Hugo Wietholz – ein Diakon des Rauhen Hauses – Autobiographie. Jürgen Ruszkowski

Hugo Wietholz – ein Diakon des Rauhen Hauses – Autobiographie - Jürgen Ruszkowski


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oberster Kriegsherr Hitler, schon wieder was neues im Sinn?

       1940

      Der Winter war nicht sehr streng; Eis und Schnee gab es, aber man konnte damit zurechtkommen. Ab und zu bekam ich Wochenendurlaub. Dabei sprachen Lisa und ich uns ab, es möge zu Ostern 1940 zu einer Verlobung kommen. Erst einmal mussten die Eltern gefragt werden. So gab ich mir nach altem Brauch einen Ruck und bat die Eltern um die Hand ihrer Tochter Lisa. Weil ich kein unbeschriebenes Blatt mehr für die Eltern war, konnte man schon „ja“ sagen, auch wenn meine finanziellen Verhältnisse gleich null waren. Die Ausbildung war ja noch nicht abgeschlossen, immerhin war ich Diakonsschüler. Man lachte uns deshalb nicht aus. Auch später auf unserer Heiratsurkunde ist „Diakonsschüler“ vermerkt. Warum? Gründe kamen Jahre danach. Also, die Verlobungsfeier wurde auf den 24.3.1940 gelegt, vorher wurden die Ringe angeprobt und bestellt. Mein Freundschaftsring mit dem Kreuz wurde eingeschmolzen und mit einer Zugabe von Gold oder allerlei Ringen wurden die Ringe von Onkel Paul, der Goldschmied war, hergestellt. Das eingeschmolzene Kreuz hat später immer in unserer Ehe die entscheidende Rolle gespielt.

      Zu Ostern bekam ich vom Kattenhofer Hof Urlaub, und mit unserem Kirchengang zur Martinskirche begann die Feier. Lisa hatte noch vorher bis in die Nacht Kuchen gebacken. Dabei habe ich versucht zu helfen und bei dem Ausstechen der Pasteten ein Glas zerbrochen. Zu Mittag gab es ein gutes Essen und Wein. Viele Tanten und Onkel waren gekommen, um dem jungen Paar und den Eltern zu gratulieren. Von meiner Seite konnte leider keiner kommen, dafür von Lisas Seite so reichlich, dass ich durch diese große Verwandtschaft nicht durchsteigen konnte. Wenn man mir Zeit lässt, würde ich es auch mal schaffen, damit zurecht zu kommen.

      Der Alltag kam wieder, und womit jeder Mann rechnen musste: Natürlich kam prompt der Einberufungsbefehl. Immerhin hatte ich Glück, denn nun hieß es, ich müsse mich am 6.05.1940, 18.00 Uhr, in der Böhm-Kaserne einfinden. Bevor es losging, waren mir noch ein paar Tage im Rauhen Haus vergönnt. Viele Brüder fehlten, andere protzten mit ihren Offiziersuniformen. Mir selber war es alles schnuppe: Hoffentlich ging diese ganze Chose bald vorüber. Wir aber sollten uns täuschen. Hitler ließ Norwegen und Dänemark besetzen und wer ahnte dies: Am 10. Mai 1940 ging der Feldzug gegen Frankreich los, darum die vielen Einberufungen. Der Emil Hitler brauchte Kanonenfutter. Natürlich blieb für uns kleine Leute vieles im Dunkeln. Wir als frisch gebackene Verlobte kosteten die Zeit bis zur Einberufung aus. Manchen Abend saßen wir in der Laube und sprachen über unserer gemeinsames Leben und was wohl werden würde. Hoffentlich ging alles bald vorüber. Wer ahnte aber, was in der Zukunft noch alles auf uns zukommen sollte. Unser Spruch war damals: „Der Herr ist unser Meister, er ist unser König und wird alles herrlich hinausführen.“ Wir haben es auf unser kleines Leben hin ausgelegt, auch wenn es heilsgeschichtlich auf das Evangelium von Jesus Christus hinführt. Wir aber hatten den Mut, uns mit einzuschließen. Im Rückblick auf unser beider Leben ist es tatsächlich zu der wunderbarsten Führung gekommen.

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