlich betraten rund ein Dutzend sehr leicht bekleideter Dirnen das Separee, und stellten sich in einer Reihe neben dem Tisch auf. Eine wirkte verruchter als die andere, und sie waren offenbar sehr bemüht, besonders aufreizend zu wirken, um von einem der Herren ausgewählt zu werden.
Eine bereits etwas reifer wirkende, für Marcs Geschmack viel zu stark geschminkte Frau, ging nun zu Mr. Kellington hinüber und legte ihm ihren Arm um die breiten, üppigen Schultern.
„Wollen wir?“, fragte sie ihn recht vertraut.
Offenbar kannten die beiden sich bereits, was Marc nun nicht weiter verwunderte.
Auch der Gentleman, der in etwa zehn Jahre älter war als Marc, und am Eck neben dem Boss saß, wurde von einer der Damen begrüßt und verführt, mitzukommen. Er wirkte etwas verlegen, erhob sich dann aber und tat, wie ihm geheißen.
Marc schwante nun nichts Gutes. Zumindest für sein Empfinden. Hatte Mr. Kellington allen Ernstes vor, zur Feier ihres Geschäftsabschlusses nun allen Verhandlungsteilnehmern eine Dirne zu spendieren? Er hatte es vor. Wie konnte Marc da nur wieder rauskommen? Beim besten Willen, das war nicht seine Art, und er hatte offen gesagt momentan auch keine Lust dazu, im Wissen aller anderen Geschäftspartner, jeden Moment hinter einer der verschlossenen Türen, die vom Separee abgingen, zu verschwinden und Geschlechtsverkehr zu haben. Das fand er ziemlich makaber und etwas abartig. Auch wenn sie alle dann im selben Boot saßen und deshalb bestimmt keiner über den anderen etwas ausplaudern würde.
Marc beschloss abzuwarten. Der Boss winkte nun eine sehr zierliche, blonde junge Dirne herbei, und bedeutete ihr, zu Philip zu gehen. Wenigstens hatte er auf das zusammenpassende Alter Rücksicht genommen, dachte sich Marc.
Die blonde, junge Frau ging selbst etwas schüchtern zu Philip hinüber und lächelte ihn zaghaft an. Sie streckte ihm die Hand entgegen und wollte damit wohl bewirken, dass er mit ihr ging. Philip wurde wieder ganz rot im Gesicht und blickte unsicher zu seinem Boss hinüber.
„Geh schon mit ihr, Junge. Das wird deine Nacht heute“, forderte er den jungen und verunsicherten Philip auf.
Philip erhob sich etwas ungeschickt, und folgte, nun doch recht motiviert wirkend, der jungen Dirne in eines der Zimmer, das durch eine mit rotem Samt gepolsterte Türe, vom Geschäftsraum getrennt war. So wie übrigens alle weiteren sechs Türen, die Marc nun ausmachen konnte. Zuvor hatte er darauf gar nicht geachtet, da der gesamte Raum hauptsächlich in Rot gehalten war, und ihm die rot gepolsterten Türen zunächst nicht aufgefallen waren.
Marc konnte nun erahnen, was Philip hinter dieser Türe gleich erleben würde. Konnte er sich eigentlich noch an sein erstes Mal erinnern? Vage. Es war nun doch schon sehr lange her. War es die reiche Witwe gewesen, die es damals so sehr auf ihn abgesehen hatte? Oder doch die schüchterne, junge Dame, die er auf einer der zahlreichen Abendveranstaltungen seiner Firma, ganz zu Beginn seiner Ausbildung in Manchester getroffen hatte?
Plötzlich unterbrach ein Geräusch seine Gedanken. Eine Kellnerin hatte den Raum betreten und es waren ihr wohl die Gläser vom Tablett gekippt. Marc drehte sich dem Geschehen zu. Und dann sah er sie. Sie hatte bräunliches, aber irgendwie golden schimmerndes, langes und leicht gewelltes Haar, und bückte sich gerade zu Boden, um verzweifelt die Scherben aufzusammeln. Im Gegensatz zu den anderen Dirnen war sie erstaunlich bedeckt gekleidet. Sie trug ein komplett schwarzes, hochgeschlossenes Kleid mit viel Spitze, dazu einen engen Kragen, der ihr wirklich bis zum Kinn reichte. Das Kleid hatte allerdings recht kurze Ärmel und ging ihr nur knapp bis unter den Po. Ein seltsamer Anblick. Aber irgendwie fand es Marc noch anziehender, als die anderen Mädchen, bei denen teilweise lediglich die Brustspitzen und der Intimbereich bedeckt waren.
Hinter ihr betrat nun die Kellnerin von vorhin das Separee und motzte ihre verzweifelte Kollegin an: „Ach Julie, immer dasselbe mit dir. Für was bist du überhaupt nütze? Für das eine nicht und zum Kellnern bist du auch zu blöde. Mach Platz, ich kümmere mich darum.“
Die halb nackte Kellnerin drängte die nun weinende Julie zur Seite und bemühte sich, die Scherben zusammenzukehren. Die gekränkte, junge Frau machte kehrt und verschwand, sich die Tränen wegwischend, im Hauptraum des Bordells, wo nach wie vor laute Musik spielte und man immer wieder Männer grölen hörte. Dort befand sich auch der Schanktresen.
Marc tat die junge Kellnerin derart leid, dass er den Boss und die übrigen Herren, die sich nun langsam erhoben, um mit ihren auserwählten Dirnen in die anderen Räume zu gehen, bat, ihn für einen Augenblick zu entschuldigen. Sie nickten alle nur und machten sich mit ihren Gespielinnen auf den Weg. Die übrig gebliebenen Dirnen machten nun auch Anstalten, das Separee wieder zu verlassen.
Marc erhob sich, nahm zur Sicherheit seine Aktentasche mit den abgeschlossenen Verträgen mit, und verließ den Raum durch den Türspalt, der lediglich mit einem roten, gefransten Vorhang vom Rest des Freudenhauses abgetrennt war.
Im großen Raum blickte er sich nun suchend nach der Kellnerin, Julie, um. Er konnte sie aber nirgends ausmachen. Plötzlich hörte er aus dem letzten Eck hinter dem Schanktresen, einen Mann ziemlich schroff sprechen.
„Komm schon, stell dich nicht so an. Deine Kollegin hat gesagt, du wärst genau die Richtige für mich und würdest es dringend brauchen. Also los, mach die Beine für mich breit Mädchen, sonst lernst du mich kennen.“
Bei diesen Worten wurde Marc beinahe übel und er schlug sofort die Richtung ein, aus der