Das Zeichen der Eriny. Lara Elaina Whitman

Das Zeichen der Eriny - Lara Elaina Whitman


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und ging hinunter.

      »Was kochen wir heute?«, fragte ich meine Mutter, während ich die Küche betrat. Es gelang mir ein normaler Tonfall.

      »Nicht viel. Dein Vater hat Nachtdienst. Ich mache eine Quiche. Ist das ok, ma chérie?« Sie sah mich vielsagend an. Natürlich wusste sie, dass ich jede Art französisches Essen liebte. Es half mir mein Heimweh zu bekämpfen.

      Ich fing an die Zwiebeln zu schneiden, tunlichst darauf bedacht keinen Saft auf meine Wunden zu bringen und sie nicht meine Mutter sehen zu lassen. Dann räumte ich die Zutaten für den Teig aus dem Schrank, während sich meine Mutter eine Schürze umband und die Küchenmaschine anwarf. Eine Stunde später saßen wir gemütlich an dem kleinen Esstisch in der Küche, den wir immer benutzten, wenn mein Vater nicht da war. Meine Großmutter erzählte uns während des Essens Geschichten aus der Zeit, als sie noch jung war. Ich lauschte höflich, da ich die meisten Erzählungen nicht zum ersten Mal hörte. Meine Mutter stand auf und holte den Nachtisch.

      »Sarah, hast du dir schon überlegt, ob du zu deinem Geburtstag eine Party geben willst?«, fragte sie mich unverfänglich, während sie die Puddingschüsselchen verteilte.

      Ich betrachtete sie stirnrunzelnd. Warum fragte sie mich das schon wieder? Außerdem war mein Geburtstag übermorgen und das wäre ja nun wirklich ein wenig knapp, um noch eine Feier zu organisieren. Ein wenig bissig antwortete ich deshalb, »nein, da hat sich nichts geändert oder glaubst du, dass Jean, Maiwenn und all die anderen aus Carnac mitten im Schuljahr hierherkommen könnten?«.

      Meine Mutter seufzte und strich mir in einer mitfühlenden Geste über den Kopf. »Es tut mir leid, Kleines.«

      »Schon gut. Ich kann das in den Ferien nachholen. Nicht so wichtig,« antwortete ich schnell mit einem prüfenden Seitenblick auf meine Großmutter. Ich wollte nicht, dass sie sich schuldig fühlte. Sie sah mich traurig an, aber ich lächelte und drückte ihre Hand.

      »Du bist ein gutes Kind«, sagte meine Großmutter.

      »Oma, ich bin kein Kind mehr. Ich werde sechzehn und es macht mir nichts aus. Es ist nicht wichtig.«

      »Hast du denn einen anderen Wunsch, anstelle einer Party?«, meine Großmutter hielt meine Hand fest und beobachtete mich gespannt.

      Ich warf einen raschen Blick auf meine Mutter, die sich wieder gesetzt hatte, bevor ich antwortete, »ja, den hätte ich schon, aber ich weiß nicht, ob Maman damit einverstanden ist.«

      Meine Mutter zog die Augenbrauen hoch. Sie wusste natürlich was jetzt kam.

      »Du weißt, dass ich nicht viel davon halte,« sagte sie streng.

      »Maman! Ich werde sechzehn! Andere dürfen in die Disco gehen bis Mitternacht, trinken Alkohol und machen was weiß ich sonst noch. Da ist doch ein besserer Computer harmlos dagegen. Außerdem brauche ich den für die Schule.« Bockig verschränkte ich die Arme vor der Brust. Das konnte doch nicht wahr sein. Wollte sie das so machen bis ich achtzehn war?

      Ein kurzes verstohlenes Lächeln schlich sich über den schönen Mund meiner Mutter. Meine Mutter hatte volle Lippen und ein hübsches Gesicht, trotz ihres Alters. Sie war eine schöne Frau in den Vierzigern, hatte eine gute Figur und einen guten Geschmack, was ihren Kleidungstil betraf. Mein Vater war mächtig stolz auf sie. Leider sah ich ihr überhaupt nicht ähnlich, ich kam eher nach meinem Vater und hatte seine schlanke, hochaufgeschossene Gestalt geerbt. Meine Mutter meinte, dass sich das noch ändern würde, aber ich glaubte nicht mehr daran. Immerhin ist man mit sechzehn fast ausgewachsen, was soll da noch kommen? Es blieb bei Körbchengröße A, Kleidergröße 36 und 58 Kilo. Mit letzterem war ich sehr zufrieden, denn für meine 1,75 war das völlig ok. Das schönste an mir waren meine langen Beine und meine rotbraunen, geringelten, langen Haare, fand ich. Leider hatte ich nicht das Blond meiner Mutter geerbt, dafür aber ihre helle empfindliche Haut. Zum Ausgleich hatte ich die strahlend grüne Augenfarbe meines Vaters bekommen. Obwohl mir die Farbe so manche Hänseleien in der Schule einbrachte, mochte ich das ungewöhnliche Grün, das meinem Gesicht ein exotisches Aussehen gab.

      Meine Mutter bedachte mich mit einem etwas nachdenklichen Blick und sagte dann, »wir werden sehen, ma chérie. Räumst du den Tisch ab? Hast du deine Hausaufgaben schon erledigt?« Sie stand auf, um meiner Großmutter zu helfen, die sich wieder hinlegen musste.

      »Ja, alles erledigt. Wir haben Osterferien nächste Woche.« Das könnte sie sich auch langsam abgewöhnen, mich zu behandeln als wäre ich fünf.

      »Ach, ja. Du wolltest dieses Jahr ja nicht zu Tante Claire fahren. Ich werde nicht viel Zeit für dich haben, Kleines. Ich muss ein paar Dinge erledigen, die ich schon eine Weile vor mir herschiebe. Ist dein Freund Thomas auch hier?« Sie lächelte mir mit einem Augenzwinkern zu.

      Ich wusste, was sie meinte. »Maman! Thomy ist nur ein Freund, ein guter Freund, sonst nichts. Und ja, er fährt auch nicht weg. Wir wollten etwas zusammen unternehmen, wenn es dir recht ist.«

      »Aber natürlich, solange ihr nicht nur am Computer sitzt.« Sie sah mich streng an.

      »Nein, das werden wir nicht.« Ich rollte unwillig mit den Augen und fing ungeduldig an den Tisch abzuräumen und die Küche sauber zu machen. Danach lief ich rasch in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir zu. Ich musste unbedingt Thomy anrufen. Meine Mutter würde mich vor acht Uhr abends nicht mehr stören. Ich hatte also über zwei Stunden Zeit mich diesem Problem zu widmen.

      Um den Computer auf meinem Schreibtisch, der immer noch laut brummend vor sich hinarbeitete, machte ich einen großen Bogen und griff nach meinem Handy, das auf dem Regal über meinem Bett lag. Aufgeregt wählte ich die Nummer von Thomy. Es läutete ein paarmal, aber er ging nicht dran. Nervös knabberte ich an meinen Fingernägeln. Warum zur Hölle meldete er sich nicht? Er war doch sonst immer so schnell. Nach ein paar Minuten gab ich es auf und hinterließ ihm eine Rückrufnachricht auf seiner Box. Unruhig ging ich im Zimmer auf und ab, warf immer wieder einen Blick auf den Computer. Irgendetwas arbeitete in ihm und beanspruchte die CPU enorm. Ich traute mich nicht näher heran. Vielleicht sollte ich einfach die Sicherung für mein Zimmer ausschalten, dann wäre er ohne Strom. Leider befand sich der Sicherungskasten im Keller und mir fiel kein Grund ein, den ich meiner Mutter erzählen konnte, warum ich das Stromnetz im Haus lahmlegte. Wenn ich einfach den Stecker herausziehe, dann kann mir doch auch nichts passieren, oder? Irgendetwas hielt mich davon ab. Andererseits konnte ich den PC nicht einfach laufen lassen. Davon abgesehen, dass ich ihn nicht mehr benutzen konnte, wenn ich das Problem nicht löste.

      Mein Blick fiel auf die Arnisstöcke, die Thomy und ich für das Training benutzten. Arnis ist eine philippinische Kampfkunst, es ist etwas anders als Kung Fu, das ich auch sehr mochte, und ziemlich anstrengend. Ich war ein großer Martial Arts Fan und wollte unbedingt so gut werden wie Michelle Yeoh oder Cynthia Rothrock. Wir übten fast jeden Tag unsere Sinawalis und Tapi-Tapis und waren mittlerweile schon ziemlich schnell damit. Der Arnisverein war der einzige Ort, an dem ich mich nicht abgelehnt fühlte. Wir hatten einen ziemlich guten Trainer und ich hatte bereits einige Gürtelprüfungen abgelegt. Wenn ich fleißig weitertrainierte, dann konnte ich mit achtzehn meinen ersten Meistergrad machen. Ich griff nach dem roten Stock und näherte mich vorsichtig dem Computer. Mit der Spitze des Stockes schob ich die Maus ein wenig über das Mousepad. Der Bildschirmschoner ging zu, aber es war nichts zu sehen, nur ein heller Punkt in der Mitte blinkte unregelmäßig. Ein schauriges Stöhnen klang aus dem Audiosystem. Erschrocken stürzte ich zur Steckdose und versuchte den Stecker heraus zu ziehen. Ein stechender Schmerz fuhr mir in die Hand, es brannte höllisch in meiner Handinnenfläche. »Aua!«, brachte ich nur noch heraus, als ein unangenehmes Kribbeln meinen linken Arm hochsauste. Es schien meine Zunge zu lähmen und mein Gehirn zu fluten, um dann meinen gesamten Körper bis in meine Fußspitzen hinunter auszufüllen. Ich stöhnte leise, zu mehr war ich nicht fähig. Zum Glück verebbte das Gefühl nach ein paar Sekunden wieder. Erschrocken betrachtete ich die Handfläche meiner linken Hand. Dort wo der Funke übergesprungen war, war ein etwa zwei Euro großer, schwarzer, verbrannter Fleck entstanden, genau in der Mitte, da wo die Haut am dünnsten war. Er hatte eine seltsame Form, die ich gar nicht genau beschreiben konnte. Um ihn herum war alles stark gerötet.

      »Na toll!«, dachte ich, »jetzt habe ich nicht


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