Dämonentreue. Dagny Kraas

Dämonentreue - Dagny Kraas


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zuvor wahrgenommen hatte.

      »Du würdest mir gehorchen, nach außen hin widerwillig, doch innerlich erleichtert, dass du dich nicht länger weigern musst. Ich werde dir befehlen, mir in meine Kajüte zu folgen, und dort, erst dort, wirst du sehen, was dein Versprechen bedeutet.«

      Sie erschauerte in seinem Griff, keuchte vor Erregung, doch noch immer hörte sie nicht auf, sich zu wehren. Und als er das begriff, gelang es ihm endlich, seine Beherrschung wiederzuerlangen.

      Er ließ sie los und fügte halblaut hinzu:

      »All das würde ich tun, wärst du tatsächlich meine Gefangene und nicht meine Königin. Aber«, er senkte den Kopf und lächelte, »es ist, wie es ist. Ich darf meine Hochachtung vor deiner heutigen Leistung ausdrücken und verbeuge mich vor dir, meine Königin.«

      Leises Raunen ging durch die Umstehenden, als Cridan auf ein Knie niederging und scheinbar demütig das Haupt senkte. In Wahrheit nutzte er die Gelegenheit, um sich zu sammeln.

      »Steh auf«, sagte Béo. Ihre Stimme zitterte kaum merklich. »Du sollst nicht vor mir knien, Königin hin oder her.«

      Er hob den Kopf, und als sich ihre Blicke trafen, flackerte die Erregung noch einmal grell in ihm auf.

      Cridan ballte die Faust so fest, dass es weh tat, und der Moment verging. Er erhob sich, nickte anerkennend und entschuldigte sich unter dem Vorwand, wieder seiner Arbeit nachgehen zu müssen. Sie stimmte seinen Worten mit einem stummen Nicken zu.

      Lito‘ta reichte ihm sein Schwert und sein Hemd zurück.

      Schweigend kleidete er sich wieder an. Sie musterte ihn mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, und ihm ging auf, dass vermutlich jeder T‘han T‘hau, der ihm näher kam als zwei Schritte, seine Erregung so deutlich riechen konnte wie sie jetzt.

      »Ist es offensichtlich?« fragte er leise.

      Lito‘ta lächelte ein wenig.

      »Man könnte denken, du liebst den Kampf«, antwortete sie. »Auf vielleicht etwas außergewöhnliche Art. Wenn du allerdings noch ein wenig hier stehenbleibst, werden sie glauben, dass ich daran Schuld bin.«

      Cridan war für einen Herzschlag lang überrascht, dann lächelte er.

      »Du bist schlau«, sagte er. »Komm ein wenig näher, damit man mir das auch wirklich abnimmt.«

      Sie trat nah an ihn heran, hob eine Hand und strich ihm über die Schuppen auf seiner Brust. Dann legte sie den Kopf schief und sah ihn von unten herauf an.

      »Es würde mir gefallen, der wahre Grund zu sein«, flüsterte sie.

      Cridan hielt ihre Hand fest.

      »Sag mir das noch einmal, wenn du nicht mehr meinem Befehl unterstehst«, murmelte er. »Jetzt gerade ist eine… unglückliche Situation für so etwas.«

      Sie lachte, legte ihm auch die zweite Hand auf die Brust und drückte sich eng an ihn.

      »Du bist der Kapitän«, bemerkte sie. »Wer wollte dir etwas befehlen? Avy kann dir kaum genügen. Sie ist keine T‘han T‘hau. Ich hingegen…«

      Er unterbrach ihre Worte mit einer unwirschen Handbewegung: »Vergiss es, Lito‘ta. Nicht, solange wir in einer Mannschaft stehen.«

      Sie verzog enttäuscht den Mund.

      »Nun gut«, sagte sie achselzuckend. »Dann später vielleicht.«

      »Später vielleicht«, nickte Cridan.

      Als er kurz darauf seine Kajüte betrat, hatte er das Gefühl, nicht allein zu sein. Dennoch erschreckten ihn die halblauten Worte, die hinter ihm erklangen:

      »Warum hast du mir diese Dinge gesagt?«

      Unwillkürlich wirbelte er herum, geduckt, die Arme kampfbereit und mit geballten Fäusten erhoben, die Zähne gefletscht und die Schuppen aufgestellt.

      Als er Béo erkannte, die an die Wand gelehnt hinter der Tür saß, ließ er die Hände sinken, richtete sich auf und entspannte sich. Seine Schuppen legten sich wieder zu ihrem gewohnten, matt glänzenden Panzer zusammen.

      »Mach das nicht noch mal«, brummte er vorwurfsvoll. »Mich so zu erschrecken, ist kein besonders kluger Einfall.«

      Er warf ihr einen finsteren Blick zu, dann drehte er sich um und ging zu der Truhe hinüber, die neben seinem Bett stand.

      »Ich warte noch auf eine Antwort«, erinnerte sie ihn.

      »Ich weiß«, entgegnete er. »Ich denke gerade über ebendiese nach.«

      Er ließ sich auf den Deckel der Truhe fallen.

      »Ich sagte dir schon einmal, dass du es mir nicht übelnehmen darfst, wenn ich mein Herz auf der Zunge trage. Manchmal muss ich meinen Gedanken Luft machen.«

      Er sah sie an und rieb sich nachdenklich mit der Hand über das Kinn. Er musste sich gut überlegen, was er sagte.

      »Davon abgesehen wollte ich dich provozieren. Ich wollte dich aus der Reserve locken und dich mit deiner größten Schwäche konfrontieren.«

       Ihre größte Schwäche? Wohl eher deine eigene, du geschuppter Vollidiot. Und schon wieder Lügen.

      »Und die wäre?« fragte Béo.

      Cridan stand langsam auf und kam zu ihr hinüber, ging vor ihr in die Hocke und stützte sich auf seinen Oberschenkeln ab.

      »Du magst mich zu sehr«, sagte er ernst. »Das ist gefährlich. Für dich und für mich, das kann ich nicht leugnen. Ich… wollte wissen, wie gefährlich es uns werden könnte. Ich habe einmal zu Mar‘Tian gesagt, dass ich dich selbst dann nicht in mein Bett nehmen würde, wenn du mich feucht und willig darum anflehtest. Das war damals die Wahrheit und ist es jetzt, aber vorhin… vorhin wäre sie es nicht gewesen. Ein Wort von dir hätte genügt, mich sämtliche Treueide dieser Welt vergessen zu lassen und mir in einer Nacht mit dir den Verstand heraus zu vögeln, um es mal grob auszudrücken.«

      Er lächelte schief.

      »Ganz gleich, wie es danach weitergegangen wäre, und ich weiß, dass es ein Desaster geworden wäre – als ich dich mit einer singenden Klinge in der Hand gesehen habe, schrie alles in mir danach, dich in mein Bett zu zerren und dich zu meiner Frau zu machen, ungeachtet dessen, was meine Vernunft dazu sagte.«

      Er lachte leise. »Wenn du mir nur durch ein Wort, eine Geste zu verstehen gegeben hättest, dass du mich nicht zurückweisen würdest…«

      Er seufzte.

      »Aber du hast es nicht getan. Oh, die Vorstellung, dass ich tatsächlich alles Mögliche mit dir anstellen könnte, hat dich durchaus erregt, das hat mir meine Nase verraten«, er grinste, »aber der weitaus größere Teil von dir hat sich heftig und voller Wut dagegen zur Wehr gesetzt, dass ich auch nur an so etwas denke!«

      Eine Weile sahen sie sich schweigend an, dann sprach er weiter:

      »Du weißt, dass ich ohne Zögern mein Leben für dich geben würde, Béo. Ich bewundere dich, verehre dich – und heute habe ich dich begehrt. Ich oder besser: der Teil von mir, den du als Dämon bezeichnen würdest. Hier oben«, er tippte sich an die Stirn, »weiß ich das alles. So wie ich auch weiß, dass sich an meinen wirklichen, ehrlichen Gefühlen für dich nichts geändert hat. Gib mir nur ein wenig Zeit, das auch dem Dämon in mir zu erklären. Ich werde vielleicht ein Weilchen dafür brauchen.«

      Béo zog die Beine an den Körper, umschlang sie mit den Armen, stützte das Kinn darauf und musterte ihn eindringlich. Dann kniete sie sich hin, legte ihm die Arme um die Schultern und lehnte ihre Stirn gegen seine.

      »Mein großer, großartiger Cridan«, flüsterte sie. »Es tut mir Leid, dass ich dich durcheinander bringe. Aber du hast Recht, wie so oft: Abgesehen von dem kleinen Teil, der dem Dämon in dir antwortet, ist alles, was ich dir geben kann, die aufrichtig empfundene Zuneigung einer Freundschaft.«

      Mit


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