Die Pferdelords 01 - Der Sturm der Orks. Michael Schenk

Die Pferdelords 01 - Der Sturm der Orks - Michael Schenk


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keine metallene Rüstung, aber sein lederner Brustharnisch

      war aus hartem Leder und passgenau. Sorgsam polierte der alte Pferdelord

      das dicke braune Leder und widmete sich danach den Messingteilen, die den

      Harnisch verzierten. Er polierte, begutachtete und polierte wieder so lange,

      bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Erst dann legte er den Harnisch an und

      schloss die Schnallen, die ihn hielten.

      Hellewyn seufzte leise. »So will ich mich denn meinem eigenen Kleide

      widmen, guter Dorkemunt. Es wird bald losgehen, und du bist ja nun bereit.«

      Rasch drückte sie ihm im Gehen einen Kuss auf die Wange, was

      Dorkemunt verwirrt erröten ließ, und verschwand dann aus dem Haus. Der

      alte Pferdelord grinste verlegen und zugleich erfreut und machte sich nach

      dem Harnisch nunmehr daran, auch den lederbezogenen Metallhelm mit den

      Messingverzierungen und seine Waffen, Dolch und Axt, zu polieren. Er

      schmunzelte, als sein Sohn zu ihm trat und mit den gleichen Vorbereitungen

      wie sein Vater begann. Es bedurfte keiner Worte zwischen Vater und Sohn.

      Beide freuten sich gleichermaßen auf die heutige Vermählung, auch wenn die

      Freude des Sohnes sicher umfassender und gleichzeitig von Nervosität

      geprägt war.

      »Nervös, mein Sohn?«, fragte Dorkemunt schließlich und sah seinen Sohn

      lächelnd an. Er war stolz auf seinen stattlichen Sohn, der im Gegensatz zu

      seinem Vater groß und breitschultrig, geradezu ein Hüne von Gestalt war. Die

      Schwielen an seinen Händen verrieten außerdem, dass Dormunt zuzupacken

      wusste.

      Dormunt blickte von seiner Arbeit auf und erwiderte das Lächeln seines

      Vaters. »Ein wenig, Vater.«

      Dorkemunt beugte sich vor und legte seinem Sohn in einer beruhigenden

      Geste die Hand auf die Schulter. »Keine Sorge, mein Sohn, die Natur hat alles

      gerichtet. Es ist wie bei den Pferden auch, mein Junge.«

      »Ah, ich meine nicht das Geknarrze«, brummte Dormunt errötend. »Ich

      weiß schon, wie man ein Weib zum Stöhnen bringt, Vater.«

      Der kleinwüchsige Dorkemunt nickte. »Ja, die unverheirateten Weiber

      waren kaum sicher vor dir. Wie bei mir, in meinen jungen Jahren.«

      Dorkemunt nickte versonnen. »Zu meiner besten Zeit war ich ein rechter

      Hengst. Aber was ist es dann, was dich nervös macht?«

      Dormunt legte seufzend seinen Harnisch zur Seite und nahm den Helm

      auf, um dessen Messingteile mit Spucke und einem weichen Leder zu

      polieren. »Ah, es ist einfach, ein richtiges Weib zu haben. Jede Nacht die

      Bettstatt mit Gandoryn zu teilen und für ihr Wohl verantwortlich zu sein.«

      »Ja, es wird deine Verantwortung sein, dass es ihr wohlergeht.«

      Dorkemunt nickte bestätigend. »Und glaube mir, mein Sohn, Gandoryn ist ein

      gutes Weib. Sie wird für dich und eure Kinder sorgen. So wie deine Mutter,

      sie möge ihren Weg zwischen den Goldenen Wolken finden, immer für dich

      und mich gesorgt hat. Auch sie war ein gutes Weib.«

      Einer der anderen Männer des Weilers erschien in der offenen Tür. »Alles

      ist bereit, ihr Pferdelords. Wo bleibt ihr nur?« Der Mann grinste. »Hat

      Dormunt etwa den grünen Umhang abgelegt?«

      Dorkemunt grinste. »Nein, sein Mut hat ihn noch nicht verlassen. Er wollte

      nur ganz sicher sein, dass alles wohl gerichtet ist. Doch Ihr habt recht, mein

      Freund. Es ist an der Zeit.«

      Der kleinwüchsige Pferdelord erhob sich, schob den Dolch in seinen

      Gürtel und schlang den grünen Umhang des Pferdelords um seine Schultern.

      Nachdem er die Spange geschlossen hatte, setzte er sich den Helm auf, nahm

      seine Streitaxt zur Hand und sah seinen Sohn auffordernd an. »Nun komm,

      Dormunt, mein Sohn, es ist an der Zeit, dein Weib in eure zukünftige

      Heimstätte zu holen.«

      Gemeinsam traten sie aus dem Haus und schritten zum Versammlungsplatz

      hinüber, wo die anderen Bewohner des Weilers sich bereits versammelt

      hatten. Es fehlten nur die wenigen Männer, die als Hirten bei den Herden

      waren. Alle Bewohner hatten ihre besten Gewänder angelegt, und die

      Stimmung war ausgelassen. Spöttische, aber gut gemeinte Rufe galten den

      beiden Pferdelords, die sich nun durch die Menge nach vorne schoben.

      Dorkemunt bemühte sich um eine besonders aufrechte Haltung neben seinem

      stattlichen Sohn, als sie vor den Ältesten und das Podest traten, vor dem

      bereits Hellewyn und Gandoryn auf sie warteten. Auch sie trugen ihre besten

      Gewänder, und Gandoryn als Braut war in ein zartgrünes Kleid gekleidet, das

      mit den Symbolen des Pferdevolkes bestickt war. Dorkemunt und sein Sohn

      stellten sich neben sie.

      Schweigen senkte sich über die Bewohner des Weilers, als der Älteste sich

      räusperte und dann den Blick über die erwartungsvolle Menge schweifen ließ.

      »Ihr Männer und Frauen des Pferdevolkes! Ihr seid heute hier versammelt,

      um Zeuge zu werden, wie Dormunt, des Dorkemunt Sohn, und Gandoryn, der

      Hellewyn Tochter, einander einzige Liebe und Treue schwören. So einer von

      euch einen Grund weiß, der gegen diese Verbindung spricht, so möge er ihn

      nun kundtun oder für immer schweigen.«

      Natürlich wurde kein Einwand vorgebracht, aber Dorkemunt spürte

      dennoch, wie sein Sohn sich nervös versteifte, als der Älteste eine kleine

      Pause einlegte, bevor er mit der Zeremonie weiter fortfuhr. »Dorkemunt, habt

      Ihr Euren Sohn Dormunt in den Traditionen des Volkes der Pferdelords

      getreulich erzogen, und schwört Ihr, dass er die Tugenden des Volkes in

      Ehren hält?«

      »Ja, Ältester«, versicherte Dorkemunt mit fester Stimme. »Dies schwöre

      ich.«

      »Hellewyn, habt Ihr Eure Tochter Gandoryn in den Traditionen des Volkes

      der Pferdelords getreulich erzogen, und schwört Ihr, dass sie die Tugenden

      des Volkes in Ehren hält?«

      »Ja,


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