Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk

Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge - Michael Schenk


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aus den unterhalb des

      Hauptabflusses gelegenen Flussbereichen. Die Stadt ist gewachsen, Herrin.«

      »Oh.« Larwyn lachte leise auf. »Ich denke, ich verstehe das Problem. Das

      bedeutet, dass wir den Abfluss verlegen müssen, nicht wahr?«

      »So ist es.« Meowyn seufzte. »Die Baumeister halten dies für

      überflüssigen Arbeitsaufwand. Allerdings«, fügte Meowyn trocken hinzu,

      »wohnen sie auch oberhalb des Abflusses.«

      Larwyn blickte Tasmund an. »Tasmund, guter Herr, besprecht dies in

      meinem Namen mit den Verantwortlichen und weist sie darauf hin, dass ich

      erwäge, ihre Wohnsitze in Gebiete unterhalb des Abflusses zu verlegen.«

      Tasmunds Augen funkelten belustigt, und er deutete eine knappe

      Verbeugung an. »Wie Ihr wünscht, Hohe Dame.«

      Larwyn wiegte Garwin auf ihrem Schoß und zog ihn mit sich, als sie sich

      hinter dem Schreibtisch erhob und neben Meowyn trat. »Wir haben so vieles

      in den vergangenen Jahren geschafft. Ich hoffe, es wird nie vergessen werden,

      wie sehr wir dafür gekämpft und gelitten haben.« Sie blickte über den Fluss

      hinweg, doch von ihrem Standpunkt aus war das lang gezogene Grab auf der

      anderen Flussseite nicht zu erkennen. »Und wofür so viele von uns gestorben

      sind.«

      Der Ansturm der Orks vor mehr als drei Jahren hatte viele Menschen der

      Hochmark das Leben gekostet, und nur die Tatsache, dass viele von Garodem

      aus der Nordmark Gerettete hiergeblieben waren, hatte das erneute Aufblühen

      von Eternas ermöglicht.

      Das Volk der Pferdelords war es gewohnt, das Land, das es bewohnte,

      behutsam zu nutzen. »Nimm nicht mehr vom Land, als es zu geben bereit

      ist«, hatten schon die Vorväter den Ahnen gesagt, »sonst nimmt das Land

      mehr von dir, als du zu geben vermagst.« Ein Säugling brauchte viele Jahre,

      um zu einem Pferdelord heranzuwachsen, so wie ein Baum Jahrzehnte

      brauchte, um gutes Holz zu bringen, und fruchtbarer Boden wiederum seine

      Zeit, um sich nach einer Ernte zu erholen. In den weiten Ebenen der anderen

      Marken des Pferdekönigs war es relativ leicht, neuen Ackerboden zu

      erschließen oder einen Teil des Waldes zu finden, in dem man Holz schlagen

      konnte, während ein anderer Teil sich erholte. Das Land der Hochmark

      hingegen war weit rauer und unwirtlicher, und hätte es nicht das Tal von

      Eternas gegeben, so hätte Garodem die Seinen nicht hier angesiedelt. Doch

      dieses Tal und seine fruchtbaren kleinen Nebentäler boten Raum zum Siedeln

      und die Möglichkeit zu überleben und zu gedeihen.

      Da Eternas keine befestigte Stadt war, bot lediglich der im Osten

      verlaufende Fluss Eten dem Wachstum der Stadt ein Hindernis. Denn das

      jenseitige Flussufer sollte künftigen Gehöften und der Ernährung der

      Bevölkerung vorbehalten bleiben.

      Nun wurde also das Wachstum der Stadt zunehmend zu einem Problem.

      Am Anfang, als nur wenige Hundert Menschen dort lebten, hatten sich die

      Einwohner einfach außerhalb der Häuser erleichtert. Später, als die Häuser in

      die Höhe wuchsen, hatte man die Obergeschosse ein wenig über die

      Untergeschosse hinausragen lassen und die Produkte der Verdauung einfach

      in die Gosse hinabfallen lassen. Doch rasch wurde klar, dass der reichliche

      Dung zwar gut für den Boden war, die Nasen der Bewohner jedoch

      zunehmend belästigte. Auch war es nicht jedermann angenehm, in die

      Erleichterung des Nachbarn zu treten und diese an den Schuhen ins eigene

      Haus zu tragen.

      Die Gemahlin des Pferdefürsten hatte dafür gesorgt, dass Abhilfe

      geschaffen wurde. Sie ließ Rinnen zwischen den Häusern anlegen, die ein

      geringes Gefälle aufwiesen und an den Seiten gemauert waren. Da es

      reichlich Wasser gab, wurden diese Rinnen immer wieder durch die

      Hausbewohner gespült, sodass der lästige Geruch bald abnahm. An den

      Übergängen der Gassen wurden die Rinnen abgedeckt, sodass man sie

      trockenen Fußes passieren konnte. Vornehmlich in der Nähe der Schenken

      und während der Nacht verfehlte jedoch mancher tastende Fuß diese sicheren

      Übergänge, und der Betroffene musste seinen Heimweg übel riechend und

      von eigenen und fremden Flüchen begleitet fortsetzen. Meowyns Absicht, die

      Abwässer künftig unterirdisch abzuleiten, konnte dem entgegenwirken.

      Die Höfe und Getreidefelder der Bauern erstreckten sich kreisförmig in

      einem Radius von einigen Tausendlängen um die Stadt Eternas herum, und

      zwischen den in voller Reife stehenden Äckern konnte man die abgeernteten

      Brachen der Vorjahre erkennen, die man erst in späteren Jahren erneut nutzen

      würde, um den Boden nicht auszulaugen. Die Höfe lagen in der Nähe der

      Bachläufe, und obwohl die Menschen des Pferdevolkes ein wehrhaftes

      Reitervolk waren, erwiesen sie sich durchaus auch als geschickte Bauern.

      Jedes Jahr gab es gute Ernten, und die Vorratslager der Stadt und der Burg

      waren prall gefüllt.

      Die Menschen der Hochmark waren stolz auf das, was sie geleistet hatten,

      und sie hatten allen Grund dazu. Zäh hatten sie der erdrückenden Übermacht

      der Orks standgehalten, bis die Pferdelords des Königs die ersehnte Rettung

      brachten.

      Doch nun schien die Zeit des Krieges vorbei, und Frieden war in die Ebene

      von Eternas, in die Täler der Hochmark und die restlichen Marken der

      Pferdelords eingekehrt.

      Larwyn beobachtete die gelblichen Wolken, die von den Feldern Eternas

      aufstiegen. Es war Erntezeit, und man warf das gedroschene Stroh in die Luft,

      wo die Spreu vom Wind erfasst und fortgetrieben wurde, während das

      schwerere Getreide in die hölzernen Siebe der Erntehelfer fiel. Auch dies war

      ein Zeichen des blühenden Handels. Vor wenigen Jahren war Holz noch so

      kostbar gewesen, dass die Menschen Eternas’ schwere metallene Siebe

      benutzen mussten, und nicht wenige Helfer waren nun erfreut darüber, die

      leichteren


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