Sky-Navy 13 - Kampf um Rigel. Michael Schenk

Sky-Navy 13 - Kampf um Rigel - Michael Schenk


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mit den insektoiden Norsun. Die Navy braucht Schiffe und Besatzungen und so ist es wichtig, dass die Streitkräfte des Direktorats die Unterstützung der Bevölkerung genießen. Rigel wird hierzu seinen Beitrag leisten.“

      Rigel war nicht nur einer der drei größten Militärstützpunkte der Menschheit, sondern über viele Jahre lang auch ein wichtiger Umschlagplatz für Personen und Waren. In vergangener Zeit waren die Schiffe noch Monate oder Jahre mit dem Überlichtantrieb unterwegs gewesen. Es gab kaum wirklichen Passagierverkehr, denn Besatzungen und Passagiere verbrachten den größten Teil der Reisezeit im Kälteschlaf. Die Entwicklung des Hiromata-Antriebs hatte alles verändert. Jetzt musste ein Schiff nur noch auf die einfache Lichtgeschwindigkeit beschleunigen, dabei die Kristalle des Hiromata aufladen und dann in den Sturz gehen. Selbst größte Entfernungen wurden dann ohne Zeitverlust zurückgelegt. Am Austrittspunkt des Nullzeit-Sturzes musste man sich dann lediglich der Geschwindigkeit des Ziels anpassen. Die endgültige Annäherung konnte daher immer noch Tage währen. Dennoch brachte der Hiromata-Antrieb einen enormen Aufschwung des interstellaren Verkehrs und er brachte der Menschheit eine zweite Kolonisierungswelle.

      Und den Tourismus. Das Reiseunternehmen „My Starship“ warb mit dem Slogan „Geben Sie uns zwei Wochen und wir geben Ihnen die Wunder der Galaxis“. Eine ganze Reihe von Kreuzfahrtschiffen war nun im menschlich besiedelten Weltraum unterwegs und brachte die Neugierigen und Erholungssuchenden auf luxuriöse Weise zu ausgewählten Sehenswürdigkeiten. Die Weltraumbasen der Streitkräfte gehörten dabei immer wieder zum Besucherprogramm.

      Für den Sicherheitschef der Rigel-Basis, Captain (Service) Maurice Darren, waren die Aufenthalte der Kreuzfahrtschiffe stets eine besondere Herausforderung. Diesmal hatte die „My Starship 2“ jedoch einen Passagier gebracht, der auf das besondere berufliche Interesse von Darren stieß.

      Jetzt saß ihm Juliette Monroe in seinem Büro auf Deck 274 gegenüber und durchlief die üblichen Sicherheitskontrollen für Personen, die in der Basis als zivile Angestellte arbeiten wollten.

      Natürlich hatte sich Maurice Darren längst die tetronischen Dateien angesehen, doch er bevorzugte es, diese auszudrucken und in ihnen zu blättern. Nach seinen Erfahrungen verunsicherte dies seine Besucher und verleitete sie gelegentlich zu Aussagen, die sie sonst vielleicht nicht gemacht hätten.

      Juliette Monroe war jung und attraktiv. Maurice hielt sich diesbezüglich durchaus für einen Kenner und war auf der Basis dafür bekannt, beim weiblichen Geschlecht „nichts anbrennen“ zu lassen. Da er ungewöhnlich gut aussehend und charmant war, hatte er dabei durchaus Erfolg.

      „Sie haben kein Langstrecken-Shuttle benutzt, sondern sind mit der My Starship 2 gekommen“, stellte Maurice fest.

      Juliette fühlte sich zu einer Erklärung verpflichtet. „Ich muss mich ja eigentlich erst Morgen auf der Basis melden und wollte noch ein paar Tage Urlaub verbringen. Wir waren auf Banta III.“, fügte sie lächelnd hinzu, „und haben die dortigen Feuerfälle gesehen.“

      „Die dürfen auf keiner Kreuzfahrt fehlen.“ Maurice blätterte um. „Hier steht, Sie wurden auf Direlius geboren… Der Planet liegt zwar in einer habitablen Zone, ist aber in meinen Unterlagen nicht als kolonisiert verzeichnet.“

      Juliette errötete ein wenig. Verlegen strich sie eine lange blonde Locke aus ihrem Gesicht. „Das Kolonieschiff mit meinen Eltern landete dort, aber der Planet erwies sich als zu… schwierig. Es gab ein paar Todesfälle durch Raubpflanzen. Und auch eine Seuche.“

      „Die geplante Kolonisation wurde also aufgegeben?“

      „Nach einigen Jahren. Es gab nur wenige Überlebende.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich war schon fast erwachsen und wurde mit einer Handvoll anderer von einem Patrouillenschiff gerettet, das auf den Notruf reagierte. Meine Eltern gehörten zu den Toten.“

      „Ich bedauere Ihren Verlust“, sagte Maurice mit professioneller Anteilnahme. „In den Unterlagen steht, dass Sie dann auf Mars Schule und Universität besuchten. Abschluss in Tetronik und Systemverwaltung.“

      „Ich habe anschließend ein paar Jahre für Mars Tetronic Systems gearbeitet. Außenarbeit in den Kolonien, um dort die tetronischen Systeme für die Verwaltungen einzurichten.“

      „Und jetzt haben Sie sich auf eine Stelle als Tetronik-Spezialistin bei uns beworben.“

      „Und die Stelle bekommen.“ Ihr Blick wurde unsicher. „Habe ich doch, oder nicht?“

      Er lächelte freundlich. „Dies ist nur eine letzte Routinebefragung und kein Verhör, Zivilistin Monroe. Das ist üblich, bevor man die erforderliche Sicherheitsfreigabe für unsere sensiblen Bereiche bekommt. Warum wollen Sie auf der Basis arbeiten? Mir ist bekannt, dass man in der freien Wirtschaft bessere Gehälter bekommt, als bei der Navy.“

      „Die Navy hat uns damals von Direlius gerettet und jetzt, wo es doch Probleme mit diesen Alienvölkern gibt, da möchte ich der Navy helfen, so gut ich kann, Captain Darren.“

      „Sehr löblich, Zivilistin Monroe. Doch nennen Sie mich nicht Captain. In der Navy pflegen wir die Tradition, dass nur der Befehlshaber eines Schiffes mit diesem Rang angesprochen wird.“ Maurice seufzte vernehmlich. „Die Schlammfüße tun sich damit natürlich schwer.“

      „Schlammfüße?“

      „Bodentruppen. Ich spreche von den Sky-Troopern der Raumkavallerie. Sicherlich gute Soldaten, aber einfach kein Sinn für die altehrwürdigen Traditionen der Navy.“ Ein erneuter Seufzer folgte. „Ich führe zwar den Dienstgrad eines Captains, doch im sogenannten Service, also ohne Schiffskommando. In solchen Fällen spricht man in der Navy einen Offizier mit „Sir“ oder „Ma´am“ an. Obgleich Sie Zivilistin sind, bevorzugen wir es an Bord, wenn Sie dies ebenfalls tun. Sprechen Sie Angehörige der Sky-Navy oder der Sky-Cavalry ansonsten stets mit deren Dienstgrad an.“

      „Navy-Tradition“, meinte Juliette und nickte lächelnd.

      „Ich sehe, wir verstehen uns.“ Maurice Darren erwiderte das Lächeln.

      „Darf ich Sie… etwas fragen?“

      „Selbstverständlich. Wie ich schon sagte… Dies ist ein Gespräch und kein Verhör.“

      „Sind solche Gespräche wirklich erforderlich?“ Erneut zeigte sie ein verlegenes Lächeln. „Ich meine… Wir haben zwar Probleme mit den Aliens, aber so weit ich weiß, sind diese so verschieden von uns, dass sie sich doch kaum bei uns einschleichen können, oder?“

      „Da können Sie ganz beruhigt sein. Die äußerlichen und genetischen Unterschiede sind so gravierend, dass sich kein Hanari, Negaruyen oder Norsun unerkannt unter uns bewegen könnte.“

      „Das dachte ich mir schon“, gab sie zu. „Aber warum dann…?“

      „Denken Sie an die schwarze Bruderschaft der Piraten oder Terrororganisationen wie „Human Rights“. Letztere hat damals schwere Anschläge verübt, da sie gegen unsere Rettungsmission für die Hanari war.“ Er zuckte bedauernd mit den Schultern. „Es gibt nicht nur Befürworter der Politik des Direktorats oder seiner Streitkräfte. Es gibt Extremisten und Fanatiker, die ihre Ansichten auch mit Gewalt durchsetzen wollen.“

      „Das ist so schrecklich überflüssig“, seufzte sie. „Der Weltraum bietet doch allen genug Platz und ist mit dem Hiromata für nahezu Jedermann erreichbar.“

      „Nun, Zivilistin Monroe, Sie gehören offensichtlich weder zu den Aliens, noch zu irgendwelchen Extremisten.“ Maurice lachte gutmütig. „Zudem haben Sie hervorragende Beurteilungen. Sie werden sich auf der Rigel-Basis wohl fühlen.“

      „Dann bekomme ich die Freigabe?“

      „Aber selbstverständlich.“ Er griff in eine Ablage seines Schreibtisches und zog eine kleine Kunststoffkarte mit einem tetronischen Chip hervor. „Das hier ist Ihr Ausweis, Technikerin Monroe. Bitte immer sichtbar tragen. Er öffnet Ihnen alle erforderlichen Türen und ermöglicht zudem den Zugriff auf das Konto mit Ihrem Guthaben an Credits.“

      Maurice erhob sich und reichte ihr den Ausweis und die Hand.


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