Sky-Navy 13 - Kampf um Rigel. Michael Schenk
hinterher. Er war erleichtert, dass es keinen Makel in ihren Unterlagen gab. Eine hübsche Person und ein Zugewinn für die Basis, dessen war er sich sicher.
Auch Juliette Monroe war erleichtert.
Die Leiden, die mit der Veränderung einher gegangen waren und die Jahre auf dem Mars, stets von der Furcht der Entdeckung begleitet, hatten sich ausgezahlt. Nun war sie am Ziel. Sie würde Zugriff auf die militärischen Geheimnisse der Menschheit erhalten und eines Tages, wenn das Schicksal ihr gewogen war, zu ihrer Vernichtung beitragen.
Kapitel 2 Nicht Freund, nicht Feind
D.S. Gallager, APS-Kreuzer, Registernummer 71
Sie waren auf der Suche. Auf der Suche nach dem APS-Kreuzer D.S. Nanjing, der vom Feind erobert worden war und nun eingesetzt wurde, um einen Frieden zwischen der Menschheit und den insektoiden Norsun zu verhindern. Beim Überfall auf eine Welt der Norsun war die Nanjing von der D.S. Remington gestellt worden. Die Negaruyen waren mit dem Schiff entkommen, dennoch war das Gefecht ein Erfolg. Die kleine Mutter Narret, Herrin der angegriffenen Welt, hatte anerkannt, dass die Menschen nicht für den Überfall verantwortlich waren und in ihrem Volk einen Waffenstillstand durchgesetzt. Mehr noch… Sie hatte bei der großen Mutter aller Norsun erreicht, dass die Sky-Navy im Hoheitsgebiet der Insektoiden nach dem Feind suchen durfte. Nun waren rund fünfzig APS-Kreuzer, fast ein Viertel des Flottenbestandes, im Weltraum unterwegs, um die Nanjing endlich zu finden, mit dem Ziel, sie zurückzuerobern oder sie zu vernichten.
Auch die D.S. Gallager gehörte zur APS-Klasse. Die Assault-Patrol-Ships waren das Rückrat der Sky-Navy und Captain Frank Keller gehörte fraglos zu ihren erfahrensten Captains. Die Gallager befand sich derzeit im Grenzgebiet zwischen dem menschlichen Direktorat und dem Herrschaftsgebiet der Norsun. Natürlich gab es keine wirkliche Grenze. Lediglich Sternensysteme, die man beanspruchte. Genau dies machte einen Konflikt im Weltraum so unübersichtlich und gefährlich. Es gab keine Grenze, die man befestigen und verteidigen konnte. Ein Gegner konnte jederzeit und überall auftauchen. Die Sky-Navy war auf das Äußerste beansprucht, um das Direktoratsgebiet zu bestreifen. Überwiegend waren es kleine Patrouillenboote vom Typ der Langstrecken-FLVs, deren tetronische Augen und Ohren den Raum absuchten. Entdeckten sie eine mögliche Gefahr, dann lag es an der Kommandoebene der Streitkräfte, Gegenmaßnahmen einzuleiten und Trägerschlachtschiffe, Kreuzer oder Kampftruppen in Marsch zu setzen.
Frank Keller saß im Kommandosessel auf der Brücke, die sich im vorderen Drittel an der Oberseite des Kreuzers befand. Von seinem Sitz aus konnte er die Arbeitsplätze der Brückenbesatzung überblicken und den ungehinderten Ausblick in den freien Raum genießen, den die großen Panoramascheiben aus Klarstahl ermöglichten. Im Gefecht wurde die Brücke allerdings in den Rumpf eingefahren und durch ihre Panzerung geschützt.
Der Kreuzer war soeben in die Nullzeit gegangen und kam nun am Ende des Sturzes heraus. Schlagartig wechselten die Sternbilder und an der Backbordseite wurde ein roter Riese sichtbar. Sofort begannen die Scanner und Sensoren zu arbeiten, während auf dem Schiff bedingte Gefechtsbereitschaft herrschte.
Im Weltraum gab es, entgegen der beliebten SciFi-Holos in den Medien und den Phantasien der Geschichtenerzähler, kaum die Möglichkeit, ein Schiff überraschend anzugreifen. Die Annäherung zweier Schiffe auf Gefechtsentfernung nahm, selbst bei maximaler Überlichtgeschwindigkeit, etliche Stunden in Anspruch. Zeit genug, ein Schiff in Ruhe für den Kampf vorzubereiten. Ausnahmen gab es allenfalls, wenn man ein stationäres Ziel anflog, dessen Position und relative Geschwindigkeit im Raum exakt bestimmt werden konnten. Doch das war ein äußerst schwieriges Manöver und zudem riskant. Kein Captain war darauf aus, sein Schiff mit einem Hindernis kollidieren zu lassen. Beim Austritt aus dem Sturz galt die Kampfbereitschaft also eher „natürlichen“ Gegnern, wie Asteroiden und Kometen, die unerwartet die Flugbahn auf kürzeste Distanz kreuzten.
„Sturz vollzogen“, meldete der traditionell als Rudergänger bezeichnete Pilot. Sein Kopf bewegte sich unmerklich unter dem Virtual-Reality-Helm. Die Hände lagen entspannt auf dem Joystick der Steuerung und den Schaltungen der Armlehne. „Wenn mich meine Augen nicht trügen, Sir, dann sind wir genau auf dem Punkt aus dem Sturz gekommen“, fügte er weniger formell hinzu.
Captain Keller war unruhig, was selten vorkam. Seine Fingerspitzen trommelten auf die Armlehne. „Nav?“
„Einen Moment noch, Sir.“ Der für Navigation und Ortung verantwortliche weibliche Lieutenant beobachtete die Anzeigen ihrer Konsole. „Bestätige Austrittspunkt am Ziel. Die aktualisierten Daten kommen herein.“
Vor Keller „hing“ das große Hologramm in der Luft, welches den Status seines Schiffes, die wichtigsten Aktionen und die Karte der nächsten Umgebung wiedergab. Die Tetronik projizierte die Katalogdaten der nächsten Umgebung. Sie gaben die bekannten Objekte und deren Daten wieder. Im Gegensatz zu vielen anderen Schiffen verfügte die Gallager bereits über den Nullzeit-Scanner, dessen Impulse ebenfalls ohne Zeitverlust arbeiteten. Diese Scanner waren noch neu und ihre Serienfertigung ging nur langsam voran, da sie eine gewisse Menge des Hiromata-Kristalls benötigten. Hiromata war selten und daher kostbar. Alles, was mit Nullzeit funktionierte, ob Antrieb, Funk oder Ortung, benötigte diesen Kristall. Die Funde waren selten, die Mengen meist gering und man unternahm gewaltige Anstrengungen, neue Vorkommen ausfindig zu machen.
„Echos zeichnen. Daten kommen rein und werden synchronisiert, Sir“, meldete die junge Frau.
„Danke, Nav.“ In der Projektion erschienen nun andere bewegliche Objekte, mit Informationen zu Größe, Masse, voraussichtlicher Beschaffenheit, Flugbahn und relativer Geschwindigkeit, in Relation zum Schiff.
„Sieben unbekannte Objekte kommen hinter dem siebten Planeten hervor.“ In der Stimme von Nav lag nun ebenfalls eine leichte Anspannung. Auf der holografischen Karte blinkten nun sieben orangefarbene Symbole. Orange stand für „nicht identifiziert und möglicherweise gefährlich“. Haig warf einen kurzen Blick auf den Captain. „Drei dicke Brocken und vier kleinere Einheiten. Definitiv künstliche Objekte.“
„Identifikation?“
„Noch nicht möglich, Sir. Die Messdaten legen allerdings nahe, dass es sich um Hantelschiffe der Norsun handelt.“
„Kurs?“
„Einen Moment, Sir. Berechnung läuft.“ Der Lieutenant brachte die Ergebnisse des laufenden Scans in Relation zur Gallager. „Paralleler Kurs mit uns. Ich berichtige. Objekte haben Kurs geändert und nähern sich uns jetzt an. Bei gleichbleibendem Kurs und Geschwindigkeit erreichen wir den Rendezvouspunkt in zwei Stunden und siebzehn Minuten.“
„Bestätigt, Nav. Ruder, wir behalten Kurs und Geschwindigkeit bei.“
Captain Keller lächelte zufrieden. „Sie haben uns erst mit einer gewissen Verzögerung entdeckt und reagiert. Das bedeutet, dass unsere Nullzeit-Scanner schneller als ihre Ortungssysteme sind. Das bestätigt die Beobachtungen, die Captain Tangaroa bereits mit der Remington machte.“
„Und es verschafft uns einen gewissen zeitlichen Vorteil im Gefecht“, fügte der Waffenoffizier hinzu.
Keller wandte sich dem Radio Operator zu. „RO, Echoimpuls abgeben.“
„Aye, Sir, sende Echoimpuls.“
„Bereitschaftsstatus erhöhen, Sir?“, fragte der Waffenoffizier sofort nach.
„Ney“, lehnte Keller mit der traditionellen Verneinung der einst „nassen“ Navy ab. „Falls es unsere neuen „Freunde“ sind, könnte das angemessen und falsch interpretiert werden. Außerdem sind wir noch weit entfernt und haben Zeit, um zu reagieren.“
Das Funkgerät strahlte den Echoimpuls ab. Im Grunde handelte es sich dabei um einen sehr kurzen Nullzeit-Morsespruch, der den Namen und die Kennung der Gallager an die Unbekannten übermittelte. Jeder menschliche Sender würde diesen Impuls mit der eigenen Kennung erwidern und sich als Freund identifizieren.
„Negativer Echoimpuls, Sir“, stellte der Funkoffizier fest. „Soll